Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1938

Spalte:

251-253

Titel/Untertitel:

Revue d'histoire ecclésiastique; Band 32 1938

Rezensent:

Köhler, Walther

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

251

und der pervertierten politischen Ordnung des Antichristen
S. 43). Manche exegetische Zuspitzung (z. B. in
der Behandlung von Joh. 18, 33—37) wird auch Widerspruch
hervorrufen, weil sie mit geschichtsphilosophi-
schen Mitteln zu verdeutlichen sucht; aber man wird nicht
leugnen können, daß gerade diese Eigenheiten die Lektüre
des Büchleins interessant machen. Auch die Anmerkungen
werfen Licht auf neue Fragestellungen und lassen
eine spätere und eingehendere Behandlung der angeschlagenen
Themen als wünschenswert erscheinen: z. B.
Anm. 58: Das Verhältnis Herodes und der Herodiauer
zu Jesus Christas, Anrn. 03: Das Gottesgnadentum christlicher
Könige im Zusammenhang mit der Eschatologie.
Aufs Ganze gesehen, ist die vorliegende Studie ein
fruchtbarer Beitrag zum Märtyrergedanken, aber wiederum
keine grundsätzliche Lösung der biblischen und
kirchlichen Problematik. Diese Einschränkung soll nicht
den aufrichtigen Dank vermindern, den dies sachlich und
stilistisch fesselnde Buch verdient.

Halle a. S. O. Michel.

Revue d'histoire ecelösiastique. Band 32. Bureaux de la Revue:
Louvain 1936. 532 S.).
G. Bardy: Faux et fraudes litteraires dans l'anti-
quite chretienne, zeigt in einem ersten, literargeschicht-
tichen Teile, ähnlich wie Torm und Arnold Meyer, die
verschiedenen pseudepigraphisehen Schriften, kirchliche
und häretische, auf unter Angabe der Motive der Fälschung
, um im zweiten Teile sehr wertvolle Einzelbeispie-
lie zu bringen für die Art, wie bei Fälschungen bezw.
auch bei Sicherstellungen gegen Fälschungen vorgegangen
wurde. — G. Constant: Le changement doctrinal
dans l'Eglise anglicane sous Edouard VI (1547—1553),
schildert die Periode, in der Cranmer als Gegenstück
zum Tridentinum Theologen aller drei reformatorischen
Richtungen in London versammeln will zu einem Generalkonzil
; zahlreiche Theologen kommen dank Interim
herüber, a Lasco wird Superintendent der Fremdengemeinden
und gibt ihnen die Confessio Londinensis, die
anglikanische Kirche ändert sich unter diesen Einflüssen,
aber es fehlt noch das von Bucer dringend gewünschte
Glaubensbekenntnis. Bekanntlich wurden es die 42 Artikel
, und ihre Entstehung und ihr dogmengeschiehtlicher
<Behalt bilden den Mittelpunkt der Arbeit Constaaits.
Sehr dankenswert werden am Schluß in Tabellenform die
42 Artikel Eduards VI. und die 39 Elisabeths gegenübergestellt
, sodaß man die Abweichungen feststellen kann.
— W. von Pölnitz: A propos des synodes apoery-
phes du pape Symmaque. Les pretendus eveches de Lin-
tenum et de Gravisca, hält an der vorab von Hinschius
festgestellten Unechtheit der 503 (504) angeblich von
Symmachus gehaltenen Synoden fest, um die schon von
Hefele geäußerte Vermutung, die Synodalunterscluiften
seien anderen Akten entnommen, zur Evidenz zu
bringen: die Akten des Chalcedonense von 451 und
die römische Synode von 501 sind die Quelle; das rätselhafte
Linternum ist Nocera, unter Adonius de Gravisca
ist Adonius de Arabissus zu verstehen. — L. van der
Essen schreibt einen Nachruf auf H. Pirenne, insbesondere
über seine Bedeutung für die Kirchengeschichte,
B. Capelle auf D.D. de Bruyne. — J. Mo IIa t: Les
gräces expectatives sous le regne de Philippe VI. de
Valois zeigt, daß die 1179 u. ö. durch die Kurie verbotene
Verleihung von gratiae expectativae unter Philipp VI.
! 340 ff. doch vorkam und zahlreiche Prozesse hervorrief
, da der Herrscher selbst zwar 1338 die Expectanzen
verbot, dann aber doch nachgab. — P. Debonognie:
La conversion de s. Vincent de Paul, setzt sich mit Pierre
Coste, dem Herausgeber der Korrespondenz und Biographen
des h. Vincent, auseinander und lehnt den Brief
Vincents an de Comet, in dem er von seiner Gefangenschaft
und Flucht erzählt, weil unecht, als Quelle für
die Biographie des Heiligen ab. Positiv legt er die Bekehrung
in das Jahr 1610 anläßlich einer falschen Beschuldigung
auf Diebstahl. — J. Madoz: L'authenti-

cite d'un des nouveaux serrnons de S. Augustin con-
firmee par le concile de Seville de 619, findet ein Zitat
aus dem von G. Morin (S. Augustini Sermones post
Maurinos reperti 1930) veröffentlichten Sermo XVII:
| Ex Evangelio Lucae in dem Florilegium patristicum

■ des Konzils von Sevilla 619, das man bisher vergeblich
zu identifizieren versucht hatte. — Ch. Martin: Un

j discours pretendument inedit de S. Cyrille d'Alexandrie

j sur l'Ascension beschäftigt sich mit der von Papado-
pulos in der Gedenkschrift für Spyridon Lampros 1935
herausgegebenen Homilie über die Himmelfahrt, zeigt,
daß sie weder unbekannt noch unediert (PSG 64, 45
bis 48) war, weder von Cyrill noch von Chrysostomus

! stammt, sondern wahrscheinlich von dem sogen. Euseb
von Alexandria. — M. Esposito: Une secte d'here-

j tiques ä Medina del Campo en 1459, bringt einen Passus
aus dem „Fortalicium fidei" (eine Bibliographie dieses
Werkes wird geboten) des Alphonso de Spina zum
Abdruck, in dem von einer Schar von bekehrten Ketzern
die Rede ist, die sich dank ihrer Zwangsbekehrung
allerlei magischem und astrologischem Aberglauben hingaben
. — L. Antheunis: Un Jesuite anglais aux
Pays-Bas espagnols: Sir Edward Stanley (1564—1639)

■ gibt eine Lebensskizze eines Mannes, der nacheinander
! Soldat, Priester, Jesuit und Missionar war. — J. Lebon:
I Nicee-Constantinople. Les preiniers symboles de foi,
I stellt einen schlimmen lapsus in der 18.—20. Auflage
I von Denzingers Enchiridion fest: der Herausgeber Um-
I berg druckt hier als Nicaenum und Constantinopolita-

nurn die von Ed. Schwartz in ZNW 1926, S, 78 f.
gebotenen Texte, die aber, wie bei Schwartz deutlich
zu lesen stand, nicht die ursprünglichen, sondern in
Chalcedon zurecht gemachte sind; dem Irrtum von Um-

! berg war auch d'Ales zum Opfer gefallen. — P. S c h e-
peus: Pour l'histoire du Symbole Quicumque tritt im

I Anschluß au Biewer für die Verfasserschaft des Ambrosius
ein und sieht das älteste Zeugnis für Augustius
Kenntnis des Symbols in Coniess. XIII 5. — A. W. Bur-

I ridge: L'immaculec Conception dans la theologie de

1 l'Angleterre medievale stellt fest, daß Maria Empfäng-

| nis im 11. Jahrhundert als Fest in England auftauchte
(nicht schon etwa im Jahre 900), daß es unter Wilhelm

I dem Eroberer abgeschafft wurde, dann am Anfang des
12. Jahrh. durch einen Mönch von Westminster, Osbert,

j eine Neubelebung erfuhr; er vertritt die iinniaculata
coneeptio in einem Briefe an Anselm. Den ersten tracta-
tus de coneeptione sanetae Mariae schrieb Eadmer, der

! aber aus älteren Quellen schöpfte; seine Wirksamkeit

j zeigt sich bei Nicolaus von S. Alban. Ein weiteres
Dokument ist der P. L. 184, 991 ff. pseudobernhardi-
nische Sermo; allmählich drang die Anschauung auch
in die Liturgie ein. — A. Lern an: La nomination
du marechal d'Estrees ä l'ambassade de Rome en 1636

: zeigt, wie Richelieu, unterstützt von seinein Bruder Al-

I fons, Erzbischof von Lyon und seit 1635 in Rom

I akkreditiert, gegen den Willen des Papstes Urban VIII
die Ersetzung des bisherigen Gesandten Noaiiles durch
den von seiner früheren Wirksamkeit in Rom 1618/21

dort mißliebigen Marschall d'Estrees durchsetzte. — A.
Pelzer: Un essai americain de catalogue sommaire
de tous les manuscrits unterzieht die 1933—35 erschienenen
vier Bände des Union World Catalogue of Ma-
nuscript books, namentlich den zweiten, einer scharfen
Kritik. — Familiengeschichtlich wertvoll ist der Aufsatz
von P. Verhaegen: Trois siecles retraces par les
membres de la famille de Spoelbergh k Louvain 1563
bis 1873. — Seine oben erwähnte Studie setzt J. Lebon
fort in dem umfangreichen Aufsatz: Les anciens sym-

i boles dans la definition de Chalcedoine, eine eingehende
Auseinandersetzung mit Ed. Schwartz. Es wird gezeigt,

! was man damals unter „Nicänum" verstand, und was die
einzelnen Theologen an Symboltexten bieten. Ergebnis
: das Constantinopolitanum ist vor dem Konzil von

1 Chalcedon nicht als besonderes, 381 festgesetztes Symbol
bekannt; das Nicänum zirkulierte in verschiedener Ge-