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Ausgabe:

1938 Nr. 14

Spalte:

245-246

Autor/Hrsg.:

Webstoff, Spinnen

Titel/Untertitel:

Weben, Kleidung 1938

Rezensent:

Staerk, Willy

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1938 Nr. 14.

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"ten Lebenswirklichkeiten aus, wird für einen sehr das Material vollständig vorgeführt, Wolle vom Schaf
zentralen Bezirk religiöser Erscheinungswelt von dem , und Kamel, Ziegen- und Roßhaar, Flachs, Hanf und
neuen Buche van der Leeuw's in hervorragender Weise ürasarten, Baumwolle und Seide. Die Verarbeitung die-
gefördert. Es handelt sich in diesem geistreichen Buche ser Materialien wird nach den dazu benötigten Instru-
nämlich keineswegs nur um die Erfassung und Darstel- menten und den verschiedenen Tätigkeiten zur Anferti-
lung der Strukturelemente primitiver Mentalität, sondern | gung der Stoffe beschrieben. Die Darstellung ist hier
darüber hinaus werden durch die Aufzeigung der spe- besonders ausführlich. Sie zieht auch die Beschreibung
zifischen Verschiedenheit primitiver und moderner Men- . der verschiedenen Arten von Webstühlen, die in Ge-
talität und durch die Darstellung innerer Zusammen- I brauch sind (liegender und stehender Webstuhl, Mattenhänge
dieser beiden anthropologischen Strukturen mit 1 Webstuhl und Gestellwebstubl) und die Verwendung der
den Grundformen religiösen Lebens schließlich die drei , Stoffe beim Sticken und Nähen, bei der Herstellung von
Möglichkeiten sichtbar0 und verständlich, in denen letzt- j Netzen und Schläuchen und Fußbekleidungen heran, S.
lieh religiöses Leben wirklich werden kann: Mystik, j 1—198. Im zweiten Hauptteil S. 199—364 werden dann
säkularisierte Religion und geschichtliche Religion. die einzelnen Teile der Männer- und Frauenkleidung- be-
In großen Zügen stellt sich die Untersuchung folgendermaßen dar: schrieben, Schurz, Unterkleider, Oberkleider, Gürtel, Um-
Nachdem in der Einleitung (S. 5 -17) Wert und Grenze der bisherigen | hüllungen aus Tuch lind Fell, Kopfbedeckung, Fllßlieklei-
Primitivenforschung, insbesondere also der Arbeiten Levi Brühls, behan- , dung und Haartracht nebst Schmuckarteil. Zum Schluß
delt wurden, bietet der erste große Hauptteil (S. 18—138) eine genaue werden die beduinische, bäuerliche und städtische Tracht
Analyse der Elemente primitiver Mentalität. Dabei kommt es dem Ver- zusammenfassend geschildert. Wie in den beiden vorher-
fasser darauf an, die Frage nach der Eigenart primitiver Mentalität als „ehenden Bänden wird das antiquarische Material je be-
strukturproblew zu behandeln. Folgende wichtige Resultate ergeben m d herausgestellt und so dem Exegeten die Be-
d'eser Hinsicht die einzelnen Abschnitte: primitive Mentalität unterscheidet ; . dieses Werkes mit seiner fast erdrückenden
sich von moderner Mentalität durch wesentlich kleinere Distanz zwischen ■ EH „ =• U1^.„ "?uu a 2-L-S*ji«'t

Subjekt und Objekt, (S. 3i), zwischen Subjekt und Subjekt sowie zwi- Fülle von Einzelheiten wesentlich erleichtert. Ausfulu-
schen Objekt und Objekt (S. 37). Die Tatsache, daß in der Welt des : liehe Register der Worter (hebräische, aramäische und
Primitiven keine festen Grenzen zwischen ihm und der Welt sowie inner- arabische), Sachen Und Bibelstelleil erhöhen die Braucll-
halb der Welt selbst vorhanden sind, wird durch den bekannten Begriff , barkeit auch dieses Bandes. Die Beigabe von 117 vorder
„partieipatio" ausgedrückt. Das Phänomen selbst erklärt sich letzten , /üblichen Photos erleichtert das Verständnis der nicht
Endes durch das offenbar in der primitiven Welt lebendige Erlebnis : jmnier leichten Materien.

einer letzten Identität der Wesen in der Tiefe, die der moderne Mensch ; Q preise Verfiwr darf dp«; VtnnUp* i11pr Rihpl

nicht m.t,, „ut.f rc ^ni nt. ^<r«i*flmiirh* Art in der in . Her Sieis? vercasser darr des Dankes aliei Hioel-

"icht mehr sieht und erlebt (S. 50). Die eigentümliche Art in der in
der primitiven Voretellungswelt die Dinge zusammenhängen, läßt sich am
klarsten durch den Vergleich mit der Traumwelt und ihren Gestaltungen
darstellen und der Verf. kommt auf Grund einer sorgfältigen Untersuchung
zu dem Resultat: „Primitieve mentalität is zaak van het Droom-
bewustzijn ... dat alle scherpe lijnen uitwischt en zieh niet uitdrukt in
begrippen, doch in beeiden, gestalten, Symbolen" (S. 58). Auch die alltäglichen
Lebensfunktionen wie geben, kaufen, opfern etc. werden in die
»totalitäre Lebensstruktur" einbezogen, sodaß auch der Handel in erster
Linie Ritus ist (S. 74). Die primitive Geisteshaltung wird weiterhin
durch den Begriff des „magischen Denkens" (S. 75ff.) als eine Art Ob

forscher im In- und Ausland für dieses Meisterwerk
einer Archäologie des heiligen Landes, die alte Zeit
und Gegenwart zur lebendigen Einheit verbindet, gewiß
sein.

Jena. W. Staerk.

Harlow, Victor E.: Jesus' Jerusalem Expedition. Oklahoma
City: Harlow Publishing Corporation 1936. (XII, 117 S.). $ 2-.
Jesu öffentliches Leben steht ganz im Zeichen der

jektivierung der Welt gekennzeichnet, die die ganze Welt zum Subjekt Messianität- So wird in der Einleitung zunächst die

macht und von da aus beherrscht. Die mythische Welt stellt sich von ; zeitgenössische jüdische Erwartung — vielgestaltig im

einzelnen, jedoch auf gemeinsamer Grundlage ruhend
dargestellt. Jesus kann als geschichtliche Erschei-

hier aus dar als Objektivation der magischen Innenwelt (S. 83 ff.). Aber
die Art der Objektivierung ist primitiv, nämlich nicht begrifflich sondern
bildhaft Mit dem Mvthos hängt der Ritus eng zusammen, der als

agierterMythos erscheint (S. 102 ff.). In einer abschließenden Zusammen- W «"cht richtig begriffen Werden, wenn man über

fassung werden die drei Grundhaltungen gegenüber dem Leben: Mythos, ' sieht, daß er der Mann des mcss.ianischen Anspruchs
Logos und Geschichte (S. 110 ff.) einer genauen Analyse unterzogen. Es wie ein.es daraus geborenen energischen Handelns ge-
*'rd dann weiter gefragt nach den Gebieten, auf denen primitive Men- wesen ist. Daran ändert der Umstand nichts, daß die
talität auftritt (also bei Primitiven, bei Kindern, bei Geisteskranken und Überlieferung unter Griechen, denen messianische Hoffauch
bei „Normalen"). Der viel kürzere zweite Hauptteil handelt dann < nungen etwas Fremdes waren, das vielfach verwischt hat.
von der „modernen Mentalität", deren wesentlichstes Kennzeichen das I Den Hauptinhalt des Buches bildet die Behandlung
Bewußtwerden des Menschen seiner selbst und der objektiven Wirklich- eini er Stellen, aus denen sich nach Meinung des Verf!

ist (S. 144 ff.). Menschliche Existenz wird reflckt.erte Exrstenz. Die, d uftich [b{ ■ j JI^|S|£te Taxistand au£

Schlußabschnitte zeigen nun den Zusammenhang zwischen diesen anthro- hJffi ™h^MPJ^*A?»r*£!X?„ •

Pologischen Strukturen und den bekannten Urphäuomenen religiösen j RJ^J»*; R ßeh* d^ von den Ergebnissen einer

Lebens. Vor allem bedeutsam ist dabei der Nachweis, daß jenem Pro- < Untersuchung 3US, die er schon 1924 III dem Buche

J«fl der „Menschwerdung" im Sinne der Bewußtwerdung und damit der Jesus the Man vorgelegt hat. Danach weiß sich Jesus

Loslösung aus dem primären Lebensverbande das entspricht, was die seit der Taufe als Messias, wird in diesem Bewußtsein

Hochreligionen als Bruch im Leben, als Unheil zum wesentlichsten Ge- , vor Cäsarea Philippi kräftig bestärkt und fühlt sich

Kenstand ihrer Heilsverkündigung machen. Es zeigt sich also auch von ! nunmehr unwiderstehlich getrieben, Jerusalem ailfzusu-

hier aus, daß die Grundtendenz aller Religion auf Einheit gerichtet ist cherl) wej, nur h;er dje megsianischen Verheißlinoen

u"d somit auf Herstellung eines Zustandes, der einmal bestand, der aber Erfüllung finden können Anph rlip ihm ir«r

(«huldhaft oder nicht) verloren gegangen ist. (Vgl. dazu meine genau tretende%K iLÄ 8

Parallelen Untersuchungen über die „Idee der Sünde" (1931) und „Zur J««J» Moglichkeit persönlichen Unterliegens vermag

MetaphySik des ich" (1934)) L e ne Pfl,cht dem göttlichen Rufe gegen-

Bonn. ' Gustav Mensching. über irre zu machen.

-----._.- ! .. tin solcher Zug nach Jerusalem ist ohne Unter-

Da'man, Qustaf-Arbeit und Sitte in Palästina. Band V: Web- Stützung undenkbar.. Deshalb sammelt Jesus alle die,

stoff, spinnen Weben, Kleidung. Gütersloh: C. Bertelsmann 1937. welche sich völlig für seine Person und Sache einsetzen

(X", 396 s., 128 Abb.) gr. 8° = Beiträge zur Förderung christlicher wollen. 35 Paare von Boten — die 70 Jünger von Luk.

"Theologie, herausgeg. von Prof. D. A. Schlatter und Prof. D. W. Lütgert. 10, 1 — sendet er zur Werbung aus. Mit ihrer Hilfe

2- Reihe 36. Band. (Schriften des Deutschen Palästina-Instituts, heraus- bringt er viele Tausende auf die Beine, mit denen er in

eeg. von o. Dalman. 8. Bd. RM 22 -; geb. 25 -. Jerusalem einzieht. Nach anfänglichem Erfolg wird er

Schon nach zwei Jahren kann der Altmeister der < hier von der jüdischen Behörde gefangengesetzt, wäh-

H.alästinakunde den letzten Band seines großen encyclo- rend sich sein Anhang verläuft. Um seinen Tod her-

Padischen Werkes über Natur und Leben im alten und beizuführen muß sich das Synedrium an den Prokurator

gütigen Palästina vorlegen. Er behandelt darin die wenden, der Jesus als einen Galiläer zunächst dem

Kleidung nach den Gesichtspunkten Herstellung der Klei- Herodes Antipas zusendet und dann hinrichten läßt trotz

aung und ihre einzelnen Gegenstände. Zunächst wird der Überzeugung von seiner wesentlichen Unschuld.