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Ausgabe:

1938 Nr. 13

Spalte:

228-230

Autor/Hrsg.:

Höller, Josef

Titel/Untertitel:

Die Verklärung Jesu 1938

Rezensent:

Lohmeyer, Ernst

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Theologische Literaturzeitung 1938 Nr. 13.

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genwart" (S. 9—22) als „paganisierende Erklärungsweisen
" ab. Bekenntnisartig schließt er diesen Abschnitt
mit den Worten: „Uns gelten die Prophetien Ezechiels
als Zeugnisse für seinen Gottesglauben, als Urkunde
über den Heilsgott und sein Verhältnis zur Welt und
den Menschen — kurz: als Dokumente der Heilsge-
schiehte" (S. 22). Diesem Glaubensurteil gegenüber
dem Buch des Ezechiel und damit gegenüber dem ganzen
A.T. muß unbedingt zugestimmt werden. Es ist
höchst anerkennenswert, mit welchem Ernst der Verfasser
seinen Ansatzpunkt in der ganzen Arbeit durchführt
und auf theologische Ergebnisse zum Gottesgedanken
bei Ezechiel hinarbeitet. Dabei schließt die Erfassung
des Wesenhaften der Prophetie eine historische, sprachliche
und exegetische Arbeit am Text nicht aus. In
der Auseinandersetzung mit der bisherigen Ezechielfor-
schung gelangt er zur Anerkennung der Einheitlichkeit
des Ez.-Buches und daß es „im wesentlichen auf den
am Kebar lebenden deportierten Unheils- und Heilsprediger
zurückzuführen" ist. Es ist nur schade, daß er
durch die umfangreiche Auseinandersetzung mit der kritischen
Forschung nicht dazu gekommen ist, seine Ansicht
über die Einheitlichkeit und historische Ursprünglichkeit
des Buches darzulegen. Das hätte den literarischen
Boden seiner nachfolgenden systematischen Untersuchung
des Gottesgedankens abgesteckt, ohne an seinem
theologischen Ansatzpunkt etwas zu verändern.

In der systematischen Untersuchung geht der Verfasser
von der Heiligkeit Gottes als dem zentralen Begriff
bei Ezechiel aus und entfaltet dann die Aussagen
Ezechiels über Gott unter den Begriffen Gerechtigkeit,
Weisheit, Allmacht, Allgegenwart, Allwissenheit, Ewigkeit
, Stetigkeit. Die Untersuchung schließt ab mit einem
Kapitel über den herrlichen Gott- Die Einzelergebnisse
seiner Arbeit faßt der Verfasser dankenswerterweise am
Schluß jedes Abschnittes leitsatzartig zusammen. Wenn
auch zu den Ergebnissen im Einzelnen vielerlei zu sagen
wäre, so muß im Ganzen dem Aufriß der Arbeit zugestimmt
werden. Wer vielleicht bemängeln will, daß das
Gottesbild des Ezechiel in seiner Eigenartigkeit und
Einzigartigkeit gegenüber dem übrigen A.T. nicht genügend
hervortrete, muß bedenken, daß Verfasser seine
Aufgabe ausdrücklich systematisch, nicht historisch-theologisch
aufgefaßt hat (S. 8). Auch der Vorwurf, daß
moderne systematisch-theologische Begriffe hier in das
Ezechiel-Buch hineingetragen würden, scheint mir nicht
berechtigt. Der Verfasser hat die Schwierigkeit gespürt,
wenn er äußert: „Bei der Versprachlichung der göttlichen
Seinsweisen muß man stets mit der verengenden und unadäquaten
Ausdrucksweise rechnen, deren wir uns bedienen
müssen" (S. 22) Seine Arbeit wird auch dem
praktischen Theologen für Predigt und Bibelstunde von
Nutzen sein.

Die Schrift verrät großen Fleiß und erstaunliche
Belesenheit. Über 1200 Anmerkungen sind hinter den
Text gestellt. Leider hat die Fülle verarbeiteter Literatur
der Übersichtlichkeit sehr geschadet. Der Verfasser zitiert
viel zu oft und unnötig andere Forscher. In der Zitierungslust
vermeidet er nicht zahlreiche, den Text
belastende Wiederholungen. Zitate aus Horaz (S. 45)
und Schiller (S, 49) sind unnötig. Stilistisch und sprachlich
läßt die Schrift viel zu wünschen übrig. Im Ganzen
hätte die ernstzunehmende Arbeit kürzer gefaßt
werden können.

Leipzig-Borsdorf. Hans Bardtke.

Schreiner, Prof. D. Dr. Helmuth: Das Alte Testament in der
Verkündigung. Schwerin (Meckl.): Friedrich Bahn 1937. (114 S.)
gr. 8°. RM 2.80 ; geb. 3.40.

Das Buch Seh. zerfällt in zwei Teile, erstens grundsätzliche
Ausführungen zu dem Thema (S. 7—65) und
zweitens einige Beispiele, sechs Predigten (S. 65—113).

Im ersten Teil handelt Seh- zunächst von der Lage
der Verkündigung der Gegenwart. Hier grenzt sich Seh-
gegen die Position der religionsgeschichtlichen Schule
und gegen die Vischers ab. Im A.T. haben wir nach

| Sch. Gotteswort im Menschenwort vor uns. Die Schuld
der religionsgeschichtlichen Betrachtung ist es, nur auf
1 das Menschenwort zu achten. Sie verwechselt Religion
und Offenbarung, beschäftigt sich einzeln mit der Ent-
wickelung der Religion der Frommen des A. T., sie verkennt
den Offenbarungsgehalt des A.T. Während sie
es verabsäumt, hinter dem Menschenwort das Gottes-
j wort zu hören, nimmt Vischer einfach das Menschenwort
als Gotteswort hin, übersieht also die Verhüllung der
Offenbarung Gottes durch das Menschenwoirt, nimmt
| einfach das ganze A.T. als Offenbarung Gottes, als
j Christuszeugnis hin. Unbedingt richtig sieht also Sch.,
| daß es darauf ankommt, vom Menschenwort zum Got-
| teswort vorzustoßen, bei aller religionsgeschichtlichen
j Verschiedenheit dennoch die theologische Einheit von
, A.T. und N.T. zu erkennen.

Diese Einheit entfaltet er im zweiten Teil seiner
; Grundsätze als das Christuszeugnis im A.T. Er unterscheidet
im A.T. direkte und indirekte Weissagungen
auf Christus. Freilich gesteht auch Sch., daß der sen-
! sus historicus eines Prophetenwortes etwa nicht immer
I auf Jesus von Nazareth geht, aber er erklärt, daß der
[ konkrete Sinn einer menschlichen Rede keineswegs immer
eindeutig sei, und deshalb ist es nicht nur wichtig,
danach zu fragen, was ein Prophetenwort einst erstmalig
bedeutete, sondern ebenso wichtig, zu fragen, was es
in der Begegnung mit dem Glauben der christlichen
Gemeinde bedeutet hat und heute sagen will (S. 25).
I Ein Wort kann also nach seinem historischen Sinn keineswegs
als Weissagung auf Jesus gemeint sein, und
wird von uns doch als direkte Weissagung auf Jesus
mit Recht beansprucht, weil ein jedes Wort eine verschiedene
Tiefe und Bedeutung je nach Lage und Frage
| des Hörers hat. Daneben betont Sch. vor allem die indirekten
Weissagungen, d. h. die Erlösung ist im A.T.
I noch nicht da, aber das A.T. weiß um die Voraus-
j Setzungen dieser Erlösung, nämlich von Fall und Sünde
j der Menschen, vom Gesetz vor dem Evangelium. Das
| A. T. ist die Frage nach Gott, und das N. T. ist mit der
Botschaft vom Evangelium die Antwort auf eine aus der
j Gottesferne nach Gemeinschaft mit Gott fragenden Seele,
j Der Grundzug des A.T. bleibt Frage (S. 30). In den
I Ausführungen über die Einheit von A.T. und N.T. bewegt
sich also Sch. in altbekannten Gleisen und fördert
darum das Problem des theologischen Verständnisses
des A.T. nicht. Der Fehler ist auch bei ihm der chri-
j stozentrisch verkürzte Offenbarungsbegriff. Wenn Wort
I Gottes nur die Offenbarung Gottes im Sohn ist, so kann
! das A.T. nur Wort Gottes sein, so weit es Anteil hat
an Jesus von Nazareth. „Es ist Offenbarungszeugnis
I auf Jesus Christus hin, auf die anschauliche Gestalt der
I Gnade, die Person gewordene Gerechtigkeit Gottes auf
j Erden. Das N.T. beantwortet die Frage, wer der ist,
I der da kommen soll. Die Frage ist unabtrennbar von
j der Antwort. Die Antwort ist ohne die Frage gar-
nicht zu verstehen" (S. 31). Diese Einheit von A.T.
und N.T. besteht aber gerade nicht im Christologischen
I — weder direkt noch indirekt, sondern einzig im Theo-
i logischen.

Im dritten Teil seiner Grundsätze führt Sch. dann
| als Gesichtspunkt der Meditation noch aus, daß der
Prediger sich jeder alttestamentlichen Aussage gegenüber
drei Fragen vorlegen muß: Identität, Kontrarietät
und Ähnlichkeit alttestamentlicher und neutestamentlicher
Aussagen.

I Frankfurt a. O.__Kurt Schröder.

Höller, Dr. Josef: Die Verklärung Jesu. Eine Auslegung der

neutestamentlichen Berichte. Freiburg i. B.: Herder & Co. 1937.

(XVI, 235 S.) gr. 8°. RM 6—.

j Blinzler, Dr. Joseph: Die neutestamentlichen Berichte über

die Verklärung Jesu. Münster i. W.: Aschendorff 1937. (XIX,

170 S.) gr. 8° = Neutestamentliche Abhandlungen. Hrsg. v. Prof. Dr.

M. Meinertz. XVII. Band, 4. Heft. RM 8.50.

Die Erzählung von der Verklärung Jesu ist, vergli-
J eben mit anderen Berichten der evangelischen Tradition,
I nicht häufig so gründlich und umfassend behandelt wor-