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Ausgabe:

1937

Spalte:

153-154

Autor/Hrsg.:

Schultz, Bruno K.

Titel/Untertitel:

Rassenkunde deutscher Gaue 1937

Rezensent:

Vorwahl, Heinrich

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES, Güttingen, und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, Berlin

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Bibliotheksrat Lic.Dr.phiL REICH, Bonn, und Bibliothekar Lic. E. STEINBORN, Berlin.

Jährlich 26 Nrn.— Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind a u s fl c h I i e 6 I i ch an Professor D. BAUER in Güttingen, Düalere Eichen weg 14, zu senden,
Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewähr für Besprechung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Gottingen, kann nicht übernommen werden.

Printcd in Gcrmany.

J. C. HINRICHS VERLAG, LEIPZIG Cl

62. JAHRGANG, Nr. 9 24. APRIL 1937

Spalte

Bauer: Griechisch-Deutsches Wörterbuch
zu den Schriften des Neuen Testaments
(Debrunner).................161

Binkowski: Die Wertlehre des DunsSkotus
(Betzendörfer).............165

Bröcker: Aristoteles (Zeltner).......154

Deilimann: Una Sancta (Wobbermin) . . 167

Haussleiter: Der Vegetarismus in der

Antike (Henipel)..............157

Die Heiligenverehrung der christlichen Kirchen
(Stelter)................164

Kuhn: Sokrates (Zeltner)..........154

Mombauer: Bismarcks Realpolitik (Lerche) 165
Monumenta Palaeographica Vetera (Bauer) . 160

Spalte! Spalte

Mund: Pietismus — eine Schicksalsfrage an
die Kirche (Stelter).............166

Schultz: Rassenkunde deutscher Gaue
(Vorwahl)..................153

Schwartz: Zwei Predigten Hippolyt:;
(v. Campenhausen).............163

Wendel: Ländliche Grabreden (Schian) . . 167

Schultz, Dr. Bruno: Rassenkunde deutscher Gaue. Bauern im Das Buch ist ein Muster von fachlicher Kleinarbeit
ifldl. Allgäu, Lechtal u. Bregenzer Wald. München: J.F.Lehmanns und unterrichtet ausgezeichnet durch seine sorgsam aufVerlag
1035. (VIII, 136 S.) gr. 8°. RM 11—; geb 12.60. gebauten Tabellen und Kurven sowie das reiche Bild-
Im Rahmen einer größeren Reihe von rassekund- inaterial über Verbreitung und Kombination der ein/.el-
hchen Bevölkerungsauf nahmen, die Th. Mollison veran- nen Rassenmerkmale. Aber Mittelwerte und Korrela-
Iaßte, hatte B. K. Schultz die Aufgabe übernommen tionskoeffizienten pflegen für den Volkskundler nichts-
em genaues Bild der körperlichen Beschaffenheit und sagend zu sein, und so sorgfältig und unanfechtbar
Rassenzusammensetzung der angestammten Bevölkerung die statistischen Grundlagen als solche sind, ein le-
des südlichen Allgaus und seiner Grenzgebiete zu geben. bendiges Bild der tatsächlichen rassischen Typen und
Die angestammte Bevölkerung wurde an Hand der Kir- ihrer Wesensart vermögen sie nicht zu vermitteln. Das
chenbucher ermittelt und auf die Familien beschrankt, . ist die Folge einer einseitig atomistischen Methode, die
von deren heute lebenden Vertretern sämtliche Groß- den Einzelmerkmalen ein zu großes Gewicht verleiht
eitern aus der Gegend stammten. Die Untersuchung und um des ideals der „Exaktheit" willen darin stek-
umfaßt etwa 10°/o der Gesamtbevolkeruiig und halt ken 51eibt Selbstverständlich gäbe es ohne die atomi-
sich in der Meßtechnik an das Martinsche Lehrbuch. stische Denkweise des 19. Jahrhunderts, ohne die Kra-
Auffallend ist, daß den häufigsten Merkmalsverbmdun- nioi0gie eines Törek, Broca und Retzius, ohne die Soma-
gen bei den Mannern keineswegs dieselben bei den tometrie eines Martin keine ganzheitliche Schau, die im
Frauen entsprechen, denn wahrend bei den Männern ; wachsenden Maße fruchtbarer werdende Errungenschaft
der niittellange schmalgesichtige, braunhaarige und blau- des 20. Jahrhunderts, die die ganze lebendige Form in
augige Typus am häufigsten ist, begegnet bei den Frauen das Zentrum ihrer Untersuchungsmethoden stellt. Wie
der niedriggesichtige, kurzköpfige, helläugige und dun- sie das Variieren des lebendigen Formganzen in Reeh-
kelhaarige am häufigsten. Der Typus des Dinariers nung stelien muß, so daß z. B. ein Individuum trotz
mit dunklem Haar, dunklen Augen und gebogenem Na- ; Kurzköpfigkeit rein nordisch sein kann (Fischer, Rau,
senrucken kommt erst an siebenter Stelle. Bezeichnender v Eickstedt), sind die seelischen und geistigen Unter-
Weise kommen Merkmalsverbindungen, die den europai- schiede der Menschen „ungleich bedeutungsvoller" als
sehen Rassen vollkommen entsprechen, seltener vor als die körperlichen (Lenz), zumal sich die morphologisch

Neukombinationen, und Schultz kommt zu dem Ergebnis,
daß wir es hier mit einem Rassengemisch zu tun haben,
an dem vor allem die nordische und dinarische Rasse

auf Grund der Körpergestalt charakterisierten Rassetypen
keineswegs durchweg mit bestimmten seelischen
Strukturtypen decken (E. R. Jaensch in K. Rau, Unter-

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beteiligt sind, doch ist auch der Anteil der ostischen | suchungen zur Rassenpsychologie nach typologischer
Kasse nicht ganz gering. Mittelländisches Rassengut ist Methode III). Nur das Ausgehen von der Ganzheit
dagegen recht wenig an ihm beteiligt. Diese verschiedenen
Rassen sind offenbar noch nicht ganz gleichmäßig
und einheitlich vermischt, so daß noch da und
dort stärkere Häufungen der den einzelnen Rassen zukommenden
Merkmalsverbindungen vorkommen. An geizigen
Eigenschaften verzeichnet Schultz, daß der Allgäuer
verhältnismäßig schwer zugänglich, verschlossen,
ernst und zurückhaltend ist. In den Umgangsformen
°ft schroff, ja grob und abweisend, ist sein Sinn belehnend
und auf Vorteil bedacht. Am Althergebrachten
haftet er nicht sehr, er wechselt auch häufig seinen
D Typisch ist aber großer Ordnungssinn und seine
"einlichkeit, von künstlerischer Betätigung merkt man
)ye"ig, während die Leute im oberen Lechtale zugäng-
"cher sind, größeren Sinn für künstlerische Dinge zeigen
, aber in Bezug auf Ordnung und Reinlichkeit den
A1'gäuern nachstehen.
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selbst kann daher zu einer wirklichkeitswahren Erkenntnis
der rassischen Form führen. Daher stellen nach
v. Eickstedt die Merkmalsanalyse und die einzelhafte
Erfassung das denkinethodisch zweitrangige Moment dar.
Erst das Ganze, dann die Teile! (In: Forschungen und
Fortschritte 1936 S. 62). In diesen Worten liegt die
Wendung der Methodik, die die heutige Rassenkunde
von der älteren unterscheidet.
Quakenbrück. H.Vorwahl.

BröckerVjWalter : Aristoteles. Frankfurt a. M.: Vitt. Klostermann 1935.

(231S.)gr. 8°. = PhilosophischeAbhandlungen Bd. I. RM 8— ; geb.10 —'.
Kuhn, Helmut: Sokrates. Ein Versuch über den Ursprung der Metaphysik
. Berlin: Verlag der Runde 1934. (161 S.) gr. 8°. Geb. RM 6—.
Die beiden Arbeiten von Bröcker und Kuhn lassen,
jede aus ihrer Perspektive, die gegenwärtige Problematik
philosophiegeschichtlicher und ganz allgemein gei-

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