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Ausgabe:

1937

Spalte:

82-84

Autor/Hrsg.:

Schomerus, Hilko Wiardo

Titel/Untertitel:

Meister Eckehart und Māṇikka-Vāšagar 1937

Rezensent:

Merkel, Franz Rudolf

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES, Göttingen, und Prof. D. Dr. GEORG WOBHERMIN, Berlin

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Bibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, und Bibliothekar Lic. E. STEINBORN, Berlin.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und Belehrte Mitteilungen »ind ausschließlich an Professor D. BAUER in Göttingen. Düstere Eichenweg 14, In senden,
Rezensionsexemplare a u ■ s c h 1 i e fi I i c h an den Verlag. Gewähr für Besprechung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, kann nicht übernommen werden.

Frinted in Germany.

J. C. HINRICHS VERLAG, LEIPZIG Cl
62. JAHRGANG, Nr.5 27. FEBRUAR 1937

Spaltej Spalte
Hampe: Wilhelm I. Kaiserfrage und Kölner jMüsebeck: Wandlungen des religiösen Be-

Dom (Lerche)................88 wußtseins (Scholz)..............89

Heussi: Die Krisis des Historismus (Nöldeke) 93 Schell er: Das Priestertum Christi (Piper). 89
Hirsch: Die gegenwärtige geistige Lage Sc h 1 i n k : Der Mensch in der Verkündigung

(Nöldeke)...................93

Knolle: Luthers Glossen zum Alten Testament
(v. Rad)................84

der Kirche (Heinze).............94

Schomerus: Meister Eckehart und Mänikka-
Väsagar (Merkel)...............82

Spalte

Schultz: Das Verhältnis von Ich und Wirklichkeit
in der religiösen Anthropologie
Schleiermacheis (Wendland).........91

Steiger: Die Dialektik der Paulinischen Existenz
(Michel)................84

Weber: Staatskirchen recht (Meyer).....95

Zimmer: Indische Sphären (Merkel) .... 81

Zimmer, Heinrich: Indische Sphären. Der indische Mythus, alt- für eine Phantasmagorie? und in uns und ihr jenseits

indische Politik Yoga u. Mäyä, Buddha. München: R. oidenbourg i beider zu treten?" Die Antwort gibt ihm die moderne

u. Zürich: vig. der Corona [1935]. (251 S.) 8°. RM 5.50; geb. RM 6.80. ! Tiefenpsychologie des Züricher Psychotherapeuten C.

u ■ ■ u -7- , i „ • „ !1%t_ ^„„j.,, .pirmn*. ! G. Jung, der der deutschen Ausgabe des zuerst in eng-

Heinnch Zimmer hat seine inm besonders eigene .. ,J =u ... ^..p , . , -r- , , ,s,

q„ u a- u ' u f.-.m.^rr „r,h ,„^ho„i,Vhpr r,P lischer Fassung erschienenen .Tibetanischen Totenbuchs'

Sprache dichtenscher Einfühlung und anschaulicher de- ,BafW,„ ThÄHnft A/pr1ai(T pa!1.nw 7,wh_i oi«^2 i<nfi
staltung, die schon in seinem Buch: ,Ewiges Indien . .
Leitmotive indischen Daseins' (1930) unmittelbar ansprach
, die auch jetzt in seinem neuen Werk: ,In-
disclie Sphären' uns anschaulich deutend entgegentritt.
Es sind vier Abhandlungen, die an verschiedenen Stel

Bardo Thödol» (Verlag Rascher, Zürich-Leipzig2, 1936)
einen psychologischen Commentar vorangestellt hat.
„Daß alle Götter und Dämonen in uns sind und aus uns
kommen, wenn sie uns wie von außen gegenübertreten,
ist ein offenbares Geheimnis des Buddhismus in seiner
len erschienen waren, und nun hier gesammelt vorge- entfalteten Form des «Großen Fahrzeugs» und wird

auch im Vedanta gelehrt, der den Tantra's als philosophische
Doktrin unterbaut ist. Kaum irgendwo wird
es anschaulicher und wirksamer ausgesprochen, ja zelebriert
, als im tibetischen Totenbuch «Bardo Tödol»".

legt werden. An erster Stelle steht der Aufsatz über
,den indischen Mythos' und bietet uns zum Verstehen
des Mythos selten tiefe Einsicht: „Der Mythos ist die
sinnbildliche Geschichtschreibung Indiens bis an die

Schwelle neuerer Zeit - wie er auch seine wahre Dich- | PneQrQSchlu,ß d'eser Abhandlung beschäftigt sich mit dem
tung ist. Im anonymen Kollektivum von Heiligen und ! '933 verstorbenen Freisinger Lyzialprofessor L. Stauden-
Priestern, Sehern und Volkserzählern und dem ganzen ' nl^Mo^ J^-.J^^u^^.^ä^^ht?£s,$tcÄ
Volk, das hörend und empfangend unablässig an ihm
mitschafft, wirkt der dichterische Genius Indiens" (29).
Ein zweiter, ebenfalls kürzerer Aufsatz behandelt ,Alt-
indische Politik und den Geist des Abendlandes' unter
dem Titel: ,Der Brauch der Fische' und stellt in wirksamen
Antithesen Indiens naturnahe politische Doktrin
dem abendländisch-humanen Bewußtsein gegenüber;
solche Doktrin nennt sich «Lehre des artha» und versteht
darunter „Geld und Besitz, Interesse und Zweck",
Wobei das Moralische zur „unentbehrlichen Beimischung"
wird, die Macht erträglicher zu gestalten. Fast die
Hälfte des ganzen Buches füllt die dritte Abhandlung:
,Yoga und Mäyä' aus — „Yoga ist Überwindung des
Grams der Ewigkeit" . . Individuation erscheint unvorstellbar
, sie ist „nur wechselndes Kostüm für immer
neue fliehende Szenen einer Revue, die ohne Ende

,Die Magie als experimentelle Naturwissenschaft" (1912)
herausgegeben hat und den Zimmer für eine Art modernen
Adepten des Tantra-Yoga hält. Im letzten Aufsatz
über ,Buddha' läßt noch einmal der Verfasser den ganzen
Zauber seiner brillierenden Darstellungskunst aufleuchten
, um das Irrational-Paradoxe des Buddhismus
verstehen zu lehren: „Buddhismus bedeutet für Indien
die Krise des dogmatischen Denkens; — in Metaphysik
wie Materialismus. Auflösung aller substanziellen
Psychologie, die Größen und Kräfte unterstellt, Aufhebung
aller räumlichen Metaphern für das Seelenreich,
— das scheint die geschichtliche Sendung des Buddhismus
für Asien gewesen zu sein".
München. R.F.Merkel.

Schomerus, Prof. D. Hilko Wiardo: Meister Eckehart und

spielt, ihre stümme Regte jagt dieselben^Spieierscharen j Mänikka-Väsagar. Mystik auf deutschem und indischem Boden.

Pausenlos mit immer neuen Masken in immer verwan- Gütersloh: C. Bertelsmann 1936. (X, 191 S.) gr. 8°. RM 5.50; geb. 6.50.

delte Szenerien und Stehgreifspiele, und die Bünne ist { Vor Jahren hat der theologische Indolog« Rud Otto

aas große vielstockige Welttheater: der schichtenreiche j in seinem anregenden Buch ,West-östliche Mystik' Ver

weltleib" (72). Als spätes Zeugnis „vorarischen Alter- ! gleich und Unterscheidung zur Wesensdeutuno-' 'durch

Tunis ragt der Jaina-Yoga im starren Gewände einer be- die Gegenüberstellung von zwei klassischen Vertretern

sonderen Psychologie und Kosmologie in die Reihe jün- ; der Mystik des Westens und des Ostens des Mvst

gerer Yogaformen herein und der Verfasser wirft die ! kers Eckehart und des indischen Philosonhen Smllr*

Frage auf: „Hat der Yoga der Welt von heute etwas Acärya, als Vertreters des extremsten Wdänta den

zu sagen - mit seinem Ziel der Spaltung? mit seiner religiös-psychischen Aufbau der östlichen und der west

Forderung, uns nur figürlich zu nehmen und die Welt liehen Mystik zu erhellen gesucht. Nun tauchten aber

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