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Ausgabe: | 1937 |
Spalte: | 465-467 |
Autor/Hrsg.: | Andrée, Julius |
Titel/Untertitel: | Die Externsteine 1937 |
Rezensent: | Clemen, Carl |
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Theologische Literaturzeitung
BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜREK UND ADOLF VON HARNACK
und r Mitwirkung von Prof. D. hermann DÖKRIES, Göttingen, und Prof. D. Dr. georg wobbermin, Berlin
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN
Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Bibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, und Bibliothekar Lic. E. STEINBORN, Berlin.
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50
.Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind auBHchliefilich an Professor D. BAUER in Göttinnen, Düstere Eichenweg 14, zu senden,
Rezensionsexemplare ausschliefilich an den Verlag. Gewahr für Besprechung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, kann nicht übernommen werden.
Printed in Germany.
J. C. HINRICHS VERLAG, LEIPZIG Cl
62. JAHRGANG, Nr. 26 18. DEZEMBER 1937
Spalte
Andree: Die Externsteine (Clemen) . . . . 465
Böhme: Der Ahnenkult in Mikronesien
(Clemen)..................470
Furlani: La religione dcgli Hittiti (v. Soden) 471
Hartmann: Die Trollvorstellungen in den
Sagen und Märchen der skandinavischen
Spalte
Völker (Vorwahl)..............469
Hildebrand: Die Geheimbünde Westafrikas
als Problem der Religionswissenschaft
(Clemen)...............470
Hirsch: Das vierte Evangelium (Fascher) .14_2
— Studien zum vierten Evangelium (Ders.).'
Spalte
Ohlmarks: Heimdalls Horn und Odins
Auge (Clemen)...............467
Schlender: Germanische Mythologie
(Clemen)..................465
Vergiat: Moeurs et Coutumes des Manjas
(Clemen)..................470
I
Schlender, J. H.: Germanische Mythologie. Religion und ; karolingischer Zeit beziehen. Wenn A. jetzt (S. 65,2)
Leben der Germanen. Sechste, im Auftrage der Reichsstelle zur För- ( sagt, er habe von dem Vorhandengewesensein von Änderung
des deutschen Schrifttums überarbeitete u. ergänzte Auflage. ! Siedlungen in der Nähe der Steine nirgends etwas geBearbeiter
Dr. Richard von Kienie. Berlin: Herbert Stuben- schrieben, so trifft das insofern zu, als er diesen A'US-
rauch 1937. (281 S.) 8°. RM3.75. j druck nicht gebraucht hat; doch ergibt sich aus den
Die 6. Auflage des Schienderschen Buches ist ein | dort gefundenen Scherben doch wohl, daß „vor der Chri-
unveränderter Abdruck der 5., die hier in Nr. 22 des stianisierung germanische Stämme die Externsteine" nicht
Jahrgangs 1935 besprochen worden ist; das Buch ver- nur „kannten und besuchten" (S. 63), sondern daß sie
dient aber doch, noch einmal empfohlen zu werden. : dort wohnten; ja nach A. selbst (S. 63,2) zeigt „eine
Denn es ist nicht nur in seinen Literaturangaben, die Reihe von Scherben auffällige Ähnlichkeit mit solchen
freilich eben nur die bis 1934 erschienenen Veröffent- j der cheruskischen Siedlung von Bechterdissen". Sao-t
lichungen betreffen, sondern auch in seinem Inhalt j er weiter (S. 65,2): „Daß die Räume in den Steinen
außerordentlich reichhaltig. Besonders ausführlich wer- ; Kulträume gewesen sind, ist völlig klar. Warum Cle-
den die nordischen Mythen besprochen, und insofern
ist auch der Titel des Buches, der im Übrigen besser
germanische Religionsgeschichte lauten würde, berechtigt
. Wie hier einem ältern Sprachgebrauch, so folgt
es freilich auch in der Auffassung des Animismus als der
Quelle aller Religion einer nicht mehr haltbaren Theorie
men daran zweifelt, ist nicht klar. In Felsen gehauene
Wohnräume der Germanen kennen wir nicht. Die Germanen
hatten das auch gar nicht nötig, da sie bekanntlich
Holzhäuser bauten", so brauchten sie doch natürlich,
wie auch Edw. Schröder hier (1935, Sp. 115) betont,
nicht nur in solchen gewohnt zu haben; außerdem könn-
Ferner sind die nachträglich bei- und ziemlich Willkür- ten die Räume in den Externsteinen zur Aufbewahrung
lieh eingefügten Abbildungen von bronzezeithchen Fun- | von Vorräten oder als Ställe gedient haben und brauchen
den manchmal nicht sicher zu deuten und vor allem nicht ais0 nicht gerade „Kulträume" gewesen zu sein. Vol-
als germanisch zu erweisen. Andrerseits werden manche ' lends daß hier, wie A. dann behauptet, am Jahresende
Anschauungen und Gebräuche als solche bezeichnet, die , die Wintersonnenwende gefeiert worden sei, ist aus der
erst später entstanden sein können — von manchen : daselbst vorgenommenen Eimmeißelung absolut nicht mit
wird das auch ausdrücklich zugegeben. Endlich kann Sicherheit zu schließen--die von A. zitierten Ausfüh-
bezw. muß man an vielen einzelnen Stellen (auch in der rungen von Plaßmann und auch die von Bornhausen
Erklärung jener Mythen) andrer Meinung sein; aber all ( (Die nordische Vorstellung vom Sonnengott und ihr
diese Ausstellungen sollen den Wert des Buches nicht , Gestaltwandel, Archiv für Religionswissenschaft 1936
herabsetzen; ja besonders anzuerkennen ist, gerade in | 15) sind auf Wirth und Teudt zurückgehende Fantasien
einem „im Auftrage der Reichsstelle zur Forderung des j Auch daß der Sarg, mag die Nische über ihm immerhin
deutschen Schrifttums" überarbeiteten und ergänzten
Buche daß es die Arbeiten von Wirth und Teudt nicht
berücksichtigt, „weil sich für deren kühne Hypothesen
nirgends auch nur der Schatten eines Beweises finden
läßt."
Carl Clemen.
Bonn.
Andree, Prof. Dr. Julius: Die Externsteine. Eine germanische
Kultstätte. 2. ergänzte und vermehrte Auflage. Münster i. W.: Franz
Coppenrath 1937. (67 S., 48 Abb.) gr. 8°. RM 1.70.
Die ersrte, 1936 erschienene und hier noch nicht angezeigte
Auflage dieser Schrift habe ich in der Christlichen
Welt (1937, 86) besprochen und dabei bereits
darauf hingewiesen, daß sich von den jetzt 14 Sätzen,
in denen Andree (S. 63 ff.) das Ergebnis seiner Untersuchung
zusammenfaßt, die ersten 3 bezw. 4 nur auf
das Vorhandengewesensein von Ansiedlungen in der
Nähe der Externsteine und von Räumen in diesen in vor-
vielleicht älter sein, nicht erst im 12. Jahrhundert,
sondern in vorkarolingischer Zeit ausgemeißelt worden
sei, ist trotz A.s auch durch Schöll (vergl. die Besprechung
seines Buchs durch Vorwahl hier Sp. 299 f.) nicht
irgendwie wahrscheinlich gemacht worden. Ja selbst
daß das sog. Sazellum „der Kultraum der Sommersonnenwende
gewesen sei, ist durch den astronomischen
Beweis der Ortung dieses Raumes" (nämlich nach dem
Sonnenaufgang am Tag der Sommersonnenwende) nicht
„sichergestellt"; denn abgesehen davon, daß eine solche
Orientierung keinen Kult im wirklichen Sinn dieses
Worts beweisen könnte, war sie, wie namentlich A.
Fuchs (Im Streit um die Externsteine 1934, 39 ff.) zeigt,
auch bei einer christlichen Kapelle, wie sie später hier
angelegt wurde, durchaus denkbar. Daß die angebliche
Sonnenwarte absichtlich zerstört worden ist, ist entgegen
A.s weitrer Behauptung auch nicht bewiesen;
denn wie er (S. 37) selbst sagt, befinden sich die Keil-
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