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Ausgabe:

1937 Nr. 25

Spalte:

463

Autor/Hrsg.:

Holstein, Horst

Titel/Untertitel:

Zur Neuordnung der Evangelischen Kirche 1937

Rezensent:

Meyer, Philipp

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Seite 1

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463 Theologische Literaturzeitung 1937 Nr. 25. 464

Gemüts her" ist so der Inhalt des XI. Bandes. Der
XII. Band geht von den Reorganisatoren des preußischen
Staates zu der Erfassung und Formung des
preußischen Geistes durch das A. L. R. fort. Diese Staatsschrift
krönt die historisch-politische Arbeit Diltheys.
Der eigentümlichen Verbindung von Individuum und Entfaltung
überindividueller Zweckzusammenhänge, die
Preußen vor allem darstellt, entspringt die Sicht einer
Entelechie der deutschen Bewegung, die Enthusiasmus,
die edelste Frucht der Geschichte, erweckt.

Göttingen. Hans Niedermeyer.

H o I s t e i n, Dr. Horst: Zur Neuordnung der Evangelischen Kirche.

Göttingen: Vandenhoeck u. Ruprecht 1937. (35 S.) gr. 8°. Kart. RM 1.60.
Die Schrift will ein Wort zur Klärung und Befriedung
in der durch die Anordnung von Kirchertwahlen
entstandenen kirchlichen Lage bringen. Sie geht aus
von einer kurzen Rückschau auf die kirchliche Entwicklung
seit 1933 und sieht die Aufgabe der gegenwärtigen
Stunde darin, die in dieser Entwicklung neu geschenkten
Erkenntnisse für die kirchliche Neugestaltung nutzbar
zu machen und damit eine Schicksalsfrage durchzukämpfen
, die nicht nur eine deutsche ist. Sehr beachtenswert
ist das, was dann über die Rechtsgrundlagen der kirchlichen
Neugestaltung ausgeführt wird. Der Verfasser
knüpft hier an die seit Sohm viel erörterte Frage nach

dem Verhältnis von Kirche und Recht an und zeigt, I Stätten und den buntfarbenen Produkten der Volkskunst

Walterscheid, Dr. Jon.: Heilige deutsche Heimat. Das deutsche
Kirchenjahr mit seinen Festen, seinem Volksbrauch, den Volksheiligen
, relig. Literatur u. relig. Kunst. II. Bd. Juni bis November.
Hannover: Joseph Giesel 1936. (XI, 407 S.) gr8°.
Der Abschluß des Werkes (Vergl. Theol. Li*. Zeit.
1936 Nr. 13) behandelt die zweite Hälfte des Kirchenjahres
(Juni bis November) und ist von der gleichen
Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit, die den ersten Band
auszeichnete. In der Reihe der Volksheiligen begegnen
uns hier Agidius, der Patron der stillenden Mütter,
Donatus, der Donnerpatron, Kornelius, der bei Fallsucht
angerufene Heilige, Laurentius, der Patron der
Köche, Pantaleon, der Patron der Ärzte, Rochus, der
Pestheilige, Wendelin, der Viehpatron. Ihre Lebensund
Tätigkeitsschilderungen haben freilich wenig mit
nüchterner historischer Kritik zu tun, weil sie im Treibgarten
der religiösen Volkslegende gewachsen sind, die
mit den satten Farben der unerschöpflichen Phantasie
und poetischen Dramatik zu malen pflegt. So erschließen
sie Lebensgesetze religiösen Volksempfindens, das
sich ständig in engster Verbundenheit mit höheren Wesen
weiß, in den Heiligen Helfer und Führer in allen
Fährnissen des Lebens sieht und dieses Vertrauensverhältnis
in der epischen Ausmalung der Lebens- und
Wundergeschichten, in vielfältigen Bräuchen, in der über-
schwänglichen Ausstattung der Feste und Verehrungs-

wie die verbreitete Meinung, daß sich die äußere Ord- j ausstrahlen läßt. In schöner Weitherzigkeit kommen
nung der Kirche umgestalten läßt, ohne die Wesens- j aber z. B. bei der Darstellung der Wallfahrten auch

kirche zu berühren, in der auch von Sohm geteilten
positivistischen Auffassung des Rechts wurzelt, die in
ihm reine Menschensatzung sieht und es nicht in seiner
Eigenschaft als von Gott geschaffene Größe erkennt.
Die Verkennung des Wesens des Kirchenrechts ist, wie

außerkatholische Stimmen zu Worte, unter denen sich
Bürger, Goethe, Schiller und Uhland finden. Prof.
Sauerbruchs Bericht über Hindenburgs letzte Stunden
steht neben Dr. Schümmers Festrede bei der Bonner
Sonnwendfeier 1933. Ein Verzeichnis der wichtigsten

Quakenbrück. H. Vorwahl.

Holstein mit Recht betont, der Grundfehler der ver- l Wallfahrtsorte Deutschlands, ein Vorschlag für einen
gangenen Epoche des Kirchenkampfes. Eine Neuord- deutschen Heiligenkalender und ein Personen- und Sach-
nung wird von der Erkenntnis, daß die Rechtsform der j Verzeichnis für beide Bände machen dieses Bild katho-
Kirche nicht von dem Wesen der Kirche gelöst werden lischer Volksfrömmigkeit zu einem nützlichen Hilfsmit-
kann, auszugehen haben. Dabei wird nicht nur der tel der sakralen Volkskunde,
auch durch Gerichtsentscheidungen anerkannte Grundsatz
, daß das, was dem Bekenntnis widerspricht, nicht
Recht in der Kirche ist, zu beachten sein, sondern
auch der Erkenntnis, daß dem Bekenntnis positive Bedeutung
für die Gestaltung zukommt, Rechnung getragen
werden müssen. Sonst besteht die Gefahr, daß von
neuem eine Verwaltungskirche gebaut wird. Der Weg
zur Herstellung einer Rechtsordnung kann nicht, so
führt der Verfasser aus, Restauration oder Revolution,
sondern nur Reformation sein. Es folgt dann eine Besprechung
der zur Neuordnung der Kirche vorliegenden
Vorschläge. Daß die Durchführung des absoluten Führerprinzips
im der Kirche, wie es Jäger befürwortet,
abzulehnen ist, ergibt sich nach dem Vorhergehenden
von selbst. Etwas enttäuschend ist die Behandlung der
von der Vorläufigen Leitung des Deutschen Evangelischen
Kirche und dem Reichskirchenausschuß vorgelegten
Vorschläge. Die Anwendung des Grundsatzes, daß das
Bekenntnis die Neuordnung bestimmen soll, leidet hier
darunter, daß nicht ganz deutlich wird, was unter Bekenntnis
zu verstehen ist. An der in diesen Jahren, oft
schmerzlich fühlbar gewordenen Tatsache, daß lutherisches
und reformiertes Bekenntnis zur Frage der Verfassung
nicht die gleiche Antwort geben, durfte in
diesem Zusammenhang nicht vorübergegangen werden.
In einem kurzen Schlußabschnitt werden noch die Fragenkreise
, „Territorialismus oder Unitarismus" und
„Volkskirche oder Freikirche" gestreift. Die Schrift erinnert
in ihrem Eingang und Schluß eindringlich daran,
daß die christliche Frage für Deutschland die Schicksalsfrage
ist. „Kein Deutscher, dem Volk und Reich
am Herzen 1 iegt, kann sich der Auseinandersetzung mit
dem Kreuze Christi und sieiner Kirche entziehen".
Adelebsen. Ph. Meyer.

In Kürze erscheint:

Heinrich Matthes

Kommunismus
Reich Gottes
Kirche

mit lebendigen Gemeinden

Etwa 40 Seiten. 8". Preis RM 1.20

Hafte des Deutschen Evangelischen Gemeindetages Nr. 10

Soll auf die heute gefährlichste Anklage der Kirchengegner, der Kommunismus
sei ein Erzeugnis des Christentums, oder auf die ebenso gefährliche
Behauptung, daß der Kommunismus mit dem Vorbild des Urchristentums
ernst mache, keine eindeutige Erwiderung erfolgen? Diese Schrift eines
Vorkämpfers der Sulzeschen Gemeindebewegung gibt, auf sorgfältige theologische
und soziologische Studien aufbauend, die notwendige Antwort
hierauf, in Abschnitten wie: .Der Kommunismus . . ein Erzeugnis des antiken
Denkens", »das Reich Gottes keine Utopia", .Volk und Volkskirche"
(mit neuartigen Gesichtspunkten zum religiösen Verständnis des Industrievolkes
). Die Schrift stellt der antiken Gemeinschaftsidee, deren Verwirklichung
stets im Ideendespotismus endigte, als christliche Antithese die lebendigen
und aktiven Kerngemeinden der Kirche entgegen. In knappsten Ausführungen
bietet sie reichhaltiges Material zur Apologetik der Kirche und
zur Mobilmachung der Gemeindeglieder.

e

j. c. hi;nrichs verlag / Leipzig

Mit einer Prospektbeilage von J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig, betr. Herbst-Neuerscheinungen.
Die nächste Nummer der Tb.LZ erscheint am 18. Dezember 1937.

Verantwortlich: Prof. D.W.Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 14.
J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig C 1, Scherlstraße 2. - Druckerei Bauer in Marburg.