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1937 Nr. 21

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389

Titel/Untertitel:

Chrysanthos [Metropolit], Hē ekklēsia Trapezountos 1937

Rezensent:

Mpratsiōtēs, Panagiōtēs I.

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389

Theologische Literaturzeitung 1937 Nr. 21.

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der Kirche Jesu Christi ist. Diese Nationalkirche kann j
sich dann auch den Dienst am Volke als Aufgabe
vorschreiben. Es ist hier aber mit einem Kirchenbegriff
operiert, der weithin abgelehnt wird und der schriftgemäß
auch nicht begründet werden kann. Die Anhänger
der Nationalkirche aber tun gut, solche Programmschriften
wie die vorliegende Tiedemanns. nicht
als wissenschaftlich fundiert anzusehen.

Berlin.__Otto Lerche. i

Mi)TpojtoÄ.iTou TQcctE^oüvTOC, Xpixjdvfrou. 'H 'Exy.kr-
aiu Tqojie^ovvtoc. 'Ev 'Aö-rjvai£. Tvnoiq 'Eariac, 1936. S. 904. I
Über Trapezus gibt es eine reiche Literatur, worunter
viel Griechisches. Aber über die Kirche von Tra- !
pezus fehlte es noch an einer speziellen und vollstän-
digen Monographie. Die Beseitigung dieses Mangels |
übernahm durch dieses großangelegte Werk der letzte
orthodoxe Metropolit von Trapezus, hochwürd. Chry-
santhos Philippidis, der von 1913 bis zur völligen Ent- |
wurzelung der dortigen christlichen Bevölkerung im j
Jahre 1923 wie ein guter Hirte dort wirkte und seitdem
als Apocrisiarius des ökumenischen Patriarchats
in Athen tätig ist, ein Mann von großer Bildung, der !
auch in Deutschland studiert hat und der noch andere
Proben seiner Gelehrsamkeit abgelegt hat. Daraus erklärt
sich einerseits die wanne Liebe zu seinem Gegen- |
stand, andererseits die wissenschaftliche Art und Weise, ;
in der er das verschiedenartige, reichhaltige und weit j
zerstreute Material bearbeitet, die vorhandene reiche
Literatur benutzt und die unzähligen Probleme, die er
in den Kreis seiner Forschung gezogen hat, behandelt, j
Alles zusammen bedingt den großen Wert dieses seines
geschichtlichen Werkes, das unter anderem auch auf i
einer langjährigen, örtlichen Forschung und auf der
Benutzung der kostbaren lokalen Tradition beruht, deren j
Träger der Verfasser selbst ist, wie er auch der Hauptfaktor
der letzten kirchlichen Geschichte der berühm- i
ten Stadt war.

Das Werk besteht aus 10 Kapiteln. In ihnen werden j
in voller Ausführlichkeit behandelt die geographische,
topographische und geschichtliche Lage des Pontus Euxi-
BUS überhaupt und besonders der Provinz von Trapezus, I
ihre heidnische Religion und Kultur, die Gründung und
Ausbreitung der Kirche von Trapezus und ihre Ge- !
schichte bis zu ihrer Ausrottung; dazu im Besonderen j
ihre Denkmäler der christlichen Kunst. Zugefügt wer-
den ein chronologisches Verzeichnis der Bischöfe von
Trapezus, eine Zusammenstellung der in dieser Provinz
bis 'zu 1923 sich befindenden Städte und Dörfer,
wie auch der Zahl der griechischen Familien, Kirchen
und Schulen lauf Grund der im Jahre 1914 von der
Trapezunter Metropolis veranstalteten Volkszählung und !
Statistik, dann eine Namentafel und topographische Kar-
ten. Das Werk ist mit ausgezeichnetem Fleiß und auf
Sehr gutem Papier gedruckt und mit zahlreichen Bildern
von Trapezunter Denkmäler ausgestattet. Einen 1
inniger beteiligten und tüchtigeren Historiographen hätte
die Trapezunter Kirche nicht finden können. Dieses
monumentale Werk des Metropoliten Cbrysanthus ist
ein Dienst an der ihm anvertrauten und auf so tra- j
gische Weise verschwundenen Kirche von Trapezus, der
nicht geringer ist als alles, was er sonst für sie getan
hat, ein ewiges Denkmal seiner Gelehrsamkeit, seiner
Tugend und besonders seiner Liebe zu seiner Kirchenbraut
, deren Namen er noch immer trägt. Die plastische
und zugleich ruhige geschichtliche Darstellung wird ge- j
krönt durch erschütternde Worte aus den jeremiani- [
sehen Klageliedern und besonders aus Kap. 5.

Athen._____ P. Bratsiotis.

Calw er Kirchenlexikon. Kirchlich-theologisches Handwörterbuch.
In Verb, mit sachk. Mitarb. hrsg. von Fricdr. Keppler. 2 Bände:
A—K und L—Z. Jeder Band 8 Lfgn. mit 9—10 Bog. Lex. 8°.

Preis je Liefcrg. RM 2.50.

Mit der 8. Lieferung, die zu Mai 1937 angekündigt ]
ist, wird der 1. Band des Calwer Kirchenlexikons fertiggestellt
sein, von dem im März 7 Lieferungen, bis

Katharina reichend, vorliegen. Seit es 1890 zum ersten
Mal erschien, hat es einen guten Namen in Theologie
und Kirche. Die vorliegende Ausgabe wird dazu dienen
, ihm diesen zu erhalten und zu mehren. In der
Tat ein treffliches Werk zur rechten Zeit. Wenn als
Ziel hingestellt wird, Knappheit, Zuverlässigkeit, wissenschaftliche
Gründlichkeit und volkstümlichen Ausdruck
zu vereinigen, so darf wohl gesagt werden, daß
dieses hohe Ziel erreicht ist. Wichtig ist, daß auch die
Grenzgebiete ausführlich behandelt sind, deren Behandlung
bei ähnlichen Unternehmungen sonst schmerzlich
vermißt wird. Der biblische Stoff wird vielfach vorausgesetzt
und hinsichtlich seiner auf das 1924 in 4. Auflage
erschienene Calwer Bibellexikon verwiesen. Die
Mitarbeiter sind meist: Württemberger, darunter manche
auch anderwärts bekannte Namen. Doch sind auch bewährte
Sachkenner aus anderen Gebieten hinzugezogen.
Dabei ist in den Artikeln Württemberg nicht ungebührlich
bevorzugt.

Der kirchengeschichtliche Stoff, gegen früher etwas
vermindert, kommt doch völlig genügend zur Geltung.
Besonders wohlgelungen sind die Aufsätze aus der systematischen
Theologie, auch durch ihre Verständlichkeit
für den Nichtfachmann ebenso wie die ziemlich
ausführlichen philosophischen; die Geheimsprache der
Theologen und Philosophen ist weithin glücklich vermieden
. Kurz orientiert wird auch bei den gegenwärtig
lebenden akademischen Theologen über ihre wissenschaftlichen
Anschauungen; auch andere bekannte noch
lebende Männer der Kirche haben ihren besonderen Artikel
. Die römisch-katholische Kirche wird von guten
Sachkennern behandelt, auch die Fragen der kirchlichen
Kunst und des Kirchenrechts. Ein reiches Material, das
man sonst nicht so bequem zur Hand hat, findet man
in den Aufsätzen über Erdteile und Länder, ethnographisch
, geschichtlich, kulturgeschichtlich (sehr gute
geschichtliche Orientierung, ja, Monographien auf kürzesten
Raum, bei Deutsches Reich guter Oberblick über
die ganze deutsche Geschichte) missionsgeschichtlich,
statistisch, wie überhaupt auf gründliche Statistik Wert
gelegt wird. Über den gegenwärtigen Kirchenstreit gibt
es bei den einzelnen Artikeln wie Deutsche Christen,
Bekennende Kirche eine ausführliche geschichtliche und?
grundsätzliche Orientierung, der man das Streben nach
Gerechtigkeit durchaus anmerkt. Über die Innere Mission
wird bis in die neueste Zeit zuverlässig berichtet, mit
besonderer Ausführlichkeit und Liebe über Bethel und
seine vielgestaltige Liebesarbeit, Bethelmission, Bodelschwingh
. Als besonders gegenwartsnah greife ich heraus
FiTmarbeit, Vereinigung evangelischer Akademiker,
Deutschglaube und alle die Artikel, die sich mit den
Fragen des 3. Reichs beschäftigen, so Überblick über
die Hitlerjugend bis in die kleinsten Formationen.

An Einzelheiten merke ich Folgendes an.

Bei der besonders wohlgelungenen Abhandlung über Abendmahl
ist es doch nicht richtig, daß die Formulierung „In mit und unter"
schon Luthers Formulierung ist, diese „lutherische" Formel entstand erst
im Helihusenschen Streit. Wenn richtig betont wird, daß unsere A. Lieder
vielfach nicht genügen, um den ganzen Reichtum der Feier darzustellen,
so kann dem doch abgeholfen werden dadurch, daß bei der Feier auch
der Gesang der Lieder der besonderen Festzeit sein Recht hat. Bei
Agende fehlt der Hinweis auf den zum Gebrauch freigegebenen
Agendenentwurf der altpreußischen Landeskirche von 1931, der in ihr
weithin benutzt wird. Bei altchristliche Kunst sind die neueren
wertvollen, für den ganzen Fragenkomplex wichtigen Arbeiten von Hans
Achelis über die Katakombenmalereien in Neapel noch nicht berücksichtigt
, vielleicht wird das bei Neapel nachgeholt. Warum der Buddhismus
in zwei verschiedenen Abhandlungen, das erste Mal unter Amida
Buddha von demselben Verfasser behandelt wird, ist nicht recht einzusehen
. Für den weiteren Leserkreis, an den gedacht ist, wäre ein kurzes
Eingehen auf die angeblichen Parallelen zwischen christlicher und buddhistischer
Überlieferung der heiligen Geschichten erwünscht. Bei Joh.
Valentin Andrea fehlt leider der Hinweis auf sein geistvolles jeder
Zeit „gegenwartsnahes" Gedicht „Das gute Leben eines rechtschaffenen
Dieners Gottes", das Herder eine Pastoraltheologie in Versen genannt
hat. Der Artikel Apostolikum hätte etwas ausführlicher sein können.
Bei Armenpflege fehlt der Hinweis auf das s.Z. bahnbrechende
Elberfelder System. Bei Axenfeld hätte auch sein um die Diaspora