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Ausgabe:

1937

Spalte:

322-323

Autor/Hrsg.:

Trauwitz-Hellwig, Joachim von

Titel/Untertitel:

Totenverehrung, Totenabwehr und Vorgeschichte 1937

Rezensent:

Vorwahl, Heinrich

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLE VON HARNACK

unter Mitwirkuna von Prof. D. HERMANN DÖRRIES, Göttingen, und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, Berlin

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Bibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, und Bibliothekar Lic. E. STEINBORN, Berlin.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und gelehrte Mittciluncen sind nusechliefilich an Professor U. HAUER in Göttinnen, Düstere Eichenweg 14, zu senden,
Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewähr für Besprechung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, kann nicht übernommen werden.

Printed in Germany.

J. C. HINRICHS VERLAG, LEIPZIG Cl

62. JAHRGANG, Nr. 18 28. AUGUST 1937

Spalte

B a s t g e n : Die Verhandlungen zwischen dem
Berliner Hof und dem hl. Stuhl über die
konfessionell gemischten Ehen (Lerche). . 330

Bergmann: Den Lutherske Reformation
og Missionen (Achelis)..........328

B o 1 k e s t e i n : "O0105 en evosßi'ie, bijdrage
tot de godsdienstige en zedelijke termino-
logie van de Orieken (Dörrie)......323

Borch: Das Gottcsgnadentuni (Wünsch) . 332

Fl ei sc Ii: Hundert Jahre lutherischer Mission
(Schomerus)...........• ■ ■ 333

Spalte^ Spalte
Oörnandt: Reformator. Glaube (Eckels) . 334'N e i i en d a m : 1536. Den Danske Refor-

Grün: Speners soziale Leistungen und Ge- mations Historie (Achelis).........323

danken (Katz)...............329

Hurabert: Les prophetes d'lsrael ou les
tragiques de Ia Bible (Wendel)......325

Larmann: Christliche Wirtschaftsethik in
der spätrömischen Antike (Herz).....326

Luthers Arv og Danmarks Kirke i Dag (Achelis) 328

Maxwell: An Outline of Christian Worship
(Knevels)..................336

Olsen: Den danske Kirkeordinants af 1539

(Achelis).................. 328

Seefei dt: Dörnfelds Chronik (Lerche) . . 332
Se v er i nsen: Hvordan Reformationen ind-

fortes i Danmark (Achelis)........ 328

Smith: An early mystic of Baghdad (Horten) 327

Volksleben im Schwarzwald (Vorwahl). ... 321
v. Trauwitz-Hellwig: Totenverehrung,

Totenabwehr und Vorgeschichte (Vorwahl) 322

Volksleben im Schwarzwald. 137 Bilder u. 4 Farben-Photogr. von
Hans Retzlaff, mit einführendem Text von Wilh. Fladt. Berlin:
Dtsch. Verlagshaus Bong & Co. (136 S.) 4°. Kart. RM 5.80; geb. 6.80.
Der Freibuirger Stadtchronist W. Fladt hat zu dem
prächtigen Bilderwerk eine wissenschaftlich ebenso
gründliche wie lebensvollanschauliche Einführung geschrieben
. Wie in technisch vollendeten Aufnahmen des

v. Trauwitz-Hellwig, Dr. Joachim: Totenverehrung, Totenabwehr
und Vorgeschichte. München : Bayer. Druckerei u. Ver-
lagsanst. [1934]. (129 S.) 8°. •

Ausgehend von der These, daß die Landschaftsform
und die einerseits beengenden, andrerseits befreienden
Gefühle, die sie entsprechend ihrer Eng- oder
Weiträumigkeit im Bewohner erregt, für dessen Gesamt-

Meisters Retzlaff vor ums das großartige Bergland des j kultur verantwortlich sei, glaubt der von L. Frobenius'
Hoch- und Mittelschwarzwaldes, das schwer am Berg- I K u lt u r m 0 r ph o Io g i e angeregte Verfasser von der
ha;ng ruhende Schwarzwaklhaus und das Alltags- und Urzeit an ausgesprochene Totenverehrungs- und To-
FesFtagslebem der bodenständigen Bevölkerung ersteht, j tenabwehrkulturen unterscheiden zu können. Die gro-
umgrerft die gelungene Darstellung Fladts sowohl j Ben Ebenen wie das Meer hätten keine Furcht vor
die Fragen der rassischen Zusammensetzung des Volks- [ den Toten oder Gespenstern aufkommen lassen, wäh-
stammes wie seiine religiösen und künstlerischen Aus- | rend die Gebiete der Totenabwehrkulturen unübersicht-
drucksformen. Neben den vielen auffallend kleinen, j liches Gelände, Hoch- und Mittelgebirge und Urwald
breitgesichtiigen und dunkelhaarigen Gestalten (das Amt | gewesen seien. Als reine Totenverehrungskultur er-
Wolfach lieferte früher die kleinsten Rekruten von allen [ scheint ihm die jungsteinzeitliche Megalithkultur Skan-
deutschen Wehrbezirken) findet sich nördlich von Of- j dinaviens, während er eine reine Totenabwehrkultur in
fenburg ein wuchtiger, hochgewachsener Menschen- der jungsteinzeitlichen Glockenbecherkultur Südbayerns
schlag mit hellen Haaren, so daß der Schwarzwald 1 findet. Die Frage, ob diese beiden Gegenpole sich
dem Verf. als Musterkarte für die Vielseitigkeit der Ras- auch jeweils m der Grabart kundtäten, führt ihn dazu,
senelemente im deutschen Volk erscheint. Seelisch wer- den Sinn der megalithischen Grabbauten in der Rich-
den die Schwarzwälder als stille, innerliche Menschen tung zu suchen, daß die Verstorbenen ihr Leben in
geschildert, klug bis zum zähen Vergrübein, scheu bis j möglichst derselben Weise fortsetzen, sollten, wie sie
zum bauernschlauen Verdrücktsein, während die Bewoh- : hier gelebt hätten. Dolmen und Ganggräber erschei-
ner des nördlichen Schwarzwaldes von überraschendem ! neu also als Wohnungen der „lebenden Leichname".
Selbstbewußtsein und unerschrocken bis zur derben Of- ; Diese wurden ausgestreckt oder sitzend bestattet und

fenheit seien. Beide Gruppen aber gelten als bieder,
treu, arbeitsam, fromm und zäh an der Überlieferung
hängend. Das religiöse Empfinden ist stark ausgeprägt
, entsprechend der Vorherrschaft der katholischen

hatten durch den Eingang die Möglichkeit, ihre Wohnung
zu verlassen. Die Grabart der Glockeiibecher-
kultur aber sei das Flachgrab, dessen Sinn es war,
den Verstorbenen aus dem Gesichtskreis der Lebenden

Konfession gehören zum Bilde jedes Bauernhofes die ; zu bringen. Die Bestattungsart aber war der liegende

Hauskapelle, Bildstöcke, Kruzifixe und der Herrgotts- Hocker, der durch Fesselung, ja durch Leichenzerstük-

winkel, deren Einrichtung vom Dorfschnitzer stammt kelung das Wiedergängertum verhindern sollte,

und also noch Äußerung heimischer Bauernkunst ist. Freilich muß der Verfasser zugeben, daß es in der

Text und Bild geleiten durch das kirchliche und weit- ■ Praxis nicht einfach ist, ein regelrecht sitzendes Skelett

Üche Brauchtum im Lebens- und Jahreswege und ver- i von einem sitzenden Hocker zu unterscheiden, ja, daß

raten, wie einerseits die Lebensweise von spartanischer : manche Forscher in ihren Grabungsberichten keinen

Genügsamkeit ist, andrerseits aber Feste, wenn sie gc- : diesbezüglichen Unterschied gemacht haben. Außerdem

feiert werden, mit Gründlichkeit ausgekostet werden, 1 behauptet F. Birkner, daß auch bei gestreckten Skeletten

So wird unser Wissen um stammlkhe Eigenart durch Fesselung vorkomme wie Gestrecktbestattungen in Grä-

diese Darstellung begründet, die den Freunden der bern der Flachgräberkultur zu finden seien. Hier soll

Volkskunde wie schließlich allen Deutschen bleibende [ nun das Flachgrab kein Element der Totenabwehr dar-

Eindrücke vermittelt. s}elh"> wfieL, andrerseits der steinerne Bannkreis bei

Quakenbrück. H. Vorwahl. ! der Megalithkultur nur als „Abschluß" des Totenhauses

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