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Ausgabe:

1937 Nr. 17

Spalte:

319

Titel/Untertitel:

Der Gottesdienst 1937

Rezensent:

Graff, Paul

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Seite 1

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319

Theologische Literaturzeitung 1937 Nr. 17.

320

bezeugt wird, — oder der Abgrund ihrer Selbstvernichtung
."

Heidelberg. Wilhelm Knevels.

Arper, D. Karl, und D. Alfred Zill essen: Evangelisches Kirchenbuch
. Erster Band. Der Gottesdienst. 6., neu bearb. Aufl. Göttingen
: Vandenhoeck & Ruprecht 1936. (8* 389 S.) 8°.

Lw. RM 13.50; in Leder m. Goldschn. 22.—.

Eine dauernde Nachfrage nach diesem Werk, das bereits
in 5 Auflagen und 13 000 Stück verbreitet und somit
wohl in fast aller deutschen ev. Pfarrer Hand ist,
hat Herausgeber und Verlag zu einer Neuauflage ermutigt
, kein Omnitypiedruck (photomechanischer Neudruck
, abgesehen von einzelnen wenigen Abänderungen),
sondern eine völlige Neubearbeitung von der Art, daß
wohl keine der Liturgien ganz unverändert geblieben
ist.

Als Verbesserung sehen wir an, daß die Liturgien
hier und da sachgemäßer geordnet und gestaltet sind.
Die Anliegen der bisherigen Nr. 81 (Gemeinschaftsleben
in Kirche und Staat) und 42 (Vaterländischer Gedenktag
) sind jetzt in Lit. 35 (Die Kirche und ihr
Leben) und 42 (Vaterland, Volk, Staat) behandelt. Die
frühere Liturgie 77 (Arbeit und Seele) ist jetzt Lit. 44
(Tag der Arbeit); die Lit. 80 (Ehe und Familie) Lit. 45
(Muttertag) geworden. Ob letzteres wirklich gegenüber
der 5. Aufl. nötig war? Neu und gewiß vielen willkommen
ist Lit. 36 (Aufnahme in den Unterricht der
Kirche und der Schule). Ebenfalls neu und zwar erheblich
in Fassung und Inhalt ist Nr. 88 (Tod, Gericht
und Ewigkeit) gegenüber Nr. 86 in der 5. Aufl. (Tod
und Ewigkeit).

Daß das Kirchenbuch trotz der Vermehrung der
Liturgien in wesentlicher Kürzung — daher auch im
Preise unter dem der 5. Aufl. — vorliegt, ist dadurch
möglich geworden, daß nicht mehr alle Bibelabschnitte
und auch die angeführten Gesangstrophen nicht mehr
ausgedruckt wurden, daß ferner auf eine längere Einführung
verzichtet und schließlich das Bibelstellenverzeichnis
fortgefallen ist.

Aber das Wichtigste ist doch dies: die eigentlichen
und bedeutsamen Veränderungen, dem oberflächlichen
Beobachter oft fast unmerklich, und wohl gar nur als
leise Auslassungen und Kürzungen erscheinend. Allein
je mehr man die Gesichtspunkte, nach denen es geschah
, erkennt, um so eingreifender stellen sie sich dar,
was man auf höchst erfreuliche Weise bei der Fassung
der Gebete im Vergleich zur 5. Aufl. feststellen kann.
Hier ist der Wandel der Zeit — im guten Sinn — deutlich
zu erkennen.

Hannover. Paul Graff.

Die Stunde des Christentums. Eine deutsche Besinnung. Herausgegeben
von Kurt Ihlenfeld. Berlin-Steglitz: Eckhart-Verlag 1937.
(311 S.) 8°. Geb. RM 5.60.

Supper, Auguste: Aus halbvergangenen Tagen. Erinnerungen.
München: J. F. Lehmann 1037. (263 S.) 8°. RM 4.80; geb. 6-.
Als ein erfreuliches Zeichen der Zeit darf es angesehen
werden, daß von dem Sammelband ,Die Stunde
des Christentums' bereits die 2. Auflage erscheinen
konnte. Es gehört eben zu den aktuellen Büchern,
die einmal von untheologischer Seite her eine brennende
Tagesfrage beleuchten. Das Ganze ist um drei
Aussagenkreise gruppiert: im ersten werden historische
Einblicke in den tieferen Zusammenhang zwischen
Deutschtum und Christentum gegeben, wie er vor allem
auch in der Kunst zum Ausdruck kommt (O. Brües
.Stabkirchen'; P. Dörfler ,Die Dorfkirche in der deutschen
Landschaft'; W. Schäfer ,Der deutsche Christ';
O. von Taube ,Livlands germanisch-christliche Besiedlung
und Geschichte'). Sodann folgen drei Gestaltanalysen
zur christlich-deutschen Geschichte (K. Buchheim
,Leibniz'; H.E.Friedrich ,Luther'; R. Schneider
,Frdr. von Spee'). Im dritten Aussagenkreis wird
von Wesen und Wahrheit des christlichen Glaubens gesprochen
— „unter ständiger Bezugnahme auf seinen
Eingang in deutsches Wesen und deutsche Geschichte"
(P. Fechter ,Die christliche Wendung'; O. Gme-
1 i n ,Das Gespräch von der Deutschheit und der Christlichkeit
'; Ricarda Huch ,Post Christum'; L. Sehr ey er
.Christliche Naturbetrachtung'; Rud. Alex. Schröder
.Einer trage des andern Last'; Ina Seidel ,Die Gemeinde
'; H. Wolfg. S eidel ,Der Meister'; Aug. W i n-
nig .Ein Gespräch'). Die Namen der einzelnen Mitarbeiter
zeigen, daß der Herausgeber bemüht war, auch
kulturpolitische und philosophische Schriftsteller heranzuziehen
und ökumenische Weite dadurch zu beweisen,
daß er Protestanten und Katholiken zu Wort kommen
ließ. Ein Sammelband ist einem Kaleidoskop ähnlich
und wird natürlich auf den Leser sehr verschiedenartig
wirken; darin liegt aber auch der Wert dieser vielgestaltigen
Äußerungen, daß sie Einblick geben in die Eigenart
dichterischer Auseinandersetzung mit religiösen Problemen
.

Um ihrer religiösen Bekenntnisse willen sind auch
die Erinnerungen der schwäbischen Dichterin Auguste
Supper ,Aus halbvergangenen Tagen' bedeutsam gerade
auch vom religionspädagogischen Gesichtspunkt

| aus. Mit lebendiger Anteilnahme schildert sie ihre

i religiösen Erlebnisse in den kirchlichen Kämpfen ihres
Heimatlandes (S. 171; 249f.; 262 f. und 146f.); es liegt

i hier nahe, die einstige Bewegung um Christoph
Schrempf mit verschiedenen Strömungen unserer Ge-

j genwart zu vergleichen. Welch heiliger Ernst ist es
der Dichterin mit den heutigen aufwühlenden kirch-

liehen Problemen, ihr die „so lange und so herzlich
gern die Kirchen ernstgenommen hat und wähnte, ohne
die Kirchen müßte das Chaos kommen" (S, 263).
München R. F. Merkel.

In Kürze erscheint:

Der Ursprung
des Alphabets

Von Dr. Hans Bauer f

Professor an der Universität Halle-Wittenberg

45 Seiten mit 16 Abbildungen auf 13 Tafeln. 8Ü
RM 2.60

Der Alte Orient. Bd. 36, Heft 1/2

Fast drei Jahrzehnte hat sich Hans Bauer, der am 6. 3. 37
durch den Tod seiner Arbeit entrissen wurde, mit schrift-
geschichtlichen Problemen beschäftigt. Dank der so gewonnenen
Erfahrung konnte er die 1929 in Ras Schamra
zutage gekommenen Tafeln mit einer bis dahin unbekannten
alphabetischen Keilschrift überraschend schnell entziffern.
So war er wohl wie wenige berufen zu der vorliegenden
und für weitere Kreise bestimmten Abhandlung über den
Ursprung des Alphabets, die er druckfertig hinterlassen
hat. Die Veröffentlichung wird dankbar begrüßt werden,
da sie in klarer und allgemeinverständlicher Weise in den
wichtigen Gegenstand einführt und zum Verständnis der
wissenschaftlichen Aussprache darüber vortrefflich anzuleiten
vermag. Klarheit über den Ursprung des Alphabets,
soweit sie überhaupt gewonnen werden kann, dürfte mit
dieser Schrift von Bauer erreicht sein.

Vollständiges Verzeichnis der Sammlung
„Der Alte Orient" steht zur Verfügung

J. C. HINRICHS VERLAG / LEIPZIG C 1

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 28. August 1937.

Verantwortlich: Prof. D.W.Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 14.
J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig C 1, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg.