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Ausgabe:

1937

Spalte:

269-270

Autor/Hrsg.:

Schwarz, Hermann

Titel/Untertitel:

Deutscher Glaube am Scheidewege 1937

Rezensent:

Kesseler, Kurt

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nicht finden konnten, und die auch heute noch für unser gen, glaubte Jesus, daß es noch immer der Gott Mosis

deutsches Volk das alleinige Heil ist. „Erst das Evan- und der Propheten sei, von dem her er berufen worden

gelium von Christus, das "sie auch im Unglück und im sei . . . Erst Ekkehart hat die Göttlichkeit der Liebe

scheinbar sinnloseil Tode eine gütige Vaterhand kennen von allen Jenseitsschlacken gereinigt." Ich berühre nur

lehrte befreite die Germanen von der Schicksalsangst... im Vorübergehen die merkwürdige Exegese von 1. Cor.

Nur im Glauben an diese Botschaft liegt das Heil auch ; 13, nach der der Gottesglaube sehr gering geschätzt

für unser deutsches Volk in der Gegenwart und in werde. Am peinlichsten — zumal bei einem Manne,

der Zukunft." der s'cn au^ dem Buchtitel als Ehrendoktor der Tbeo-

„ .. ' Kurt Kesseler. '°g'e bezeichnen darf — berührt die ironisierende Rede

von den „Kindern Gottes": „Freilich gibt es viele „Kin-

Schwarz, Prof. D. Dr. Hermann: Deutscher Glaube am Schel- der Gottes", deren Glauben nicht erschüttert worden

dewege. Ewiges Sein oder werdende Gottheit. Berlin: Junker & ist und sich nicht erschüttern laßt, weil Sie in der be-

Dflnnhaupt 1936 (so s) 8° Kart. RM 3 . sonderen Gemeinschaft mit Gott, deren sie sich rühmen.

Das Buch ist zunächst einmal ein warmherziges Seligkeit, ihre sehr private Seligkeit, haben----

Bekenntnis zu einem religiös erlebten Nationalsozialis- Pie Kinder Gottes wollen betend und bekennend immer-
mus und ist dadurch zweifellos eindrucksvoll. „Wem. 'ort die Nahe Gottes spüren und genießen, sie nehmen
uns die Idee des Blutes" in der Tiefe packt, dann alle „Prüfungen , alle Nackenschlage, die er ihnen und
steigert sie sich von selbst zu der Idee der Volksge- anderen,ja ganzen Völkern, auferlegt, in Kauf, sie prei-
meinschaft Dann öffnen sich, wie von geheimer Kraft sen nach wie vor Gottes weise und gerechte Füh-
getrieben, die Seelen zu den andern Brüdern von glei- run£-. die auch sie zu künftiger Herrlichkeit in der
ehern Blute hin so daß wir alle zu Trägern eines Gemeinschaft mit den Machtigen der Machtigen führen
Willens werden' des Willens des Zusammengehörens werde • ■ • • ■ Von, dem Schauspiel zu schweigen, daß
und Zusammenhaltens. Jede errichtet im eigenen Busen einst die Hollenqualen der ewig Verdammten darbieten
das Reich der Willensverkettung aller mit allen. Das werden, einer immerwährenden Massen- und Ketzerverist
dann die Mittagsstunde im Werden der Gottheit". brennung, gegen die die Sachsenschlachterei Karls des
Also Bekenntnis zu den ewigen Werten des Volks- Franken nichts ist Bei ihnen heißt es Gottes-
tums und der Volksgemeinschaft, das ist der Glaube gemelnschaft um jeden Preis!", denn er ist der Herr,
des Verfassers, das ist Nationalsozialismus religiös er- der Machtige, und der ist ihnen gnädig, ist ihr Füh-
jekt 1 rer durch Christus".

Für dieses Bekenntnis sind zwei Abgrenzungen nö- . Schwarz hat schon recht daß dieses Christentum,

tig- einmal die Abgrenzung gegen die Verdiesseitigung : wie er es zeichnet, nichts mit dem Nationalsozialismus

der Religion. Man kann wohl zustimmen, wenn der gemein hat. Aber ist vom Christentum nichts Besseres

Verfasser sagt: „Das Wort „Göttlichkeit" hat nur Sinn, ; und Tieferes zu sagen? Entzieht der Verfasser nicht,

wenn nicht alles göttlich ist, und wenn dasjenige Sein, i '"dem er durch sein Zerrbild einen unschließbaren

das man als „göttlich" anspricht, das endliche Sein ! sPaIt zwischen Nationalsozialismus und Christentum auf-

ohne Vergleich überragt". Die andere Front, gegen reißt> dem Nationa.Sozialismus, dem deutschen Volk und

die Schwarz sich abgrenzen muß, ist jede Art von i der deutschen Volksgemeinschaft Kräfte die sich auf-

„Verseinelung" der Gottheit, die immer nur werdende, bauend und segensreich auswirkeni konnten ? Undwenn-

immer nur unseiend wesende Gottheit ist. Jeder Glaube ] g'eicn 'rrtum und Mißverstehen heute oft da trennen,

an einen existenten Gott, er sei theistischer oder panthei- wo man verbinden mochte, so sollten doch Männer auf

stischer Art, wird abgelehnt. Der Verfasser bewegt sich !loher Warte *°. n,cht reden! Sie sollten wenigstens

damit durchaus auf der Linie seiner früheren Veröffent- 1 '". mrer Darstellung Gerechtigkeit walten lassen. Der

Üchungen. Ohne daß Hauer genannt wird, wird auch (jlaube .Luth?rs». de£, Deutschen, hat wahrhaft anders

sein Standpunkt abgelehnt. Gottschau ist jüdisch, jüdi- ; ausgesehen als das Zerrbild des Christentums, das Sch.

scher Gottschau haben wir keine deutsche Gottschau i feiciinet und von diesem Glauben, von seiner Inuig-

pn*„»„„„ vii cpt-vpn Artpitronp Frömmigkeit muß also l^.""" KraIt> erwarten wir noch viel für Volk und

entgegen zu setzen. „Arteigene Frömmigkeit muß also neicu
nicht „deutsche Gottschau" sein. Wir wissen zwar z. B.,
daß die jüdische Gottschau unserm Sittlichkeitsempfin-
den zuwiderläuft. Aber wir haben der jüdischen Gott-
schau keine eigene Gottschau entgegenzustellen, sondern
gerade das ist das Eigentümliche nordischer Frömmigkeit
, daß sie sich von jeder Gottschau entfernt,

Lanz (Westprignitz). Kurt Kessel er

Naumann, Hans: Wandlung und Erfüllung. Reden und Aufsätze
zur germanisch-deutschen üeistesgeschichte. 2.. verm. Aufl. Stuttgart
: J. B. Metzler'sche Verlagsbuchh. 1034. (V, 175S.)gr. 8° RM 6 S5
falls man nämlich unter „Gott" ein Höchstwesen mit < Man hat oft beobachtet, daß Gestalten und Formen,

theistischen oder pantheistischen Eigenschaften ver- die in einer Kultur auftreten, in eine andere Kultur übersteht
" gehen und, von dieser aufgenommen, in ihrem Sinne
Man soll solchen ehrlichen Bekenntnissen die Hoch- umgeformt und neu durchseelt werden, sodaß etwas
achtuns nicht versatren Es steckt ein gutes Stück Wahr- wesentlich anderes entsteht, dessen Anderssein sich in-
heit darin daß alle echte Hingabe an Volk und Vater- ; nerer Einfühlung und kongenialer Erfassung erschließt,
land letztlich im Religiösen verankert ist. Nur schade, So hat sich auch „nach dem Gesetz des germanischen
daß sich hier bereits bei Schwarz unfreundliche und Denkens und des germanischen Lebensstiles" eine „heiverständnislose
Seitenblicke auf das Christentum ein- Iige Wandlung vollzogen mit den Einzelgütern, die
schleichen so z B zur Agape 1. Cor. 13, S. 10: anderswoher nach Germanien kamen. An dieser Um-
„Nichts von Beten und Lonsingen, nichts von from- formung kann germanische Eigenart, auch germanische
mein Augenaufschlag nach oben7'. Diese Seitenblicke Lrommigkeit, gut erkennbar werden, wenn man ihre
verdichten sich aber zu einem verzerrten Bild vom Gestaltung mit den Quellen vergleicht.
Christentum, das dem Bekenntnis des eigenen Deutsch- Der Heiter von Mojebro" (Schweden) ist dem Moglaubens
gegenübergestellt wird. Ich sehe hier davon öv nach ein romischer Grabstein, aber germanischer
ab, daß die theologische Haltung des Verfassers einer Geist hat das Motiv völlig umgestaltet. „Das denkälteren
Auffassung angehört, die Jesus und Paulus un- malhaft und traditionell sprengende Roß des Römers
zulässig auseinanderreißt: „Jesus sah sich als Bringer ist im Germanischen zu einem kühn und ausschrei-
der Liebe Paulus sah den auferstandenen „Christus" tenden geworden . „Der Romer ist nach seinem Tode
als Herrscher über ein üottesreich auf Erden". Ich in seiner Umgebung nud im höchsten Triumph seines
sehe ferner davon ab, daß der rein idealistisch verstan- Lebens gelassen, der germanische Reiter ist allein in
dene Eckehart gegen Jesus ausgespielt wird: „In dem der Welt.' „Das romische Bild ist Sorge und Bedacht-
Offenbarungsgedanken der jüdischen Geschichte befan- neit, das germanische ist Getriebenheit mit gänzlicher