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Ausgabe:

1937 Nr. 1

Spalte:

7-9

Titel/Untertitel:

Journal of Biblical Literature 1937

Rezensent:

Behm, Johannes

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Theologische Literaturzeitung 1937 Nr. 1.

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des Mose. Die großen Propheten sollen den grie-
einsehen Philosophen vergleichbar sein. „Die Hoch-
prophetie weist nach Westen, nicht in den Orient"
(S. 40)?? Das Deuteronomium kann man wesentlich
anders fassen, als es auf S. 22 geschieht. Es kommt
auf die Warte an; vergl. meine „Säkularisierung", etwa j
S. 175. „Die Theorie des auserwählten Volkes im gelobten
Lande ... ist in ihrer groben Form Schreibtisch-
weisheit judäischer Priester". (S. 33)! Stammt der |
Staatsbegriff aus dem A. T., von dem im Deut, ein Abstrich
gegeben ist? Daß der Erwählungsgedanke im
Exil mit dem Volksgedanken verbunden wurde, ist ein
„Aufbocken gegen die Geschichtstaten" (S. 23) Staat
und Volk auf der einen, Gott und Religion auf der anderen
Seite werden doch weithin garnicht als 2 Welten
erlebt? Muß man das negativ werten? Ist es nicht
das Große und Einmalige, daß hier der Herrschaftsan- I
spruch Gottes mit ungeheurer Kraft gestellt wurde |
und nicht unbefolgt blieb? Was soll man nun von einem j
Satz des Theologen halten, der das so wertet: „Ein
charakteristisches Eigentum Israels ist der Gedanke der
Religionsprävalenz statt der im übrigen A. O. üblichen
ungebrochenen gesunden Staatsomnipotenz" (S. 35)?!!

Eine ruhigere Zeit kann solche Arbeiten tragen.
Ausgerechnet heute muß nicht der Theologe rein-profanhistorischer
Schau durch seine Arbeit Material liefern
! — So paßt doch zusammen, was vor dem Lesen
durch eine Kluft getrennt schien!

Mit bedrückenden Bedenken aber sehe ich in die
Zukunft. Auf der einen Seite wird unsere exegetische
Wissenschaft immer theologisierender und entwertet fast
alle einst üblichen Fragestellungen. Das extreme Gegenteil
bietet die vorliegende Schrift. Dort entfernt sich !
Theologie von der Wissenschaft, hier Wissenschaft von I
der Theologie, ein ähnliches Doppelverhältnis wie bei
Kirche und Volk heute! Verstehen, schon jetzt, die !
einen noch die Sprache der anderen? Wie wird es in ab- I
sehbarer Zeit werden? Und das schon innerhalb einer
theologischen Einzel-Disziplin! Müssen die einen gerade j
so für die Wissenschaft, die anderen gerade so für die !
Kirche eintreten? Möge dies Bild ein Appell an ver- I
antwortungsvolle theologische Forscher und Lehrer sein, |
für gediegene und zeitnahe Wissenschaft, wie sie bisher ]
unser Stolz und Ruhm war, in Verbindung mit frommem
Verständnis und kirchlicher Verantwortung in Wort und
Tat einzutreten — solange es noch Zeit ist!
Breslau._ Adolf Wendel.

Journal of Biblical Literature. Edited by Q. Dahl, C. H. Krae- i
ling, J. J. Obermann. A quarterly published by the Society of !
Biblical Literature and Exegesis. Philadelphia: Pa. Volume Uli. j
(XXXIV, 392 S.) er. 8°. $ 5—. '

Altes Testament. A. Bertholet, „Zum Schöpfungs- 1
bericht in Qenesis 1" (S. 237—240) nimmt an, daß der ursprüngliche
Schöpfungsbericht eine sinnvolle Zehnzahl von Schöpfungswer- I
ken enthielt. O. A. Barton, ,,A liturgy for the celebration
of the spring festival at Jerusalem in the age of Abraham and '
Melchizedek" (S. 61—78) interpretiert das 3. Gedicht der 1928 -
in Ras Schamra entdeckten Keilscbrifttexte als eine Festliturgie ;
für Jerusalem (oder eine ähnliche Stätte) aus der Zeit zwischen
2000 und 1600 v. Chr., die die Hintergründe von Gen. 14
u. 22, vielleicht auch von Jes. 5, 1 ff., neu verstehen lehrt. I-
Ei tan, „An unknown meaning of Rahamim" (S. 269—271) glaubt
die Grundbedeutung ,,Eingeweide" neu zu entdecken, wird aber
von J. Ried er, „On Rahamim" (S. 385) eines Besseren belehrt.
B. L G o f f, „The lost Jahwistic aecount of the conquest of
Canaan" (S. 241—249) versucht Rückschlüsse auf den Inhalt eines
■pichen Berichts, den J ursprünglich sicher enthielt. G. Dahl, .
„The „Threc Heights" of Joshua 17,11" (S. 381—383) macht I
einen Emendationsvorschlag zum Schluß des v. J. A. M o n t-
gomery, „Archival data in the book of Kings" (S. 46—52) j
findet in den Königsbüchern allerlei Anzeichen für Benutzung 1
authentischen amtlichen Quellenmaterials, auf dessen Inhalt und
Stil Parallelen aus Inschriften der Nachbarländer von Palästina |
Rückschlüsse gestatten. S. Mowinckel, „The spirit" and the |
„word" in the pre-exilic refonning prophets" (S. 199—227) zeigt |
das „Wort" als die göttliche Macht, unter der die klassischen I
Propheten stehen, während ihnen der „Geist", die ekstatische Gotteskraft
, die die früheren Nebiim trieb, heterogen erscheint und erst
für die nachexilischen Propheten von neuem Bedeutung gewinnt.
G. Jeshurun, „A note on Isajah 9,5" (S. 384f.) interpretiert
die Namen des Kindes z. T. auf neue Weise. C. C Torrey,
„Certainly Pseudo-Ezekiel" (S. 291—320) setzt sich weitläufig mit
S. Spiegel und anderen Kritikern seiner Pseudoczcchiel-Theorie
auseinander. K Budde, „Zu Text und Auslegung des Buches
Hosea" (S. 118—133), das 4. Stück der über 3 Zeitschriften verstreuten
Hosea-Studien des Verfassers, ist Kap. 6, 7—7,2 („Israels
Schuld") gewidmet: Textherstellung und Exegese führen zu dem
Ergebnis, daß 6,7—IIa und 6, IIb—7,2 trotz des gleichen Baues
im Kinavers nicht zusammengehören; wahrscheinlich ist 6, IIb—7, 2
Fortsetzung und Abschluß der Rede 5,11—6,6. H. H. Walker
und N. W. L u n d, „Tlie literary strueture of the book of
Habakkuk" (S. 355—370) erblicken das Prinzip des Aufbaues
in einem strengen „Chiasmus", dem Gedankcnparallelismus zugrunde
liegt. F. James, „Thoughts on Haggai und Zechariah" (S.
229—235) charakterisiert von den zwei gleichzeitigen, gleichgerichteten
Propheten H. als den mehr am äußeren Wiederaufbau,
Z. als den mehr an der inneren Umkehr des Volkes interessierten
. K. Fülle rton, „On Job 9 and 10" (S. 321—349) gibt
Übersetzung und Erklärung der beiden nach seiner Meinung für
das Verständnis des Hiob-Dialogs entscheidenden Kapitel. R. H.
Pfeiffer sieht (S. 100—109) „The peculiar skepticism of Ec-
clesiastes" in der Betrachtung der Welt als einer Flucht von
Erscheinungen, in deren von Gott bestimmten Ablauf der Mensch
nicht einzudringen vermag, und in einem Sich-ab finden mit der
Relativität alles Irdischen in gelassener Freude. R. S. H a u p e r t,
„The transcription-theory of the Septuagint" (S. 251—255) zeigt
an einer Reihe von Beispielen die Grenzen der Wutz'schen Theorie.
G. R. D r i v e r, „Hebrew notes on the Wisdom of Jesus ben
Sirach" (S. 273—290) begründet eine größere Anzahl von Besserungsvorschlägen
zum hebräischen Sirach-Text. C. C. Torrey,
„Tree troublesome proper names in First Maccabees" (S. 31—33)
liest 9,15 statt iug 'A^oVrou opouc,: ecoc, aro> xov öpouc,, führt
12,37: Xctcpevotfki auf Nnry E]3 „die Biegung der Quellen",
d. h. das gebogene Stück des Walles von Jerusalem zwischen Marienquelle
und Siloamteich und 14,28: «ouQa|i£>. (verschrieben aus
aoapaueu) auf D^Ü (s. Neh. 8, 1.3) zurück.

Neues Testament. E. C. Co I well, ,,Has Raka a
parallel in the papyri?" (S. 351—354) verweist auf xov ortyüv
(= „Prahlhans"?) in einem jüngst veröffentlichten ägyptischen
Papyrusbrief aus dem Jahre 257 v. Chr. (Nr. 2 in: C. C. Edgar,
A new group of Zenon papyri. 1934). Th. O. Shearman, „Our
daily bread" (S. 110—117) faßt ETiioümoc; = fatuov: „unser
nächstes Brot" d. h. die nächste Speise, die wir nötig haben,
oder das Brot für die nächste Mahlzeit, mag das Gebet früh morgens
oder spät abends gesprochen sein — originell, aber schon gegen
den Einwand nicht gesichert: warum dann das ungebräuchliche
Wort statt des gebräuchlichen? H. Br ans comb, „ „Son, thy
sins are forgiven" Mark. 2,5" (S. 53—60) versucht wenig überzeugend
, die Perikope vom „Gichtbrüchigen" formgeschichtlich aus
einem Streitgespräch über Sündenvergebung und Krankhcitshcilung
zu erklären, das auf der verschiedenen Beurteilung des Zusammenhangs
zwischen Krankheit und Sünde bei den Schriftgclehrtcn
und bei Jesus beruhte; in der urchristlichen Tradition sei unter
dem Einfluß des Gemeindeglauhens der Schwerpunkt des Gesprächs
verschoben und das Wunder hinzugefügt. J. A. Montgomcry,
„Torrcy's aramaic gospcls" (S. 79—99) referiert ausführlich und
grundsätzlich zustimmend über T.s letztes Buch zur Begründung
seiner These, daß alle 4 Evangelien Übersetzungen aus dem
Aramäischen seien. M. Burrows, „Principles for testing the
translation hypothesis in the gospels" (S. 13—30): B., Schüler von
Torrey und Anhänger der T.schen Hypothese von schriftlichen aramäischen
und hebräischen Quellen unserer Evangelien, formuliert in
50 Thesen für die weitere Arbeit auf diesem Gebiet methodische
Grundsätze, die nur nicht immer auf die Übersetzungstheorie abgestimmt
sind, aber gerade darum brauchbare Gesichtspunkte enthalten.
A. P. Wikgren, „The lectionary text of the pericope John 8,
1—11" (S. 188—198) liefert mit der aus nahezu 100 Lektionar-
Handschriften erwiesenen Tatsache eines weithin einheitlichen Textes
der Perikope von der Ehebrecherin ein bemerkenswertes Argument
für die These von der Existenz eines festen Lcktionar-Textes
und damit zugleich einen neuen Anstoß, die erst kürzlich begonnene
planmäßige Erschließung der Lektionare für die neutestamentlichc
Textforschung weiterzutreiben. K. und S. Lake, „The Acts of the
Apostlcs" (S. 34—45) treten mit guten Gründen der neuen Theorie
von A. C. Clark über die Urspriinglichkeit des westlichen Textes
der Apg. entgegen. In seiner Untersuchung „Kaxu bwaMarfnvpi
t/n.v ev v6(i(0 Yf-vöfiEvo; «ueujitoc, (Phil. 3, 6). Remarques sur un
aspeet de la conversion de Paul" (S. 257—267) führt M. Gogucl
den an Phil. 3,6 und Rom. 7 deutlich gemachten Wandel der
Soteriologie des Paulus auf seine Bekehrung zurück. M. E. Andrews
, „Paul, Philo and the intellectuals" (S. 150—166) zeigt