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Ausgabe:

1937 Nr. 1

Spalte:

252-253

Titel/Untertitel:

Christian Worship 1937

Rezensent:

Vollrath, Wilhelm

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251

Theologische Literaturzeitung 1937 Nr. 14.

Ein kurzes Schlußwort faßt Art und Motive des
Clemens zusammen. Endlich folgt noch ein Literaturverzeichnis
sowie Namen- und Sachregister.

Das Büchlein mehrt die erfreulichen Anzeichen dafür
, daß man beginnt, die alten Kirchenschriftsteller
nicht mehr mur als Zeugen der Kirchengeschichte im
engeren Sinn oder der Dogmengeschichte zu behandeln.
Der Kreis ihres Wirkens war vielfach ein erheblich
weiterer.

Göttingen. W. Bauer.

Thomas von Aquin: Die Deutsche Thomasausgabe. Vollst.,
ungekürzte deutsch-lateinische Ausg. der Summa Theologica. Hrsg. vom
Katholischen Akademikerverband. Bd. 27: Christi Leben (III. 35 — 45)
Salzburg: Anton Pustet 1935. (323 S.) 8°. RM9-, geb. 10—'

Der vorliegende Band der deutsch-lateinischen Thomasausgabe
behandelt das Mittelstück der Christologie,
das irdische Leben des Heilands. Dieses Stück bietet der
Fruchtbarmachung für die Gegenwart besondere Schwierigkeiten
, weil es auf der einen Seite eine unendliche
Menge von scheinbar unwesentlichen Einzelheiten behandelt
, und auf der anderen Seite der spekulativen
Größe des Aquinaten z. T. reiche Entfaltungsmöglichkeiten
bietet. Mit beidem weiß die moderne Frömmigkeit
aber wenig anzufangen. Die beiden Herausgeber,
P. Dr. Bernhard Herlt, O. S, B., und P. Dr. Leopold
Soukup, O. S. B. suchen sich gelegentlich damit zu helfen
, daß sie das menschliche Leben des Gottessohnes
deuten als die uns zugewandte Seite der zugleich erfolgenden
Menschengeburt in Gott. Gedanken Solow-
jews und Berdjajews sind dabei zugrundegelegt. „Sowohl
das zeitgebundene Sehnen der Gegenwart wie auch
das zeitlose Sehnen der Kirche nach Gestaltwerdung
weisen in der Richtung zur einzig gültigen Gestalt der
Welt, welche alle Sinnfülle, allen Ideenreichtum in sich
birgt: zu Christus" (Einl S. 5). Dementsprechend
werden in den Anmerkungen die Gedanken der griechischen
Väter stärker herangeholt, z. T. unter Korrektur
der Meinung des Doctor Angelicus. Bemerkenswert
ist auch, wie reichlich im Kommentar mystische Gedanken
verwertet werden. Sie dienen allerdings weniger
der Weiterführung der — theosophischen — Gedankengänge
Solowjews, als einer Anleitung zur Imitatio
Christi nach dem Thomasworte: Christi Tat ist unsere
Lehre.

Die Anmerkungen sind in diesem Bande erfreulich
knapp gehalten und dienen lediglich der näheren Erklärung
der Texte unter Absehen von dogmengeschichtlichen
Einzelheiten. Damit scheinen sich die Herausgeber
der deutschen Thomasausgabe nun auf den gesunden
Standpunkt zu stellen, daß das Gesamtwerk nicht
ein neuer, gelehrter Kommentar zu Thomas sein soll,
sondern ein Buch, durch das der gebildete Laie befähigt
wird, sich mit der Gedankenwelt des Aquinaten vertraut
zu machen. Die Übersetzung ist klar und einfach und
bringt die begriffliche Bestimmtheit und die Würde der
Sprache des hlg. Thomas in einem erfreulich guten
Deutsch zum Ausdruck.
Bangor, N. Wales. Otto A. Piper.

R ad tke, Wilhelm: Antonius Corvinus. Confutatio Augustani libri
quem Interim vocant 1548. Eine wiedergefundene Streitschrift des
Calenberger Reformators, nach der Abschrift in der Lüneburger Ratsbücherei
. Oöttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1936. (99 S.) gr. 8°. =
Studien zur Kirchengeschichte Niedersachsens, 7. RM. 3.80.

Als man in Norddeutschland sich gegen das Interim
zu wehren versuchte, war vielleicht keine Kirche in
schwierigerer Lage als die Calenberger wegen der Haltung
Herzog Erich II. Gleichwohl hat ihr Führer Corvin
tapfer gegen das Interim gefochten, anfänglich noch,
so gut sie es vermochte, geschützt von der Herzogin
Mutter. Er hat ein deutsches Bekenntnis verfaßt, „so
glimpflich", wie er selbst sagt, „daß ich hoffe, es solle
sich daran niemand ärgern", und eine confutatio, die er
„bene dentata" nennt. Diese ist jetzt aufgefunden in der

Lüneburger Ratsbücherei in einer mit zwei anderen handschriftlichen
Stücken zur Interimsfrage in einem Bande
vereinigten Abschrift. Es ist, wie der Abdruck zeigt,
eine Streitschrift von größter Schärfe, ein Zeugnis von
dem Mute des Calenberger Reformators. Daß sie nicht
gedruckt worden sind, hat nicht an ihm gelegen, und
bekanntlich hat ihm schon jenes „glimpfliche" Bekenntnis
das Märtyrerlos eingetragen. Die Schärfe des Tones
richtet sich vor allem gegen Agricola als den Hauptverfasser
. Indem er seine Widerlegung immer wieder an-
I knüpft an Agricolas eigene früheren Äußerungen in
! seinem Lukas-Kommentar, in denen er echt evangelisch
j über so manche Dinge geurteilt, die nunmehr im Interim
als kirchliche Verpflichtung den Evangelischen aufge-
| zwungen werden sollten, brandmarkt Corvin ihn ;ils
i Abtrünnigen von der Sache des Evangeliums. Zum
! Schluß kritisiert er noch einen ebenfalls bisher nicht be-
i kannten Brief Agricolas, in dem dieser das durch das
i Interim vermeintlich für die Sache des Evangeliums
Gewonnene rühmt. Vielleicht zeigt nichts stärker, wie
| tief die Gegensätze jenes Kirchenkampfes gingen, als
| daß Corvin hier dem früheren Freunde mit platten Worten
den Tod wünscht. — Die Veröffentlichung ist dadurch
so wertvoll, daß sie auf Corvin und seine Anschauungen
in einigem neues Licht wirft, etwa durch
seine Ausführungen über die vom Interim ja in katholischer
Form wieder geforderte Konfirmation, seine Anschauung
vom geistlichen Amt u. a. Die Ausgabe ist
sehr sorgfältig bis auf einige Druckfehler. Auf S. 53
ist „nocenti" wohl Druckfehler statt „innocenti" oder
Schreibfehler der Handschrift?

Hannover. Fleisch.

Mein hold, Peter: Rousseau's Geschichtsphilosophie. Tübingen
: J. C. B. Mohr 1936. (35 S.) gr. 8°. = Philosophie u. Geschichte.
H. 60. RM 1.50.

„Zurück zur Natur!" so werden Rousseaus For-
I derungen gewöhnlich zusammengefaßt. Der Mensch ist
I von Natur gut; er wird erst schlecht beim Übergang
zur Kultur. Auf dieser Anthropologie beruht auch Rousseaus
Geschichtsphilosophie. Er entwickelt sie an der
| Geschichte des Christentums. Zuerst bestanden die Chri-
I stengemeinden nur aus Fischern und Handwerkern, Ar-
: men und Geringen, die schlicht und natürlich das Chri-
j stentum hinnahmen und für ihren Glauben starben.
Das waren die eigentlichen Christen. Mit der Apologetik
kam die Wissenschaft und damit der Verfall,
und so ist die Kirchengeschichte nichts weiter als ein
„fortlaufender Degenerationsprozeß."

Diese Idee überträgt Rousseau nun auf das gesamte
Gebiet der Kulturgeschichte. Auch der Verfall des Ju-
I dentums beginnt mit der Wissenschaft. „Zu allen Zei-
! ten und auf jeder geschichtlichen Stufe wiederholt sich
| der Kampf zwischen Sadduzäern und Pharisäern, zwi-
j sehen Doktoren und Philosophen." So ist es in Ägypten
, Griechenland, Rom, Konstantinopel, so ist es auch
in der Gegenwart. „Diese Idee von der Einheit
der Geschichte, nach der alle Zeiten im Grunde
eine Zeit und alle Menschen ein Mensch sind", ist
I das Ergebnis von Rousseaus Ringen um den Sinn der
Geschichte. Nur so wußte er sich das eigene Leben
zu deuten.

Es ist nicht zuviel gesagt, wenn Peter Meinhold
seiner kurzen Abhandlung die schwerwiegende Über-
! schrift „Rousseau's Geschichtsphilosophie" gibt. Er bie-
I tet tatsächlich, was er versprochen hat, und weiß seine
I Ausführungen wissenschaftlich zu begründen. Das Verständnis
wird durch eine klare Schreibweise erleichtert.
Ste'ttin. Hugo Stelter.

I Christian Worship, Studies in its history and meaning. by members
of Mansfield College edited by Nathanael Micklem. Oxford: At the
Clarendon Press 1936. gr. 8°. 12 sh. 6 d.

Es ist eine Festschrift, veranlaßt durch die Jubelfeier
von Mansfield College-Oxford, das, 1886 gegrün-
I det, der Schulung freikirchlicher, in erster Linie kon-