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Ausgabe:

1937 Nr. 14

Spalte:

249-250

Titel/Untertitel:

Clemens Alexandrinus, Die Teppiche 1937

Rezensent:

Bauer, W.

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249

Theologische Literaturzeitung 1937 Nr. 14.

250

ferne Tatsachen der Vergangenheit bindet", sondern
ihn „wie von innen her" zu einer religiösen Überzeugung
führt, entspricht dem germanischen Menschen.
Der Mensch soll erst „voll erwachen im eignen Ich"
und dann „im großen Ich der Gemeinschaft".

„Wenn der alte Psalindichter seine Lieder schuf,
so suchte er seinen Gott tief innerlich, bis er ihn in
seinem Blute leben fühlte." Es war „Kommunion",
wenn er dichtete oder sang. So will Christus auf unser
Blut und unsern Leib wirken durch sein Mahl. Indem
wir Christum in uns aufnehmen, leiten wir den Lebensstrom
des göttlichen Willens selbst in uns hinein. „Was
die Gegenwart braucht als neues Christentum, d. f.
Christus in Leib und Blut."

Am Schluß singt Rittelmeyer einen Hymnus auf das
Germanentum, in dem das alles schon als Sehnen vorhanden
gewesen sei. „Christus ist da. Wo sind die
Deutschen? Sie sind zu ihrer tiefsten Weltaufgabe gerufen
!"

Das Buch ist wie alles, was Rittelmeyer schreibt,
hochinteressant und voll von geistreichen Ideen. Wir
stimmen mit ihm darin überein, daß „das Johannes-
Evangelium aus der Welt der Inspiration stammt" und
noch lange nicht ausgeschöpft ist Wo aber Rittelmeyer
den Gedankenkreis Rudolf Steiners in das Christentum
hineinträgt, da können wir nicht mehr mit.
Auch wird sich die Verbindung zwischen Rudolf Steiner
und dem Germanentum nicht herstellen lassen, da das
Dritte Reich die Anthroposophie nicht bloß wissenschaftlich
, sondern auch praktisch bereits abgelehnt hat.
Trotzdem regt das Buch Gedanken an, die weiterzudenken
sieh lohnt.
Stettin. Hugo Stelter.

Titus Flavius Klemens von Alexandria: Die Teppiche. Deutscher
Text nach der Übersetzung von Franz Overbeck. Basel: Benno Schwabe
& Co. 1Q36. (VII, 776 S.) gr. 8°. RM 20- ; geb. 24-.

Franz Overbeck ist am 26. Juni 1905 gestorben,
seine Frau Ida Johanna Overbeck ihm am 16. November
1933 nachgefolgt. Durch letztwillige Verfügung hat sie
aus ihrem Vermögen eine Franz Overbeck-Stiftung errichtet
und ihr die Aufgabe gestellt, „die weitere literarische
Verwertung des geistigen Nachlasses des Professors
Franz Overbeck, sei es durch Neuausgaben schon bestehender
Werke, sei es durch Bearbeitung und Veröffentlichung
von vorhandenen Studien" zu bewirken.

Vorliegendes Buch ist das erste Ergebnis der durch
die Stiftung angeregten Arbeit. Es möchte den Namen
des ehemaligen Basler theologischen Ordinarius vor den
heutigen Mitarbeitern auf seinem einstigen Fachgebiet
noch einmal beleben (S. 65). Die Wahl fiel bei der
Prüfung des sehr umfassenden schriftstellerischen Nachlasses
, gerade auf diesen Gegenstand, weil die eigentlich
darstellenden Aufzeichnungen in dem Menschenalter seit
Overbecks Tode nicht unerheblich veraltet waren.

Das galt gewiß in starkem Maße auch von der Übersetzung
der „Teppiche", die der Privatdozent Ende der
60 er Jahre auf Grund eines Textes gefettigt hatte, der
inzwischen durch einen unendlich besseren ersetzt worden
ist. Dazu kamen die vielen sprachlichen und sachlichen
Schwierigkeiten, von denen jeder ein Lied zu singen
weiß, der es einmal unternommen hat, die Stromateis
im Zusammenhang zu lesen.

Immerhin konnte dieser Plan gerade deshalb auch
wieder, damals als man ihn faßte, auf weitgehende
Billigung rechnen. Gab es doch keine deutsche Übersetzung
dieses Buches, dessen Bedeutsamkeit seiner Unzugänglichkeit
die Wage hielt. Die Ankündigung einer
deutschen Wiedergabe der Teppiche mußte jeden innerlich
beteiligten Wissenschaftler mit freudiger Erwartung
erfüllen. Und wer sollte wohl besser für diese Aufgabe
geeignet sein als Overbeck, der in dem grundlegenden
Aufsatz „Anfänge der patristischen Literatur" von 1882
gezeigt hatte, wie sehr er in Klemens lebte.

Die Mängel des hinterlassenen Manuskriptes hat

j L. Früchtel auszugleichen unternommen, indem er die
! Übersetzung prüfte, verbesserte und ergänzte, wo es not-
! tat. Auch fügte er von sich eine „literarisch-historische
Einführung" bei, die über die handschriftliche Überliefe-
; rung, die gedruckten Ausgaben und Übersetzungen, über
Overbecks Übertragung und über das literarische Problem
der Stromateis berichtete.

Besonders aber hat sich C. A. Bernoulli des Werkes
angenommen. Er steuerte einen Überblick über das Leben
und die Entwicklung Overbecks bei, um ihn auch
den Feroerstehenden näherzubringen. Das ist bei einem
. Manne, der zu seinen Lebzeiten so wenig im Vorder-
j grund gestanden hat, vor allem nötig, weil es sonst
i schwierig ist, die richtige Stellung zu ihm zu gewinnen.
Adolf Harnack, Theodor Zahn und Franz Overbeck
werden uns als die drei großen Patristiker ihrer Zeit
vorgeführt. Auf den Gedanken, ihn so hoch einzustufen
, würden diejenigen schwerlich kommen, die Over-
i beck nur aus seinen, leider so spärlichen, Veröffentlichungen
kennen, wenn freilich auch sie an der Kralle
den Löwen verspüren.

Auch über Overbecks analytische Arbeit an Klemens
berichtet Bernoulli an der Hand hinterlassener Notizen
I Overbecks. Endlich fügt er einen eigenen Abschnitt bei
über „die Teppiche des Klemens auf dem Hintergrund
der Weltgeschichte".

Es trifft sich für das Erscheinen des Gedächtnisbandes
unglücklich, daß gerade eine weitere deutsche Übersetzung
der Teppiche herauszukommen beginnt, und zwar
aus der Feder des zur Zeit besten Kenners unseres Gegenstandes
, des Herausgebers des Klemens Otto Stählin
. Doch von bleibender Bedeutung sind die Beigaben
nicht zum wenigsten das sorgfältige und inhaltreiche
Sachregister zu Klemens' Teppichen von Früchtel.
Göttingen. w. Bauer.

Decker, Aegidius: Kenntnis und Pflege des Körpers bei Clemens
von Alexandria. Innsbruck: Felizian Rauch 1936. (82 S.). = Veröffentlichungen
der Salzburger-Konfoederation der Benediktiner und
Zisterzienser des deutschen Sprachgebietes. Nr. 1. Kart. Sch. 5—, RM 3 —.
Angeregt durch J. Jüthner, dem wir aufschlußreiche
Arbeiten über die Körperkultur im Altertum verdanken
untersucht Decker Kenntnis und Pflege des Körpers
bei Clemens von Alexandria. Er liefert damit einen Beitrag
zur Aufhellung der vielseitigen Lebensheziehungen
eines Kirchenvaters, der heute, wie kaum ein zweiter,
im Mittelpunkt der Forschung steht. Ist diese gegenwärtig
in erster Linie dem wichtigsten Werke des Clemens
, den Stromateis zugewandt, so gewinnt D. seineu
Hauptstoff 'aus dem „Pädagogen".

Ein Mann, der so stark wie Clemens allerlei Bildungseinflüsse
auf sich hat wirken lassen, muß zur Gewinnung
eines richtigen und überzeugenden Bildes darauf
hin betrachtet werden, welche Faktoren des Geisteslebens
der Antike etwa seine Stellungnahme in Fragen
der Körperkultur mitbestimmt haben mögen. D. stellt
deutliche Spuren der Anregung fest seitens der Dia-
[ tribe, vertreten durch den Stoiker Musonius, ferner von
; Philo her und von Plato, auch den moralischen Schrif-
| ten des Plutarch; endlich engen Anschluß an die zeitgenössischen
Autoritäten auf dem Gebiet der Medizin und
der Philosophie.

Aufs tiefste verpflichtet erweist er sich natürlich der
Heiligen Schrift gegenüber. Und ein gewisses Maß von
Eigenständigkeit in der Auswahl und bei der Formung
j seines Stoffes ist nicht zu verkennen. Diese wiederum
' ist in erheblichem Umfang bedingt durch die Verhältnisse
I in der Weltstadt Alexandria, dem Schauplatz der Wirk-
| samkeit des Clemens.

Nachdem er so die Voraussetzungen entwickelt hat
handelt unser Verf. unter Beibringung einer reichen Fülle
| von Belegen in einzelnen Abschnitten über folgende
Gegenstände: Medizinisches; die Ehe im medizinischer
| Beleuchtung; das Bad; die Leibesübungen; die Nahrung-
der Weingenuß; der Schlaf; die Haarpflege; Anwendung
! von öl und Salben.