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Ausgabe:

1937 Nr. 14

Spalte:

248-249

Autor/Hrsg.:

Rittelmeyer, Friedrich

Titel/Untertitel:

Christus 1937

Rezensent:

Stelter, Hugo

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247 Theologische Literaturzeitung 1937 Nr. 14. 248

nur aus den literarischen Quellen, sondern wertet auch führen. Das großangelegte, durch besondere Übersicht-
die Inschriften und Münzen, die Plastik und Architektur lichkeit der Druckeinrichtung auffallende Unternehmen
aus. Durch ähnliche Arbeiten auf anderen Gebieten verspricht, jährlich vier Hefte herauszubringen. Im Verdes
antiken Herrscherkults vorbereitet, unterzieht sich lauf von zwei oder drei Jahren hofft Verf. seine Aufgabe
Scott dem mühevollen Sammeln der verstreuten Ur- I bewältigt zu haiben.

künden mit großem Fleiß, ohne kritiklos zu werden. Das erste Heft handelt von den äußeren Zeugnissen,
Auch an Kapitel 13 der Johannesapokalypse geht er : d. h. über Mt. und Mc. bei Papias. Das Doppelheft
nicht vorüber, wobei er sich an R. Schütz' Buch „Die j 2 und 3 des ersten Jahrganges fängt dann mit der
Offenbarung des Johannes und Kaiser Domitian" an- ' Untersuchung der Evangelien selbst an (argumenta inschließt
. Der Stoff ist so angeordnet, daß die einzelnen ! terna). Es behandelt die Fragen: ist Mt. von Mc
Ausdrucksformen der kultischen Verehrung nach ein- oder Mc. von Mt. abhängig oder gilt keins von beidem?
ander behandelt werden, ähnlich wie das auch Sauters Die Antwort lautet entsprechend den früheren Feststel-
Arbeit gezeigt hatte. Weitaus die meisten Abschnitte lungen: weder ist Mt. von Mc. abhängig noch Mc. von
entfallen auf den letzten der drei Flavier, Domitian, der j Mt., sondern beide hängen sie von M. ah. M. erweist
als dominus et deus der Vollender der flavischen Reli- ~ sich durch seine bodenständig-jüdische Färbung als das
gionspolitik wird und sich damit Kaligula und Nero i ursprünglichste Evangelium. Auch wirkt es so einheitlich,
wieder nähert, nachdem der Begründer der Dynastie, Ve- daß es nicht auf Grund mehrerer Quellen zusammen-
spasian, am Augustus anknüpfen zu müssen geglaubt gearbeitet sein kann. Mc. muß sich mit dem zweiten
hatte. Das lag zu einem Teil an der Ahn lichkeit der Platz begnügen.

Lage, vor die beide, Augustus und Vespasian, sich ge- ! Das nächste Heft wird die Behandlung der „inneren

stellt sahen. Scott nennt Augustus geradezu das Mo- j Argumente" fortsetzen und zunächst Mt. und Lc. ver-

dell für Vespasian, und es ist verdienstvoll von ihm, | gleichen.

diese Parallele kräftig gezogen zu haben. Auch die Jedem Heft von durchschnittlich 30 Seiten ist mit

übrigen Mitglieder der gens Flavia, männliche und weib- eigener Paginierung ein Bogen beigefügt mit Paralleltex-

liche" werden herangezogen. Vielleicht kommt Scott ten zu den synoptischen Evangelien. Die bisher er-

noch einmal dazu, die Geschichte des römischen Kaiser- j schienenen drei Hefte drucken die beiden griechischen

kults überhaupt zu schreiben. | Recensionen der Acta Pilati bis Kap. 2,6 (5) neben ein-

Zu S. 114: Wenn Statius das numen Domitians ausdrücken will, 1 ander ab und fügen einen Apparat nebst Noten hinzu,

indem er die Augen seines Reiterstandbildes sedereas imitantia flammas Wenn das mühevolle Werk seinen Abschluß erreicht

lumina nennt (silv. i 1,103) — die Wirklichkeit sah ganz anders aus, haben wird, gedenken wir darauf zurückzukommen,

da Sueton Dom. 18 von grandibus oculis, verum acie hebetiore i Göttingen. W Bauer
spricht —, so bahnt sich hier in der Literatur die Übertreibung an

die, wie kürzlich R. Herbig (Neue Jahrb. f. deutsche Wiss. 1937 Heft 1)
an Bildwerken des 3. nachchristlichen Jahrhunderts gezeigt hat, zum sog. Rittelmeyer, Friedrich: Christus. Stuttgart: Verlag Urachhaus

1936. (176 S.) 8°. RM 2.85; geb. 3.50.

Rittelmeyer führt uns in seinem „Christus" verschlungene
Pfade. Sein Gedankengang ist etwa folgender
:

„Es kommen Stunden im Leben, da spürt der
Mensch: Diese unsre Sinnenwelt ist nicht die letzte

Andachtsbilde führt.

Northeim. G. Breithaupt.

Synoptica. Commentarii trimestres a Primo Vannute 11 i sacerdote
editi. Anno 1, N. 1. 2. 3. Roma 1936.
In den Jahren 1931 und 1034 hat Vannutelli die U'ese unsre b.nnenwelt .st nicht die letzte

beiden Teile seiner Libri synoptici Veteris Testament! Wirklichkeit. Sie tragt m sich ein _ Gehe.mnis^ Dann
erscheinen lassen, über die in der Th. LZ. 57, 1932,
293 und 60, 1935, 48 berichtet worden ist. In diesem

Werke war eine synoptische Übersicht der Paralleltexte
in den Samuelis- und Königebüchern sowie in der Chro-

ist es manchmal, als wenn der Schleier zerreiße, und
durch die Sinnenwelt hindurch schaut uns ein Unbekanntes
an, das höher ist als die äußere Wirklichkeit.
Wir nennen es Gott". Dieses Erlebnis, ins Außer-

nik vorgelegt worden, die auch das Studium der Er- j "-deutliche gesteigert, hat e; Jesus bei seiner Taufe,

scheinungen bei Parallelberichten überhaupt erleichtern ! Es 7-eigte slch ihm eine höhere Welt, er hatte eine

und damit der Lösung der synoptischen Frage Vor- : Offenbarung. „Damals ist in Jesus der Christus er-

SC Verf.1Sbefand sich also mit diesem Buche im Zuge . Erst+v<?'" »aufg*a™» Himmel" der Taufgeschichte
jener Veröffentlichungen, die 1923 mit De evangeliorum ' h,er ver^eht man die Christusgeschichte: Die Versu-
origine begonnen, dann 1925-28 in der Revue Biblique <*ung, die Verklarung; das Vater-Unser, die Kreuzesund
La Scuola Cattolica fortgesetzt worden waren, um w°rte; Auferstehung Himmelfahrt und Pfingsten -
zu Gli Evangeli in sinossi, novo studio del problema ■ «toluupt die Predigt vom Himmelreich". Und ein
sinottico 1931, Quaestiones de synopticis Evangeliis 1933 i Christ ist ein Mensch bei dem sieh das Taufereigins
und dem einen oder anderen noch späteren Beitrag zu ! Jesu- wenn auch >" bescheidenster Form wiederholt.
r.-hren 1 Man kann aber auch umgekehrt von der Aufer-
' _ ,. „ ... , , stehung Jesu ausgehen und das Christusereignis er-
Das Ergebnis seiner Bemühungen war das folgende ,eben fmJQegensatz von Tod und Leben, nicht bloß
gewesen: die synoptischen Teile der Evangelien sind , mn Sünde u*j Qnade Das käme dem germanischcil
aus einem und demselben griechischen Buche getlo^sen, , E finden entgegen und könnte ein Weg sein zu einer
der Ubersetzung des „hebräischen" Urmatthaus (M.). I konfessionslosen, einigen deutschen Kirche.
M. ist seiner Substanz nach völlig in unser Matthaus- : Aug dem entscheidenden Ereignis der Jordantaufe
evangelium (Mt) eingegangen in dem lediglich bei der , b sich für Rittelmeyer dann von selbst die weitere
Anordnung der Stoffe und dem Ausdruck manchma Qftederung seines Werkes: Christus und die Sonne,
etwas geändert worden ist. Das Marcusevangehtim (Mc ) Christus ^nd das ich. Christus in Leib und Blut,
stellt eine Verkürzung von M. dar, die solche Redeteile Die Sonne erleuchtet, erwärmt, belebt. Diese Wirausschied
, die für die Heidenchristen von geringerer ; ku der irdischen Sonne können wir „aus dem
Bedeutung waren. Zugleich gesta tete Mc. die Erzah- Äußbern bis ins 0eistige hinein verfolgen". An den Gelunger
lebendiger und sprachlich eleganter Auch Lucas ; schichteri des Johannes-Evangeliums wird uns das klar-
entfernte aus seiner Vorlage M. Reden, aber — anders rremacht

als Mc. - fügte er von sich aus neue hinzu. Im übrigen ! Das 'loh ist etwas, das wollen kann, auch gegen

verwendete er auch das zweite Evangelium. Qott Diesem Ich stellt Jesus in seiner Person das

Die neue Veröffentlichung Vannutellis, deren Beginn ; göttliche Ich gegenüber. Der Mensch wird gerettet nicht

heute anzuzeigen ist, die Synoptica, wollen den Be- f durch ein Vergebungsgeschenk, sondern durch ein neues

weis für die Richtigkeit dieser Auffassung endgiltig Ich. Diese Auffassung, die den Menschen nicht „an