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Ausgabe:

1937

Spalte:

225-226

Autor/Hrsg.:

Baetke, Walter

Titel/Untertitel:

Die Religion der Germanen in Quellenzeugnissen 1937

Rezensent:

Clemen, Carl

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖKRIES, Göttingen, und Prof. D. Dr. GEORG WO BBEKMIN, Berlin

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von BibliothekSrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, und Bibliothekar Lic. E. STEINBORN, Berlin.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ■ u 11 c h 1 i e 11 i ch mo Professor D. BAUER in Güttingen, Düstere Eicbenweg 14, tu senden,
Rezensionsexemplare aunschlie&lich «" den Verlag. Gewähr für Besprechung von unrerlangt gesandten Keiensions-
exemplaren, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, kann nicht übernommen werden.

Printed in Germany.

J. C. HINRICHS VERLAG, LEIPZIG Cl

62. JAHRGANG, Nr. 13 19. JUNI 1937

Spalte

Allo: Saint Paul premiere epitre aux Co-

rinthiens (Seesemann)...........231

Baetke: Die Religion d. Germanen (Giemen) 225

Bildungskräfte im Katholizismus der Welt
(Lerche)...................236

Cartellieri: Der Aufstieg des Papsttums
im Rahmen der Weltgeschichte (Grützmacher
) ...................233

Spalte

Christian Morality (Vollrath).........237

Eide m: Der Seele Jakobskampf (Laasen) . 240
F1 a d e: Vom Einfluß des Christentums auf

die Oermanen (Vorwahl)..........226

Freiburger Diözesan-Archiv (Lerche) .... 235
Hesse: John Miltons mystisch-theistisches

Weltbild (Meinhold)............234

Hirsch: Das Alte Testament und die Predigt
des Evangeliums (Hertzberg) .... 229

Spalte

Hoefs: Philipp Bickel (Lerche)...... 234

Orientalische Stimmen zum Erlösungsgcdan-

ken (Merkel)................ 228

Spiegelberg: Gesetz u. Sittengesetz (Zeltner) 239

Sutherland: Erleben u.Bewahren (Lerche) 236
V ö g 11 e: Die Tugend- und Lasterkataloge

im Neuen Testament (Bauer)....... 232

Will ms: Eine begriffsgeschichtl. Untersuchung
zum Piatonismus (Seesemann). . 229

Baetke, Prof. Dr. Walter: Die Religion der Germanen in ! Durchaus zu billigen ist endlich die Ausscheidung
Quellenzeugnissen. Frankfurt a. M.: Moritz Diesterweg 1937. (XII, der Mythologie Und Magie, soweit sie mit der Religion
167 s.) 8°. Geb. RM 4.60. nicnts zu tun haben. Die Mythen vom Anfang und Ende
Quellensammlungen zur germanischen Religionsge- der Welt sind deshalb vielmehr wiedergegeben worden,
schichte lagen sowohl in den Üriginalspracben als in I ja unter der Überschrift: Zauber- und Hexenwesen wer-
deutscher Übersetzung bisher schon mehrere vor. Was den sogar manche Gebräuche erwähnt, die genau genom-
die ersteren betrifft, so habe ich selbst in meinen Fontes j men nicht hierher gehören, während andere, von denen
hhtoriae religionis Gennanicae (1928), dem Charakter das wirklich gilt, an anderen Stellen erscheinen,
dieser Serie entsprechend, die lateinischen und grie- Wenn das Ganze im Übrigen in die drei Abschnitte:
chischen Quellen, wenngleich nicht vollständig, zusam- Die Religion im Volksleben, Glaube und Frömmigkeit,
mengestellt, während F. R. Schröder in seinem Quellen- , Animismus und Magie zerlegt ist, so weiß B. natürlich
buch zur germanischen Religionsgescbiclite (1933) von selbst, daß man den Stoff auch anders hätte einteilen
diesen nur die wichtigsten abdruckte und den Nachdruck ! und namentlich manche Stellen anderwärts unterbringen
auf die altnordischen Quellen legte. Derselbe hatte in j können. Aber die Hauptsache ist ja, daß sie in dieser
deutscher Übersetzung — um von den in das Text- j Fülle dargeboten werden und so für selbständige Studien
buch zur Religionsgeschichte von Lehmann (und Haas) j eine 'genügende Grundlage geschaffen ist.
(1912.2 1922) aufgenommenen Stellen abzusehen — ] Erklärungen gibt B. nur zu einigen wenigen Texten
meist andere Texte schon vorher (1929) in der 2. Auf- und allgemeine Bemerkungen über die germanische Re-
lage von Bertholets Religionsgeschichtlichem Lesebuch ligion macht er nur in der Einleitung, z. T. allerdings
veröffentlicht, und Georg Müller tat das in seinen Zeug- ; in einer Weise, die ich nicht ganz richtig finden kann,
nissen germanischer Religion (1935) zunächst mit sol- j Schon daß die Quellen- und Baumverehrung durchweg
chen zu deren südlicher Form. Aber alle diese Samm- mit dem Götterglauben zusammenhängt, ist, wo auf die-
lungen werden an Reichhaltigkeit bei weitem durch das j sen nichts hindeutet, sondern reiner Animismus oder viel-
vorliegendc Buch von Baetke übertroffen, das also inso- , mehr Präanimismus vorzuliegen scheint, nicht zu erfern
einem wirklichen Bedürfnis entgegenkommt. weisen. Namentlich aber verstehe ich nicht, wie B.

Auch daß es neben den literarischen Quellen, einer ; angesichts der von ihm angeführten Stellen behaupten

einzelnen lateinischen und einigen (z. T. auch anders er- i kann, die „sogenannten Menschenopfer, an denen man

klärten) Runeninschriften nur wenige archäologische 1 heute so vielen Anstoß 'nimmt", seien ^Hinrichtungen

Funde berücksichtigt, ist gewiß zu billigen; ja die wirk- | sakraler Natur" gewesen; auch nicht, inwiefern die nicht

Üch vorgeschichtlichen Denkmäler sind nicht nur z. T. j aufgenommene bekannte Stelle aus der capitulatio de

ebenfalls nicht sicher zu deuten, sondern nicht einmal mit j partibus Saxoniae 6 (wie tatsächlich gewiß andere)

Bestimmtheit auf Germanen zurückzuführen. Denn daß , das Bild verfälschen soll. Aber diese kleinen Ausstel-

solche bereits im vorchristlichen Jahrtausend im Norden j Jungen sollen den wiederholt betonten Wert des Buches

gelebt hätten, wird zwar jetzt in der Regel als selbst- ; in keiner Weise abschwächen.

verständlich vorausgesetzt, ist aber, wenn man dabei Bonn. Carl Clemen
n'cht an Vertreter einer Rasse oder Kultur, sondern,

was der Name zunächst besagt, einer Sprache denkt, i Fl ade, Gottfried: Vom Einfluß des Christentums auf die Gerlicht
zu beweisen. manen. Stuttgart: W. Kohlliammer 1936. (XII, 128 S.) gr. 8°. =

Ebenso begreiflich ist es, daß B. kein volkskundliches
Material bringt, wenngleich ich glaube, daß auch aus ihm
unter Umständen, wenn es sich nämlich als genügend
erweisen läßt, doch Schlüsse auf die germanische
Religion gezogen werden können. Aber die betreffenden
Nachrichten sind zu zerstreut oder nicht ohne weiteres

Forschgn. z. Kirchen- u. Geistesgesch. 10. Bd. PjVj {,_

Regino von Prüms libri duo de synodalibus causis
et disciplinis ecclesiasticis (abgeschlossen 906) sind ein
Leitfaden für die Handhabung der Kirchenvisitationen
spiegeln aber zugleich auch das gesamte Erziehungsstreben
der frühmittelalterlichen Kirche am deutschen Volke
Gütlich, so daß sie in ein solches Quellenbuch nicht wieder und können mit ihrer Aufzählung der beanstandeten
Verhaltungsweisen das Bild der religiösen und

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aufgenommen werden konnten
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