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Ausgabe:

1936 Nr. 10

Spalte:

176-180

Autor/Hrsg.:

Ziegler, Joseph

Titel/Untertitel:

Untersuchungen zur Septuaginta des Buches Isaias 1936

Rezensent:

Bertram, Georg

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Theologische Literaturzeitung 1936 Nr. 10.

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von dem letzten Versuch Möhlenbrinks abweicht. Man
bedauert — nebenbei —, daß die Zeichnung im Maßstab
leicht mit der der Wiederherstellung des herodia-
n i s c h e n Tempels variiert, sodaß man die Blätter nicht
übereinander legen kann. Die bedeutsamen Elfenbeine
von Samaria werden von zwei verschiedenen Traditionen
(Damaskus und Tyrus) abgeleitet. Die zu hohe
Datierung der Plattengräber von Oeser (S. 109) wird
II, S. 10 berichtigt: es sind in der Tat „persische" Gräber
(vgl. Galling in PJ. 1935, S. 88 ff.). Der zweite
Band setzt mit Abschnitt V. „Die Zeit der Fremdherrschaft
" (c. 722—100 v. Chr.) ein. Durch das Entgegenkommen
der amerikanischen Ausgräber von BetlvZur
konnte W. die Pläne und Berichte zur Darstellung der
Festungs(-um-)bauten des 3/2. Jhdt.'s verwenden. Abschnitt
VI. „Herodes der Große" behandelt die späthellenistische
Bauperiode mit Burg und Tempel in Jerusalem,
den Burgen in Masada und auf dem Frankenberg und
den Bauten in Sebaste (Samaria), die Gräber um Jerusalem
und die Bauten in Petra. VII. „Die römische Kaiserzeit
" gibt vor allem in der Darstellung von Gerasa
ein lebendiges Bild der Epoche. Wichtig für die christl.
Archäologie sind die an die profane Basilika von Sebaste
geknüpften Bemerkungen (S. 95 ff.). Ausführlich
werden die Synagogen der ersten (III. Jhdt.) und
zweiten (V/VI. Jhdt.) Periode besprochen. Auf die
treffsichere Kennzeichnung der „Bilderfrage" S. 116 sei
besonders hingewiesen. Der Schlußabschnitt „Die byzantinische
Epoche" hat es vor allem mit den Kirchenbauten
Palästinas zu tun.

Als Vorzug der Darstellung vielleicht besonders im
zweiten Bande darf es bezeichnet werden, daß W. die
wesentlichen geschichtlichen Ereignisse mit hineinnimmt.
Unnötig ist es hervorzuheben, daß die Literaturverweise
nicht nur unterbauen, sondern auch zu weiterer Forschung
anregen. Indem der Referent auf seine demnächst
erscheinenden „Archälogischen Bemerkungen" in
der ZDPV verweist, kann er hier — zumal es sich bei
der Divergenz immer nur um einzelne Punkte handelt —
davon absehen, fragliche Ansätze zu nennen. Abschließend
ist zu sagen, daß der Bibelwissenschaft und
der „alten Kirchengeschichte" in Watzingers Denkmälernein
Standardwerk geschenkt ist, von dem man
nur wünschen möchte, daß es zum Handbuch der
Forscher würde, wie etwa Guthes Bibelatlas!

Halle a. S. Kurt Galling.

Goodenough, Prof. Erwin R.: By Light, Light. The mystic
Oospel of Hellenistic Judaism. London: Humphrey Milford. Oxford
Univ. Press 1935. (XV, 436 S.) gr. 8°. Geb. 22 s. 6 d.

Der Titel des vorliegenden Werkes stammt aus Philons
Schrift de praemiis et poenis § 46 (Cohn-Wendland
V S. 346). Der Weg des Vf.s wird in der Tat
durch das Wort Philons sinnbildlich bezeichnet. Der
Vf. verfolgt einen Gedankengang, den ich am besten
mit seinen eigenen Worten wiedergebe (S. 5): In an
environment where the folk religions of Isis and
Attis, and later of Mithra and Christianity, were one
after the other being made over into mysteries by the
Greeks on the model, and with the philosophic foun-
dation, of Orpheus, was Judaism alone to escape?
Could and did the Jew keep his orientalism intact, or
even be content with occasional borrowings, or did
his synagogue too tend to become a fKaao?, and his
whole tradition a typology of this mystic philosophy?
It must at once be said that the thesis of this book is
that Judaism in the Greek Diaspora did, for at least an
important minority, become primarily such a mysterv.
Für eine derartige Untersuchung ist Philon die Hauptquelle
. Sein Gotteserlebnis, seine Gedanken über Gesetz
und Gesetze, seine Deutung der Erzväter, des
Moses, des Aaron werden ausführlich behandelt. Aber
auch andere jüdische Texte sind benutzt; darunter,
nach dem Vorgange von Wilhelm Bousset, eine Reihe
von Gebeten aus dem 7. und 8. Buche der Apostolischen

Konstitutionen (mir ist die jüdische Herkunft dieser
I Gebete nicht so sicher; ich glaube, man kann sie auch
i aus der christlichen Welt der nachkonstantinischen Zeit
erklären). Zuwenig scheinen mir die jüdischen Denk-
| mäler beachtet: sie helfen dazu, ein reicheres Bild von
; den vielen Möglichkeiten des griechischen Judentums
| zu erhalten. Dankenswert finde ich es, daß die geschichtliche
Darlegung mit einem Ausblick auf die
Kabbala schließt. Nur würde ich stärker hervorheben,
! daß auch das außerpalästinische Judentum durch die
! Zerstörung des Tempels i. J. 70 aufs härteste getroffen
und sozusagen aus der Bahn geworfen wurde.

Ich halte die Gesamtanschauung des Vf.s für richtig:
das griechisch redende Judentum war auf dem Wege
zu einer Mysterienreligion oder gar einer Mysteriengemeinde
. Nur ist diese Auffassung, wenn man auf
j das Grundsätzliche sieht, schwerlich neu. Mir trat sie
zuerst bei Hans Leisegang in klarer Form entgegen
(Der heilige Geist I 1, 1919, besonders S. 231 ff.).
Ich selbst versuchte vor einigen Jahren in aller Kürze
Grenzlinien zu ziehen, um festzustellen, wie weit das
; griechische Judentum mysterienhaft wurde (Dionysos
1931 S. 45 ff.). Die Darlegungen des Vf.s sind natürlich
viel umfassender. Aber ich muß bekennen, daß ich,
| trotz vielen Belehrungen, die mir im Einzelnen zuteil
wurden, dem Gedankengange des Vf.s im Ganzen nicht
immer folgen kann. Ich würde scharf unterscheiden
zwischen den ursprünglichen Mysterien der Volksreli-
j gion, die in der Masse lebendig waren und auf die
Masse wirkten, und der Mysterientheologie, die von
der Philosophie beeinflußt war und immer nur ver-
I hältnismäßig wenige Vertreter besaß. Die Quellen für
| die volkstümliche Mysterienfrömmigkeit muß man
| suchen; aber sie sind nicht unergiebig. Wenn man aus
diesen Quellen schöpft, dann gelingt es festzustellen, in
I welchem Maße die jüdische Volksfrömmigikeit in der
j Zerstreuung griechisch beeinflußt wurde. Die Gedanken
Philons bedeuten nur eine theologische Besinnung über
j .diese neue griechisch-jüdische Frömmigkeit. So sehe
ich die Fragen, die hier aufgeworfen werden müssen,
wenn man weniger auf die Sätze einiger gebildeter Theologen
, als auf die Frömmigkeit der Gemeinde achtet.
' Ich würde dann allerdings sorgsam darauf sehen, auch
i für die Art des Griechentums nur solche Zeugnisse
zu verwenden, die für das Volk bezeichnend sind; von
der Orphik z. B. würde dann nicht viel übrig bleiben.

So scheint mir das Werk des Vf.s wertvoll, weil es
reiche Anregungen bietet, aber nur ein Anfang auf
einem Wege, der noch viel Mühe und Arbeit fordert.
Großpösna b. Leipzig. J. Leipoldt.

Ziegler, Dr. theol. Joseph: Untersuchungen zur Septuaginta
des Buches Isaias. Münster i. W.: Aschendorff 1934. (VIII, 220 S.)
gr. 8°. = Alttestamentliche'Abhandlgn. Hrsg. von A. Schulz, XII. Bd.
3. H. RM 11.40.

Der Aufschwung, den die deutsche Septuaginta-For-
schung im letzten Jahrzehnt genommen hat, ist vor
allem der Erforschung und Herausgabe des Textes
der LXX und der Untersuchung des Verhältnisses von
LXX und Mas zugute gekommen. Dabei ist die
LXX als eine im wesentlichen philologisch genaue Wiedergabe
ihrer Vorlage betrachtet worden. Die Arbeit an
der LXX diente so mittelbar dem Verständnis des
hebräischen Textes (HT), sei es, daß man glaubte,
eine wesentliche Übereinstimmung zwischen LXX und
Mas feststellen zu können (Fischer, Wutz), sei es auch,
daß man meinte, mit Hilfe der LXX ließe sich eine ältere
Stufe des HT erreichen (Scholz, Sperber). Allerdings
fanden diese Versuche ihre oft nur ungern anerkannte
Grenze an der Art der LXX, die gar keine genaue
philologische Wiedergabe erstrebt, sondern vielfach
frei übersetzt und dabei oft genug dem eigenen Textverständnis
in der Übersetzung Ausdruck verleiht.

Solche Selbständigkeit des Übersetzers ist vor allem
im Buche Jesaja zu beobachten, mit dem sich die vor-