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Ausgabe:

1936

Spalte:

81-83

Autor/Hrsg.:

Gundert, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Japanische Religionsgeschichte 1936

Rezensent:

Witte, Johannes

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES, Göttingen, und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, Berlin

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Bibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, und Bibliothekar Lic. E. STEINBORN, Berlin.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor I). BAUER in Göttingen, Düstere Eichenweg 14, zu senden,
Rezensionsexemplare ausschlieBÜch an den Verlag. Gewähr für Besprechung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, kann nicht übernommen werden.

Printed in Germany.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1

61. JAHRGANG, Nr.5 29. FE BRUAR 1936

Spalte

Euri nger: Die aethiopische Anaphora des

hl. Basilius (Duensing).......... 88

Fendt: Katechetik (Werdermann)..... 92

Frey tag: Irrational oder Rational ? (Traub) 90

Spalte Spalte
Hutten: Christus oder Deutschglaube (Kulturgeschichte des Alten Orients (v. Soden) 83

(Usener) .................. 96

Jaspers: Vernunft und Existenz (Traub) 89
K u h 1 m a n n : Die Theologie am Scheide-

Gundert: Japan. Religionsgeschichte(Witte) 81j wege (Eisenhuth) ............. 95

Schmauch: In Christus (Seesemann) . . 86
Schmidt: Die Bekenntnisse und grundsätzlichen
Äußerungen z. Kirchenfrage (Witte) 94
Scientia Sacra (Koch)............. 89

Gundert, Dr. Wilh.: Japanische Religionsgeschichte. Die die Wirkung des Christentums, alles das wird in kurzen

Religionen der Japaner u. Koreaner in geschichtl. Abriß dargestellt. Zügen geschildert. Das Bedeutsamste an den japani-

Tökyö: jap.-dtsch. Kulturinstitut — Stuttgart: D. Cundert 1935. (XIX, sehen Religionen sind zwei Erscheinungen. Einmal die

267 s. m. 4 bunten, 40 einfarb. Taf. u. 5 Karten.) 8°. 7.50; geb. 9—. Hineinpflanzung des Buddhismus in diese fremdrassige

Der Verfasser dieses Buches ist vor fast 30 Jahren Welt, von Indien über China und Korea. Die glänzende
als Frei-Missionar nach Japan gegangen. Er hat wie j äußere Entfaltung dieser Religion auf dem japanischen
wenige Europäer mitten im Volk gelebt und zugleich sich Volksboden und seine unendlich vielgestaltige und tief-
so mit der japanischen, schwierigen Sprache vertraut gründige innere Entwicklung im japanischen Volk. Sogemacht
, daß er heute sicher zu den besten Kennern des dann die Tatsache, daß im japanischen Volke Religion
Japanischen gehört. Er war dann Lehrer an einem innerst verbunden ist mit dem Volkstum und Kaisertum,
japanischen Übergymnasium, auch Vertreter des deut- das des Volkstums höchster Besitz ist, selbst Mittelpunkt
sehen Pfarrers in Tokyo und ist jetzt der Leiter des der Religion und des Kultus. Dieser zentralen Stellung
japanisch-deutschen Kulturinstituts in Tokyo. Er hat des volksmäßigen religiösen Charakters hat sich auch
sich schon durch mehrere sehr feine Bücher über Japan der Buddhismus anpassen müssen, er ist japanisiert wor-
ausgezeichnet und ist nach seiner Bildung und nach den, aber ohne etwas von seiner Eigenart eben als doch
seinen Kenntnissen wie wohl wenige geeignet, über die Buddhismus zu verlieren. Zeitweise hat dieser Buddhis-
Religionen Japans zu schreiben. mus das nationale Leben Japans in dieser selbst japani-

Ein solches Kompendium der Geschichte der japa- sierten Form auch stark politisch beherrscht. Aber der

nischen Religionen haben wir in deutscher Sprache bisher Staat hat zweimal zum wenigsten in der Geschichte

nicht. So füllt dies Buch schon durch sein bloßes Dasein diese drohende Gefahr abgewandt. Zum letzten Mal in

eine Lücke aus. Der Verfasser entschuldigt sich fast, der Reorganisation der Neuzeit nach 1868.

daß er dies Kompendium geschrieben hat. Es sei heute Nun gilt seitdem als oberstes Prinzip nur das rein

noch die Zeit, in welcher Einzelforschungen über die national Religiöse, wie es im Staatsschinto verkörpert

japanischen Religionen geboten seien. Das ist an sich ist. Man läßt die andern Religionen gewähren, aber sie

richtig, aber doch wollen wir es ihm danken, daß er müssen sich dem Staatsschinto unterordnen. Hier hat

uns dies Buch geschenkt hat. Vielleicht hilft es dazu, der Verfasser vielleicht die große Schwierigkeit nicht

daß bei uns das Interesse an den Religionen Japans scharf genug herausgestellt, die sich daraus für das

wächst. Man ahnt in weiten deutschen Kreisen ja nicht, ; Christentum ergibt, das nun seit einigen Jahrzehnten

wie hoch bedeutsam und wie ungeheuer interessant die ; in Japan sich festzuwurzeln begonnen hat. Wie kann

Religionen Japans sind, wie ja leider überhaupt bei uns man den schintoistischen Kaiserkult als Christ mitma-

das Interesse an Japan bedauerlicher Weise sehr gering | chen? Man hat dies Problem lange hinausgeschoben,

ist, teilweise verschuldet durch die unsinnige These von j Heute wird es sehr akut, und niemand kann sagen, wie

der gelben Gefahr und einer antijapanischen Hetze, die ; es gelöst werden wird. Der Staat hat sehr geschickt den

aus der Zeit vor dem Kriege stammt und sich leider noch j Konflikt zu vermeiden gesucht, aber für die Christen

immer auswirkt bis heute. Neben Indien gibt es kein j ist die jetzige „Lösung" eine schwere Gewissensbe-

Land der Welt, das in religiöser Hinsicht soviel groß- j lastung, die auf die Dauer nicht bestehen bleiben kann,

artige Religionsbildungen hervorgebracht hat wie Japan, ohne Verfälschung der Christusbotschaft an entscheiden-

Man kann es auch verstehen, daß es dem Verfasser dem Punkt,
schwer geworden ist, nur dies Kompendium zu schreiben Der Verfasser erkennt an, daß das Christentum einen
und nicht ein ganz dickes Buch, was ihm ein Leichtes i weit höheren Einfluß ausübt, als es nach der noch kleigewesen
wäre. Aber wer hätte es dann gelesen? Nun, nen Zahl seiner getauften Anhänger erscheint. In allen
in diesem beschränkten Umfang, ist es für viele er- j Lebensgebieten sind seine Ideen und Kräfte wirksam,
schwinglich. Es ist ein guter Führer in diese bunte Reli- Aber der Verfasser scheint doch, was er nur andeutet,
gionswelt hinein. Ich wüßte auch nicht einen Punkt, ; nicht klar ausspricht, der Meinung zu sein, daß sich in
in dem ich etwas auszusetzen hätte. Es ist ein lücken- ! Japan die religiöse Linie der Zukunft dahin entwickeln
loses Bild der Geschichte von 2000 Jahren japanischer , wird, daß das Nationale alles beherrscht, auch das reli-
Religion, die hier gegeben wird mit meisterhafter, straf- i giös Nationale. Das würde bedeuten, daß man aus
fer Darstellung des wahrlich oft nicht leichten Stoffes. : dem Staatsschinto doch wieder eine Volksreligion ge-
Schintoismus und Buddhismus, die Sekten der Neuzeit, stalten wird, oder, daß der Staatsschinto eine überragen-

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B.TÜB.