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Ausgabe:

1936 Nr. 23

Spalte:

426

Autor/Hrsg.:

Machen, John Gresham

Titel/Untertitel:

The christian faith in the modern world 1936

Rezensent:

Schultz, Werner

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Theologische Literaturzeitung 1936 Nr. 23.

426

nur in diesem Artikel (Jesus, statt Jesus), sondern auch
sonst. Manche Autoren übersetzen auch mehr oder
weniger frei die Titel fremdsprachlicher Werke und
Zitate, die sie aus ihnen bringen, ins Französische, wag
zwar das Lexikon für einen Franzosen leichter lesbar
macht, aber seinen wissenschaftlichen Wert mindert
(aber nicht alle verfahren so, z. B. nicht Reypens, S. J.
in seinem erwähnten Artikel „äme", wo alle Mystiker
in ihren Sprachen und auf Grund der neuesten
Ausgaben zitiert werden). Daß die Kirchenväter regelmäßig
nach Migne angeführt werden, bleibt zu bedauern
, aber es wird sich wohl einfach daraus erklären,
daß die Patrologia Oraeca et Latina in den Klosterbibliotheken
anzutreffen ist, was für die Berliner und Wiener
Ausgaben nicht in dem Maße zutreffen dürfte.

So fehlt es also nicht an Unausgeglichenheiten und
Fehlern im einzelnen, welche die wissenschaftliche Verwendbarkeit
des Lexikons hemmen. Man möchte nur

wünschen, daß die Autoren in den künftigen Lieferungen, j Leser aufmerksam und gern folgt, schildert der Verf
bes. in den Literaturangaben etwas sorgfältiger zu dann, wo Gott zu den Menschen redet. Gott offenbart
Werke gehen und sich dabei das bei aller Kürze I sich in der Schönheit und Ordnung der Natur als
doch so vortreffliche und exakte „Lexikon für Theolo- Schöpfer und Erhalter der Welt, in der Stimme des
trie und Kirche" zum Vorbild nehmen. Verbindet sich i Gewissens als der heilige Gesetzgeber. Aber erst in
in fort Genauigkeit in den mehr äußeren Dingen mit der Bibel hat er sich in völliger Klarheit enthüllt als

Machen, Prof. J. Gresham: The Christian Faith in the Modern
World. New Vork: Macmillan Company 1936. (IX, 258 S.) 8°. $ 2—.

Der Verfasser, Professor für Neues Testament an
dem Westminster Theological Seminary in Philadelphia,
veröffentlicht in diesem Buch eine Vortragsreihe, die
er zu Beginn des vorigen Jahres über einen amerikanischen
Sender gehalten hat. In einer sehr klaren,
leicht verständlichen sprachlichen Form sucht er eine
Sinndeutung der Grundtatsachen des christlichen Glaubens
zu geben und ihren Wert in der heutigen Weltsituation
aufzuweisen. Die Welt steht heute an einem
Abgrund. Besonders ernst wird die Lage in Europa
geschildert, wobei allerdings das neue Deutschland völlig
unverstanden bleibt. Diese Not, die im übrigen sehr
treffend geschildert wird, ist entstanden aus der menschlichen
Sünde. Rettung kann nur bringen die Hinwendung
zu Gottes Wort.

In überaus interessanten Erörterungen, denen der

dem tiefen Gefühl für Eigenart und Wert des mystisch,
aszetischen Lebens, was sich auch in dieser Lieferung
so oft verrät, so dürfte dann dieses großzügige Werk
wohl einzigartig dastehen.

Halle a. S.___Walther V ö 1 k e r.

Lenne rt, Rudolf: Die Religionstheorie Max Webers. Stuttgart
: W. Kohlhammer 1935. (X, 57 S.) gr. 8°. = Religion und Geschichte
. Hrsg. von Joach. Wach. 2. H. RM 3.60.
Die vorliegende Arbeit, die in ihrer Knappheit nicht

Liebe und lebenspendende Gnade.

Bis zu diesem Punkte kann man dem Verfasser
völlig zustimmen. Die Schwierigkeiten beginnen mit
der Frage, inwiefern die Bibel Gottes Wort ist. M. beantwortet
die Frage mit der alten Lehre von der Personalinspiration
: Die Schreiber der biblischen Texte sind
von Gottes Geist erfüllt gewesen. Folglich ist die
ganze Bibel in allen ihren Teilen wirklich Gottes Wort.
Folglich ist jede menschliche Kritik an ihr falsch. Folg-
leichTWrständTich ist, sucht tief in die letzten Voraus- ! lieh ist besonders der radikale Skeptizismus, wie er sich

Setzungen von Max Webers wissenschaftlicher Arbeit
einzudringen. Sie beobachtet, daß die Methode Webers
sich vom badischen Kantianismus mehr zum Existen

bei Bultmann findet, abzulehnen. Das Dogma von der
Gottheit Christi, die Einheit seiner beiden Naturen,
das Dogma von der Trinität, die Lehre von der Auf-

zialismus verschoben hat. Damit hängt wohl auch die j erstehung Christi, der sich in seinen Wundern auseigentümliche
„Zweideutigkeit" Webers zusammen, die l weisende supranaturale Christus — das alles soll sich
das Problem der vorliegenden Arbeit bildet: War W. ! dem unbefangenen Leser der Bibel von selbst als Wirkein
religiös innerlich unbeteiligter, womöglich verständ- | Hchkeit aufdrängen. Wer die Bibel anders liest, wer

nisloser Analysator, oder hatte er in einem „Vorver
ständnis", in einer irrationalen Stellungnahme ein Kriterium
, das die Herausstellung der Entwicklungslinien
und die Bildung der Begriffe leitete. Dahinter wird die
allgemeine Frage lebendig, ob und wieweit die Ver-

in Jesus vorwiegend den Lehrer, das Vorbild oder
Beispiel sieht, wird ohne weiteres zu den Ungläubigen
gerechnet.

Ich glaube nicht, daß dies der richtige Weg ist,
um an die Menschen heranzukommen, denen die Bibel

treter des Historismus durch eine bestimmte letzte Stel- und der christliche Glaube fremd geworden sind. Dieser
lunp;nahme in ihrer Arbeit bestimmt gewesen sind. Weg ist auch nicht der Weg, den Luther neu aufzeigte,

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M. W. hat alles getan, solche Vorentscheidung
bei sich wenn er sie hatte, zu verbergen, und es
bleibt auch für unsern Verfasser ein „letzter Rest von
Unauflösbarkeit" in dieser Frage. Aber er hat es doch
mit guten Gründen belegt, wenn er dazu neigt, daß M.
W. von einer letzten religiösen Haltung bestimmt ge

als er zum Kanon der Bibel erhob „was Christum
treibet". Wir, die wir gelernt haben, zwischen Glaubensgrund
und Glaubensgedanken, zwischen Glauben
und Wissen, zwischen historischer und theologischer
Exegese zu scheiden, die wir im Glauben etwas viel
Tieferes sehen als nur ein Für-wahr-halten biblischer

wesen ist. Er erhärtet sein Urteil durch die Analyse von j oder kirchlicher Lehren können diesen Weg nicht mehr
einer Reihe von Begriffen, mit denen MW die religiösen ! beschreiten. Für uns liegen die Dinge hier viel schwie-
Grundverhaltunesweisen und die formalen Elemente der r^er. — Trotzdem muß ich bekennen, daß ich die

konkreten Religionsentwicklung darstellt. Magisch, Sinn,
metaphysisches Bedürfnis, Prophet, Bleiben im der Welt,
Situation, Einheitlichkeit, Innerlichkeit, Entzauberung
usw. Zwei Linien glaubt der Verfasser in Webers Denken
herauszufinden: eine radikal-historische, die die abgelaufene
Vergangenheit nüchtern betrachtet und auf
neue Sinnerfüllung wartet, und die Linie des „Sinnverzichtes
" im Gehorsam gegen den Dämon des eigenen
Lebens . . Auf dieser Grundlage urteilt der Verfasser
abschließend: „Uns scheint, als ob auch hier „Gott"
anerkannt bliebe — der Gott nämlich der fordert, daß

Vorträge des Verf. gern und mit innerer Bereicherung
gelesen habe, da sie von großem Ernst und dem Geiste
echter Überzeugung getragen sind.
Kiel.__ Werner Schultz.

Brunner, Prof. D. Emil: Das Gebot und die Ordnungen. Entwurf
einer protest.-theolog. Ethik. 2., photomech. Aufl. Tübingen: J.
C.B.Mohr 1935. (XII, 666 S.) 8°. RM 15—; geb. 17.50.

Die erste Auflage dieser Ethik Emil Brunners habe
ich in Nr. 10 des Jahrgangs 1934 der Theologischen
Literaturzeitung besprochen. Bei weitgehender Anerkennung
der in den beiden ersten „Büchern" gegebenen

der Mensch auch Mensch sei, daß er überhaupt „Sinn j Ausführungen hatte ich dann doch gegen diejenigen de:

dritten Buches starke Bedenken äußern müssen, weil
hier die Erörterung und Stellungnahme vielfach nicht
aus der Glaubensposition und dem Glaubensverständnis
der Reformation heraus erfolge, sondern nach Maßgebe
" und zu seinen Sinngebungen stehe (was nicht
zu tun auch eine „Möglichkeit" des Menschseins ist)
— der Gott also, dem M.W. Zeit seines Lebens gedient
hat. Dieser Gott allerdings ist deus absconditus schlecht

hin". gäbe positivistischen Denkens. Ich hatte ausdrücklich

Berlin. _Kurt Kesseler. ! hinzugefügt, daß unter dieses Urteil die ganze Behand-