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1936 Nr. 23

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417

Titel/Untertitel:

Is Handelingen 9 (met 22 en 26) en 15 in tegenspraak met Galaten 1 en 2? 1936

Rezensent:

Seesemann, Heinrich

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417

Theologische Literaturzeitung 1936 Nr. 23.

418

die dritte Leidensweissagung stellen. So gewinnt sie
eine Anschauung von der Quelle und der Arbeitsweise
des Evangelisten, die sie zu weiteren Hypothesen ermutigt
: die Verklärung auf dem Berge erinnert an die
Versuchung auf dem Berge, die Begabung mit der Herr- j
lichkeit Jahves — das ist der angebliche Sinn der Ver- !
klärung für Jesus — an die Taufgeschichte. Diese wird |
nun untersucht. Eine scharfe — und m. E. großenteils
treffende — Kritik an Greßmann führt zu der Frage
nach dem Ursprung der Taube. Dies Problem aber wird
sprachlich gelöst: aus njfpti soll nrsü „welche wie eine
Taube" geworden sein!

Und von der Taufgeschichte kommen wir zur Versuchung
: wie zwischen der Bergversuchung und der
Bergverklärung, so sollen auch zwischen der Tempelversuchung
und der Taufe Beziehungen bestehen (das
hängt mit Ps. 91 zusammen). Aber auch die erste Ver- I
suchung und die Taufe seien verwandt, denn ursprünglich
habe die Himmelsstimme gelautet: „Du bist mein
Mcmra" — und weil Jesus mit Gottes „Sprechen"
verbunden wird, darum könne der Teufel zu ihm sagen
: „sprich daß diese Steine Brot werden". Das Ergebnis
dieser Betrachtung ist dies, daß im Hintergrund
aller drei Erzählungen, Taufe, Verklärung und Versuchung
der Gedanke stehe, in Jesus habe sich der
Memra Jahves geoffenbart.

Es soll nicht bestritten werden, daß einzelne Ausführungen
der Verf., auf die hier nicht eingegangen
wurde, vielleicht etwas Richtiges öder Erwägenswertes
enthalten. Aber die Hauptfrage, die ihre Arbeit dem
nachdenklichen Leser stellt, ist diese: ist die Überlieferung
so beschaffen, daß sie zu solchen Operationen
zwingt? Müssen wir eine solche Vorgeschichte des
Stoffes, müssen wir eine solche Quelle des Markus
annehmen? Die Antwort kann nur negativ lauten; denn
so problematisch wie die Verf. voraussetzt, sind diese
Erzählungen gar nicht. In einem letzten Teil erschließt
die Verf. dann noch aus Mk. 1, 12. 13 eine Legende,
deren Inhalt — Entrückung des Kindes, Leben und Ernährtwerden
in der Wüste — ihr auf Apk. 12 zu weisen
scheint. Auch hier wird manches eingetragen, aber hier
sind wenigstens entscheidende Motive der Darstellung
gesehen. Dies aber ist es, worauf es ankommt und
wovon sich die Verf. in den Hauptteilen ihrer Untersuchung
dispensiert: daß die Stoffe nach ihrem eigenen
Wesensgesetz beurteilt werden.
Heidelbers;. Martin Dibelius.

G re i j d an us, Dr. S.: Is Handelingen 9(met 22 en 26) en 15in
tegenspraak met Qalaten len2? Kampen: J. H. Kok 1935. I
(95 S.) BT. 8°. Fl. 1.25.

Die im Titel des Buches aufgeworfene Frage beantwortet
der Vf. mit einem glatten nein; er stellt fest,
daß die Berichte von Apg. 9 usw. den Berichten Gal. 1. 2
nicht widersprechen. Wesentlich neue Gesichtspunkte
treten nicht hervor, die schon bekannten werden unter
Heranziehung sehr zahlreicher Literatur eingehend durchgesprochen
. Der Vf. muß — wie es bei seinem Ergebnis
nicht anders möglich ist — starke Harmonisierungen
zwischen den Berichten vornehmen. Mir

fehen sie sehr oft zu weit; aber darüber hier zu dis-
uticren, ist nicht möglich, und beim heutigen Stande
der Frage wohl auch kaum nötig.

Riga. H. Seesemann.

Tabert, Bruno: Kreuz und quer durch die Bibel-Länder,

Band I: Zum Urland der Bibel am Euphrat und Tigris, zu den syri- :
sehen und babylonischen Ruinenstätten (48 S.). RM 1.20.

Band II: Zum Wunderland der Pharaonen (63 S.) RM 1.20.

Großmann, H.: Gedanken über den Römer-Brief, insbesondere
über die Kapitel 5—11 (266 S.) geb. RM3-. j

S1 a wi n sky, Dr. Max: Vererbung u. Gottesglaube (30 S.) RM —35.
Sämtlich erschienen in Kassel: J. O. Oncken Nachf., 1935.

Der in letzter Zeit rührige baptistische Verlag Oncken
in Kassel hat mir vor einigen Wochen obige Schrif-
ten mit der Bitte übersandt, sie in der Th L Z. zu wür- 1

digen. Da keine von ihnen wissenschaftlichen Anforderungen
entsprechen will und tatsächlich auch nicht
entspricht, so kann es mit einer kurzen Anzeige sein
Bewenden haben.

Die beiden Hefte von B. Tabert sind Reiscschilderungen, die frisch
und lebendig geschrieben sind und denen ein verhältiiismäliig reicher
Bildschmuck beigegeben ist (Band I bevorwortete D. Jul. Richter, Band II
Dr. J. Wittig). Peinlich wirken dagegen die Ausflüge des Verf.s in das
Gebiet der ägyptischen Religion (Band II), die so dargestellt wird, daß
ihre Entwicklung und ihr Verfall genau den Weissagungen des A.T.s
entsprechen, was im einzelnen z. T. recht schülerhaft durchgeführt wird
(bes. S. 45 ff.). Dali Verf. jedoch über keine größere Kenntnis der
ägyptischen Religionsgeschichte verfügt, erkennt selbst der Laie, der nur
einigermaßen mit A. Ermanns „Die Religion der Ägypter" vertraut ist. —

Den „Gedanken über den Römer-Brief" H. Großmanns liegen erbauliche
Zeitschriften-Artikel aus dem Jahre 1909 zu Grunde, die etwas
erweitert sind. Behandelt werden vornehmlich die Kapitel 5 —11. Die
Ausführungen sind schlicht und volkstümlich gehalten, zeugen von Vertrautsein
des Verf.s mit dem biblischen Stoff und tragen zuweilen einen
erwecklichen Charakter (z. B. S. 85). Daß Rö. 6 dem Autor Gelegenheit
gibt, ausführlich auf die baptistische Taufpraxis einzugehen (S. 69 ff.),
wird man begreiflich finden. Es entbehrt ferner nicht eines gewissen
kirchengeschichtlichen Interesses, an manchen Stellen des Buches eine
Polemik zu finden, z.B. gegen die Freunde der Geisttaufe (S. 71) —
vielleicht ist dies gegen die damals um sich greifende Zungenbewegung
gerichtet —, oder gegen die Anhänger des 1000jährigen Reiches, die
in der Bibel nur Allegorien sehen (S. 115). Man lernt daraus, wie
diese Freikirche unter Zurückgehen auf das Wort Gottes (S. 115: „haben
wir mehr Ehrfurcht vor den Worten unseres Gottes, . . . stellen wir uns
ganz unter dasselbe") sich der Sektierer zu erwehren sucht, die auch in
ihre Reihen einzubrechen versuchen. —

M. Slawinsky hat in den letzten Monaten eine Reihe von volkstümlichen
Broschüren veröffentlicht, welche die Stellung des Baptismus zu
den aktuellen Fragen der Gegenwart klären wollen („Blut und Rasse
im Licht der Bibel", „Heldische Frömmigkeit"). „Vererbung und
Gottesglaube" setzt dieses Bestreben fort und will zeigen: „inwieweit
für unser deutsches Volk die erbbiologischen Erkenntnisse der Rassenforschung
unbeschadet des religiösen Bereichs in Frage kommen, und
zu zweit, welche Befruchtung und Förderung das deutsche Volk auf
dem erbbiologischen Gebiet durch das Bereich des Ewigen erfahren
kann" (S. 8).

Halle a.S. Walther Völker.

Rolffs, Ernst: Tertullian, der Vater des abendländischen
Christentums. Ein Kämpfer für und gegen die römische Kirche.
Berlin: Hochweg-Verl. 1930. (179 S.) 8°. = Quellen, Lebensbücherei
christl. Zeugnisse aller Jahrhunderte, hrsg. v. E. Arnold, Bd. 11.

geb. RM 4—.

E. Rolffs, der verdiente Herausgeber Tertullians,
legte vor längerer Zeit eine Auswahl aus Tertullians
Schriften in deutscher Übersetzung vor. Er gliedert
die 160 Proben (in Wirklichkeit sind es noch mehr,
da manche Nummer wieder in a) und b) zerfällt) in
8 Hauptteile: Christliche Lebensideale, Gott und Seele,
Das Böse und die Buße, Christus, Für die Kirche gegen
die Welt, Gegen die Welt in der Kirche, Gegen die
Neuerer in der Kirche, Von den letzten Dingen —, schickt
allem eine populär gehaltene Einleitung' über Leben,
Frömmigkeit, Theologie, Werk Tertullians voraus und
schließt das Buch mit einigen Anmerkungen.

Man wundert sich zunächst über die höchst merkwürdige
, so ganz unsystematische Einteilung, die einen
völlig unmotivierten Wechsel zwischen praktischen Fragen
und theologischen Erörterungen schafft. Sieht man
die einzelnen Abschnitte durch, so entdeckt man ebenfalls
keinen inneren Zusammenhang zwischen den ausgewählten
Stücken, man wird vielmehr ständig von einem
zum anderen gerissen, so daß kein klares Bild entstehen
kann. Schließlich kann man nicht immer einsehen
, warum gerade dieses Stück ausgerechnet in dieser
Abteilung stehen muß (z. B. Nr. 65: „Parallele
Entwicklung der Seele und des Körpers in der Pubertät
" unter „Gott und Seele" — es gehörte aber besser
unter „Christliche Lebensideale").

Die Übersetzung selbst ist im ganzen sinngetreu
und bemüht sich nicht ohne Erfolg um eine Wiedergabe
des tertullianischen Stiles, doch fehlt es nicht an gelegentlichen
Fehlern (cf. hierüber H. Koch in Z. K. G.
50, S. 476ff.). Im allgemeinen liest sie sich auch flüssiger
als Kellners Übertragung, doch finden sich auch