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Ausgabe:

1936

Spalte:

409-411

Autor/Hrsg.:

Negelein, Julius von

Titel/Untertitel:

Haupttypen des Aberglaubens 1936

Rezensent:

Merkel, Franz Rudolf

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES, Güttingen, und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, Berlin

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Bibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, und Bibliothekar Lic. E. STEINBORN, Berlin.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugapreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind auischlieilich an Professor D. BAUER in Güttingen, Düstere Kichenweg 14, zu senden,
Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewähr für Besprechung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, kann nicht übernommen werden.

Printed in Gerrnany.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1

61. JAHRGANG, Nr. 23 7. NOVEMBER 1936

Spalte

Brunn er: Das Gebot und die Ordnungen

(Wobbermin)..............• • 426

Cassuto: 1 manoscritti palatini ebraici

(von Soden).................412

Diclionnaire de Spiritualite (Völker).....423

Ehrenberg: Ost und West (Breithaupt) . 413
Fabricius: Danmarks Kirkehistorie (Achelis) 419
Greijdanus: Is Handelingen 9 (met 22 en
26) en 15 in tegenspraak met Galaten 1 en 2 ?

(Seesemann)................417

Groß mann: Gedanken über den Römer-
Brief (Völker)................417

H a t c h : The Greek Manuscripts of the New.

Testament at Mount Sinai (Seesemann). -I416
Ders.: The Greek Manuscripts of the New (
Testament in Jerusalem (Ders.)......

Spalte

Hirsch: Taufe, Versuchung u. Verklärung
Jesu (Dibelius)...............416

Jahrbuch der Synodalkommission u. d. Vereins
f. ostpreuß. Kirchengesch. 4 : 1935 (Lerche) 420

Der römische Katholizismus und das Evangelium
(Lerche)..............427

Lange: Die Erziehungslehre der evangelischen
Theologie (Kesseler)........431

Lennert: Die Religionstheorie Max Webers
(Kesseler)..................425

[Enno Littmann - Festschrift] Orientalistische
Studien (Ducnsing).............414

Machen: The Christian Faith in the Modern
World (Schultz)..............426

Mandel: Rassenkundl. Geistesgesch. (Merkel) 411

v. N e g e 1 e i n : Weltgeschichte des Aber-

Spalte

glaubens (Merkel).............409

R i c k e r t: Die Grenzen d. naturwissenschaftlichen
Begriffsbildung (Zeltner)......431

Rolffs: Tertullian, der Vater des abendländischen
Christentums (Völker).......418

Schmidt: Die Pfingstbewegung in Finnland
(Lerche)................422

Slawinsky: Vererbung u. Gottesglaube

(Völker)...................417

Stummer: Monumenta historiam et geogra-

phiam Terrae Sancta illustrantia (Duensing) 412
Tabert: Kreuz und quer durch die Bibel-
Länder (Völker)..............417

Wolf: Angewandte Geschichte (Lerche) . . 430
Z e i t z s c h e 1: Verwesentlichungspädagogik
(Hubele)..................429

v. Ne gel ein, Julius: Weltgeschichte des Aberglaubens. 2. Bd.

Haupttypen des Aberglaubens. Berlin: W. de Gruyter & Co. 1935.

(XVI11, 441 S.) Lex. 8°. RM 16 -.

Nach vier Jahren erscheint posthirm der zweite Band
der ,Weltgeschichte des Aberglaubens', (obwohl Vorwort
und Einleitung dazu schon 1931 geschrieben wurden),
der mehr „historischen" Charakter an sich trägt und es
sich zur Aufgabe gemacht hat, „entwicklungsgeschichtliche
Haupttypen hinzustellen und deren Eigenart gerecht
zu werden." So trifft denn der Verfasser aus den

dem sachlich Wichtigen die Unwesentlichkeit des gelehrten
Gezänks gemacht, den Umfang vergrößert, den
Strebenden schon äußerlich abgestoßen hätten" (S. VIII).
Und mit aller Schärfe fährt er fort: „Ich habe es grundsätzlich
und, wie ich hoffe, zum mindesten in diesem
zweiten Teil des Opus, vollständig vermieden. Wissenschaftlich
sein, heißt für mich: wahr sein in schlichtester
Fo rm." Aber freilich Wissenschaft heißt auch den Andern
dienen mit dem, was man in Jahrzehnten erarbeitet
hat. Denn ich frage mich, was soll man ohne Quellen-
verschiedenen Völkergruppen eine bestimmte Auswahl: j angäbe z. B. mit folgenden Ausführungen anfangen

> Ägyptens offizielle Religion ist zur Hälfte Aberglauben,
die Babylons mit ihm stark durchsetzt. Der Islam, wie
wir ihn in Palästina finden, muß sich beständig gegen
ihn zur Wehr setzen. Von Griechenland und Italien,
den Ländern, denen wir unsere Zivilisation zu verdanken

„Auf dieser Ideenverkettung (des menschengestaltig gedachten
Schkksalswillens) beruht der grundlegendste
Teil der Weltanschauung der Primitiven und des Aberglaubens
der Moderne. Der Islam ist bekanntlich nicht
anders eingestellt. Er hat unter gleichzeitiger Einwir-

glaubten, führen die Verbindungslinien unmittelbar zu kung christlicher Missionare die Sekte der Amalekiter in
den germanischen Ländern." Als Kenner der im Norden Uganda geschaffen. Der Stumpfsinn dieser ostatrikani-
auf asiatisch-europäischen Grenzgebieten lebenden Völ- 1 sehen Neger gab den Schicksalsideen des Muhammeda-
kerschaften beschreibt der Verfasser in eigenen Abschnit- j nismus folgende Richtung: es ist gottlos, ein für den
ten den .Ugrofinnischen und den Samojedischen Aber- Tod bestimmtes Leben zu retten. Deshalb muß die engglauben
' — beide Kapitel hätten freilich in eines zusam- lische Regierung an der Bekämpfung der Pest verhindert
mengezogen werden können. Auch die Auswahl dieser werden. — Nun, der Versuch mißlang glücklicherweise"
Abschnitte erscheint etwas willkürlich, da verschiedene (S. 279). Und wenn der Verfasser bekennt, daß er
große Völkergruppen überhaupt fehlen. Es läßt sich dies „seit Jahrzehnten mit den behandelten Problemen und
kau in mit dem Hinweis auf „die Stoff beschränkung", Materien beschäftigt, mit den einschlägigen Sprachen
die sich der Verfasser aufzuerlegen hatte, rechtfertigen, zum guten Teil vertraut, von der Sonne Afrikas beschie-
da daran wohl die Anlage des ganzen Werks schuld ist, nen gewesen, ein häufiger Gast Italiens, in einer ark-
die auch im zweiten Band zu vielen Wiederholungen tischen Schneewehe beinahe umgekommen" sei, so erführte
. Eine typisch-völkerpsychologische Einteilung messen wir erst, aus welch reicher Fülle des Forschens
wäre wohl sinngemäßer gewesen und hätte die Möglich- und Erlebens diese Darstellung hervorgegangen ist. Ein
keit geboten, das dem Verfasser zur Verfügung stehende .Rundblick und Zusammenfassendes' beschließt beide
ungeheure Material auch dem späteren Benutzer des i Bände und hebt darin die „wesentlichen Momente her-
Werks dienstbar zu machen. Aus diesem Grund kann aus, denen der Aberglaube seinen Ursprung verdankt,
ich auch bei diesem Band mein bereits früher (Theol. , Wir nennen zwei: das vielleicht als intellektuell zu be-
Lit.-Ztg., 1932, Nr. 11) ausgesprochenes Bedauern nicht j zeichnende der Traditionsverehrung und das eher als
unterdrücken, daß jegliche Quellenangabe fehlt, obwohl psychisch zu bewertende des Fatalismus. Beide zeigen
J. v. Negelein im Vorwort ausdrücklich gegen die polemi- , uns das Bild des Abergläubischen von verschiedenen Sei-
siert, die „Anmerkungen mit Quellenbelegen, kritische ; ten, aber in gleicher Stimmungsfarbe: das Bild nicht
Auseinandersetzungen gebracht wissen wollen, die aus | des schaffenden, klar blickenden, mutvollen, sondern

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