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Ausgabe:

1936

Spalte:

394-395

Autor/Hrsg.:

Brierre-Narbonne, Jean-Joseph

Titel/Untertitel:

Exégèse midrašique des prophéties messianiques 1936

Rezensent:

Duensing, Hugo

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkunc von Prof. D. HERMANN D ÖI! RIE S, Göttingen, und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, Berlin

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Bibliotbeksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, und Bibliothekar Lic. E. STEINBORN, Berlin.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und gelehrte Mitteilungen eind «uinchliefilich an Profesior D. BAUER in Güttingen, Düstere Eicheoweg 14, tu senden,
Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. GewShr für Besprechung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, kann nicht übernommen werden.

Printed in Germany.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1

61. JAHRGANG, Nr. 22 24. OKTOBER 19 36

Spalte

Brierre-Narbonne: ExegeseMidrasique

des Propheties Messianiques (Duensing) . 394
Brunst äd: Adolf Stoecker (Meyer) .... 399
Faber: Aus d. Tübinger Stiftskirche (Scliian) 408
Finkelstein: Siphre zu Deuteronoinium

(Jeremias)..................395

Hart mann: Die germanische Gottheit des

Jahres und des Lebens (Vorwahl).....393

Heyderich: Die christliche Gcwißheits-

lehre in ihrer Bedeutung für die systema-

Spalte

tische Theologie (Haun)..........400

Huck: Synopse der drei ersten Evangelien

(Seesemami)................397

Krauskopf: Die Religion und die Ge-

meinschaftsmächte (Knothe)........401

Lehmann: Joh. Wilh. Rautenberg (Lerche) 398
Leipoldt: Jesus und Paulus —Jesus oder

Paulus (Garrelts)..............396

Müller: Ein Prediger wider die Zeit:

Georg Scherer (Völker)..........398

Spalte

Petras: Post Christum (Piper).......407

Planck: Heinrich Planck (Burger) .... 400
Redeker: Humanität, Volkstum, Christentum
in der Erziehung (Schulze).....404

Seeberg: Zur Ethik der Bergpredigt
(Heinzelmann)...............403

S i h 1 e: Über das Weltbild des Arztes und
den Sinn der Krankheit (Gut)......405

Hartmann, Wilhelm: Die germanische Gottheit des Jahres
und des Lebens. Halle: Akademischer Verlag 1935. (61 S.) gr. 8°.

nigstens allen europäischen Völkern gemeinsame Kultur
hin (de Vries). Zahlreiche Parallelen aus der an-
RM 2.80. tiken oder orientalischen Mythologie, drängen sich auch
Hartmanns „neue Schau" der germanischen Religion, j dem Verfasser auf (Freyja-Aphrodite-Istar) ihrer Pro-
die er für nötig hält, gipfelt darin, daß die Göttergestal- j blematik etwaiger Beeinflussung oder wirklicher Paten
mit dem Jahr, den Jahreszeiten und Monaten in , rallelentstehung geht er aber bewußt aus dem Wege.
Zusammenhang gebracht werden, wobei alle 12 Mo- I Doch finden sich auch manche Einzelerkenntnisse, die
nate ihre besonderen Patrone erhalten. Auf den Heim- I zeigen, daß der Verfasser nicht ein tendenziöses Bild
dail-Monat folgt der der Monatsgöttin der Hausfrauen; j geben wollte. So wenn er die Verbreitung des Mondwährend
die Uötter der kriegerischen Jungmannschaft j kults betont, der dem Quellenbestand entgegen oft ab-

und des Frühlings mit dem dritten Monat in Verbindung
stehen, haben die Göttinnen der weiblichen Jugend
und des Frühlings im vierten ihren Platz. Die Maien

geleugnet wird, oder es bei den klaren Beweisen für
einen Phalluskult im Norden als abwegig bezeichnet,
ihn in Deutschland auf fremdrassigen Einfluß zurück-

zeit gehört dem göttlichen hochzeitlichen Paar, aber zuführen. Aber gerade für die Schau des Ganzen, die
auch den Göttern des Thinges und Gerichts. Der ihm das Wesentliche ist, liegen die Einwände auf der

sechste Monat ist dem göttlichen Wesen der sommer- i Hand. Wie es sich beim homerischen Götterstaat um

liehen Reife und Fruchtbarkeit gewidmet, dagegen ver- j ein künstliches Gebilde handelt, das nach dem Vorbild

körpert im 7. der Feuerdämon Loki die böse Macht | der Polis die Ämter verteilt, aber niemals und nirgends
des Hochsommers, zugleich aber auch Kunstfertigkeit als Religion im Volke gelebt hat, ist auch in Babylon
und Rat. Der 8. und 9. Monat gehören der Gottheit des die Deutung der Einzelgötter als Manifestationen der

Herbstes und der Ernte, als die Wodan zu betrachten ' kosmischen Gottheit höchstens priesterliches „System",
ist, der nach Drews Vorgang dem Orion gleichgesetzt während sie für das Volk polytheistische Gestalten

wird. Thors Herbst- und Winterrolle geht aus seiner , blieben und man nicht von monotheistischer Tendenz

Höllenfahrt hervor, die in der Kyffhäusersage nach- ! sprechen kann. Wenn es wirklich Hartmann gelungen
klingt. Dem Sturm- und Totenmonat sind nach Drews wäre, irgendwo einmal bei den Germanen eine heno-
Gleichung Sirius und Prokyon-Wölfe, die dem Orion fol- theistische Stimmung aufzuzeigen, bliebe zu betonen,
gen, zugeteilt gewesen. Der Gott des Winters und daß der Henotheismus (der sich niemals als Gottesvor-

des Alters endlich ist Ullr, der Alte im Berge, der im j Stellung eines ganzen Volkes findet) ebensowenig wie
christlichen Weihnachtsmann nachlebt. die Vorstellung eines höchsten Wesens schon Monotheis-

Ist der Ausgangspunkt dieses „Systems" die Er- mus ist (Pfister).
kenntnis der Brüder Grimm, daß der Kern germanischer Quakenbrück. H Vorwahl

Weltanschauung im Jahreslaufsmythus zu finden sei,

so reicht doch die Ausschüttung eines umfangreichen Bri erre-Narb o n n e, jean-joseph: Exegese Midrasique des
religionsgeschichtlicheii und volkskundlichen Materials, Proph^tiesMessianiques. Paris: P. Geuthner 1935. (II,217s) 4°
das an den losen Faden von sprachlichen und sachlichen , Fr_ 80_,
Analogien gereiht wird (Zusammenhang zwischen dem In derselben geschmackvollen Ausstattung wird als
Sternbild des Widder und dem Gott Widar) nicht aus, Fortsetzung des in der Theol. L. Z. 1935 ool. 356 an-
um einen zwingenden Beweis für die These zu erbringen, gezeigten Bandes über die talmudische Exegese
Muß doch der Verfasser selbst einräumen, daß die Ge- der messianischen Weissagungen hier eine Zusammenstalten
der Einzelgötter oft ineinander übergehen, was Stellung der midraschischen Exegese der mes-
sich aber nach ihm aus dem Wesen der Jahresgottheit sianischen Weissagungen vorgelegt. Älteste und jüngste
ergeben soll. Viele der herangezogenen volkstümlichen midraschische Werke werden in einer Einleitung von
Vorstellungen und Bräuche sind zudem „gesunkenes Kul- 29 S. besprochen und ihr messianischer Inhalt cha-
turgut" oder keineswegs eine spezifisch germanische rakterisiert. Genau wie bei dem vorangegangenen Hefte
Glaubensform, sondern weisen auf eine primitive, we- 1 wird dabei der Begriff „messianisch" ganz auf die

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