Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1936 Nr. 21

Spalte:

391-392

Autor/Hrsg.:

Balcă, Nicolae

Titel/Untertitel:

Die Bedeutung Gogartens und seines Kreises für die Pädagogik der Gegenwart 1936

Rezensent:

Schlemmer, Hans

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

391 Theologische Literaturzeitung 1936 Nr. 21. 392

hier, wie bestimmte Grundsätze Allgemeingut werden, ; Kritik unterzogen. Die Darstellung der Theologie Go-

was festzustellen nur erfreulich ist. Iwand (früher j gartens und ihrer Ablehnung des Idealismus ist im

Königsberg) stellt die Theologie in die gegenwärtige | wesentlichen zutreffend, wenn auch der Verfasser sich

Krisis der Wissenschaft und arbeitet im einleitenden ke- , allzu schnell mit der anti-idealistischen Einstellung Go-

ferat das Eigenwesen theologischer Wissenschaft her
aus, die „das Wort Gottes zum alleinigen Existenzgrund
zu machen wagt". Durch alle Referate geht
der Ton, daß es ohne atheoretischen Einschlag, ohne
Werten, also ohne persönliche Stellungnahme in der
Wissenschaft nicht geht, d. h. für die Theologie, daß
Theologie ohne persönlichen Christusglauben unmöglich
ist. Und damit hängt das andere zusammen, daß
es Theologie nur als kirchliche gibt. Man treibt historische
oder dogmatische Theologie eben aus Pneuma
und als Glied der Kirche. Bohlin (Upsala) arbeitet
dies in feinsinniger Untersuchung für die systematische
Theologie heraus. Lindblom (Lund) geht dem Problem
der alttestamentlichen Exegese unter dieser Fragestellung
nach, was Gyllenberg (Abo) dann für die neu-
testamentliche Exegese tut. Dabei wird scharf betont,
daß die Exegese der gewissenhaften Erarbeitung der in
vielgestaltigen Urkunden gegebenen Glaubensinhalte mit
allen Mitteln historisch-wissenschaftlicher Methode ohne
dogmatische Voreingenommenheit zu dienen hat, daß
aber der pneumatische Glaube des Forschers bei der
wissenschaftlichen Arbeit mitsprechen muß, und nicht
nur philologische und religionsgeschichtliche Gründlichkeit
. Wissenschaftlich-exakte Exegese und persönlicher
Glaube müssen also in der Person des Forschers Einheit
sein. Salonen (Helsinki) weist hin auf die Wichtigkeit
der Beachtung der völkischen Frömmigkeitsausprägungen
und geht darum besonders auf die finnische j ken. So ist die ganze Abhandlung zur Orientierung

gartens identifiziert und auch deren offenkundige Fehler
(z. B. daß Idee dasselbe sei wie Fiktion) gläubig
mitmacht. Auch der Überblick über die Pädagogik Go-
gartens und seiner Anhänger, namentlich die der Mag-
dalene v. Tiling, ist sachkundig und gut unterrichtend.
Starke Bedenken müssen aber gegen die Kritik ausgesprochen
werden, die der Verfasser seinem Gegenstande
zuteil werden läßt. Eine philosophische und pädagogische
Kritik fehlt gänzlich; hier ist der Verfasser tatsächlich
der Meinung, daß Gogartens Position völlig
unangreifbar sei. Dagegen übt er eine ausgedehnte
theologische Kritik, in manchen Einzelheiten durchaus
beachtlich, aber im ganzen schon deswegen für unser-
einen nicht überzeugend, weil sie von einer ausgesprochen
griechisch-katholischen Glaubenshaltung ausgeht.
Der Verfasser hält es für unmöglich, eine Pädagogik
auf dem Prinzip des „sola fide" aufzubauen, und daß
hier große Schwierigkeiten vorliegen, ist in der Tat
nicht zu leugnen; diese Schwierigkeiten aber dadurch
lösen zu wollen, daß man zu einem naiven Synergismus
zurückkehrt, geht doch schlechterdings nicht an.
Wunderlich wirkt auch, wie der Verfasser die theologische
Bedeutung Gogartens trotz aller Kritik zwar
sehr hoch anschlägt, aber in demselben Atemzuge die
Aufgabe der Schule in der „Pflege des persönlichen
religiösen Lebens im Kinde" sieht — eine krasser un-
gogartensche Formulierung läßt sich wohl schwer den-

Kirchengeschichte ein, d. h. also grundsätzlich ange- i gut geeignet, läßt aber in der eigenen kritischen Halsehen
, wir hören Wort Gottes und treiben daraus dann tung viele Bedenken offen.
Theologie eben nur gemäß unserer Art und entsprechend
dem „Ort", wo wir geboren sind. Aus der notwendigen
Verbindung der Theologie mit dem gegenwärtigen Kirchenleben
zieht Rosenqvist (Abo) nicht nur für die
einzelnen Disziplinen Folgerungen, sondern auch für
die Vorbildung der künftigen Pfarrer, wobei er mit
Recht hervorhebt, daß ebenso die Theologie von der
Kirche lebt, wie sie auch das Niveau der kirchlichen
Arbeit hebt. Vornehmlich fordert er, daß die Studenten
der Theologie wenigstens einige Monate an der
Arbeit eines Gemeindepfarrers teilnehmen, und daß
die Vertreter der theologischen Wissenschaft mit dem
kirchlichen Leben Fühlung halten. Daneben ist ihm
von entscheidender Bedeutung, daß bei der späteren
Kandidatenausbildung die praktischen Uebungen doch
auch wieder in engem Kontakt mit der wissenschaftlichen
Theologie vor sich gehen; so verspricht er sich
für die Ausbildung während des Studiums und nach dem
Studium eine fruchtbare Synthese von Wissenschaft und
kirchlichen Leben zum Besten der künftigen Amtsträger
und der Kirche.

Natürlich können solche Vorträge nicht erschöpfend
sein, aber sie sind so gehalten, daß sie gewiß in
weitesten Kreisen der Theologie und Kirche als erfreuliche
und brauchbare Grundlage für weitere Behandlung
dieses wichtigen Themas dienen können.
Breslau. Herbert Preisker.

Balcä, Dr. Nicola: Die Bedeutung Gogartens und seines Kreises
für die Pädagogik der Gegenwart. Weimar: Herrn. Böhlaus
Nachf. 1934. (115 S.) gr. 8°. RM 4.40; geb. 5.80.

Die vorliegende Untersuchung gibt zunächst eine
Darstellung der Auseinandersetzung Gogartens mit dem
Idealismus, der sich eine Erörterung der theologischen
Lehre Gogartens anschließt, soweit diese als Grundlage
einer neuen Pädagogik in Frage kommt; sodann
wird diese neue „Pädagogik auf reformatorischer Grundlage
" nach ihren einzelnen Gebieten hin entfaltet und
endlich am Schlüsse des Buches einer theologischen

Berlin-Lichterfelde. Hans Schlemmer.

Soeben erschien:

Völker und Staaten Syriens
im frühen Altertum

Von Prof. D. Albrecht Alt, Leipzig

39 Seiten mit einer Übersichtskarte. 8°.

Der Alte Orient. Gemeinverständliche Darstellungen,
herausgegeben von der Vorderasiatisch-Ägyptischen
Gesellschaft. Band 34, Heft 4.

Syrien hat im frühen Altertum bis zu seiner Einver-
leibung in das Großreich der Assyrer eine sehr verwickelte
Geschichte erlebt, deren Verlauf uns erst
allmählich durch die wachsende Zahl wieder aufgefundener
originaler Denkmäler erkennbar wird. Umso
größer ist auch heute noch die Gefahr irriger Auffassung
und Ausdeutung dessen, was die Denkmäler
sagen. Demgegenüber wird hier der Versuch gemacht,
den wirklichen Stand unserer gegenwärtigen Erkenntnisse
in Bezug auf die Völker und Staaten Syriens
in jener Frühzeit kurz darzustellen. Unter Berücksichtigung
der geographischen und der rassischen
Grundlagen wird aus dem Zeugnis der Orts-, Personen
- und Völkernamen sowie aus den allgemeinen
sprachlichen und kulturellen Verhältnissen der Werdegang
der syrischen Volkstümer abgeleitet und der
Einfluß aufgezeigt, den die nach sehr verschiedenartigen
Prinzipien gestalteten Herrschaftsgebilde auf
ihn hatten. Preis geheftet RM 1.50

Ausführliches Verzeichnis der Sammlung „Der Alte
Orient" (P. 1019) steht zur Verfügung.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN
BUCHHANDLUNG IN LEIPZIG C1

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 24. Oktober 1936.

I. v. w. g. — Verantwortlich: Prof. D. V/. Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 14.
Verlag der J. C. Hlnrich»'sehen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg.