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Ausgabe:

1936 Nr. 21

Spalte:

373-374

Titel/Untertitel:

Littera Aleph 1936

Rezensent:

Rengstorf, Karl Heinrich

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Seite 1

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373

Theologische Literaturzeitung 1936 Nr. 21.

374

besprochenen Bibelkunde des A.T. von O. Weber, hinter
der sie um etwa 140 Seiten zurückbleibt. Nach dem Vorwort
will Thilo's Werk einen Ersatz für den 1. Teil
der Kübel'schen Btbelkunde schaffen, der seit mehreren
Jahren vergriffen ist.

Im Anschluß an die Luther-Bibel zerlegt Th. den
Stoff in Oeschichts-, Lehr- und profetische Bücher. Innerhalb
der 3 Teile, besonders im zweiten und dritten,
weicht er von der Reihenfolge der Bücher bei Luther
ab. So versetzt er Rut und Ester in einen Anhang
zu den Geschichtsbüchern und schiebt vor Rut und Ester
Dan. 11 ein. Oder so stellt er unter den Lehrbüchern
die Sprüche voran. Dann folgen Hiiob, Prediger, Psalmen
und Hohes Lied. Bei den profetischen Büchern
gibt er der geschichtlichen Linie den Vorzug. Er beginnt
mit Arnos und schließt mit Daniel. Dann hätte
er aber auch Jes. 40—66 da unterbringen sollen, wo
diese Kapitel geschichtlich hingehören. Läßt doch auch
Th. einen Deutero- und Tritojesaja gelten. Ohne die
a.t.liche Literaturgeschichte geht es eben auch bei Th.
nicht ab. Es fehlen aber die historischen Winke, so
daß der Laie sich über die durchbrochene Reihenfolge
der Bücher in der Lutherbibel wundern muß. Der
Theologe, der a.t.liche Einleitung gehört, oder studiert
hat, weiß Bescheid. Besonders zu bedauern ist
das Fehlen literaturgeschichtlicher Andeutungen über die
Entstehung des Pentateuch. So kann dem Leser wieder
zugemutet werden nach bekannter Schablone Gen.
2/3 als Fortsetzung zu Gen. 1 hinzunehmen. Ueber
Paradies und Sündenfall wird S. 18—26 geredet. Das
ist ein bißchen viel! Auch an anderen Stellen wird der
Stoff „zerredet". Dem Ps. 119 i. B. sind P/z Seiten
gewidmet (S. 355f.)! Zu kurz kommt Ps. 22 (S. 365)
weg. Wäre es nicht überhaupt richtiger gewesen, den
biblischen Stoff, der vorgeführt wird, oder wenigstens
den wichtigsten, großzudrucken und das Gerede darüber
klein, statt umgekehrt zu verfahren?

In den Erläuterungen begegnen mitunter recht hübsche Bemerkungen,
so z. B. für Ex. 32, 32 der Hinweis auf Rom. 9, 3 (S. 83 f.). Auch für
Th. gibt es makkabäische Psalmen (S. 371 f.). Viele Liebe ist auf das Buch
Hiob verwendet, zu dessen Urbcstand, wie es scheint, auch die Elihureden
gerechnet werden. Wenig kann ich zustimmen, daß Jes. 1—6 der Eingang
und 7—12 das Kernstück des Jesajabuches bilden. Recht zahm ist das
Hohelied behandelt.

Willkommen werden vielen Benutzern des Buches die eingelegten
Qeschichtsskizzen sein. In § 13 wird eine Uebersicht über das Mosaische
Recht (nach Köbler's Lehrbuch der biblischen Geschichte) gegeben. Bei
den beigesteuerten Tabellen, Tafeln etc. bekundet sich die bekannte Freude
des'Verf.s an dergleichen Dingen und seine Begabung für Architektur.
Einige Schauer werden manchen Leser bei den Zahlen S. 200 f. überlaufen.

Alles in Allem: das Buch ist die fleißige Arbeit eines
gelehrten Bibelkenners. Die Sprache wird zuweilen
Manchen zu pastoral klingen. Überschriften z. B.: die
Berufung des Gottesvolkes, der Einzug ins gelobte Land
usw. sind nicht jedermanns Geschmack. Das A.T. ist
zur Zeit sehr umkämpft. Der Laie und der junge
Theologe kann vieles Gutes aus Th.'s Buch lernen
und es anderen zum besseren Verständnis des A. T. übermitteln
. Das wirklich Große und Bleibende im A.T.
müßte aber klarer, knapper und kräftiger hervorgehoben
werden als bei Thilo geschieht.
Heidelberg. O. Beer.

Thesaurus Thosephthae. Concordantiae verborum quae in sex Tho-
sephthae ordinibus reperiuntur Tomus I. Littera Aleph. Confecit Chaim
Josua Kasowski. Jerusalem: Bamberger & Wahrmann 1932. (VIII,
676 S.) Lex. 8°. RM 21—.

Seiner im Jahre 1927 erschienenen Mischna-Konkor-
danz (vgl. meine Anzeige im Theolog. Literaturblatt 50,
1929, Sp. 132—134) läßt der in Jerusalem lebende Verfasser
nunmehr die längst angekündigte Konkordanz
zur Tosefta, dem etwa gleichzeitigen Parallelwerk zur
Mischna, folgen. Der erste Band, der den Buchstaben
Alef umfaßt, liegt seit längerer Zeit vor, ist aber bisher
allein geblieben. Sollte die Drucklegung der weiteren
Bände aus finanziellen Gründen bisher nicht möglich
gewesen sein? Das wäre sehr zu bedauern, da
gerade die Tosefta noch wenig aufgeschlossen ist und
jedes Hilfsmittel zu ihrer Erschließung dankbar hingenommen
werden muß. Wenn der Verfasser im Vorwort
den heute recht erschwerten Fortgang des Druckes
des Werkes in Gottes Hände legt, so hoffen die Benutzer
seiner Arbeit mit ihm, es möchte sich noch ein
Weg zu ihrer Vollendung finden.

Die Tosefta-Konkordanz ist nach denselben Grundsätzen
wie die Mischna-Konkordanz gearbeitet. Als Textgrundlage
wurde die Ausgabe von Zuckermandel, Pase-
walk 1880, benutzt. Da diese recht fehlerhaft ist, nimmt
nun die Konkordanz an ihren textlichen Mängeln teil.
I Das wäre gerade bei einer Tosefta-Konkordanz mit ver-
J hältnismäßig geringer Mühe zu vermeiden gewesen (s.
j meine Besprechung der Mischna-Konkordanz). Trotz-
t dem ist das Buch auch in seiner jetzigen Form eine
erwünschte Hilfe für alle, die mit der Tosefta zu arbeiten
haben.

Der größere Umfang dieser Konkordanz gegenüber
der zur Mischna beruht auf dem größeren Umfang der
Tosefta jener gegenüber. Umfaßt der erste Buchstabe
dort 314 Seiten, so hier 674; allerdings enthalten die
einzelnen Seiten jetzt etwas weniger Text als früher.
Der Verfasser berechnet den Umfang seines vollständigen
Werkes selbst auf fünf Bände. Der Satz ist wieder
dreispaltig, der Druck ist klarer, und Papier und Einband
sind ebenfalls besser. Endlich ist der Preis hervorzuheben
, der gegenüber dem der Mischna-Konkordanz
(geb. 120.— RM für zwei Bände mit 1868 Seiten
) erheblich gesenkt ist. Er macht denen, die das
Buch benötigen, seine Anschaffung möglich.
Tübingen. Karl Heinrich Rengstorf.

Meecham, Henry Q.: The Letter of Aristeas. Alinguistic Study
with special Reference to the Qreek Bible. Publications of the Uni-
versity of Manchester No. CCXLI. Manchester: University Press 1935.
(XXI, 355 S.) gr. 8°. Geb. 12 sh. 6 d.

Meecham legt uns in seinem Buche ausführliche
Untersuchungen zur Sprache des Aristeasbriefes vor.
Wer sich jemals etwas eingehender mit diesem literarischen
Erzeugnis des hellenistischen Judentums beschäftigt
hat, wird das Nützliche eines solchen Unternehmens
ohne weiteres zugeben. Denn die philologischen Schwierigkeiten
, vor die er sich angesichts des Aristeasbriefes
gestellt sieht, sind keineswegs gering. Und die ausgezeichneten
Beigaben sprachlicher Art, die Paul Wendland
seiner Ausgabe unserer Schrift von 1900 hinzugefügt
hat, waren einmal infolge des Zweckes seiner Arbeit
in ihrem Umfang beschränkt geblieben, sodann
aber auch im wesentlichen schon vor dem, durch die
Erschließung der neuen Sprachquellen bedingten, Aufschwung
der Koine-Forschung herausgekommen.

M. weiß Wendlands Arbeit zu schätzen und für
seine eigenen Studien fruchtbar zu machen. Daneben
fühlt er sich vor allem der Textherstellung von H.
St. J. Thackeray (The Letter of Aristeas 1900, 2. Aufl.
1914) verpflichtet, die ihn der Notwendigkeit überhebt,
eine eigene Recension vorzunehmen. Er bietet den Text
Thackerays und bekennt, auch aus dessen „unschätzbarer
"' Einleitung viel gelernt zu haben. Das Literaturverzeichnis
nennt noch zahlreiche andere Schriften, die
dem sprachlichen Verständnis des Aristeasbriefes dienen
können.

Gestützt auf diese Vorarbeiten treibt M. dann sein
eigenes Werk. Er durchmustert und ordnet zunächst
den Wortschatz des Briefes unter verschiedenen Gesichtspunkten
. Es folgt die Grammatik nach Wort-
bildungs- und Formenlehre, nach Syntax und Stil. An
diesen ersten Hauptteil schließt sich ein zweiter, der
dem Briefe von Anfang bis zum Ende folgt und zu den
einzelnen Versen sprachliche Bemerkungen macht. Nach
einem kurzen zusammenfassenden Oberblick über das
Griechisch des Briefes kommen Anhänge, die seine engeren
Beziehungen zu einigen Stücken der zeitgenössi-