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Ausgabe:

1936

Spalte:

369-370

Autor/Hrsg.:

Glasenapp, Helmuth$cvon

Titel/Untertitel:

Der Buddhismus in Indien und im fernen Osten 1936

Rezensent:

Merkel, Franz Rudolf

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES, Göttingen, und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, Berlin

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblctt, bearbeitet von Kibliothekerat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, und Bibliothekar Lic. E. STEINBORN, Berlin.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschlieiilich an Professor D. BAUER in Göttingen, Düstere Eichenweg 14, tu senden,
Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewähr fUr Besprechung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, kann nicht übernommen werden.

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VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1

61. JAHRGANG, Nr. 21 10. OKTOBER 1936

Balcä: Die Bedeutung Gogartens u. seines
Kreises für die Pädagogik der Gegenwart
(Schlemmer)................391

Bethe: Alinenbild und Familiengeschichte
bei Römern und Griechen (Breithaupt). . 371

G e n t z k o w : Christine Wasa (Lerche) . . . 383

Glasenapp: Der Buddhismus in Indien
und im Fernen Osten (Merkel)......369

Guttmann: Die Philosophie des Judentums
(Vogelstein)..............379

H a 11 e r: Nikolaus I. u. Pseudoisidor (Klewitz) 377

Spalte Spalte

Hasenfuß: Die Religionsphilosophie bei

Jakob Friedrich Fries (Kesseler)......386

Heinisch: Das Buch Leviticus (Beer) . . 372
Herzog: Friedr. Christ. Ötinger (Burger) 384
H u b e r: Der Begriff der Offenbarung im

Johannes-Evangelium (Seesemann).....375

Jülich: Zur Bedeutung der religiösen Gemeinschaft
im Chrisentum (Rahe).....389

Keussen: Die Willensfreiheit als religiöses

und philosoph. Grundproblem (Heyderich) 388
Kühler: Sinn, Bedeutung und Auslegung
der hl. Schrift in Hegels Philosophie (Jelke) 387

Spalte

Meecham: The Letter of Aristeas (Bauer) 374
Michel: Die Volkssage bei Abraham a

Sancta Clara (Völker)...........383

Odebrecht: Friedrich Schleiermachers

Ästhetik (Mulert)..............384

Richardson: The Christianity of Ignatius

of Antioch (Bauer).............375

Thesaurus Thoscphthae (Rengstorf)..... 373

Thilo: Alttestamentliche Bibelkunde (Beer) 372
Zur Neugestaltung des Theologischen Studiums
(Preisker).............. 390

Glasenapp, Helmuth von: Der Buddhismus in Indien und im Einstellung des Buddhismus zum Leben kommt der Ver-
Fernen Osten. Schicksale und Lebensformen einer Erlösungsreligion. fasser nochmals ausführlicher auf S. 36 ff. ZU sprechen
Berlin/Zürich: Atlantis-Verlag [1936]. (402 S. m. 16 Abbildungstaf.) UIK] „erklärt die früher vielfach vertretene Anschauung;,
3 • °eb- RM 10—• i daß der Buddhismus eine erschlaffende Wirkung auf
Seit H. Hackmanns deutscher (1906) und englischer die kulturelle und politische Betätigung der Inder aus-
(1910) Darstellung des ,Buddhismus' haben wir eine geübt habe", als „völlig unhaltbar, seitdem wir wissen,
größere zusammenfassende Schilderung der Entstehung wieviel gerade Buddhisten, und zwar nicht nur in späte-
und Entwicklung des Buddhismus von seinen Anfängen rer Zeit, sondern von Anfang an, nicht nur in Literatur,
bis zur Gegenwart nicht mehr erhalten. Umso erfreu- Kunst, Philosophie, Medizin und anderen Wissenschaf-
licher ist es, daß nunmehr der Königsberger Indologe I ten, sondern auch auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege,
H. von Glasenapp gleichsam als Abschluß seiner für der Staatsverwaltung, der Kolonisierung und der Kultureinen
weiteren Leserkreis bestimmten Gesamtdarstellun- Propaganda in fernen Ländern geleistet haben" (vgl.
gen der indischen Religionen — 1922 erschien: ,Der auch die Ausführungen über den Buddhismus als Kul-
Hinduismus, Religion und Gesellschaft im heutigen In- turfaktor in China S. 202 f.). Der umfangreiche Stoff
dien'; 1925 ,Der Jainismus, eine indische Erlösungs- wurde in vier Abschnitten eingegliedert: .Aufstieg und
religion' — die ,Schicksale und Lebensformen des Bud- Niedergang des Buddhismus in Vorderasien' — ,Das
dhismus in Indien und im fernen Osten' dem leben- 'Kleine Fahrzeug' in Ceylon und Hinterindien' — ,Das
digen Verständnis nahebringt. Der fachkundige Ver- 'Große Fahrzeug' in Ostasien' — ,Der Lamaismus in
fasser bietet uns hier das Ergebnis von Reisen, auf Mittelasien'. Für die Phänomenologie der Religion sind
welchen er fast alle buddhistischen Länder Indiens und die Ausführungen über den .Shaktismus' in Vorderindien,
Ostasiens besucht hat; denn, wie er zutreffend betont, Japan und Tibet (S. 90f.; 249; 314f. u. ö.) sehr aufmuß
zur tieferen Erfassung des Wesens des Buddhis- schlußreich; „unter Shaktismus versteht man eine reli-
mus „das aus den Texten gewonnene Wissen über die , giöse Anschauung, welche dem weiblichen Prinzip eine
theoretischen Grundlagen des Buddhismus ergänzt wer- ausschlaggebende Bedeutung innerhalb des Weltprozes-
den durch eine Kenntnis des buddhistischen Lebens in ses und Heilsgeschehens zuschreibt". Über die Missions-
seinen mannigfaltigen Ausprägungen". Weist er doch praxis des Buddhismus unterrichtet sehr lehrreich der
mit besonderem Nachdruck darauf hin, daß „eine Dar- Abschnitt über .Hawaii' (S. 297 ff.). Beachtenswert er-
stellung, die nur aus der Literatur schöpft, nur zu leicht scheint mir auch der Hinweis auf die synkretistische BeGefahr
läuft, an sich richtige Einzelheiten aus dem Ge- wegung .Caodai' in Annam, „die Konfuzianismus, Taois-
samtzusammenhang des Leoens herauszulösen und da- mus, Buddhismus und Christentum zu einer Einheit
durch in falscher Perspektive zu zeigen. Wie anders ; zu verschmelzen sucht". Wenn der Verfasser auf S. 336f.
wirkt die Lehre von der Weltwanderung und Erlösung eine vergleichende Untersuchung über „die Beeinflussung
bei den heiteren Völkern des Fernen Ostens, die an eine des Lamaismus durch das Christentum" fordert und
stufenweise, in neuen Daseinsformen fortlaufende Vol- in Kürze die dabei zu erörternden Probleme aufzeigt, so
lendung glauben, als wenn sie vom Standpunkt der west- hegen wir die Hoffnung, daß seine Anregungen irgend-
lichen Vorstellungswelt aus interpretiert wird. Und wie wann einmal einen Widerhall finden werden. Sehr dankwenig
paßt die weitverbreitete Vorstellung von dem bair sind wir für das sorgfältige Literaturverzeichnis;
einseitig weltverneinden Charakter des Buddhismus zu auf S. 329 wird der Tibetologe A. H. Francke genannt,
den gewaltigen geschichtlichen und kulturellen Leistun- aber keine seiner Arbeiten zitiert. Druck und Illustration
gen der Völker, welche den Buddha als das Vorbild des des Buchs verdienen vollste Anerkennung,
vollendeten Heiligen verehren." Auf die vielerörterte München. R.F.Merkel.

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ürB.TÜB.