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Ausgabe:

1936

Spalte:

337-338

Autor/Hrsg.:

Schneeweis, Edmund

Titel/Untertitel:

Grundriss des Volksglaubens und Volksbrauchs der Serbokroaten 1936

Rezensent:

Vorwahl, Heinrich

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES, Göttinpen, und Prof. D. Dr. GEORG WORBERMIN, Berlin

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitetvonBibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, und Bibliothekar Lic. E. STEINBORN, Berlin.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und pclehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. BAUER in Güttingen, Düstere Eichenweg 14, eo senden,
Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewähr für Besprechung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Gottingen, kann nicht übernommen werden.

Printed in Germany.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1
61. JAHRGANG, Nr. 19 12. SEPTEM BER 1 936

Spalte

v. B i s s i n g : Ägyptische Kultbilder der Ptolo-
maier- und Römerzeit (Roeder)......338

D i e k a m p : Theologiae dogmaticae manuale
(Jelke)....................349

Emge: Der philosophische Gehalt der religiösen
Dogmatik (Wobbermin)......349

Luther: Vorlesung über den Römerbrief
1515/16 (Wolf)..............346

Spalte

Martin Luther: Die großen Schriften des

Jahres 1520 (Wolf)............346

Mingana: Early Christian Mystics (Bauer) 343
R a i t h: Die Altenglische Version des Halit-

gar'schen Bußbuches (Boerner)......344

Roberts: Two Biblical Papyri (Katz) . . 340
Sa atz: Das geltende Kirchenpatronatsrccht
(Hickmann).................350

Spalte

S c h m i d 1 i n: Die kathol. Restauration im Elsaß
am Vorabend d. 30 jähr. Krieges (Lerche) 347

Schneeweis: Grundriß des Volksglaubens
u. Volksbrauchs der Serbokraten (Vorwahl) 337

Wendland: Die Mitte der paulinischen
Botschaft (Kittel)..............341

Windelband: Lehrbuch der Geschichte
der Philosophie (Zeltner).........352

Schnee weis, Prof. Dr. Edmund: Grundriß des Volksglaubens j daß der heidnisch slavische Grundstock der serbokra-

und Volksbrauchs der Serbokraten. Celjn: Druzba SV. Mo-
horja 1935. (267 S.) 8°.
Wenn bisher die zahlreichen von F. S. Krauss
herausgegebenen Werke zur südslavischen Volkskunde

tischen volkstümlichen Meinungen und Bräuche nicht
nur von der Antike, vom Christentum und von den umwohnenden
Völkern (Islam), sondern auch vom Oermanischen
her beeinflußt ist. Auffallend ist die große

unentbehrlich waren, obwohl sie reichlich einseitig den | Übereinstimmung vieler Volksmeinungen und Volks-
„Unrat in Sitte, Brauch und Glauben" betonten und ! brauche der Serben mit jenen der Bulgaren, Rumänen
höchst unfreundliche persönliche Polemik gegen deutsche und Griechen, die vielfach größer isit als mit denen der

Rechtsprechung enthielten (z. B. Sagen und Märchen
der Südslaven, Leipzig 1914), so bahnt sich mit dem
vorliegenden „Grundriß" ein vollständiger Wandel an,
zumal ihm in absehbarer Zeit eine umfangreichere Dar-

Kroaten und sich aus der gemeinsamen Zugehörigkeit
zur orthodoxen Kirche erklärt.

Läßt sich diese Beeinflussung an Hand der Terminologie
, der Sch. besondere Aufmerksamkeit zuwendet,

Stellung im Rahmen des von R. Trautmann und M. [ da er von der Philologie zur Volkskunde kommt, auch
Vasmer herausgegebenen Grundrisses für Kultur und j oft überzeugend nachweisen, scheint doch dieses Prin-
Geschichte der Slaven folgen soll. Der Verfasser zeigt, ; zip gelegentlich überspannt zu werden. Denn im Sinne
daß die heidnischen Slaven vor der Christianisierung j des „Völkergedankens" sind die primitiven Denkformen
noch auf der Stufe der Dämonenverehrung standen und j über die ganze Erde hin die nämlichen, sind die Erfahr
macht dies an Erscheinungen des Volksglaubens wie rungen und Eindrücke aus Schlafen, Träumen, Sterben
Ahnenkult, Vorstellungen von Seelentieren und elfen- j und Geborenwerden, die Grundrichtungen des gesellartigen
weiblichen Wesen, den Vilen, welche die Liebe schaftlichen Zusammenlebens so die gleichen, daß auch
schöner Männer suchen (Goethes Braut von Korinth!) ohne Beeinflussung sich Übereinstimmungen finden kön-
deutlich. In der Furcht vor der Rückkehr der Toten nen. Das gilt z. B. für die geschilderten Trauerbräuche
ist der südslavische Vampirglaube begründet, nach wel- ; (Wenden der Kleider, Klageweiber), Jungfräulichkeits-
chem böse Menschen Schlafenden das Blut entziehen ; nachweis, Stehenlassen des letzten Ährenbüschels, die
oder als Incubus Frauen beiwohnen. Wenn Krauss I sich ähnlich im Alten Testament finden, also nicht als
den hiermit zusammenhängenden Hexenglauben ledig- j indogermanisch bezeichnet werden können. Störend sind
lieh auf christlichen Einfluß zurückführen wollte, zeigt i zahlreiche Druckfehler, von denen hier „Todesfal"
Sch., daß er im Alptraum (Mora-Mahr) wurzelt, wie J (123), „ausgechüttet" (130), „nnd" (141) und „Bra-
bereits die antike Wissenschaft erkannt hatte. Der , silien" (181) angemerkt seien. Als Ganzes aber ist der
Brauch der Exhumierung geht daher nicht auf Platz- ' Grundriß eine gediegene wissenschaftliche Darstellung,
mangel zurück, sondern entspricht der Anschauung, daß i die im Gegensatz zu Krauss der seit den neunziger Jah-
der Leichnam erst nach Abschluß der Verwesung wirk- ren einsetzenden systematischen Sammlung des volks-
lich tot sei und die Seele zur Ruhe käme. Finden sich ] kundlichen Materials ständig Rechnung trägt und durch
zu den Abwehrmaßnahmen der Südslaven entsprechende ; gut gewählte Abbildungen im Text das Wichtigste an-
Parallelen bei dem jüngst aufgedeckten keltischen Grä- j schaulich macht. Daß eine vollständige Zusammen-
berfeld von Singen (Vorwahl, Zschr. f. ärztl. Fortbil- ! Stellung der Literatur (nur Gesemanns Wanderbuch
dung 1932 Nr. 17), so ergeben sich auch solche zu „Flucht" fehlt) beigegeben ist, braucht bei dem Cha-
Bräuchen der deutschen Volkskunde bei der Baumver- j rakter des Werkes kaum hervorgehoben zu werden. Also
ehrung, Geburts-Hochzeits- und Begräbnisriten, Regen- J ein gelungenes, reiches Werk, das nicht nur als Voran-
Zauber (Burchard von Worms) und Votivgaben, die nach beit Wert hat, sondern seinen Platz behaupten wird.

Sch. in ihren Elementen bis in die indogermanische j Quakenbrück.__H. Vorwahl.

Zeit reichen Nach Sch lassen sich winterliche und Blssingi Prof. Dr. Fr. w. Frh. v.: Ägyptische Kultbilder der
sommerliche Sonnwendteste bei den Slaven bezw. Indo- Ptolomaier- und Römerzeit. Leipzig: J. c. Hinrichs'sche Buchgermanen
nicht erweisen, wohl aber regelmäßige rest- handlung 1936. (38 s., 23 Abb. auf 8 Taf.) 8°. = Der Alte Orient
Zeiten, die an das Erscheinen des Neu- und Vollmondes Bd. 34, H. 1/2. RM 2.70.
geknüpft waren. Dem stets nach geographischer Breite ! Das Heft ist die Wiedergabe eines Vortrags, der zu
und zeitlicher Tiefe fragenden Verfasser ergibt sich, | einer Untersuchung ausgebaut worden ist. Die archäo-

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R TÜR.