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Ausgabe:

1936 Nr. 18

Spalte:

323-324

Autor/Hrsg.:

Mannhardt, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Letto-Preußische Götterlehre 1936

Rezensent:

Clemen, Carl

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Seite 1

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323

Theologische Literaturzeitung 1936 Nr. 18.

324

Eigenart der etruskischen Religion, die vor allem in
der großen Zahl der Götter, ihrer Einteilung in Klassen
und in der disciplina Etrusca gesehen wird. Das zweite
weist an wenigen Punkten den Einfluß der etruskischen
Religion auf die römische nach. Die Abhandlung schließt
mit einem kurzen Ausblick auf die Nachwirkung der
etruskischen Religion im Volksglauben und Volksbrauch.

Das Verdienst des Verfassers besteht darin, daß
er eine knappe und sorgfältige Gesamtdarstellung des
Stoffes gegeben hat. Mag man auch den Verzicht auf
eigne Forschung bedauern, es bleibt immerhin eine nützliche
Zusammenfassung und kritische Sichtung der bisherigen
Ergebnisse. Die Arbeit eignet sich besonders
zur ersten Einführung. Ihr Wert wird aber beeinträchtigt
durch die Nichtberücksichtigung des Rasseproblems.
Einen weniger günstigen Eindruck macht auch die
sprachliche Form.
Kassel. Wilhelm Luther.

Mannhardt, Wilh.: Letto - Preußische Götterlehre. Magazin
der Lettisch. Literarischen Gesellschaft XXI. Riga 1936. Zu beziehen
von Direktor O. Saurums, Ratslaukuma 17. (XIII, 674 S.) 8°.

RM 20—.

Das vorliegende Werk, das noch unter dem Namen
Mannhardts erscheint, ist in der Tat von diesem im
Jahre 1868 in Angriff genommen worden. Ein Jahr
später begann Georg Berkholz mitzuarbeiten, wollte
auch nach Mannhardts Tode im Jahre 1880 das Manuskript
herausgeben, starb aber ebenfalls, ohne dazu zu
kommen. So brachte es erst Theodor Doebner von
1907 ab in diejenige Form, in der es im wesentlichen
nun jetzt endlich veröffentlicht wurde, nachdem seit
1927 Nikolaus Busch und seit 1929 Albert Bauer (alle
in Riga) gewisse Zusätze zu machen und namentlich
in bewunderungswürdiger Vollständigkeit die neuerschienene
Literatur nachzutragen begonnen hatten. So steht
das Werk trotz seiner langen Entstehungszeit doch
durchaus auf der Höhe der Forschung und wird von
jetzt ab das grundlegende Werk über die baltische Religion
bilden.

Es zitiert und bespricht nach einer ethnographischen
Einleitung die Quellen für jene in chronologischer
Reihenfolge, beginnend mit der Notiz des Tacitus
über die Aestier im 45. Kapitel der Germania. Besonders
wertvoll sind darunter natürlich diejenigen Texte,
die, wie die collatio episcopl Warmieiisis vom Jahre
1419, verschiedene Visitationsprotokolle des Rigaer und
anderer Kreise aus dem 17. und 18. Jahrhundert, Abschnitte
aus der bisher nur zum Teil veröffentlichten
preußischen Schaubühne von Prätorius, sonst noch nicht
gedruckt, oder wenigstens, wie das Sudauerbüchlein und
die epistoLa de sacrificiis et idolatria veterum Borassorum
von Malecki, noch nicht kritisch herausgegeben
worden waren. Im allgemeinen dürften für die preußische
Religion am wichtigsten sein: Adam von Bremen,
der 1249 geschlossene Vertrag zwischen dem deutschen
Orden und den Preußen, Petrus von Dusburg, das eben
schon erwähnte Sudauerbüchlein und der ebenfalls genannte
Brief Maleckis; für die lettische Religion: Heinrich
von Lettland und dann die jesuitischen Missionare
aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts, sowie der lutherische
Geistliche Paul Einhorn; endlich für die litauische
Religion: die wolhynische Chronik und der russische
Zusatz zu der Übersetzung des Johannes Malalas, Heinrich
von Hervord und von Diessenhoven, Wigand von
Marburg, Hieronymus von Prag, Johannes Dfugosz,
Martin Mosvidius, Strykowski, Lasicki, sowie wieder die
jesuitischen Missionare aus dem Ende des 16. und dem
Anfang des 17. Jahrhunderts und der schon erwähnte
Prätorius. Was sich aus all diesen Quellen, die ich zumeist
in meinen Fontes historiae religionum primitiva-
rum, praeindo.germanicarum., indogermanicanim minus
wotarum (1936) abgedruckt habe, für die baltische Religion
überhaupt ergibt, kann freilich hier nicht mehr
ausgeführt werden, ist aber kurz von Heinz Thomas

in seiner Doktordissertation: Die slawische und baltische
Religion vergleichend dargestellt (1934) und von
i mir selbst in dem entsprechenden Beitrag zu der von
; P. Gorce herauszugebenden französischen Religionsge-
| schichte dargelegt worden.

Bonn. Carl Clemen.

i [Paul Kahle-Festschrift] Studien zur Geschichte und Kultur
des Nahen und Fernen Ostens. P. K. z. 60. Geburtstag, hrsg.
von W. Heffening u. W. Kirfel. Leiden: E. J. Brill 1935. (VIII,
| 231 S.) gr. 8°. RM 15—; geb. 17.50.

Ein Beitrag aus dem Gebiet der Assyriologie eröffnet
die Sammlung. Albert Schott tritt den Beweis dafür
an, daß das Gilgamesch-Epos in der Zeit des Königs
Schulgi entstanden sei. Um das 5. Jahr Schulgis hätte
j ein großer Dichter die Volksüberlieferung von Gilga-
mesch, dem König von Uruk, zur Einheit erhoben, und
1 das hätte solchen Eindruck gemacht, daß der Gilga-
i mesch-Kult einen Auftrieb erhalten hätte und deshalb
j eine größere Anzahl Knaben — dies das Ausgangs-
1 material für die Beweisführung — damals „Diener des
j Gilgamesch" genannt worden wäre. — Von den folgen-
i den vier Beiträgen zum A. T. und seiner Textgeschichte
: begibt sich gleich der erste „Zur Geschichte der Ma-
| sora'' überschriebene auf ein Hauptarbeitsgebiet Kahles.
| Der Verfasser ist R. Edelmann. Das Aufblühen
| der masoretischen Tätigkeit fällt in gaonäische Zeit.
, Die in Zusammenarbeit mit den Karäern von den palä-
; stinensischen Rabbaniten festgelegte Masora besaß eine
I solche Autorität, daß der masoretische Text an einer
I Reihe von Stellen von den Angaben im Talmud abweicht
! und dabei entscheidend ist. — Den „Diebstahl im A.T."
i behandelt Friedrich Horst mit dem Resultat, daß beim
Ehebruch und beim Diebstahl eine rechtsgeschichtliche
I Untersuchung die Eigenständigkeit israelitischer Rechts-
I bildung darzutun vermag. — Einen Beitrag zur textge-
! schichtlichen Überlieferung von Ex. 32, 18 liefert Curt
I Peters tinter Aufführung der Lesarten der Versionen.
I — Alexander Sperber, der schon einmal in den von
Kahle herausgegebenen Texten und Untersuchungen zur
vormasoretischen Grammatik des Hebräischen Septua-
| ginta-Probleme behandelt hat, schreibt über „Probleme
einer Edition der Septuaginta". Die Rezensionen des
Origines, Lukian und des Hesych lassen sich nicht
I wiederherstellen. Es können nur Lesarten, nicht aber
j Hss. auf die eine oder andere Rezension zurückgeführt
| werden. Dies und anderes eine Mahnnug zur Vorsicht.
! Resultat seiner eigenen Untersuchungen ist: Überall
liegen nur Mischtexte vor. — Dem „Nachhall altchristlicher
liturgischer Akklamationen in den Seläväthä der
| ostsyrischen Liturgie" geht Hieronymus Engberding
nach. Die verschiedenen Gestalten werden mit ihren
| griechischen Bezeichnungen aufgezählt und besprochen
mit Ausnahme von Nr. II, wo die zum Dank
auffordernde syrische Form im Gegensatz zu der prä-
i sentischen n-/«ourrovurv-Gestalt in Nr. I gewählt ist,
und in Nr. V, wo das Futur des Passivs des syrischen
Verbums im Gegensatz zu der griechischen Participial-
form eiaoYriTo? in Nr. IV eintritt. Die übrigen Gestalten
i sind: III. die 861a ooi-Gestalt, VI. die ool ^peim-Gestalt,
VII. die &<p6&o|iev-Gestalt. Dieser auf syrischem Gebiete
, sich bewegende Beitrag leitet zu den anderen orientalischen
Sprach- und Kulturgebieten hinüber.

Den Islam und seine Welt behandeln neun Beiträge.
„An unpublished XIV th Century fatwä on the Status
j of Foreigners in Mamluk Egypt and Syria" gibt A. S.
; A t i y a mit Einleitung, Uebersetzung und Noten heraus,
i Der Gegenstand der Rechtsentscheidung, die wohl dem
Subki zuzuschreiben ist, ist die Frage des sicheren Geleites
für Personen und Eigentum. — Ernst Ludwig
Dietrich schreibt über „Lehrer und Schüler im Kai-
riner Ordensleben des 16. Jahrhunderts n. Chr. Nach
i den Latä'if al Minan des 'Abd Al-Wahhab As Sa'ränl".

Voll theologischen Gehaltes und darum hier ganz be-
! sonders hervorzuheben ist der klare und gegenwarts-