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Ausgabe:

1936 Nr. 17

Spalte:

311-312

Autor/Hrsg.:

Bauer, Walter

Titel/Untertitel:

Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der übrigen urchristlichen Literatur 1936

Rezensent:

Debrunner, Albert

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311

Theologische Literaturzeitung 1936 Nr. 17.

312

Bauer, Walter: Griechisch-Deutsches Wörterbuch zu den
Schriften des Neuen Testaments und der übrigen urchristlichen
Literatur. Dritte, völlig neu bearbeitete Auflage. Berlin: A. Töpel-
mann. 1. u. 2. Lief.: A-outotaj<i), dito[idaa<»-8(8(0ui (Sp. 1 —160,
161 — 320.) Jede Lief. RM 2.80.

Das Wörterbuch von Bauer hat offenbar solchen
Anklang gefunden, daß schon nach 8 Jahren eine neue
Auflage erscheinen muß: ein Zeichen, wie lebhaft heute
erfreulicherweise das Bedürfnis nach sicherer Führung
durch den gesamten Wortschatz des griechischen N.T.s
ist. Wesentliche Änderungen in Gesamtplan und Inhalt
hielt der Verfasser mit Recht nicht für nötig, da er
ja den alten „Preuschen" von 1910 in seiner als 2.
Aufl. zählenden Bearbeitung von 1924—1928 gründlich
genug umgestaltet und die neue Fassung sich bewährt
hatte. So blieb nur die Aufgabe, der neuesten Forschung
seit der 2. Aufl. Rechnung zu tragen und für
die nötigen Zusätze Raum zu scharfen, um den Umfang
und den Preis des Werkes möglichst niedrig zu halten.

Über die Ausführung dieser Bearbeitungsgrundsätze
erlauben die vorliegenden zwei Lieferungen sehr wohl
ein vorläufiges Urteil. Sobald man auch nur einige
Vergleiche mit der 2. Aufl. durchführt, sieht man, wie
fast Zeile für Zeile Verbesserungen durchgeführt, ältere
Literaturangaben gestrichen, neue hinzugefügt sind; bei
den Inschriften und Papyri ist jetzt die Zeit angegeben;
die neu eingeführten stärkeren Abkürzungen sparen viel
Raum, sind aber trotzdem für den etwas Eingeweihten
so verständlich, daß er das beigelegte Abkürzungsverzeichnis
kaum braucht (störend ist mir nur „Dit." für
„Dittenberger"). So gewinnt man den Eindruck sorgsamster
Durchsicht und gründlicher Nachführung.

Über eine andere Neuerung, den Übergang von der
Fraktur zur Antiqua, sagt das Begleitwort nichts; wir
wissen also auch nicht, was den Verfasser oder den Verlag
zu der Änderung bewogen hat. Es ist hier auch
nicht der Ort, die Frage „Fraktur oder Antiqua" grundsätzlich
zu behandeln. Unabhängig davon ist die Frage
nach der Schönheit und Lesbarkeit, die in beiden Schriftgattungen
von der Art der Buchstaben und vom Satzspiegel
abhängt. Und da scheint mir die neue Auflage
einen Fortschritt zu bringen: die Typen sind etwas kleiner
, die Zeilenzwischenräume, die in der 2. Aufl. zu klein
waren, etwas größer, und der Schrägdruck ist nicht so
stark geneigt wie früher; auch die neuen griechischen
Typen sind viel deutlicher. So ist das ganze Satzbild
meines Erachtens erheblich klarer geworden; noch
ruhiger würde es werden, wenn der Schrägdruck der
Bedeutungsangaben durch aufrechten mit „ " oder dgl.
ersetzt würde. Der Antiquasatz erfordert etwas mehr
Raum; daher ist der Seitenspiegel etwas vergrößert.

Durch all diese Maßnahmen ist es gelungen, die
Vermehrung des Gesamtumfangs in engen Grenzen zu
halten. In Aussicht genommen sind 10 Lieferungen
zu 10 Bogen, also 1600 Spalten gegenüber 1474 Sp. und
20 S. der 2. Aufl. Die ersten 2 Lieferungen weisen einen
Zuwachs von etwa 1/16 auf; das erreicht nicht einmal
das vorgesehene Maß. Demnach wird der Gesamtpreis
des gehefteten Exemplars auf etwa 28 RM.
zu stehen kommen, also noch niedriger sein als der der
2. Aufl. (34.50 RM.)! Die Neuausgabe soll schon
auf Weihnachten 1936 fertig sein!

So ist also die Neubearbeitung in jeder Beziehung
freudig zu begrüßen; sie wird sicher dem Werk neue
Freunde und Benutzer zuführen. Es bleibt noch ein
Wort zu sagen über sein Verhältnis zu dem im Erscheinen
begriffenen Wörterbuch von G. Kittel. Die Abgrenzung
ist klar: Bauer gibt den gesamten Wortschatz
des N.T.s und der übrigen urchristlichen Literatur, gibt
vor allem Übersetzungen der Wörter mit höchstens knap-

S>en Erläuterungen; Kittel beschränkt sich auf die theo-
ogisch wichtigen Wörter, bespricht diese aber ausführlich
. So stehen sich die Werke nicht als Gegner im Weg,
sondern als Ergänzungen zur Seite, und wenn mich ein
Theologiestudent oder ein Pfarrer fragte, welches von
beiden er sich anschaffen solle, so könnte ich nur sagen:

beide! Sowohl das philologische Gesamtverständnis des
Wortschatzes als auch das theologische Studium der
Begriffe ist für ihn unentbehrlich. Nur soviel könnte
I man vielleicht sagen: heute, wo die Griechischkenntnis
I der Theologen längst nicht mehr die Sicherheit und den
Umfang wie in früheren Zeiten erreicht, empfiehlt es
I sich jedenfalls für den Studenten, mit der philologischen
Grundlage zu beginnen, d. h. mit dem neuen Bauer.
Bern. A. Debrunner.

Staufler, Prof. Ethelbert: Gott und Kaiser im Neuen Testament
. Bonn: Gebr. Scheur 1935. (32 S.) gr. 8°. = Bonner Reden
und Aufsätze. H. 2. RM 1.25.

Die evangelisch-theologische Fakultät zu Bonn hat
seit 44 Jahren durch Ferienkurse und auswärtige Vorträge
zur wissenschaftlichen Förderung von Geistlicheil

i und theologisch interessierten Laien beigetragen. Jetzt

I ist die Fakultät dazu übergegangen, „Bonner Reden und
Aufsätze" herauszugeben. Wer einst von Bonner Professoren
in das theologische Studium eingeführt wurde,
u. a. von Gräfe, Meinhold und Seil, begrüßt das mit besonderem
Interesse.

Das im Anschluß an das bekannte Jesuswort formulierte
Thema des zweiten, 32 Seiten umfassenden
Heftes „Gott und Kaiser im Neuen Testament" ist

[ sehr zeitgemäß. Stauffer sagt S. 6: „Gerade in unseren
Tagen ist die alte Frage „Gott und Kaiser"
ganz neu aufgerührt worden und droht eine Scheidung

I der Geister heraufzuführen, gefährlicher und hoffnungsloser
als je. Es gibt heute ernste Menschen genug, die
schon unsere Fragestellung als unsauber zurückweisen.
Gott und Kaiser? Nein, Gott oder Kaiser — das ist
hier die Frage! Hier gibt es, so hören wir hüben und
drüben, nur ein entschlossenes Entweder-Oder, alles
Andere ist Mattherzigkeit und Halbheit." — Als Ziel
seiner Schrift bezeichnet er (S. 7): „in streng sachlicher
Arbeit dem Sinn des Wortes nachzugehen und mit allen
verfügbaren Mitteln geschichtlicher Forschung das geheimnisvolle
Und aufzuhellen, mit dem das Verständnis
unseres Rätselspruches steht und fällt. Wir wollen
darum zunächst die Vorgeschichte unseres Wortes überblicken
, wir wollen sodann Situation und Wortlaut unseres
Rätselspruches im Zusammenhang mit verwandten
Jesusworten erläutern und wollen schließlich die Auswirkung
unseres Wortes in der Geschichte des Urchristentums
und seiner Staatstheologie verfolgen." — Das bietet
die klare und sorgfältige Untersuchung, der man im
ganzen zustimmen kann. Die Schrift Stauffers bringt
auch manche interessante Einzelheit, z. B. Anmer-

| kung 6: über Predigten des lutherischen Bischofs Meyer
in Moskau vom Jahre 1931, — S. 14 über Münzen z. Zt.
Jesu, — Anmerkung 75 über das tägliche Opfer im Tempel
zu Jerusalem für den Kaiser. — Die Untersuchung
Stauffers schließt S. 23 mit der Forderung einer „Theologie
des Reiches" und einer energischen Vertretung
der Weisungen des Neuen Testamentes durch die Kirche.
Verden/Aller. H. Oarrelts.

Maries, Prof. Louis: Hippolyte de Rome sur les Wnedictions
d'Isaac, de Jacob et de Moi'se. Paris: »Les Beiles Lettres« 1935.
(62 S.) gr. 8°. = Collection d'Öudes anciennes. Fr. 20—.

Maries weist in klarer, sicherer Gedankenführung
I nach, daß die in der bekannten Hs. in Tiflis georgisch
erhaltene, nach der russischen Übersetzung Karbelovs
deutsch von Bonwetsch wiedergegebene Schrift Hippo-
I lyts über den Segen des Moses aus armenischer
| Übersetzung, wie sie in der Hs. 352 der Mekhitaristen-
| bibliothek zu Venedig und verkürzt in der Katene 347
der Bibliothek des St. Jakobskloster zu Jerusalem vorliegt
, geflossen ist und daß sie mit der über den Segeudes
Isaak und den des Jakob eine einzige, in zwei Bücher
! geteilte Schrift gebildet hat. Während der originale griechische
Text der beiden Segen des Isaak und des Jakob
wiederentdeckt und schon 1911 Diobouniotis und Beis
in den Texten und Untersuchungen herausgegeben wor-