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Ausgabe:

1936 Nr. 1

Spalte:

294-295

Titel/Untertitel:

Proclus Diadochus, The elements of theology 1936

Rezensent:

Latte, Kurt

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293

Theologische Literaturzeitung 1936 Nr. 15/16.

294

Universitätsbildung ist für die Theologen nicht vorgeschrieben
, aber die Regel und unentbehrlich; die Ausbildungsmöglichkeiten
schildert Professor Moe (Oslo). Die
kirchliche Statistik mit einer genauen Darstellung der
Finanzwirtschaft der Kirche und der Pfarreien, der An-
stellungs- und Gehaltsverhältnisse der Geistlichen gibt
P. Koren (Oslo), eine sehr eingehende Darstellung
der Tätigkeit der Geistlichen im Rahmen des Gemeindelebens
P. Christie (Nannestad); über die soziale Arbeit
der kirchlich inspirierten und kontrollierten Inneren
Mission, durch die die Kirche ihre Selbständigkeit gegenüber
dem Staat unter Beweis stellt, berichtet P. Schübeier
(Oslo) S. 122—150, über die Heidenmission
Hauptpfarrer (sogneprest) Meyer (Halden), über die
Laienbewegung P. Boman (Smertingdal), über die christliche
Jugendarbeit Generalsekretär Sande (Oslo), über
die mit Settlementsförderung eng verbundene christliche
Studentenarbeit P. Johnson (Oslo), über die ökumenische
Mitarbeit Professor Brun (Oslo), und über die
Mitarbeit an der Befriedung der Welt P. Klaveneß
(Bergen), wobei Wiederholungen insonderheit bei der
Darstellung der vereinsmäßigen kirchlichen Tätigkeit
unvermeidbar sind. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis
des Bibliothekars Harboe (Oslo), das sich auf die
neueren Arbeiten beschränkt, schließt das Heft ab,
für das ein einigermaßen einheitliches Zusammenwirken
der Mitarbeiter besonders schwer zu erreichen war
(S. 5). Bei dem Reichtum des Lebens der norwegischen
Volkskirche bleibt ihre geringe Wirkung auf die Profanliteratur
und die neuere Kulturentwicklung im Lande
wie auf das kirchliche Leben anderer Länder ein Problem
, zu dessen Verarbeitung diese Gesamtdarstellung
anregen will.

Die Altkatholische Kirche ist in Deutschland
als volksgebundener Katholizismus zu neuem Leben erwacht
; sie ist auch für andere Länder zum Lehrbeispiel
geworden für das Ringen um den Ausgleich zwischen
den Totalitätsansprüchen von Staat und Kirche.
Ihre Hoffnung aber, Werkzeug und Vermittlungsglied
einer künftigen großen Wiedervereinigung der getrennten
Kirchen sein wird" (S. 3. 13), ist auch heute
noch ebenso utopisch wie ihr Anspruch, „die" katholische
Kirche zu sein. Ihre Gesamtgeschichte schildert
Professor Gaugier (Bern), ihre Lehre, Verfassung
und Kultusformen Professor Keussen (Karlsruhe),
ihre Sonderentwicklung in den Niederlanden P. Lagerwey
(Utrecht), in der Schweiz Bischof Küry (Bern),
in Deutschland Bischof Kreuzer (Bonn), in Österreich,
der Tschechoslowakei, Jugoslavien, Polen und Amerika
Dr. Neufeld (Berlin), ihre Beziehung zur Anglikanischen
und Orthodoxen Kirche Bischof Küry ; ihre Bibliographie
mit biographischen Erläuterungen (S. 114—148), stellt
P. Neuhaus (Basel) dar. Von den drei ersten in der
Utrechter Konvention von 1889 zusammengeschlossenen
Kirchen (Holland, Deutschland und Schweiz), die unter
wechselnden politischen und sozialen Bindungen ihr
Gepräge wiederholt gewandelt haben, hat die deutsche
zahlenmäßig die Bedeutung ihrer Entstehungszeit noch
nicht wieder erreicht, die holländische, die eigentlich
immer vorhanden war, etwas zugenommen (ca. 12 000
Seelen), ebenso die schweizerische (ca. 30 000 Seelen).
In Österreich und seinen Nachfolgeländern hat der Altkatholizismus
wohl durch die Los von Rom-Bewegung
einen Auftrieb erfahren, aber sich nicht als eigentliche
Auffangstelle erwiesen, die in Nordamerika entstandene
und auf Polen übertragene polnische und litauische
katholische Nationalkirche ist die stärkste (ca. 100 000
Seelen), aber sie trägt zweifellos ein stark nationalistisches
Gepräge, was hier nicht hervorgehoben ist,
wie überhaupt das innere Verhältnis dieser letzteren
Kirchen zur Utrechter Union S. 37 und S. 49 übergangen
ist. Wenn von der holländischen Kirche S. 61
gesagt ist, daß sie „dem Charakter der Holländer gemäß
nicht viel auf Prozessionen und Tragen von geistlichen
Gewändern außerhalb der Kirche gibt", so ist

übersehen, daß das alles in Holland gesetzlich
verboten ist. Mit Sorgfalt ist jede Regung religiösen
und kultischen Reformwillens in allen Ländern und
jede Bemühung um die unio sancta verzeichnet, das
Wichtigste aber ist der Nachweis der Konsolidierung,
die jetzt erst der A. K. Kirche die Möglichkeit zu einheitlicherer
Aktivität gibt; vor allem die Verhandlungen
mit der Anglikanischen und der Orthodoxen Kirche
haben auf die Vereinheitlichung gedrängt (S. 99—109).
Berlin. August Schowalter.

Schellbach, Lic. Martin: Theologie und Philosophie bei

v. Hof mann. Gütersloh: C. Bertelsmann 1935. (207 S.) 8°. = Beitr.
Z.Förderung christl. Theologie, 38. Bd., 2. H. RM 5—.

Die Untersuchung Sch.'s hat sich die ebenso bedeutsame
wie schwierige Aufgabe gestellt, einen neuen Ansatz
zum Verständnis der Theologie Hofmanns zu stellen
. Sie versucht im Gegensatz zu der herrschenden
Auffassung nachzuweisen, daß Hofmann weder von der
Erlanger Schule noch von Schleiermacher her zu verstehen
sei. Aus diesem Grund bemüht sie sich, möglichst
scharf den Gegensatz von Hofmann zu Frank
einerseits, zu Schleiermacher andererseits herauszustellen
, wobei letzterer vorwiegend als Philosoph gesehen
und darum in seinem eigentlichen Anliegen nicht verstanden
ist. Aber auch der Gegensatz zu Frank ist
sachlich nicht genug fundiert. Der Verf. bemerkt selbst,
daß auch bei Hofmann aus dem Sachverhalt der Wiedergeburt
der ganze Ablauf der Heilsgeschichte sozusagen
abgelesen werden kann. Dann ist also vom Menschen
her gesehen doch wieder das subjektive Faktum
der Wiedergeburt der Grund der Heilsgewißheit. Bei
aller Anerkennung der Selbständigkeit der theologischen
Linienführung bei Hofmann im Einzelnen, die der Verf.
hervorzuheben sich bemüht — ein grundsätzlicher Abstand
zu Frank will mir nicht einleuchten.

Wertvollere Arbeit dagegen leistet die Untersuchung
mit ihrem anderen Anliegen: die Abhängigkeit der Theologie
Hofmanns von der Philosophie seiner Zeit aufzuzeigen
. Besonders wertvoll erscheint mir hier der
Nachweis, wie stark Hofmann von der Geschichtsphilosophie
Schellings beeinflußt ist, und wie besonders der
organische Entwicklungsgedanke dieser Philosophie Hofmanns
Theologie „verfälschend alteriert" hat. Auch
den grundsätzlichen Ausführungen über das Verhältnis
von Theologie und Philosophie, die durch das Heranziehen
der modernen Literatur über diesen Gegenstand
noch bereichert werden, kann ich durchaus zustimmen.

I Dagegen bleibt das Verhältnis von wissenschaftlicher

| und theologischer Exegese unklar. Hier hätte der Verf.

; die wertvollen Ausführungen von Joachim Wach, die
theologische Exegese von Schleiermacher bis Hofmann

j (1929) heranziehen müssen.

Kiel. w. Schultz.

Proclus: The Elements of theology. A revised text with Translation
, introduction and commentary by Prof. E. R. Dodds. Oxford
: Clarendon Press 1933. (XLV1II, 340 S.) gr. 8°. 30 s.
Während die großen Kommentare des Proclus wenigstens
zum Teil in modernen Ausgaben vorliegen, war
I man für die systematische Schrift des neuplatonischen
| Philosophen auf Creuzers Drucke angewiesen, die auch
i zu ihrer Zeit den Anforderungen nicht genügten, die man
| an eine Ausgabe stellen muß. Schon deshalb war es
! ein glücklicher Gedanke, sie auf der Grundlage einer
wirklichen Durchforschung der Handschriften neu her-
' auszugeben. D. hat alle ihm erreichbaren Manuscripte
j geprüft, die Abschriften von noch erhaltenen ausge-
i schieden und das Verhältnis der übrigen zueinander ge-
I klärt. Er scheidet drei Klassen, von denen freilich
I die dritte, vertreten durch einen Parisinus P s. XIII
und einen Marcianus Q (s. XIV), praktisch für die
i Textgestaltung kaum in Betracht kommt, soweit ich
| nach Stichproben urteilen kann. Aber D. ist darin
'[ zweifellos im Recht, daß diese Gruppe schon aus chrono-