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Ausgabe:

1936

Spalte:

265-287

Titel/Untertitel:

Septuaginta 1936

Rezensent:

Walters, Peter

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES, Göttingen, und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, Berlin

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Bibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, und Bibliothekar Lic. E. STEINBORN, Berlin.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. BAUER in Göttingen, Düstere Eichenweg 14, zu senden,
Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewähr für Besprechung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, kann nicht übernommen werden.

Frinted in Germany.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1

61. JAHRGANG, Nr. 15/16 25. JULI 1936

Spalte

B e z z e 1: Das letzte Vermächtnis Jesu Christi
(Haun)...................291

Boqeu?: EiootyioYil E<? xt|v «luXoaotpiuv
(Bratsiotis).................295

Duncan: The Epistle of Paul to the Ga-
latians (Bauer)...............288

Spalte

Ekklesia (Schowalter).............292

Ergänzung (Krüger).............296

E i n k: Beiträge zur Geschichte der bayer.

Benediktinerkongregation (Schornbaum) . 291

Heim: Die Kraft Gottes (Haun)......296

H e i n s i u s : Das Bekenntnis der Frau Ar-

gula von Grumbach (Haun).......290

Spalte

Pickl: Messiaskönig Jesus (Preisker) . . . 287
P r o c 1 u s: The Elements of theology (Latte) 294
Schellbach: Theologie und Philosophie

bei v. Hofmann (Schultz).........294

Schuster: Der Prophet der Deutschen

(Ficker)...................289

Septuaginta ed. Rahlfs (Katz)........265

Septuaginta id est Vetus Testamentum graece iuxta LXX interpretesed. , Dank. In ihn mischt sieh Wehmut; denn Alfred Rahlfs,
Alfred Rahlfs. 2 Bde. Stuttgart: Priv. Württ. Bibelanstalt [1935J. i der Vater und leitende Geist des ganzen Lxx-Unterneh-
(L, 1184 u.941 s.) gr. 8°. Geb. RM 12-. menSj ist acht Tage nach Unterzeichnung des Vorworts
Als vor Jahresfrist die Stuttgarter Septuaginta er- heimgerufen worden. Ich kann hier nicht anhand der
schien, hat sie kein Wissender ohne tiefe Bewegung Jahresberichte das durch das Geschick der Nation beaufgeschlagen
. Was er in Händen hielt, war, trotz j stimmte Auf und Ab der Geschichte des Lxx-Unter-
Grabe, die erste editio der Lxx; denn sie baute sich 1 nehmens nachzeichnen. Gewaltig ist der bestimmend
auf einer das gesamte Material überschauenden recensio I gebliebene erste Plan, die Lxx sowie alle Tochterüberauf
und sah auch die Aufgabe der emendatio. Damit , Setzungen herauszugeben und dabei die mittelbare Überhat
sie, wie vor einem Jahrhundert K. Lachmann für lieferung bei den Kirchenvätern, den Catenen und dem
das NT, nunmehr auch für Lxx eine der Mauern nie- liturgischen Gut der Kirche voll mit heranzuziehen,
dergelegt, die den durchgebildeten Methoden der klas- ; Nur die Vulgata wurde an Rom abgegeben. Wie willig
sischen Philologie den Zutritt zum geheiligten Bezirk sich die ersten Gelehrten aller Nationen zu gemein-
biblischen Textbetriebs verwehrten. Swete, auf den wir [ samem Dienste stellten, zeigt der Bericht von 1913 an
bisher angewiesen waren, stellt, mehr noch als Brooke- die Internationale Assoziation der Akademien. Krieg
McLean mit den größeren Irrtumsmöglichkeiten ihres wie Nachkrieg schienen der Arbeit ans Leben zu gehen;
umfassenderen Planes, das bisher geltende Ideal, den j die Pläne wechselten; Ansätze, wie die Stuttgarter Gediplomatisch
getreuen Abdruck der Haupttextzeugen j nesis von 1926, mußten aufgegeben werden. Aber längst
unter tunlichster Ausschaltung jeglicher Editoren„sub- ist die mit den Psalmen 1931 begonnene große Ausgabe,
jektivität", in hoher Vollkommenheit dar, bis ins sprach- auch sie eine „Handausgabe", im Zug und wird nun
lieh Unmögliche hinein. Für Ottley (Handbook to the J rascher weitergeführt, und daneben ist in langjähriger
Lxx, New York 1919) ist Swetes Werk „not only the Arbeit die vorliegende Gesamtausgabe fertig geworden,
best available edition of the Lxx, but perhaps the best Dafür haben Wissenschaft und Kirche Alfred Rahlfs
edited text of any ancient work in existence" (S. 73): , allein zu danken. Schon 1910 wußte der Bericht der
allerdings, hier stören nicht, „especially in the appara- Benekeschen Preisstiftung, aus deren Ausschreiben R.s
tus, too much editor and too little manuscript"! Richtig Buch über Lucians Rezension der Königsbücher hervor-
daran ist, daß die ihrer Zielsetzung vollkommen gerecht j ging, davon zu rühmen: „Mit einer auf diesem Gebiete
werdende Arbeit der Cambridger Ausgaben einen Ab- j einzigartigen Gelehrsamkeit, mit bewundernswerter Ener-
schluß bildet. Ein Endpunkt könnte es nur sein, wenn ' gie und nie versagender Präzision und Sauberkeit hat
wir eine griechische Massora hätten oder erstrebten, der Verfasser die zahllosen Einzelheiten, um die es
Oder soll etwa nur ein besser bezeugter reeeptus den , sich hier handelt, untersucht und klassifiziert. Damit
alten ablösen? Da das niemand im Ernst will, kein i hat er eines der wichtigsten und schwierigsten ProBenutzer
aber aus dem besten diplomatischen Apparat ! bleme der Septuagintaforschung in höchst fruchtbarer
nebenher die Überlieferung herstellen oder gar bereini- Weise behandelt und zu seiner Lösung den Weg gegen
, also die Arbeit der Edition ad hoc selbst leisten bahnt". Will man den in seiner Bescheidenheit großen
kann, so ist die Zeit gekommen, von der in ihrer Art Gelehrten verstehen lernen, so greife man nach seiner
unüberbietbaren Vorarbeit zur Arbeit selbst mit all zu einem Buch ausgestalteten Gedächtnisrede auf Lagar-
ihren Gefahren und Irrtumsmöglichkeiten vorzustoßen, des 100. Geburtstag (Berlin, 1928). Der treueste Schü-
einer Arbeit, deren Zielsetzung unendlich und deren Ier und Bewunderer erwächst zum verantwortungsbe-
Abschluß daher nicht in unsre Hand gegeben ist. Aus wußten Heger und Mehrer, dabei zum Reiniger der
solcher Einsicht ist, bei Lagarde in betontem Anschluß großen überkommenen Aufgabe. Wie der Vater den
an Lachmann, das Werk der Göttinger erwachsen. Die , Sohn und dieser sich selbst von am eignen Leib erStuttgarter
Handausgabe ist ihre erste weiten Kreisen fahrenen Fehlern freizuhalten sucht, so ist es hier,
bestimmte reife Frucht. Am Einzelbeispiel wiederholt sich die Geschichte der
Daß man in Göttingen trotz dem weitgesteckten Philologie im 19. Jahrhundert: der üppige Boden der
Rahmen der Arbeit und der Fülle der Einzelbemühun- Romantik läßt den Keim wachsen und wuchern, der
gen, die der Außenstehende nicht ahnt, heute fertig zu scharfe Wind Lachmannsehen Geistes macht ihn hart,
werden versteht, ist der andre Anlaß zu bewegtem i und der Gärtner kann nun Seitentriebe abhauen, weil

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