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Ausgabe:

1936

Spalte:

244-245

Titel/Untertitel:

Die Psalmen 1936

Rezensent:

Beer, Georg

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Theologische Literaturzeitung; 1936 Nr. 14.

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baren Macht der Natur ist etwas ganz anderes als tiefes
Entsetzen vor grausiger Dämonie, ja vermag den Menschen
dem Gefühl unheimlichen Schauderns und bangen
Grausens völlig zu entheben (105). Sind also die
Marut „dem Kern ihres Wesens nach als Naturgötter
anzusehen", so sind sie Söhne der Himmelsmutter,
deren mythisches Bild ,die Himmelskuh' ist. Mit einer
eingehenden Untersuchung über ,Rudra und die Rudras'
schließt H. Lommel seine religionsgeschichtlich so bedeutsamen
Darlegungen, indem er, die Kultur von Mo-
hendjo-Daro auswertend, den Gott Rudra-Siva einem
vorarischen Kultkreis zuschreibt. Der Verfasser, der uns
bereits mit dem grundlegenden Buch über ,die Religion
Zarathustras' (Verlag J. C. B. Mohr, Tübingen) be- |
schenkt hat, will die vorliegende nunmehr im Verlag
V. Klostermann, Frankfurt a. M. begonnenen religions-
und kulturwissenschaftlichen Studien über ,Religion' und
Kultur der alten Arier' fortsetzen mit einer Untersuchung
über ,Sorna', als „einem ur-arischen Lebens- I
gott' sowie mit einer Übersetzung ,der Lieder Zarathustras
' und einer zusammenfassenden Darlegung ,seiner i
Lehre'.

München. R. F. Merkel.

Pettazzoni,Raffaele: La confessione dei Peccati. Parte seconda.
vol. III. Bologna: N. Zanichelli 1936. (XI, 294 S.) 8°. = Storia delle
Religioni Bd. XII. L. 25 -.

Pettazzonis bedeutendes Werk über das Sündenbekenntnis
zählt zu den lehrreichsten Querschnitten durch
das unermeßliche Bereich der Religionsgeschichte. Der j
soeben erschienene dritte Band umfaßt Syrien, die Het- |
titer, Kleinasien und Griechenland und schließt mit j
einem sehr ausführlichen und dankenswerten alphabetischen
Register über die bis jetzt vorliegenden drei
Bände. Der Verfasser beschäftigt sich zunächst mit j
den El-Amarnatexten der egyptischen Zeit Syriens unter
Amenophis III (um 1400—1375) und Amenopbis IV I
(um 1375—1360); hier stoßen wir auf eine profane I
Beicht, wie sie vom Vasallen dem Pharao abgelegt I
wird, ganz ähnlich wie bei den Hettitern der Sklave sei- j
nem Herrn bekennt, denn sein Herr ist sein Gott. Be- j
kannt ist die Schilderung, welche Plutarch in seiner j
Schrift über den Aberglauben von dem Büßer entwirft, j
der, in einen Sack oder in schmutzige Lumpen gehüllt, '
am Wege kauert oder sich nackt im Kote wälzt und
den Vorübergehenden seine Sünde bekennt, eine Verletzung
eines Tabu durch den Genuß einer verbotenen |
Speise oder durch Betreten einer von der Gottheit ver- j
botenen Straße. Eine solche Bußübung ist besonders i
im Dienste der syrischen Göttin gebräuchlich, die auch ]
schon die unwissentlichen und unfreiwilligen Vergehen I
mit Krankheit oder sonstiger Trübsal bestraft, Vor- !
Stellungen, welche in den phrygischen und lydischen
Inschriften wiederkehren und ebenso in den babylo- '
nischen und alttestamentlichen Psalmen zu Hause sind.
Somit bezweckt die Buße Befreiung von einer Krankheit
; der Hettiterkönig Mursiiis II (um 1353—1325)
fleht um das Aufhören der um der Sünde seines Vaters
wie seiner eigenen willen das Volk verheerenden Pest. |
Dem alten Griechenland ist die Beicht unbekannt. Aber
schon Schelling verwies in seiner Rede „Über die Gottheiten
von Samothrake" auf die in ihrem Kulte üb- j
liehe Beicht, die O. Crusius und F. Steinleitner mit der
kirchlichen Beicht vor dem Empfange der hl. Kommunion
in Parallele setzten; auch in den griechischen My- .
sterien scheint eine Art Beicht gefordert worden zu sein,
wie die rationalistischen Äußerungen eines Lysander,
Antalkidas und Antisthenes nahe legen. Wo immer
aber die Beicht auftreten und welcher Gottheit sie auch
abgelegt werden mag, so läßt sich doch wieder und wie- j
der beobachten, daß sie sich ursprünglich auf Tabu- ]
und geschlechtliche Verfehlungen, mögen diese bewußt I
oder unbewußt begangen worden sein, bezieht und daß j
sie, sei es mit, sei es ohne anderweitige Reinigungs- j
bräuche, wie Untertauchen in fließendem Wasser, Blut- |

entziebung, Fasten, Entkleidung, zu dem Zwecke und in
der Absicht unternommen wird, den in und mit der
Sünde in den Leib des Sünders eingedrungenen magischen
Giftstoff, den Sitz aller möglichen Übel und
Leiden, ein für allemal auszuscheiden. Alle diese Züge
eignen nun aber als charakteristische Merkmale bereits
der primitiv-magischen Beicht der Naturmenschen, und
es ist Pettazzonis besonderes Verdienst, dieses elementare
, auch der bereits zum Bestandteile der Gottesverehrung
erhobenen religiösen Beicht zu Grunde liegende
Substrat nachdrücklich hervorgehoben zu haben. Eine
übersichtliche Tafel veranschaulicht am Schlüsse die
mannigfachen Motive und Formeln, die in den Beichttexten
beständig wiederkehren.
München. J.Schnitzer.

de Groot, Prof. Dr. Joh.: II. Samuel. Groningen und den Haag:
Verlag J. B. Wolters 1935. (184 S. mit 8 Kartenskizzen) 8°. = Tekst
en Uitleg, prakt. Bijbelverklaring, hrsg. von Böhl und van Veldhuizen.
Geb. Fl. 2.90. bei Abnahme des Ganzen Fl. 2.75. bzw. 2.50.
Die Einteilung sei, wie früher zum ersten Bändchen,
kurz angegeben: 1. Lesbare und wissenschaftlich begründete
Ubersetzung (bis S. 57); 2. Zusammenhängende
Erläuterung S. 59—153; beides für Jedermann.

3. Verzeichnis der Änderungen des hebräischen Wortlautes
S. 154—7; 4. Verzeichnis von Arabismen, auf
welchen gelegentlich die Auslegung beruht; 4. Fünf Einzelfragen
S. 158—162; 5. Zum Vergleiche herangezogene
Bibelstellen S. 163—8; 6. Namen- und Sachen-Verzeichnis
S. 169—180, zugleich für das erste Bändchen;
7. Nachträge zu I. Sam. S. 181 (auch S. 162). Aus

4. sei mitgeteilt: „Bogen" II 1,18 sei ein Truppenteil,
nach ägyptischem Vorbilde; der Name Trismegistos
wurde, unter Streichung des ersten Bestandteils, a. E.
zu — tofel, nach Analogie der jüdischen spätantiken
und mittelalterlichen Engel- und Dämonennamen, verlängert
, während der neue Wortanfang rnegi — durch
Erinnerung an den hinkenden Mefiboset zu mefi-(stofe-
les) umgeformt worden sei (nach Beiträgen von Prof.
Kapteyn-Groningen). Auch in der Erläuterung finden
sich eine gelehrte Abhandlung der topographischen
Frage S. 78—82 mit Neigung zu der Dalmanschen
Kompromiß-Hypothese einer Doppelstadt Jerusalem,
und viele archäologische, topographische, literarge-
schichtliche Nachweisungen; dem deutschen Leser sind
namentlich die zahlreichen Bezugnahmen auf die ausländische
Wissenschaft wertvoll. Aus Nr. 3 verdient
Hervorhebung, daß zu den Kap. 5—8 siebenmal dem
Wortlaut der Chronik der Vorzug zuerkannt wird. Läßt
sich das auch vielleicht nicht jedesmal verteidigen, so
ist es doch für ein Gesamturteil über das Verhältnis
beider Rezensionen bedeutungsvoll. Das Bemühen des
Vf.s richtet sich auf eine umfassende Bestätigung der
Berichte. Ihrer Erfassung als einer zuverlässigen Wiedergabe
der Wirklichkeit dient auch die fortgesetzte moralische
Beurteilung, die von größtem gewissenhaften
Ernste getragen ist. Zu II 7 hilft sich der Vf. mit der
Annahme eines zweiten Sinns; der erste ist der dynastische
. Hier darf vielleicht auf das hingewiesen werden,
was dem Buche fehlt und man heute vor allem wissen
will: Welche Beziehungen unterhalten die dynastischen
und politischen Stoffe einer vorchristlichen Nation zum
Evangelium? Die Berufung auf eine gläubige Geschichtsbetrachtung
, die in den heimatlichen Ereignissen
Gottes Hand erkannte, reicht nicht mehr aus. Auch
kann unter dem Drucke dieses Problems die moralische
Betrachtung abwegig werden, weil sie unbeabsichtigt
den Schein hinterläßt, als wäre die Pflege des sittlichen
Urteils die führende Aufgabe der biblischen Geschichte.

Kiel. Wilhelm Caspari.

Kalt, Dr. Edm.: Die Psalmen übersetzt u. erklärt. Freiburg, Br.:
Herder & Co. 1935. (XIV, 524 S.) 8°. = Die Heilige Schrift für
das Leben erklärt. Bd. VI.

RM 11—; Leinen 14.40. Subskr. Preis RM 9.50; Leinen 12-.