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Ausgabe:

1936

Spalte:

241-243

Autor/Hrsg.:

Lommel, Herman

Titel/Untertitel:

Die alten Arier 1936

Rezensent:

Merkel, Franz Rudolf

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkunp von Prof. D. HERMANN DÖRRIES, Göttingen, und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, Berlin

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitetvonBibliothekerat Lic.Dr.phü. REICH, Bonn, und Bibliothekar Lic. E. STEINBORN, Berlin.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind aueschliefilich an Profenaor D. BAUER in Göttingen, Düstere Eichenweg 14, zu senden,
Rezensionsexemplare ausschlieft lieh an den Verlag. Gewähr für Besprechung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, kann nicht übernommen werden.

Printed in Germany.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1
61. JAHRGANG, Nr. 14 4. JULI 1936

Spalte

Acta conciliorum oecumenicorum (Koch) . . 247
Barth u. Thurneysen: Die große Bannherzigkeit
(Schian).............262

Bezzel: Die Herrlichkeit Jesu Christi

(Usener)..................264

Jakob Böhme Brevier (Buddecke).....258

E n n e k i n g: Das Hochstift Fulda unter seinem
letzten Fürstbischof Adalbert III. von Har-
stall 1788 bis 1802 (Lerche).......260

Spalte

Göhl er: Calvins Lehre von der Heiligung

(Schulze)..................254

de Groot: II. Samuel (Caspari)......244

Jahrbuch für Brandenburgische Kirchengeschichte
(Clemen).............259

Kalt: Die Psalmen (Beer).........244

Leese: Natürliche Religion und Christlicher

Glaube (Merkel)..............261

Leube: Der Jesuitenorden und die Anfänge
nationaler Kultur in Frankreich (Kalthoff) 257

Spalte

Lommel: Die alten Arier (Merkel).....241

Middendorf: Gott sieht (Jonat).....245

Pettazzoni: La confessione dei Peccati

(Schnitzer).................243

P o 1 o t s k y: Abriß des manichäischen Systems

(Bauer)...................246

Thurneysen s. Barth

W i 11 a r d : Two Apocrypha in old English

homilies (Boerner).............251

L o m m e 1, Hermann: Die alten Arier. Von Art u. Adel ihrer Götter. Religion hinzustellen". Die Bekenntnisse der Schuld

Frankfurt a. M.: V. Klostennann 1935. (158 S.) gr. 8°. = Relig. u. und die Bitten um Freisprechung erklären sich ihm

Kultur der alten Arier, hrsg. von H. Lommel, Bd. i. RM 5 ; geb. 6.80. : zumeist „aus dem Wesen Varunas als Herrscher, der

Der Indogermanist an der Frankfurter Universität nicht frei ist von manchen Eigenschaften des orien-

Herman Lommel legt uns hier eine neue religionsge- talischen Despoten". In für die Methode der Religions-

schichtliche Studie vor, die wie alles, was wir von ihm ! Wissenschaft überaus förderlichen Ausführungen wird

haben, von gründlicher Beherrschung des Stoffes und in dem Abschnitt ,Varuna und Ahura Mazda' die weit

von selbständiger Durchdringung der einzelnen Pro- i verbreitete entwicklungsgeschichtliche Hypothese, daß

bleme zeugt. Schon in- der Einleitung tritt der Ver- ! nämlich „Varuna und Ahura Mazda die indische und

fasser dem allgemein üblichen Vergleich der vedischen j iranische Ausgestaltung desselben erschließbaren ur-

nfiit den griechischen Göttergestalten entgegen, zumal j arischen Gottes, also historisch gesehen einerlei We-

wenn man das Plastisch-Gestalthafte zum Kriterium sens seien", in ihrer Unhaltbarkeit dargelegt. Wie er

der Größe und Herrlichkeit eines Gottes macht. Denn sich mit der christlichen Interpretation der Varunahym-

„es gibt sehr große Götter, die sehr wenig Menschen- nen durch Pater Siqueira S. J. auseinandersetzt, so auch

haftes an sich haben, und auch die am deutlichsten mit den Ausführungen des Marburger Religionshistori-

anthropomorphen Götter umspannen in der vedischen kers Rud. Otto über den Gott ,Indra'. Als Grundlage

Religion einen Bereich außerhalb jeder menschenartigen des Verstehens solcher „mit unserer Gottesvorstellung

Gestalt und Tätigkeit. Und oft vollzieht sich gerade unvereinbarer Religionen" gilt ihm, daß solche Götter

in diesem Bereich ihre wesentliche und entscheidende als „typische und unwandelbare Grundgestalten mensch-

Wirksamkeit". Diese Göttergestalten gilt es in ihrer liehen Seins anzusehen seien, das eben unter Menschen

lebendigen Konkretheit zu erfassen. Eingehend beschäf- , nur in unzulänglichen Abwandlungen erscheint, aber

tigt sich H. Lommel sodann mit der Begriffsbestimmung . immer wieder und überall das menschliche Schicksal

des Wortes ,arisch' und dessen drei Verwendungsgebiete bestimmt. Die Einheit der Erscheinungen als das über

und fügt kurz einige Bemerkungen über das Wesen der ihnen waltende Gesetz ist in der unvergänglichen Gestalt

arischen Überlieferung an, wie es im Veda, in den als Gott erschaut . . . Nicht nach beschränkten mensch-

Upanisaden, auch in der Bhagavadgita erfaßbar sei. Mit , liehen Zufälligkeiten ist der Gott erdacht, sondern die

vollem Recht wehrt sich der Verfasser gegen jede j verschiedenen nebeneinander bestehenden Urtypen des

,fremde ästhetische und ethische Beurteilung' des Veda, ! Menschen sind gewürdigt, Ebenbilder von Göttern zu

namentlich wenn aus christlichen Anschauungen heraus sein. Held und Herrscher, Jüngling und Jungfrau, Lie-

Schuldbewußtsein und Erlösungsbedürfnis ermittelt und I bende und Mutter scheinen uns in sich selbst berech-

religiös ausgewertet werden — „Natur ist nicht mo- j tigte Arten des Menschentums zu sein; dort sind sie in

raiisch, und frommes Hingegebensein an die Natur Göttergestalten vorgebildet und gerechtfertigt" (90 f.).

•bringt keine Morallehre hervor. So ist denn auch die „Den urtümlichen Verhältnissen entsprechend ist auch

vedische Religion im Ganzen ohne Moral" (49). Indra kein idealer Held, sondern ein derber Kraftkerl",

In ähnlicher Weise wird der Auffassung des Got- I den ein Trupp von Mannen umgibt, eine Schar krie-

tes ,Varuna' nach der sozial-ethischen Seite hin ent- gerischer Begleiter, ,die Marut', die wohl als Naturgötter

gegengetreten, als ob aus den Gebeten an Varuna eine J hoch über Menschliches hinausragen, aber zugleich auch

Art Vorstellung allgemeiner Sündhaftigkeit oder eines Elementar-Wesen sind, die nicht im Finstern nur Schrek-

Schuldbewußtseins gegenüber der Gottheit zu entnehmen j ken verbreiten, sondern die Natur auch mit Segen er-

sei. „Vielmehr ist das zutrauensvolle, ja vertrauliche ; füllen. Können doch „Fruchtbarkeit und Güte eine

Verhältnis zu den Göttern in der vedischen Religion so ! Einheit sein und es erscheint für diese Erlebnisart

vorherrschend", daß es „fehlgegriffen wäre, die Varuna- I als eine beschränkt kreatürliche Betrachtungsweise, wenn

Verehrung gerade um der unterwürfigen Abbitte began- ! Schrecken und Segen als Gegensätze auseinandertreten,

gener Verfehlungen als das Kernstück der vedischen Das Erlebnis der drohenden Erhabenheit und furcht-

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