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Ausgabe:

1936 Nr. 13

Spalte:

237-238

Titel/Untertitel:

Die deutsche evangelische Heidenmission; Jahrbuch 1936 1936

Rezensent:

Witte, Johannes

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237

Theologische Literaturzeitung 1936 Nr. 13.

238

wiesen: T. geht, weil er ja eine ganze Predigtlehre
schreibt, stärker in, die praktischen Einzelfragen auch
formaler Art ein, als sonst bisher bei der dialektischen
Theologie üblich. Dennoch wäre zu wünschen, daß
er diesen Weg noch energischer beschritte. Wollen
wir Studenten und Kandidaten lehren, so erweisen
sich nähere, ausgeführte, praktische 'Erörterungen als
unbedingt notwendig. Das schwere Geschütz der ganz
grundsätzlichen Aufstellungen bahnte der dialektischen
Theologie den Weg, indem es die befestigte Position
anderer zu erschüttern suchte. Aber die praktische
Unterweisung muß notwendig noch genauer, noch spezieller
, auch in manchem noch schärfer umrissen werden
, als in diesem !in vieler Hinsicht beachtenswerten,
ja wertvollen Buch geschieht.

Breslau-Sibyllenort. M.Schi an.

Niemöller, Martin: Alles und in allen Christus! 15 Dahlemer
Predigten. Berlin: Martin Warneck [1935|. (113 S.) 8°.

Kart. RM 2.20; geb. 2.80.

Predigten? Diese 15 Reden haben gar nichts
von dem, was man Predigtstil nennt. Allerdings: einen
Text haben sie, und er ist nicht bloß Motto, sondern
•ernstlich Grundlage. Aber sonst fehlt alle herkömmliche
Predigtform, auch Themaangabe und Teilung.
Es sind schlichte, fortlaufende Reden, ohne jedes
Pathos, ja ohne Schwung, ohne jedes schminkende
Beiwerk, ohne irgendwelche Veranschaulichungsanstren-
gungen, ohne jede Konzession an moderne Bildungsansprüche
. Was ihnen das Gepräge gibt, ist neben der
Kürze die große unbeirrbare Sachlichkeit, der strenge
Verzicht auf alles Nebenbei, ja auf jedes überflüssige
Wort und im Zusammenhang damit der entscheidende
Umstand, daß der Prediger etwas zu sagen hat, etwas
ganz Wesentliches: er stellt die Kirche unserer Zeit
hienein in die Erwägung der Wege Gottes. Es wird
kaum eine andere Predigtsammlung geben, die so offen,
ja fast rückhaltlos, und zugleich in so ruhig-ernster
Entschiedenheit den Kampf der „Bekennenden Kirche"
vom Worte Gottes aus beleuchtete. Daß dieser ganz
klar .ausgesprochene Standpunkt nicht jedem gefällt,
ist selbstverständlich; Predigten für alle Richtungen
sind es nicht, wollen es auch natürlich nicht sein. Und
gerade indem sie bewußt auf diesen Anspruch verzichten
, stellen diese Predigten das ernsteste Gemeinde-
und Kirchenproblem unserer Tage in geradezu erschütternder
Schärfe.

Breslau-Sibyllenort. M.Schi an.

Die deutsche evangelische Heidenmission. Jahrbuch 1936 der
vereinigten deutschen Missionskonferenzen. In ihrem Auftrage herausgegeben
von Dr. Walther Frey tag. Hamburg 13 [Alsterchaussee 11 ]:
Verlag der Deutschen Evangelischen Missionshilfe 1936. (112 S.)
gr. 8°. RM 1—.

Das Jahr 1Q36 steht im Leben der deutschen evangelischen
Missionsgesellschaften im Zeichen zahlreicher
Jubiläen. Es sind 100 Jahre her, daß die Goßnersche,
die Leipziger und die Norddeutsche Mission gegründet
wurden. 50 Jahre sind es her, daß die Bethel-Mission
und die Neuendettelsauer-Mission entstanden. Von diesen
Missionen kommen die Goßnersche, die Leipziger
und die Norddeutsche in dem neuen Jahrbuch zu Worte.
Packende Aufsätze über deren Arbeit führen in das
Leben dieser Werke ein, die mit soviel Aufopferung
draußen gewirkt haben. Es ist immer wieder tiefstens
zu beklagen, daß die deutschen Kirchen den bedeutungsvollen
Werken der deutschen Missionen nicht viel
mehr Sinn und Hilfe entgegengebracht haben, zumal
in den Jahren, als Deutschland ein blühendes und
starkes, auch sehr wohlhabendes Volk war. Was hätte
alles geschehen können, wenn die deutschen Christen
soviel wie in andern Ländern für die Mission gewirkt
hätten! Leider ist das nicht geschehen. Und doch haben
diese Missionen, gestützt und gestärkt durch die
meist armen und wirklich glaubensvollen Kreise un-

I serer Heimat, unverzagt ihre Arbeit geleistet! Und tun
; sie heute in den für die Mission natürlich schwierigen
! Zeiten getrost weiter. Man muß das lesen, wie die
i Norddeutsche Mission unter großen Todesopfern sich
i in Togo festgesetzt hat. Welch ein Heldentum hat sich
vielfältig offenbart! Niemand fällt es ein, die Verdienste
des heimischen Pfarrerstandes zu verkleinern.
! Aber welch ein ruhiges, stetiges Leben war das gegen
die heroische Lebensarbeit der deutschen Missionare
i dort draußen, die dort den Namen und die Botschaft
Christi verkündigt haben!

Von den sonstigen Aufsätzen ist besonders be-
i merkenswert der von Dr. Freytag über Kirche und Volk
j in der Missionserfahrung der Gegenwart, in welchem
er seine Erlebnisse auf seiner jüngst abgeschlossenen
Reise durch den Fernen Osten auswertet. Er hat mit
großer Klugheit und tief eindringendem Blick die Dinge
beobachtet. Und sein Aufsatz gibt ein gutes Bild von
dem Ringen in den so bedeutsamen Ländern Asiens.

Alle andern Abschnitte des Jahrbuchs, der Oberblick
über das Leben der deutschen Missionen im
letzten Jahr, über die neuste Literatur und über die
Arbeit der Missionskonferenzen, sind von gleicher
I Gründlichkeit und Nützlichkeit wie in allen früheren
I Jahrgängen dieses Jahrbuches, das für jeden Pfarrer
I einfach unentbehrlich ist, wenn er seiner Pflicht, für
j die Mission zu wirken, nachkommen will.

Berlin. Johannes Witte.

Mahllng, D. Friedrich: Die Innere Mission. I.fg. tu. 2.
Gütersloh: C. Bertelsmann 1935. (VI, 288 S.) gr. 8°. je RM 4.50.
Das Werk erscheint in 10 l.fgn. zu je9 Bogen. Ges. Subskr.-PreisRM45 —.

1935 begann dies große nachgelassene Werk des
verewigten F. Mahling zu erscheinen. Da bis zur
Vollendung einige Zeit vergehen wird, sei vorläufig in
Kürze darauf hingewiesen. Die vorliegenden beiden
Lieferungen geben zunächst Ausführungen über den

I Namen Innere Mission, dann über Wicherns Begriff
und Verständnis der I.M., endlich eine (noch nicht
ganz erschienene) Darstellung über die Entwicklung
der I.M. bis zur Gegenwart. Schon diese Abschnitte
zeigen, daß wir ein sehr gründlich gearbeitetes, groß
angelegtes Buch zu erwarten haben. Das Kap. über
den Namen I.M. behandelt sein Thema genauer als
irgend eine andere von den zahlreichen Äußerungen
zur Sache; es bringt keine wesentlich neuen Entdeckungen
, berichtigt aber vieles Einzelne und stellt
das Ergebnis endgültig sicher. Ähnliches ist von der
Studie über Wicherns Begriff der I.M. zu sagen. Der
Abriß der Geschichte hält die Mitte zwischen allzu
großer Knappheit und allzu behaglicher Breite, .er
bringt alles Wesentliche, aber in übersichtlicher Gesamtschau
, ohne sich in die Einzelheiten zu verlieren.
M. hat überall auf die Quellen zurückgegriffen, hat
immer sorgfältig, auch kritisch geprüft, eine klare Sich-

i tung vollzogen, und so ein vorzüglich lesbares und

J wissenschaftlich stichhaltiges Werk geschaffen. Wir
harren der weiteren Lieferungen.

j Breslau-Sibyllcnort. M. Schi an.

Kunkel, Dr. Fritz: Grundzüge der praktischen Seelenheilkunde
. 2., unveränderte Aufl. Stuttgart: HippokratesV-erlag 1935.
(168 S.) gr. 8°. RM 6.75; geb. 8—.

Der meistgelesenste Psychotherapeut Fritz Künkel,
dessen psychotherapeutische Bücher zur praktischen Charakterkunde
in hohen Auflagen verbreitet sind, legt hier
eine medizinische Arbeit vor, den Versuch, die bisherigen
Ergebnisse der Seelenheilkunde, die Schulen
übergreifend, für Ärzte und Studierende lernbar zu zeigen
. Zunächst eine Charakterpathologie: Die seelischen
Krankheiten; dann die Charaktertherapie: die seelischen
Heilverfahren. In seiner bekannten anschaulichen Art
der Darstellung und mit bemerkenswerter breiter Kenntnis
med. psychotherapeutischer Problematik und umfangreicher
Erfahrung glückt es Künkel, für den noch