Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1936 Nr. 13

Spalte:

230-232

Titel/Untertitel:

Von 1522 bis 1546 1936

Rezensent:

Haun, Fritz

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

229

Theologische Literaturzeitung 1936 Nr. 13.

230

mitischen Staates herbei. Die Nabatäer, die ihr Königreich
zum Teil auf den Resten von Edom errichteten,
bewiesen offenbar wenig Widerstandskraft. — In ihrer
Blütezeit konnten sich die Edomiter gut mit jedem ihrer
Nachbaren gleichstellen. Ihre Töpferwaren zeigen eine
hochentwickelte Kunst. In Handel und Agrikultur, wie
in Industrie (Bergbau und Verarbeitung der Erze) waren
sie eifrig und erfolgreich tätig. Ein Kranz von Festungen
schützte die Grenzen. Es ist wohl zu verstehn, daß
die Araba, der Strich zwischen totem und rotem Meer
mit seinen Erzminen, seinem Zugang zu Arabien und
zum Handel mit diesem in der Früheisenzeit, aber
auch in der Frühbronzezeit wie in der nabatäischen und
römischen Periode Gegenstand lebhaften Begehrens und
Kämpfens war. 5) Vom Ende der Späteisenzeit klafft
eine andere Lücke in der Geschichte der angesiedelten
Gemeinden Edoms. Die geht bis zum Auftreten der
Nabatäer. Vom 4. Jahrhundert v. C. sind diese im Besitz
der von Arabien nach Norden führenden Handelsstraßen
. In der Anlage ihrer Niederlassungen und Festungen
, in der Methode ihrer Verteidigung übernehmen
sie das Erbe der Edomiter. Sie verschwinden gleich
nach der Eroberung ihres Landes durch Trajan (106 n.
C.). Die nabatäische Töpferware läßt sich vom 2. Jahrhundert
v. C. bis zum 2. Jahrhundert n. C. feststellen.
Darnach sind zahlreiche römische, byzantinische, mittelalterlich
-arabische Niederlassungen als Erinnerung an
die Occupation Edoms nachweisbar. Hauptsächlich aus
der politischen Lage heraus war und ist es zu erkläreil,
daß große Teile Edoms von der nabatäischen, römischen
, mittelalterlich-arabischen Zeit bis auf heute unbesetzt
geblieben sind. — Diesen Darlegungen, die der
Verfasser am 9. JuLi 1935 in Ohio abgeschlossen hat,
gibt er als „Addendum" (S. 141f.) eine kurze Auseinandersetzung
mit Alts Aufsatz: „aus der Araba"
Z. D. P.V. 1935. S. 1—78, Römische Kastelle und Strassen
", wendet sich gegen Alts Überschätzung des Römischen
in der Araba. Man muß nach ihm doch ernstlich
erwägen, ob nicht die Römer einfach die nabatäischen
Bauten übernommen oder wieder hergestellt haben. Unter
all den Stätten, die von der Expedition besucht und
untersucht wurden, war keine, die nicht vorher naba-
täiseh und dann römisch gewesen wäre. — Ein mit
Zahlen (die auf die betreffenden Stellen der beigegebnen
Karte gehn) versehenes Verzeichnis der 261. besuchten
Orte, ein Index (S. 151 — 161) und eine Reihe vortrefflicher
Bilder („Plates") von Ruinenplänen und Anlagen
, von Gefäßscherben u. a. m. beschließen das Ganze
. —

Die Ausstattung in Papier, Druck, Bildern ist vortrefflich
. Es wird Aufgabe der Forschung sein, das so
genau und besonnen vorgelegte Material zu prüfen und
für die Wissenschaft von Altpalästina auszumünzen.
Je emsiger und objektiver das geschieht, umsomehr
wird die Expedition dankbar sein. Grund genug ihr
selbst aber und dem Leiter und Verfasser herzliche
Anerkennung auszusprechen.
Bonn.______J. Meinhold.

Schmidt, Prof. D. Kurt Dietrich : Die Bekehrung der Germanen
zum Christentum. 1. Lfg. Güttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
[1936]. (82 S.) gr. 8°. Subskriptionspreis RM 2.40.

In der 1. Lieferung eines groß angelegten Buches
über die Germanenbekehrung wird als Eingangskapitel
der „Grundlagen" die „Fragestellung" behandelt; den
methodischen Erörterungen aber wird ein kurzer Abschnitt
über das Problem der üermanenmission in der
Forschungsgeschichte und ein langer vorausgeschickt,
der mehr als die Hälfte des Heftes einnimmt und die
Gegenwart behandelt. Hier wird auch deutlich, daß das
Buch ganz wesentlich zur Auseinandersetzung mit religiösen
Gegenwartsbewegungen bestimmt ist, deren
antichristliche Kritik sich begreiflich- gerade an den
Zeitpunkt geheftet hat, an dem das Christentum in die
deutsche Geschichte eintritt. So enthält denn der historische
Abschnitt nicht eigentlich eine Forschungsgeschichte
, sondern gilt der bis zum Kriege vorherrschenden
idealistischen Anschauung, wonach Christentum
und Germanentum aufeinander angelegt seien.
Und in dem Gegenwartskapitel stammen die reichlichen
Zitate weniger aus der wissenschaftlichen als der weltanschaulich
werbenden und kündenden Literatur. Hier
gewinnt man nun freilich nicht nur ein deutliches Bild
von der furchtbaren inneren Zerrissenheit des deutschen
Volkes, das die wichtigsten Ereignisse unserer
Geschichte gegensätzlich beurteilt, sondern auch davon,
wie gering der Ertrag des so anspruchsvoll ins Werk
gesetzten Unternehmens ist, einen angeblich verdunkelten
Abschnitt deutscher Geschichte aufzuhellen. Bei
einem lediglich wissenschaftlich gemeinten Buche wäre

j die Geduld unangebracht, mit der der Vrf. den mehr
oder minder reichen Gedankengehalt so mancher kurzlebigen
Auffassungen vorführt: H. Wirths Stern ist
kaum noch über dem Horizont sichtbar, Teudt hat
seine Stunde gehabt, Bergmann ist ein Name von
gestern, Mathilde Ludendorffs Geschichtserkenntnis bedarf
keines widerlegenden Worts. Doch wenn nicht

i alle Meinungen, so sind doch die durch sie bestimmten
Menschen ernst zu nehmen, und darum ihre Ansichten
auch von der Wissenschaft zu berücksichtigen. Es ist
durchaus angebracht, wenn die Fragen, die leidenschaftlich
vor allem Volk besprochen sind, auch hier
nicht nur vor dem engen Kreise der Fachgelehrten

! behandelt 'werden, das Buch vielmehr gerade an die

j Andersdenkenden sich wendet, lieber zu viel als zu wenig

I auf ihre Denkweise eingehend.

Sachlich am wichtigsten ist der 3. Abschnitt, der

[ die Geschichtsdarstellung vorbereitet. Für die Darstellung
sei dabei der Wunsch ausgesprochen — und

j auf diese Umstellungen kann sich die Kritik beschrän-

I ken —, es möge nicht wie hier mit der besonders an-

j gegriffenen Missionsmethode begonnen werden, sondern

! die inhaltlich gebotene Reihenfolge gewahrt bleiben.

i So ist bei den Bekehrenden zu fragen: wie verstehen sie

| den Missionsauftrag, durch welche Motive lassen sie
sich bestimmen, und — das wichtigste — was predigen
sie? Bei den Bekehrten aber: wie verstehen sie
die Botschaft, wodurch werden sie zur Annahme bewogen
, was machen sie daraus? Die große Frage der
Germanisierung des Christentums muß beantwortet
sein, wenn man die sittlichen und kulturellen Wirkunr-

; gen der Bekehrung begreifen soll; wie es ja klar ist,
daß die Germanen da am wenigsten sich genötigt fühl-

[ ten, die eigene Art und Unart zu ändern, wo sie die neue

j Religion von der alten aus verstanden.

Gewinnt das Buch in seiner Wendung gegen die
Versuche eines antichristlichen Geschichtsbildes repräsentativen
Charakter, so ist bei der lebhaften Frische

I und der vorbildlichen Aufgeschlossenheit für die gegnerischen
Fragen, wodurch sich die 1. Lieferung aus-

I zeichnet, zuversichtlich zu erwarten, daß es die übernommenen
großen Verpflichtungen erfüllen werde, —
weiten Kreisen verläßliche Kenntnis zu vermitteln und
zugleich Freude an der christlichen Vergangenheit unseres
Volkes.

Göttingen. H. Dörries.

Th ie 1 .SRudolf:, Luther. Von 1522 bis 1546. Berlin: Paul Neff
1935. (374 S.) 8°. RM 6—; geb. 7.20.

Der zweite Band von Thiels Luther vollendet, was

der erste versprochen hat. Ja, er übertrifft den ersten

noch an Kraft der Darstellung, an Fülle der Gesichte,
| an Gradtheit der Linienführung und Herausarbeiten
| des Luthers, den Thiel uns zeigen will. Es ist ja Mode
I geworden vom „alten Luther" geringschätzig zu reden.
• Der begann mit der Rückkehr von der Wartburg nach
| Wittenberg. Man schilderte von da ab Luther als den

Kirchenmann, den Liedersänger, den Familienvater, den
| zu Kompromissen neigenden und zum Entgegenkommen
i bereiten „Vater Luther". Mit dem konnte man schöne
I Familienabende in Gemeindehäusern halten. Aber der
I Kämpfer, der Theologe, der „Landknecht Gottes" war