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Ausgabe:

1936 Nr. 12

Spalte:

223-224

Autor/Hrsg.:

Litt, Theodor

Titel/Untertitel:

Philosophie und Zeitgeist 1936

Rezensent:

Neumann, Johannes

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Seite 1

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2-23

Theologische Literaturzeitung 1936 Nr. 12.

224

frage (Deutschglaube) wird in das Licht von Apoc. ge- denes da seiend, sondern erst sich selbst mitschaffend
stellt und erfährt von daher in sehr geschickter Weise , erfaßt wird. Die Schrift zeigt gut, wie Hegel im guten

ihre Beleuchtung. Daß die abstrusen Erklärungen der
Sektierer nicht allzu ernst genommen werden, ist richtig.
Das Maß der Rücksichtnahme darauf wird in verschiedenen
Gemeinden verschieden sein. Bei Erwähnung der
Versiegelung der neuapostolischen Gemeinde S. 37 hätte

Sinne zeitbedingte „Philosophie" gibt, aber im Gang des
Weltgeistes nicht subjektiv zeitgebunden ist, sondern
in der philosophischen Entwicklung das Allgemeine
sucht. — Eine Hegel lebendig machende Schrift, mehr
akademisch als nun konkret die heutige Situation von

aber doch auf die Seelengefährlichkeit dieses Brauchs j Philosophie und Zeitgeist zeigend,
hingewiesen werden müssen, daß die Versiegelten sich ) Gießen. Johannes Neu mann,

nun ganz sicher im Besitz des Heils glauben, der ihnen

nicht verloren gehen kann; es ist doch wohl nicht zu- j Wurm> D. Theoph., Landesbischof: Die Botschaft der Kirche.

fällig, daß manche ihrer Anhänger im Gegensatz zu
andern Sekten in ihrem Wandel stark versagen.

Das Buch kann sicherlich einen wertvollen Dienst
tun. Ob es allerdings geraten ist, die ganze apoc. im
Zusammenhang in der Bibelstunde zu besprechen? Berichterstatter
hat vor Jahren den Versuch gemacht, ihn
aber doch schließlich nicht zu Ende geführt. Auch der
Verf. spricht gelegentlich davon, daß man den einen oder
andern Abschnitt weglassen kann

Predigten. Stuttgart: Quell-Verlag 1935. (144 S.) 8°. Kart. RM 2-
Der im Vorjahr so stark in den Kirchenkampf hineingestellte
Kirchenführer spricht in diesen Predigten
zu seinen Gemeinden in Stuttgart und hin und her im
schwäbischen Lande. Dadurch bekommen diese Predigten
ihr ganz besonderes Gepräge. Die Art, wie der viel
angegriffene Bischof hier vor seinen Gemeinden von
dem, was er und sie mit ihm erleben, redet, ist vorbildlich
, kein hartes Urteil bei aller Entschiedenheit, drohende

2 Im Vorwort betont Verf wie vom Umbruch der ; Gefahren abzuwehren, weil eben in allem und durch
Theologie die alte Forderung, textgemaß und praktisch, | alles das Evangelium leuchtet als das einzige Heil. Das
d. h. wirklichkeitsnahe zu predigen, sich von neuem er- ; ist wirkliches Bekenntnis ohne irgendwelche Enge. Auch
gibt. Die Meditationen sind zuerst in der Zeitschrift für i aU, die viden BUdef und Beziehungen aus Geschichte,
Pastoraltheologie erschienen und hegen nun als 3. Band Kirchen. und Geistesgeschichte dienen dem einen Ziel,
der Pfarrbucherei für Amt und Unterweisung vor. Es j über aller Vergänglichkeit das Evangelium in seiner
werden sehr wertvolle Winke und Anregungen zum i Einzigartigkeit zu Worte kommen und zu den Gewissen
Verständnis und zur Auslegung wie Anwendung der | reden m ,assen Manches wie z B. die Predigt vor dem
Texte gegeben auch vor viel begangenen Irrwegen War- j Pfarrerabendmahlsgang am 4. Oktober 1934 ist, hier hat
nungstafeln aufgerichtet Textgemaß sind diese Medita- , das Wort sein Recht tief ergreifend. Auch homiletisch
tionen und fuhren auf G rund sorgfaltiger wissenschaftlicher
Exegese, wie überhaupt der Verf. über eine große
Kenntnis der neueren einschlägigen theolog. Literatur
und überhaupt der modernen Literatur verfügt und sie
geschickt dem Zweck der Auslegung und Anwendung
dienen läßt, in das Verständnis der Texte ein. Sie behandeln
den Text im ganzen, wobei es manchmal zweifelhaft
erscheinen mag, ob es richtig ist, im Blick auf
den Gesamttenor einzelnes wie z. B. den Gedanken der

Treue in der Epistel des 3. Advent so stark zurücktreten E'ne Untersuchung über die Bedeutung von Rasse und
zu lassen. Aber das hängt mit der ganzen so stark her- Volkstum für d.e missionarische Verkünd.gung ,„ China
vortretenden theozentrisohen Einstellung zusammen.
Auch sonst erscheint es manchmal so, daß um des
Grundgedankens der Perikope willen das de tempore
ungebührlich zurücktritt. Ob nicht die Art der Behandlung
von Matth. 1,18—23 am 1. Weihnachtstag, trotzdem
es heißt: Wir haben nicht dogmatisch darüber zu
reden, allzu dogmatisch ist, ob man wirklich so zu
Weihnachten predigen 'kann? Die Diastase tritt stark,

angesehen stehen die klar gegliederten Predigten auf
beachtenswerter Höhe.

Halle a. S. Wilhelm Usener.

Soeben erscheint:

Der Nomos Chinas und das Evangelium

ichung Gber die Bedeutung
r die missionarische Verkünc

Von Missionsinspektor Dr. theo!.

Gerhard Rosenkranz, Heidelberg

XII, 196 Seiten. 8°

Missionswissenschaftliche Forschungen. 10. Heft

Die Spannung zwischen Volksnomos und Evangelium, d. h.
dem Entscheidung heischenden Anspruch der Botschaft von
Christus, ist für die Mission zu allen Zeiten ein zentrales
vielleicht manchmal ZU stark, aber auch außerordent- j Problem gewesen, um das sie immer wieder gerungen hat.

lieh eindrücklich und wirkungsvoll hervor. Immerhin Dl<l ^Segnung dieser beiden Formkrafte des Menschen

liegt hier eine Schranke. Gevviß ist die Warnung vor ru."d. F°te™>K«i. die sich daraus für die missiona-

s ... j p. j. , , i_is_i a ■ i a- nsche Verkündigung ergeben, werden in der vorliegenden

nur moralisierenden Predigten berechtigt, gewiß ist die Arbeit religionsgeschichtlich und theologisch-systematisch

an dem besonders eindrucksvollen Beispiel des chinesischen

Heiligung nicht unsere Tat, aber auf der andern
Seite darf doch nicht verkannt werden, wie ernstlich
immer wieder in der Schrift zum Wollen, zum Nachjagen
der Heiligung aufgerufen wird. Diese Bedenken hindern
aber nicht, dem Verf. für seine wertvolle Gabe herzlich
zu danken.

Halle a. S. Wilhelm Usener.

Litt, Theodor: Philosophie und Zeitgeist. 2. Aufl. Leipzig:
Felix Meiner 1935. (61 S.) kl. 8°. = Wissenschaft und Zeitgeist.
H. 1. RM 1.50.

Litt bringt hier die erweiterte Fassung eines 1934
in Berlin gehaltenen Vortrags. Die Schrift ist eine Auslegung
des Satzes Hegels, die Philosophie sei „ihre
Zeit in Gedanken erfaßt". Das besagt nicht, daß man
bei Dilthey stehen bleibe, die Weltanschauung als
„Ausdruck einer Seelenverfassung" zu beschreiben, sondern
die Philosophie ist „die Anstrengung des Gedankens
", in deren Arbeit der Zeitgeist, nicht als Vorhan-

Nomos untersucht und geklärt.

Über dieses Missionsproblem hinaus gewinnt die Darstellung
eine wesentliche Gegenwartsbeziehung. Die Bedeutung
von Rasse und Volkstum für die Verkündigung
des Evangeliums, die die Mission seit Jahrzehnten beschäftigte
, ist in den letzten Jahren in die deutsche evangelische
Kirche selbst eingedrungen und fordert von jedem
einzelnen eine Entscheidung. Dazu wird die vorliegende
Arbeit um so mehr helfen können, als ihr Gegenstand
dem Streit der Meinungen ferner liegt und ein objektives
Urteil ermöglicht.

Preis geheftet RM 9.80; in Subskr. RM 8.80

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN
BUCHHANDLUNG IN LEIPZIG C1

Beiliegend das 1. Heft (Jahrg. XV) des „Bibliographischen Beiblattes".
Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 20. Juni 1936.

Verantwortlich: Prof. D. W. Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 14.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig Ol, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg.