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Ausgabe:

1936 Nr. 12

Spalte:

216-217

Titel/Untertitel:

Hippolytus Romanus, The Apostolic tradition of Hippolytus 1936

Rezensent:

Krüger, Gustav

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Theologische Literaturzeitung 1936 Nr. 12.

216

H e s C h e I, Abraham : Maimonides. Eine Biographie. Berlin : Erich ,
Reiss [1935]. (VII, 288 S.) kl. 8°. = Judentum in Geschichte u. Gegenwart
. l.Bd. Kart. RM 3.80; geb. 4.80.
Maimonides ist eine Gestalt, die nicht nur in der
Geschichte des Judentums eine hervorragende Stellung j
eingenommen hat, die vielmehr auch für den christlichen j
Theologen ihre Bedeutung besitzt. Einmal nämlich ist
Maimonides eine typische Erscheinung für das Bestre-
ben, eine traditionelle Religion mit dem Geist einer Phi- j
losophie zu verbinden, die auf einem anderen Boden gewachsen
ist und von ganz andersartigen Voraussetzungen
ausgeht. Man kann an ihm Erscheinungen studieren,
die in solchem Fall auch anderswo in der Religionsge- |
schichte auftreten. Sodann aber ist die Einwirkung |
des Maimonides auf die Scholastik des Mittelalters, be-
ginnend schon bei Alexander von Haies, der Erforschung
und Feststellung wert. Im Augenblick kann ein Satz
wie der S. 235: „Für Meister Eckhart ist Rabbi Mosche j
eine Autorität, ,der höchstens Augustin überlegen ist'",
von einschlagender Bedeutung sein.

Die vorliegende klar und anschaulich geschriebene
Biographie gibt einen wirklichen Einblick in die Gedan- j
kenweit und geistige Entwicklung des Maimonides. Sie j
macht mit seinem Geiste dadurch gut vertraut, daß sie
in ausgedehntem Maße Citate in deutscher Übersetzung !
bringt. Bei aller Wärme, die der Verfasser seiner Ge- |
stalt entgegenbringt, fehlt es doch auch nicht an Kritik
. So bemerkt er S. 102 „Die Philologie war nicht
die Stärke dieses meisterhaften Stilisten", oder S. 107
bespricht er den Mangel der Kodifikation des Gesetzes
durch Maimonides. Gut wird die Kraft der Systematisierung
und der Zurückführung auch schwieriger und i
komplizierter Materien auf einen kurzen schlagenden '
Ausdruck hervorgehoben. Das Büchlein bringt mit seinem
Stoff manches Interessante. So ist z. B. noch heutigentags
verwertbar die Kritik des Maimonides an der ;
Astrologie S. 124 f. Religionsgeschichtlich interessant ist
die Tatsache, daß Maimonides die schwere Gegenwart, ]
in der die Juden seinerzeit unter den mohammedani- J
sehen Herrschern in Nordafrika leben mußten, als End- ]
zeit betrachtete, die Bedrückung als Wehen des Mes- j
sias. Maimonides ist auf der einen Seite ein getreuer
Vertreter spezifisch jüdisch-religiöser Gedanken; so, j
wenn er S. 82 ausspricht: „Verbannung sühnt die i
Sünde". Auf der anderen Seite zeigt er aber Weitherzigkeit
, wenn er S. 63 den Frommen unter den Völkern der i
Erde Anteil gibt an der jenseitigen Welt, „wenn sie er- |
kennen, was von der Gotteserkenntnis zu erfassen an- |
gemessen ist, und wenn sie den Tugenden entsprechend
leben". Er gestattet darum, Christen die Kenntnis der
biblischen Gebote zu vermitteln. Das Eindringen der
aristotelischen Philosophie in das Judentum hat Mai- i
monides zwar eingeleitet, aber nicht zum Durchdringen j
zu bringen vermocht. Die spätere Inschrift auf seinem j
Grabe, welche die ältere weggewischte ersetzen sollte:
„Hier liegt Moses Maimuni, der gebannte Ketzer" bezeichnet
im wesentlichen den Schlußpurikt seines Einflusses
auf seine Religionsgemeinschaft. Es hat infolge-
dessen auf dem Gebiete des Judentums keine der Schola- j
stik des Mittelalters entsprechende Erscheinung ge- !
geben. Die Bedeutung des Maimonides geht deshalb
hauptsächlich in der Kodifikation und Kommentierung j
des Stoffes der Mischna und des Talmud auf. Das dem |
Büchlein beigegebene Quellenverzeichnis ermöglicht eine
Nachprüfung der Darstellung des Verfassers. Wenn j
das Büchlein den Anspruch erhebt, dem Stande der heutigen
Forschung zu entsprechen, so ist das berechtigt, I
denn es ist auch neuste Literatur darin verarbeitet und
neuere Problemstellung berücksichtigt.

Goslar a. Harz. Hugo D u e n s i n g.

Schlatt er, Adolf: Gottes Gerechtigkeit. Ein Kommentar zum
Römerbrief. Stuttgart: Calwer Vereinsbuchh. 1935. (407 S.)
8°. geb. RM 14—.

Schlatters Kommentar zum Röm.-Br. birgt einen ungemein
großen Reichtum. Was er über Gottes Gerechtigkeit
und über den Glauben, wie auch noch über vieles
Andere sagt, führt immer bis in die letzten Tiefen hinein
. — Ich nenne nur Einiges, was mir im Komm, vor
allem wichtig erscheint: das ist vor allem Schi.'s Protest
dagegen, der Glaube sei bei Pls. eine objektive Größe.
Nein — Glaube ist etwas Lebendiges, Aktives; er gehört
fest mit dem Gehorsam zusammen. Durch den Geist
ist Gottes Wirken in neuer Weise in den Menschen
gekommen; er formt schöpferisch Wollen und Denken
des Menschen; der Geist macht den Menschen zum
Wollenden. Den Apostel bewegt nicht nur die Frage,
wie wir den gnädigen Gott finden; wir bleiben nicht
bei Paulus, wenn uns nur die Frage bewegt, wie aus
dem Menschen ein Glaubender werde. Dazu muß die
zweite Frage treten: was aus dem Glaubenden werde.
Vor allem Rom. 6—8 sei die Antwort darauf. Schi,
scheut sich nicht, öfters in Widerspruch zur reformatorischen
Auslegung des Röm.-Br. zu treten, wo ihm dieselbe
zu eng zu sein scheint, zu sehr von der Frage
der Heilsgewißheit des Menschen bestimmt. Was ihn
bei seiner ganzen Auslegung leitet, ist dies: Gottes Botschaft
redet einzig von Gott, aber nicht von dem, der
unsichtbar ist, sondern vom wirkenden Gott, d. h.: vom
Menschen, wie er durch Gott wird. Und weiter: Gott
ist in seinem Verhältnis zum Menschen nie der Bewegte
und Bewirkte, sondern ganz und ohne Einschränkung
der Wirkende und die Gerechtigkeit ist ganz die
Gerechtigkeit Gottes, seine schöpferische Tat. — Wir
schulden Schlatter für diesen Kommentar aufrichtigen
Dank.

Riga. H. Seesemann.

Easton, Burton Scott: The Apostolic Tradition of Hippolytus.

London: Cambridge University Press 1934. (XI, 112 S.) 8°. 7 sh. 6 d.
In seiner Anzeige des trefflichen Buches von Con-
nolly (The so-called Egyptian Church Order and derived
üoeuments; diese Zeitung 1920, 225) hat Harnack die
ojtoo-toW.ti jiaQÜSoau; Hippolyts die reichste Quelle für
die Kenntnis des römischen Kirchenwesens der ältesten
Zeit genannt und damit ihre große Bedeutung gekennzeichnet
. Es hat lange gedauert, bis sich die Forschung
zu diesem Ergebnis durcharbeiten konnte. Die ersten
Spatenstiche tat Hans Achelis (1891), dessen Arbeit,
trotzdem sie auf ungenügendem Quellenmaterial aufgebaut
wurde, immer noch nicht veraltet ist. Den entscheidenden
Anstoß brachte die Entdeckung einer das
griechische Original getreu wiedergebenden lateinischen
Übersetzung durch Hauler (1900), die freilich nur einen
Teil der Urkunde deckte. Ed. v. d. Goltz (1906) und
Schwartz (1910) führten sodann den Nachweis, daß es
sich bei' der bisher als ägyptische Kirchenordnung bezeichneten
Schrift wirklich um die Schrift Hippolyts handelt
. Connolly (1916) brachte einen vorläufigen Text
aus den lateinischen und den orientalischen Übersetzungen
, Jungklaus (1928) eine deutsche Wiederherstellung.
Nunmehr hat die ausgezeichnete Abhandlung von Easton
den Schlußstrich unter alle diese Bemühungen gesetzt.
Den Grundstock bildet eine aufs Sorgfältigste gearbeitete
, die kleinsten Stücke der trümmerhaften Überlieferung
an richtiger Stelle einordnende Übertragung ins Englische
, der knapp gefaßte, aber sachlich ergiebige Anmerkungen
beigefügt sind. In den Prolegomena werden
alle'kirchenrechtlichen Ordnungen, die irgendwie in Beziehung
zur (L-tooTo^ixii jtaoäöoaic, stehen, kurz, aber treffend
behandelt. Ein weiterer Abschnitt handelt von
Hippolyt, ein letzter von der öttootoAixti Jtaoüöoou; selbst,
in der Easton den etwa um 217 entstandenen Niederschlag
der Streitigkeiten zwischen Hippolyt und Kallist
sieht, wobei Hippolyt als Träger der konservativen
Überlieferung in liturgischen Dingen erscheint. Eine
ausgewählte Bibliographie ist beigefügt, Vollständigkeit
war offenbar nicht beabsichtigt, sonst hätte das große,
freilich sehr subjektiv eingestellte und darum wenig beachtete
Werk von Schermann (Q4), dessen jetzt nur
einmal (p. 11) gedacht wird, mit aufgeführt werden