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Ausgabe: | 1936 |
Spalte: | 1-3 |
Autor/Hrsg.: | Zenker, Ernst V. |
Titel/Untertitel: | Religion und Kult der Urarier 1936 |
Rezensent: | Witte, Johannes |
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I
Theologische Literaturzeitung
BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK
unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES, Göttingen, und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, Berlin
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN
Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitetvon Bibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, und Bibliothekar Lic. E. STEINBORN, Berlin.
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich KM 22.50
Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor ü. BAUKK in Gottingen, Düstere Eichenweg U, zu »enden,
Reaensionse*emplare a u « » e h I i e S 1 i c h an den Verlan. Gewähr Tür Besprechung von unverlangt gesandten Heicimons-
exemplaren, besonders noch bei Zusendung nach Gottingen, kann nicht übernommen werden.
Printed in Germany.
VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1
61. JAHRGANG, Nr. 1 4. JANUAR 1936
Beck: Simultankirchen in der Rheinprovinz
(Lerche).................. 12
Bornhäuser: Der Ursinn des Kleinen
Katechismus D.Martin Luthers (Schian) . 10
B o r n k a m m : Das Wort Gottes bei Luther
(Schmidt).................. 24
D a 1 ma n : Arbeit und Sitte in Palästina(Staerk) 5
Fuerth: Caritas und Humanitas (Preisker) 4
Gaehtgens: Die Gestaltung der Rostocker
Spalte1 Spalte
Gottesdienste bei der Durchführung der
Reformation im Jahre 1531 (Schian) ... 11
Haack: Die Amtshandlungen in der evang.
Kirche (Haun)............... 20
Hegesippi: Vincentus Ussani (Seesemann) 10
Heyse: Idee und Existenz (Schilling) . . 12
Kawerau: Dogmen-Analyse (Schulze) . . 23
Moody: The Purpose of Jesus (G. Stählin) 6
Neue Testament, Das (Seesemann)...... 6
Spalte
Pettazzoni: La confessione dei Peccati
(Schnitzer)................. 3
Wagner: Der Sittlichkeitsbegriff in der Hl.
Schrift und in der altchristlichen Ethik
(Dibelius).................. 9
Zenker: Religion und Kult der Urarier
(Witte)................... 1
Zwischen Völkern und Kirchen (Lerche) . . 22
Zenker, Ernst Viktor: Religion und Kult der Urarier. Berlin:
Luken & Luken 1935. (183 S.) 8°. RM 3.60; geb. 4.80.
Es ist ein kühnes Unterfangen, die Religion der Urarier
zu schildern, d. h., der Arier in der Zeit, in welcher
sie noch nicht getrennt waren, sondern in ihrem ge-
oft genug vorkommt, alles als ganz fest und sicher hinstellt
, sondern durch jene vorsichtigen Ausdrücke wenigstens
andeutet, daß er alle diese Dinge doch eigentlich
nur vermuten kann. Aber wenn man das zugibt, wie
kann man dann überhaupt ein wissenschaftliches Buch
meinsamen, nordischen Ursitz saßen. Der Verfasser i über die Religion der Urarier schreiben? Wo man doch
glaubt in die Zeit des 3. vorchristlichen Jahrtausends ! eigentlich über diese Zeit nichts weiß? Das bleibt völlig
zu gelangen als in die Zeit, in welcher die geschilderte ' unklar.
Religion Tatsache war. Wissenschaftliches Material im Wenn man nun aber die Behauptungen des Ver-
üblichen Sinne haben wir aus dieser Zeit keines. Denn 1 fassers in den Einzelheiten nachprüft inbezug auf die
außer einigen Scherben und Gefäßen, die mau viel- 1 Zeit, aus der wir annähernd erste Kenntnisse über die
leicht in jene Zeit ansetzen kann, haben wir nichts, ! Religion der Arier wirklich haben, so muß man auch
was uns über jene Frühzeit Kunde gibt. Das gesteht ' hier manches Mal staunen über des Verfassers Behaup-
der Verfasser selbst zu (S. 6). Er gesteht auch zu, daß tungen. So schreibt er auf Seite 153: „Als die Arier
man von Kultur bei den Urariern nur im Sinne von j nach Hochasien kamen, kannten sie selbst das
„innerer Kultur'- reden könne zu jeuer Zeit. Er behaup- nicht, wovon die asiatische Welt damals erfüllt war,
tet, daß ein Volk wohl eine solche hohe „innere" Kul- einen aus roh-naturalistischen und animistisch-fetischistir
tur haben könne, auch wenn seine Sprache und alles, was sehen Wurzeln üppig hervorgesprossenen Polytheismus."
wir heute Zivilisation nennen, bei ihm noch ganz unent- Nun, hier müssen wir sagen: Wie die Religion der Arier
wickelt sei. Das ist natürlich ein sehr gewagter Stand- war, als sie nach Hochasieu kamen, das wissen wir
punkt. Denn das Wort Kultur gebrauchen wir von auch nicht, wir wissen nur etwas aus der Zeit, als sie
einem Volke im eigentlichen Sinne erst dann, wenn die in Hochasien waren, aber schon getrennt in die Perser
Geistigkeit auch in der Beherrschung der Sprache und und die nach Indien abgewanderten Inder. Da erst fängt
der Verwendung der Sprache zu einer solchen Höhe ge- i wirkliches Wissen um ihre Religion an. Und da haben
kommen ist, daß diese Geistigkeit ein stark bestimmen- 1 diese Arier einen solchen Polytheismus, wie ihn der
des Moment im Leben eines Volkes geworden ist. Und Verfasser bestreitet. Denn, was wir in den Veden vor
in diesem Sinne werden wir die Urarier kaum für jene uns haben, das ist ein solcher Polytheismus, nichts analte
Zeit als Kulturvolk ansprechen können. i deres. Da haben sie sogar einen Stierkult, den der Ver-
Nun aber die Religion dieser Urarier schildern zu fasser bei den Ariern „von Haus aus" bestreitet. Der
wollen, geht nur an, wenn man es sich zutraut, durch Stierkult leuchtet deutlich durch bei der Verehrung In-
RückSchlüsse aus der Zeit, aus der wir von den dras als des gewaltigen Stieres. Das gehört zu der er-
einzelnen arischen Völkern nach ihrer Trennung wirk- sten urwüchsigen Periode der indischen Religion. In dem
lieh etwas wissen, die Urreligion konstruieren zu können. Schlußabschnitt, in dem der Verfasser das Ergebnis
Dies traut sich der Verfasser nun in der Tat zu. Frei- ! seiner Untersuchungen zusammenfaßt unter der Über-
lich ist es immer beklemmend, wenn ein Buch, das doch schritt: „Die religiöse Weltsendung der Arier", wird
wissenschaftlich sein will, bei diesen Rückschlüssen dau- nun einfach behauptet, die Arier hätten keinen Poly-
ernd arbeiten muß mit Ausdrücken wie diesen: „Es
ist daher sehr gut möglich, ja sogar wahrscheinlich";,
„Es wird wohl auch", „War daher wohl", „Dazu mag
dann", „Es könnte sein, daß", „Die Arier durften sich
sehr bald über das religiöse Urerlebnis und über den
rohen Naturalismus hinausgehoben haben" u. s.w. Man
will es dabei als ein Zeichen der Ehrlichkeit des Ver-
theismus gehabt, sondern nur den Kult eines Himmelsgottes
, der nicht als persönliche Gottheit gedacht gewesen
sei. Die Verehrung persönlicher Götter sei erst
später gekommen. Er sei das Symbol des Lichtprinzips
gewesen, dem man ein dunkles Prinzip gegenistehend
gedacht habe. Und dies sei die wirkliche Uroffen-
barung der Arier gewesen, die viel älter sei als die
fassers gern auf sein Verdienstkonto buchen, daß er uicht j semitische und die die Wahrheit beanspruchen könne
einfach, wie das bei ähnlichen Unternehmungen heute gegenüber der semitischen. Diese Uroffenbarung der