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Ausgabe:

1936

Spalte:

193-194

Autor/Hrsg.:

Oepke, Albrecht

Titel/Untertitel:

Der Mythus 1936

Rezensent:

Garrelts, Gerhard Andreas

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkunp von Prof. D. HERMANN DÖKKIES, Göttingen, und Prof. D. Dr. GEORG WO BBERMIN, Berlin

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt, bearbeitet von Bibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, und Bibliothekar Lic. E. STEINBORN, Berlin.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und pelehrie Mitteilungen sind a u b e c h I i e fi 1 i ch an ProfesBor D. BAUER in Göttingen, Düstere Eichenweg 14, zu Beuden,
Rezensionsexemplare auBschliefilich an den Verlag. Gewähr für Besprechung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, kann nicht übernommen werden.

Printed in Germanv.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1

61. JAHRGANG, Nr. 11 23. MAI 1936

Spalte

Born kämm: Oesetz und Schöpfung im
Neuen Testament (Bertram)........195

Eger: Schleiermacher als vaterländischer Prediger
(Wobbermin).............203

Erdmann: Das Verhältnis von Staat und
Religion nach der Sozialpliilosophie Rous-
seaus (Schultz)...............199

Heinzelmann: Schleiermachers Lehre von
der Kirche (Wobbermin)..........203

Herbst: Das Markus-Evangelium (Steher). 205

Kierkegaard: Das Evangelium der Leiden
(Steher)................204

Spalte

Das Kirchenjahr (Usener).......... 207

K 1 e i n e r t: Das Sinnen der Nacht (Schian) 206

Kraft: Das Reichsgut im Wormsgau (Dersch) 197

K r o e k e r: Ausgewählte Psalmen (Stelter) . 205
Löwith: Nietzsches Philosophie der ewigen

Wiederkunft des Gleichen (Zeltner) .... 199
Lucka: Die Verwandlung des Menschen

(Neumann)................. 205

Müller: Der Kampf um das Reich (Schian) 206
N o e 11: Die Prophetie des Alten Testamen •

tes (Usener)................. 195

Oepke: Der Mythus (Garrelts)....... 193

Spalte

Piper: Kirche und Politik (Stelter) .... 204
Reiner: Das Phänomen des Glaubens

(Wobbermin)................202

Schümer: Tod und Leben bei Dostojewski
(Stelter)...............204

Schütz: Das Johannes-Evangelium (Stelter) 205
Seraphim: Baltische Schicksale (Seesemann) 201
Stange: Der Erste Korintherbrief (Stelter). 205
Taylor: The Formation of the Gospel Tradition
(Kümmel)..............196

Thiel icke: Geschichte u. Existenz (Stelter) 201
Zwingliana (Bossert).............198

Oepke, Albrecht: Der Mythus. Rosenbergbetrachtungen. Leipzig: radezu erschütternd. So ist die Quelle für eine Reihe von
A. Deichen 1935. (64 s.) gr. 8°. rm 1.50. Schauergeschichten im „Mythus" der berüchtigte „Pfaf-
Alfred Rosenberg wirkt durch sein Buch „Der My- fenspiegel" des ehem. preuß. Offiziers und späteren
thus des 20. Jahrhunderts" auf weite Kreise unseres Vol- Redakteurs Otto von Corvin-Wiersbitzki. Oepke be-
kes. In Verden mit dem neuangelegten Thingplatz zum merkt dabei (S. 42): „Ein Rosenberg Seite an Seite
Gedächtnis der 4500 Sachsen, die hier nach der Sage mit einem unverbesserlichen Demokraten, ja mit den
von Karl d. Großen getötet sein sollen, kann man das proletarischen Freidenkern! Das ist für alle, die aus Ge-
besonders beobachten. Rosenberg stellt zwar in seinem ! wissensgründen hinter Adolf Hitler stehen, eine beson-
Buch ausdrücklich fest, daß es sich darin nicht um par- ders schmerzliche Entdeckung. Wir hatten geglaubt,
teiamtliche, sondern um durchaus persönliche Bekennt- [ die Zeiten dieser Kampfesweise seien vorüber."
nisse handele. Er ist aber Reichsschulungsleiter und in Bei aller Deutlichkeit und Bestimmtheit atmet aber
der Schulung der Jugendlichen der Partei ist tatsächlich ; die ganze Schrift Oepkes die Vornehmheit des deutschen
der „Mythus" das grundlegende Buch, gewissermaßen | Gelehrten, der dem Gegner durchaus gerecht wird. So
der Katechismus. Wir Geistlichen spuren das gelegent- ; berichtet Oepike anefkennend und das Bedeutungsvolle
lieh sogar im Konfirmandenunternchte. Daß die von der ; hervorhebend über Rosenbergs Werdegang. (S. 1 f.).
Schrift Rosenbergs ausgehende Gefahr weithin erkannt Er sagt (S. 5), daß „die ausgedehnten Betrachtungen
wird, beweist schon die erhebliche Anzahl der Gegen- des „Mythus" über die Gotik, über Rembrandt. Bach
schritten von evangelischer und von katholischer Seite. und Beethoven, über Persönlichkeits- und Sachlichkeit*-
Zu denselben gehört auch das jungst erschienene Buch- stil und den ästhetischen Willen zu den beglüokenden
lein des Professors der Theologie in Leipzig D. Oepke Zeichen einer neuen Zeit gehören". Als Oepke nach-
„Der Mythus, Rosenbergbetrachtungen . j W€jsen muß, daß Rosenbergs Art, Kritik an dem Jesusin
fünf Abschnitten: 1. Umbruch! 2. Die neue Welt- bilde der Evangelien zu üben, „tatsächlich die Geschäfte
geschichte. 3. Syrien in Deutschland 4. Köln gegen eines in der wissenschaftlichen Theologie bereits über-
Rom und Wittenberg. 5. Mythus und Evangelium — WUndenen Liberalismus und Rationalismus besorgt",
legt der Verfasser an die Ausfuhrungen Rosenbergs die I (S. 28) schickt er die Bemerkung voraus: „Er arbeitet
Sonde gründlicher Wissenschaft. Darin weist er u. a. I das Herbe, Männliche, Stürmische an der Person Jesu
nach (S. 8 ff.), daß bei Rosenberg„wie Rasse und I we ithin richtig heraus." Sehr schön heißt es auf der
Art, so auch die Begriffe Rasse und Volk nicht genügend letzten Seite: „In dem Augenblick, wo die rote oder
auseinandergehalten werden. Er tauscht sprunghaft die goldene Internationale, die Judaisierung und Vernig-
Begnffe nordisch, germanisch, deutsch gegeneinander , gerung, die Technisierung, Mechanisierung und Ma-
aus. Das ist für ihn bequem. Er kann auf diese Weise j terialisierung des europäischen Lebens in den Gesichts-
auch die Eigenschaften, auf die es ihm gerade ankommt, , kreis treten, wird deutlich, wie vieles uns doch auch mit
beliebig übertragen und so die geschichtlichen Vorgange ; Rosenberg verbindet. Wir sind aber der Meinung, daß
und Zusammenhange in einen wohltatigen Nebel hui- die Gesundung unseres Volkes gerade durch das Evan-
len. Der Klarheit dient dies nicht." Er stellt fest: Für gelium sichergestellt wird und nicht durch den Mythus."
Rassenkunde der Vergangenheit, alte Geschichte, Reh- Dern sorgfältig gearbeiteten, reichhaltigen Büchlein ge-
gions- und Kirchengeschichte schöpft er durchweg aus j bührt unter den Schriften, die sich mit dem „Mythus"
sekundären Quellen, manchmal höchst zweifelhafter Art" Rosenbergs befassen, eine beachtenswerte Stelle. Die
(S. 12). Im „Mythus tritt, wie Oepke zeigt, mehrfach Schrift Oepkes ist zur Verbreitung unter Gebildeten sehr
eine Arbeitsweise zu Tage, „die ihr Wissen nicht aus geeignet.

den Quellen, sondern aus mehr oder weniger umfang- i Verden. Garrelts.

reichen Broschüren schöpft". (S. 41). Einzelnes ist ge- i -

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