Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1935 Nr. 9

Spalte:

156

Autor/Hrsg.:

Holzmeister, Urban

Titel/Untertitel:

Chronologia vitae Christi 1935

Rezensent:

Stelter, Hugo

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

155

Theologische Literaturzeitung 1935 Nr. 9.

156

te. Den Beitrag, den die beiden Dichter dadurch für das '
Problem des sog. Kaiserkults geliefert haben, stellt j
die im Anschluß an Weinreichs Studien zu Martial entstandene
Arbeit Sauters fest; sie sammelt die einzelnen
Elemente und führt sie zu den Bereichen zurück, denen j
sie entsprungen sind, nämlich denen des hellenistischen
Königtums, sei es daß der Kaiser als Soter, Friedens- 1
Stifter, Urheber eines neuen goldenen Zeitalters, Liebling
der Götter und Menschen, Herr der Welt betrach- j
tet, daß er allgemein als göttliches Wesen oder als Jup- !
piter, Herkules usw. angesehen, daß er Magnus, Sanc- j
tus, Aeternus, Sidus, Invictus genannt wird, daß Mensch
und Natur sein Numen preisen oder er schlechthin den |
Gegenstand des Kults bildet. Diese Übersicht läßt den I
Zusammenhang der Untersuchung mit der Religionsgeschichte
zur Genüge erkennen. Daß auch das N. T. einbezogen
wird, braucht nicht besonders hervorgehoben
zu werden; ich notiere, da ein Sachregister fehlt, die
Erwähnung der stoischen Allmachtsformel „von ihm, |
durch ihn, zu ihm" (13), der st? -Akklamation (15), des
Ausdrucks geliebter Sohn (26), des Kyriostitels (36),
der großen Artemis der Epheser (98), der Seligpreisungen
(165). Die Besprechung von Beispielen wie
dominus mundi (34) kommt etwas zu kurz; in Lietz-
manns Exkurs zu Roe. 10,9 finden sich dafür ein paar j
Belege aus der Kaiserzeit. In dem Satze S. 40: „Wenn
die junge christliche Religion ihren Stifter schlechthin
als den Herrn verehrte, so tat sie das in bewußtem j
Gegensatz zu dem hellenistischen Brauch, die Regenten
als Kyrioi zu feiern, und stellt den zahlreichen Kyrioi |
der heidnischen Welt den e inen Kyrios Christos gegenüber
" ist mit dem Wort Regenten zu stark das politische
Moment betont; besser wäre „Gottheiten", von
denen der Herrscher allerdings auch eine war. Sonst
fehlt es nicht an guten Beobachtungen. Gewinn ha- j
ben auch die beiden Dichter selbst, für deren Erklärung
Und Text der Verfasser in besonnener Weise und sauberer
Darstellung beachtenswerte Beiträge liefert. Die
Darbietung des Stoffes hätte oft wohl eine knappere
Fassung vertragen.

S. 83 wird „wegen" mit dem Dativ verbunden!
Northeim. O. Breithaupt.

Kalt, Prof. Dr. Edmund: Biblische Archäologie. 2., verm. Aufl.
Freiburg i. Br.: Herder & Co. 1934. (XII, 147 S. u. 8 Taf.) gr. 8°. =
Herders Theolog. Grundrisse. RM 2.70 ; geb. 3.80.

Die neue Auflage ist gegenüber der ersten (vgl. die
Besprechung im 50. Jahrgang, 1925, Spalte 173 f. dieser
Zeitschrift) erweitert durch je einen Paragraphen
über die Pflanzen- und Tierwelt Palästinas und über die
Wissenschaft (Schrift und Schrifttum, Wissensgebiete),
durch eine Reihe kleiner Zusätze, besonders in den er- i
sten Abschnitten (das Land und seine Bewohner), durch j
vermehrte Literaturangaben und durch 23 Abbildungen j
(besonders betr. Stiftshütte, Tempel, Kultusgeräte, Priesterkleidung
). Einige der Ungenauigkeiten sind berichtigt
. Im ganzen ist der Charakter unverändert geblieben.
Die äußere Form (Format und Druck) ist gefälliger |
geworden.

Breslau. C. Steuernagel.

Lietzmann, Hans: Zur Würdigung des Chester-Beatty-Pa-
pyrus der Paulusbriefe. Berlin: Akad. d. Wiss., W. de Gruyter
in Komm. 1934. (11 S.) Lex. 8°. = Sonderausg. a. d. Sitzungsber.
d. Preuß. Akad. d. Wiss., Phil.-hist. Kl. 1934. XXV. RM 1 -.

Dem erst vor kurzem von Kenyon herausgegebenen
Chester-Beatty-Papyrus, der die Paulusbriefe in der uns
geläufigen Reihenfolge enthält, legt Lietzmann eine grosse
Bedeutung bei. Von den 3 Handschriftengruppen (der
ägyptischen, der westlichen und der Koine) ist dieser
Papyrus der ägyptischen zuzurechnen, die den älteren
Vätern, wie Clemens und Origenes, noch unbekannt
war. — Der neu gefundene Text, der zu Anfang des
3. Jahrhunderts umlief, bestätigt nach Lietzmann „die
Güte unserer Gesamtüberlieferung", zwingt uns aber

auch zur „Überprüfung der bisher befolgten Methoden
der Textkritik". Mit diesem Funde ist uns wieder eine
Fülle von Aufgaben gestellt, die nur in „peinlichster
Kleinarbeit" geleistet werden kann.
Stettin. Hugo Stelter.

Holzmeister, Urbanus, S. J.: Chronologia vitae Christi.

Rom: Pontificio Istituto Biblicio 1933. (XII, 246 S.) 8°. = Scripta
Pontifici Instituti Biblici. L, 16—.

In dem von Papst Pius XI. feierlich zum Jubiläumsjahr
der Passion Christi erklärten Jahre 1933 hat der
Jesuit Holzmeister seine lateinisch geschriebene Arbeit
über die Datierung der Geburt, der Wirksamkeit und des
Todes Christi herausgegeben. Auf Grund der bekannten
biblischen Stellen und der Äußerungen der alten Väter
zieht er alles heran, was zur Klärung der Frage dienen
könnte, die verschiedenen römischen Chroniken, den
jüdischen Kalender und die oft recht wertvollen Arbeiten
der Späteren bis in die neueste Zeit hinein. Eine
volle Lösung der Frage konnte natürlich auch er nicht
geben. Aber es ist sein Verdienst, die einschlägigen
Probleme, soweit sie für die Wissenschaft in Frage kommen
, lückenlos zusammengestellt und geordnet zu haben.
Gute Übersichten erleichtern das Verständnis.

Stettin. Hugo Stelter.

Jursch, Dr. theol. Hanna: Die drei Gräber Ravennas. Antrittsvorlesung
geh. a. d. Universität Jena am 9. 6. 34. Jena: Frommann
1934. (32 S. m. mehr. Abb.) 8°. RM 1.50.

Eine flüssig geschriebene Vorlesung über die Grabdenkmäler
der Galla Placidia, Theoderichs und Dantes.
Nicht bloße kunstgeschichtliche Beschreibung, sondern
wissenschaftliche Erörterung der Probleme, wie sie sich
z. B. beim Grabmal Theoderichs aufdrängen: Ist das
Bauwerk syrisch, römisch oder germanisch zu deuten;
wie verhalten sich Fundament und Kuppel zu einander;
was soll das Zangenornament? — Die symbolischen
Darstellungen der Mosaiken im Grabmal der Galla
Placidia werden feinsinnig zu den großen geschichtlichen
Umwälzungen und den christologischen Kämpfen der
damaligen Zeit in Beziehung gesetzt. — Am kürzesten
ist naturgemäß das späte Grabmal Dantes behandelt. —
Zahlreiche in den Text eingestreute Abbildungen tragen
zur Veranschaulichung und zum Verständnis bei.
Stettin. Hugo Stelter.

Götz, Dr. Joh. B.: Die Primizianten des Bistums Eichstätt

aus den Jahren 1493 — 1577. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen
Klerus in der Reformationszeit. Münster i. W.: Aschendorff
1934. (VIII, 120 S.) gr. 8°. = Reformationsgesch. Studien u. Texte,
Heft 63. RM 6—.

Der Vf. hat sich durch seine reformationsgeschichtlichen
Studien im Gebiete der Markgrafschaft Ansbach-
Kulmbach und in der Oberpfalz sowie durch die Herausgabe
des Pfarrbuchs des Stephan May in Hilpoltstein
(1511) wohl verdient gemacht. Vorliegende Arbeit ist
für die Lebensgeschichte der Geistlichen eines Bistums
im Reformationszeitalter wertvoll. — Im Münchener
Hauptstaatsarchiv beruht eine Beschreibung des Eichstätter
Erbküchenmeisteramtes aus dem Jahre 1497 mit
Angaben über dessen Einkünfte und Gerechtsame. Unter
diesen ist der „Küchengulden" zu nennen, eine Gebühr
für die nach der Primiz abzuhaltende Mahlzeit.
Über diese Abgabe haben sich zwei Sonderverzeichnisse
erhalten, welche die Namen von 434 Primizianten aus
den Jahren 1493—1551 und 1573—1577 aufzählen. Diese
Angaben ergänzen nun vortrefflich den von J. G.
Suttner (1879) bearbeiteten Schematismus der Geistlichkeit
des Bistums Eichstätt für das Jahr 1480, der
auf dem Visitationsprotokoll des Kanonikus Vogt beruht.
Die Veröffentlichung dieser Namenliste, zu der noch 6
Äbte und Äbtissinnen kommen, mit mühsam erarbeiteten
Nachweisen über ihre Lebensschicksale in zeitlicher Folge
bildet den Hauptteil der Arbeit (S. 19— 76). In den
Beilagen sind die Namen noch einmal alphabetisch zu-