Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1935

Spalte:

81-82

Autor/Hrsg.:

Tallqvist, Knut Leonard

Titel/Untertitel:

Sumerisch-akkadische Namen der Totenwelt 1935

Rezensent:

Gustavs, Arnold

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN. beide in Göttinnen

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER RkUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften. Bearbeitet v.Bibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, u.Lic.H. SEESEMANN. Göttingen

Jahrlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind a u * ■ c h 1 i e ß l i ch an Profeexor Ü. BAUER in Göttinpen, Düstere Eichenweg 14, zu senden,
Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewflhr für Besprechung oder Rücksendung von unverlangt pesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, wird nicht Übernommen.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1

60. JAHRGANG, Nr. 5 2. MÄRZ 1935

Spalte^ Spalte

Benz: Ecdesia Spiritualis (Lempp).....90iHaas: Bilderatlas zur Religionsgeschichte

Cumining:TheAssvrianandHebrewHymns (Clemen) .................. 82

of Praise (Gustavs) .........87,Lother: Neugermanische Religion und

of Pra.se (Uustavsj . • • Christentum (Witte) ............95

MagistriEckardi: Opera Latina (Domes) 89iMflncker. Dje psychologischen Grundlagen
Friedrichs: Die Grundlagen des germa- der katholischen Sittenlehre (Stelter) ... 94
nischen Götterglaubens (Clemen) .....83 p]at0ns Gastmahl (Breithaupt)........86

Grau: Antisemitismus im späten Mittelalter
(Lempp;...................91

Schneider: Einführung in die Neutesta
mentliche Zeitgeschichte (Seesemann) ... 87

Spalte

Storz: Staat u. katholische Kirche in Deutschland
im Lichte der Würzburger Bischofsdenkschrift
von 1848 (Lerche) ......93

Tallqvist: Sumerisch-akkadische Namen der
Totenwelt (Gustavs).............81

V a s e 11 a : Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse
im Bistum Chur (v. Muralt) . 92
Wirth: Die Ura Linda Chronik (Hirsch) . 84

Tallqvist, Knut: Sumerisch-akkadische Namen der Totenwelt
. Helsingfors: Societas Orientalis Fennica 1934. (III, 47 S.)
gr. 8°. = Studia Orientalia V, 4.

Der finnische Assyriologe legt hier eine eingehende
Erklärung der sumerisch-akkadischen Namen der Totenwelt
vor. An den Anfang stellt er die Sätze: „Durch
die Sitte, die Toten in der Erde zu begraben, ist aus
leicht begreiflichen Gründen die Vorstellung entstanden
, daß die Hingeschiedenen in einer in der Erde befindlichen
Totenwelt ihr Dasein irgendwie weiter fristen.
Die alten Semiten, die Akkader und ihre westlichen
Verwandten, die Araber, die Israeliten u. s. w. haben
fast ausnahmslos ihre Toten begraben. Daher fällt bei
ihnen der Begriff „Totenwelt" mit dem der „Unterwelt"
zusammen. Die diesbezüglichen Wörter sind im Akka-
dischen recht zahlreich und zum Teil auch eigenartig.
Es ist offenbar, daß man aus Scheu vor dem Tode und
allem, was mit ihm zusammenhängt, schlichte sachliche
Benennungen, die unangenehme Gefühle zu erwecken geeignet
sind, gerne mied und statt ihrer verschiedene Umschreibungen
und euphemistische Ausdrücke bevorzugte."

Es sind im ganzen 36 verschiedene Ausdrücke, die
Tallqvist behandelt. Die einfachsten Bezeichnungen wie
qabru „Grab", suttu „Grube", hurru „Loch" knüpfen
ganz realistisch an die zur Aufnahme des Leichnams
hergestellte Erdgrube an. Die einzige Stelle im Alten
Testament, an der "9? die Bedeutung „Totenreich"
hat, ist wohl Ps. 88,12. Die meisten Namen der Unterwelt
und des Totenreiches haben die Akkader von den
Sumerern erhalten, teils als Lehnwörter, teils als Übersetzungen
ins Akkadische. Die häufigsten unter den
Lehnwörtern sind kigallu und arallü. Hiervon ist kigallu
(ki-gal) „großer Platz" ursprünglich ein bautechnischer
Ausdruck im Sinne von „Baugrund", während arallü
der eigentliche Name des Totenreiches ist. Aus mehreren
Stellen geht hervor, daß arallü als ein Berg vorgestellt
wird und wohl identisch ist mit dem „Länderberg
". Andere Namen lassen erkennen, daß man sich
die Unterwelt als besonderes Land oder Reich vorstellte:
z. B. kurnugia = irsit lä täri „das Land ohne Heimkehr
". Ein eigentümlicher Name für das Totenreich
ist edin = seru „Steppe", „Wüste". „Das Totenreich
konnten die Babylonier sich um so lieber unter dem Bilde
der Steppe vorstellen, als es im Westen gelegen gedacht
wurde und die Fahrt dorthin folglich durch die westlich
von Babylonien sich ausbreitende Wüste gelenkt werden

81

mußte." Als pars pro toto scheint auch der Unterweltsfluß
Hubur die Unterwelt selbst bezeichnet zu haben.
Religionsgeschichtlich interessant ist, daß die bekannte,
z. B. im Neuen Testamente und im Koran auftretende
Vorstellung vom Hades als einem Gefängnis schon den
Babyloniern geläufig war, was aus der Bezeichnung
„Haus der Einschließung" hervorgeht. — Ein ausführlicher
Index erleichtert die Benutzung der inhaltreichen
kleinen Schrift.

lliddensee. Arnold Gustavs.

Haas, Prof. D.Hans: Bilderatlas zur Religionsgeschichte. In

Zusammenarbeit mit a. hrsg. 18.— 20. Liefg.: W. Kirfel, Der
Hinduismus. Leipzig: A. Deichert 1934. (LH S. u. 194 Abb. a. Taf.)
Lex. 8°. RM 19.50; Vorzugsausg. 22—.

Das neueste Heft des Bilderatlas zur Religionsgeschichte
behandelt nicht nur den gewöhnlich so genannten
Hinduismus, sondern verfolgt ihn, soweit das zu
seiner Erklärung nötig ist, bis auf die älteste Form der
indo-arischen, ja auf die vorarische Religion zurück, wie
wir sie durch die neueren Ausgrabungen im Industal
keimen gelernt haben. So stellt die umfangreiche Einleitung
geradezu eine Religionsgeschichte Indiens dar,
und zwar eine so vollständige, wie wir sie bisher noch
nicht hatten. Auch der Einfluß anderer Religionen auf
die indische bez. der dieser auf andre wird untersucht
oder wenigstens zur Diskussion gestellt — über den
Rosenkranz kündigt Kirfel eine besondre Abhandlung
an. Im einzelnen bespricht er hier zunächst das Weltbild
, das ja noch nicht direkt zur Religion gehört, mit
dem er sich aber schon früher (Die Kosmographie der
Inder 1920) eingehend beschäftigt hatte. Dann folgt
die Götterwelt, in der wieder die Götter innerhalb der
Welt, d. h. die Naturgötter, die doch später diesen
Charakter verloren, die überweltlichen Götter, alsoBrah-
man, Visnu und Siva mit ihren avatära, Manifestationen
und Mischformen, die weiblichen und endlich die
niederen Gottheiten, also die Nadidevatäs Yaksas
und Yaksis, Nägas, Bhütas unterschieden werden.
War dabei schon mehrfach von Symbolen der Gottheiten
die Rede, so werden unter dieser Überschrift
noch besonders die Fußspur, das Linga, gewisse Zeichnungen
und Gedenksteine behandelt und wird dabei
mehrfach auch auf die Vorgeschichte verwiesen. Weiter
kommen die Formen des Kults, das Opfer, die püjä oder
Verehrung von Götteremblemen und die Pilgerfahrt

82

rüB.