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Ausgabe:

1935

Spalte:

64

Autor/Hrsg.:

Schultze, Victor

Titel/Untertitel:

Grundriß der christlichen Archäologie 1935

Rezensent:

Campenhausen, Hans

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63

Theologische Literaturzeitung 1935 Nr. 3.

richtssprache in den Dienst der politischen Herrschaft
zu stellen. Der negative Ausgang dieses Kampfes hat
erwiesen, daß diese Auffassung falsch ist und nicht zu
dem gewünschten Ziel führt, nämlich die Minderheit in
das staatliche Leben einzugliedern. Man war nach dem
Urteil von Schleswig-Holsteinern am Ende der deutschen
Zeit weiter von diesem Ziel entfernt als am Anfang
. Die Sprache ist aber auch nicht nur ein „Mittel
der Verständigung und das Medium zur Erlangung von
Bildung" (S. 76), sondern aus den Schwierigkeiten, die

ungeheuer viel an der Behandlung der Minderheit, ob es
gelingt, daß diese sich aus freien Stücken mit der Ordnung
der Dinge einverstanden erklärt" (S. 73); und:
„Wenn wir aus den Fehlern, welche die dänische Regierung
seit 1851 und die preußische seit 1867 gemacht hat,
lernen, dann ist diese geschichtliche Betrachtung nicht
vergebens geschrieben" (S. 112).

Herrnhut. Heinz Renkewitz.

Schultze, Prof. D. Dr. Victor: Grundriß der christlichen
sich für deutsch unterrichtete Kinder aus dänischspire- | Archäologie. 2., neubearb. Aufl. Gütersloh: C.Bertelsmann 1934

chenden Häusern im Zeitpunkt der Konfirmation ergaben
, geht hervor, daß die Sprache ein wesentliches Stück
des Volkstums ist und nicht ohne schädliche Folgen für
das Volkstum zwangsweise verändert werden kann. Ein
falscher Nationalismus, dessen Erwachen auf dänischer
Seite von A. aufgezeigt und dessen Auswirkung in
deutscher Zeit von A. ebenso verurteilt wird wie in der

(XII, 106 S. m. 60 Abb.) gr. 8°. rm 4.50; geb. 6-.

Viktor Schultzes Grundriß, dessen erste Auflage 1919 in anderem
Verlag erschienen ist, bot neben dem weit knapperem Leitfaden Ludwig
v. Sybels (1920) durch Jahre hindurch die beste Einführung in die
christliche Archäologie, die man dem Studenten — und nicht bloß dem
Studenten — zur Orientierung in die Hand geben konnte. Die neue Auflage
hat eine große Anzahl kleiner, aber sauberer Abbildungen hinzugefügt
, den Text gelegentlich umgestellt und überhaupt „einer gründlichen

dänischen Zeit, ist nicht fähig ZU einer gerechten Und ; Überarbeitung unterzogen". Neue Erscheinungen wie Stygers Kata
sachlich richtigen Lösung der schwier igen Probleme in j kombenwerk sind kurz berücksichtigt, manche Urteile im Einzelnen
einem sprachlich und kulturell gemischten Gebiet, wie j weiter geführt oder neu gefaßt. Die Basilika gilt jetzt als eine Schöpfung des
Nordschleswig es darstellt. kleinasiatischen Hellenismus", während sich die erste Auflage noch mit

„ . . . . , . , oi iji-v ! dem Nebeneinander eines östlichen und eines westlichen Typus begnügte

Besonders lehrreich ist es außerdem nach der Dar- Die Gesamtanlage und der Charakter des Buches sind unverändert geblieben.
Stellung von A. zu verfolgen, inwieweit der Wunsch der j Zu bedauern ist m. E. die durchgehende Beschränkung der Anmerkungen
Eltern Berücksichtigung bei der Wahl der Unterrichts- ' und Literaturangaben. Gerade heute, wo der Stoff in zahlreichen und

vielfach zerstreuten Veröffentlichungen so stark anschwillt, sind sie dem
Anfänger besonders erwünscht.

Im Vorwort zur ersten Auflage sagte der Verf., daß das wachsende
Interesse seiner Hörer an christlicher Kunst und Archäologie zu den
schönsten Erfahrungen seines akademischen Lehramts gehöre. Die neue
Auflage darf ihm und allen, die die reichen Früchte seiner Lebensarbeit
genießen, zur erfreulichen Bestätigung dienen, daß ein Nachlassen dieses
Interesses auch in der neuen studentischen Generation nicht erfolgt ist
und wohl auch nicht zu befürchten steht. Denn : „Wer die alte Kirchengeschichte
losgelöst von ihrem Kunstleben begreifen will, wird ihr volles
Verständnis nicht erreichen."

Göttingen. H. v. Campenhausen.

spräche fand. Dänischer Unterricht wurde zuerst 1651
deshalb eingeführt, weil dänischsprechende Kinder nur
in ihrer Muttersprache die Wahrheit des Evangeliums
verstehen könnten. Während es sonst im Herzogtum
nur e i n e öffentliche Schulsprache, Deutsch oder
Dänisch, gab, hatte in Hadersleben infolge der Regelung
des Jahres 1651 das „Ineinander und Durcheinander
deutscher und dänischer Kultur" im Schulwesen
öffentliche Anerkennung gefunden und durch zwei Jahrhunderte
behalten, bis seit 1851 versucht wurde, die
eine Unterrichtssprache (zuerst die dänische, ab 1867
die deutsche) einzuführen. Bis 1851 war aber noch nicht
der Wunsch der Eltern ausschließlich maßgebend gewesen
, sondern die parochiale Einteilung der Stadt in
zwei Schulbezirke, deren einer deutsche, deren anderer
dänische Grundsprache hatte, bereitete 1802 dem bisherigen
Selbstbestimmungsrecht der Eltern das Ende.
Auf kirchlichem Gebiet blieb die Wahlfreiheit bezüglich
des Konfinnandenunterrichts erhalten, auf dem Gebiet
der Schule lehnte die Regierung 1839 die Forderung
völliger Gleichberechtigung beider Sprachen und der

Soeben erschien:

Älteste Geschichte

der Meder und Perser

Von Dr. Friedrich Wilhelm König

Privatdozent an der Universität Wien

Wahlfreiheit der Eltern abT Erst nach dem Durchbrach I 66 Seiten und eine Karte 8o_ Preia RM 2 85_

des Nationalbewußtseins wurde in der deutschen Zeit

(1877) der Parochialzwang aufgehoben Und wenigstens I Der Alte Orient. Gemeinverständliche Darstellungen
für den dänischen Religionsunterricht den Eltern Wahl- herausgegeben von der Vorderasiatisch-Ägyptischen Gesellschaft.

freiheit zugestanden, die jedoch in dem „Kulturkampf 33 Band Heft .
zwischen geistlicher und weltlicher Obrigkeit" leider ■ n ' e

wieder verkümmert wurde. Das Ziel war wohl aufge- | Die alte Geschichte der Meder und Perser umfaßt

Stellt, aber es wurde nicht erreicht (S. 76). die Entwicklung der ersten arischen Reiche in Iran.

Neben diesen allgemeinen Linien gibt A. noch zahl- Die keilinschriftlichen Quellen gestatten uns, die Ein.

Wanderung und Landnahme der Meder und Perser
im Rahmen der Gesamtentwicklung Vorderasiens
darzustellen. Für die Fragen der zeitlichen Entstehung
der Religion des Spitama Zarathuschtra werden die
maßgebenden Quellen vorgeführt. Das Heft soll ein
Wegweiser für alle am Altertum und an der Herkunft
und Verbreitung der Indogermanen interessierten
Kreise sein.

reiche Angaben über die Sprachverhältnisse (besonders
über den Unterschied zwischen Volkssprache und Schulsprache
), Tabellen über die Unterrichtsstunden, sorgfältige
biographische Notizen, Ausführungen über den
Unterricht und mannigfache lokalgeschichtliche Hinweise
aus seiner umfassenden Kenntnis der Haderslebener
Geschichte, zu der er schon zahlreiche Abhandlungen
außer seiner Stadtgeschichte (Haderslev i gamle Dage)
veröffentlicht hat. 15 urkundliche Beilagen, z. T. in
deutscher, z. T. in dänischer Sprache und ein reichhaltiges
Bildmaterial ergänzen die Darstellung. Ein Register
ist beigegeben. Aus den biographischen Angaben
gewinnt man einen lebendigen Eindruck davon, mit welchem
persönlichen Einsatz um die Erhaltung des Volkstums
in der Grenzstadt gerungen worden ist. VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHfcN

Das Ergebnis der geschichtlichen Darstellung ist in
folgenden Sätzen ausgesprochen: „Es lag — und liegt —

BUCHHANDLUNG IN LEIPZIG C1

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 16. Februar 1935.

Verantwortlich: Prof. D.W.Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 14; für den Anzeigenteil: C. Kunze, Leipzig.
Verlag der J. C. Hi n r i c h s'schen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg.