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1935 Nr. 3

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48

Titel/Untertitel:

Libri synoptici Veteris Testamenti seu librorum Regum et Chonicorum loci paralleli 1935

Rezensent:

Möhle, Alfred

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Theologische Literaturzeitung 1935 Nr. 3.

48

Wie in Band 2 hat D. wieder die einschlägigen Materien
aus der biblischen und nachbiblischen Zeit je am
Ende eines Abschnittes zusammengestellt. Das hat den
Vorteil, daß der Benutzer des Buches, dem es auf Belehrung
über archäologische Einzelheiten der Erntearbeit
ankommt, sich schnell zurechtfinden kann, zumal
mit Hilfe des sorgfältig gearbeiteten Registers der biblischen
und talmudischen Termini. Der methodische
Grundcharakter des Werkes, auf den ich in der Anzeige
des 1. Bandes nachdrücklich hinwies, die Beleuchtung
der Lebensverhältnisse der alten Zeit durch die der Gegenwart
, wird dadurch nicht berührt.

Es ist nicht möglich im Rahmen einer Anzeige auf
die Stoffülle, die VL in diesem Bande ausgebreitet hat,
auch nur andeutend hinzuweisen. Einige kurze Hinweise
auf biblische Probleme mögen aber herausgehoben sein:
Ernte- und Kalenderfragen S. 8 f., Armenabgabe und
Ährenlesen S. 62 ff., Tenne, Dreschtafel und Dreschschlitten
S. 67 ff., Siebgeräte S. 139 ff. u. 255 ff., Abgaben
vom Ertrag (Zehnten) S. 170 ff., Mörser und
Handmühle S. 207 ff.

Für den Palästinensischen Diwan bringt dieser Band
einige wertvolle Ergänzungen durch Arbeitslieder, S. 7f.,
15, 22 f. und öfter.

Wort- und Sachregister, Ergänzungen zu den bisher
erschienenen Bänden und ausgezeichnete Lichtbilder erhöhen
den Wert der wissenschaftlich unschätzbaren Gabe
, die uns Dalman auch mit diesem Bande gegeben hat.
Der in Aussicht gestellte 4. Band, der die Brotbereitung
behandeln soll, wird hoffentlich nicht zu lange ausstehen.
Jena._W. Staerk.

Birkel an d, Harris: Die Feinde des Individuums in der
israelitischen Psalmenliteratur. Ein Beitrag z. Kenntnis d. semit.
Literatur- u. Religionsgesch. Oslo: Grandahl & Sons 1933. (XXIV,
388 S.) gr. 8°.

Der Vf., ein Schüler Mowinckels, macht den Versuch
, eine Hypothese de Wettes über die in persönlichen
Gebetsliedern oft erwähnten Feinde zu erneuern, vgl.
Beytrag zur Charakteristik des Hebraismus in Daubs
und Creuzers Studien 3, S. 241 ff. (1807) und Commen-
tar über die Ps., 2. Aufl. 1823. Die Gegner der Beter
sollen nicht Volksgenossen, sondern auswärtige Feinde
sein. Die Methode, die zu diesem exegetischen Ergebnis
führen soll, hat ihren Ansatzpunkt bei B. in den
Ps., in denen sicher von nationaler Not, also von
Landesfeinden die Rede ist. Das sind die nationalen
Klage- und Dankpsalmen. Mit den stilistischen Beobachtungen
, die in dieser Gruppe zu machen sind, geht
Vf. dann an die Analyse der Königspsalmen und untersucht
, in welchen Wendungen hier von den Feinden gesprochen
wird. Dabei wird der Begriff Königspsalmen
freilich weit über das hinaus ausgedehnt, was Gunkel
darunter verstanden hat. Vf. rechnet dazu auch Lieder
wie Ps. 28, 61, 63 und außerhalb des Psalters l.Sam.
2,1 ff. Es wird festgestellt, daß in diesen Liedern die
Feinde dieselben sind wie in den eigentlichen Königspsalmen
. Von da geht es weiter zu der Gruppe Ps. 12,
14, 58, 82. Mit dem so gewonnenen Ergebnis, daß die
mit immer wiederkehrenden festen Wendungen charakterisierten
Gegner des Beters überall nationale Feinde
sind und nicht Vertreter einer den Frommen feindlich
gesinnten sozialen und gesellschaftlichen Schicht innerhalb
Israels (dies die jetzt fast allgemein vertretene
Ansicht), tritt Vf. nun im 2. Hauptteil seiner Arbeit
S. 130 ff. in die Einzeluntersuchung der „individuellen
Feindeslieder" ein. Für alle diese, die mehr als ein
Drittel der ganzen Sammlung ausmachen, wird die Deutung
der Feinde auf Heiden durchgeführt.

Die Untersuchung, die mit großem Fleiße, aber auch
mit etwas Eigenwilligkeit und mit starkem Vertrauen
zu der Beweiskraft der eigenen Argurnente geführt ist,
halte ich aufs Ganze gesehen für methodisch verfehlt.
Sie stützt sich zu einseitig auf formale Kennzeichen und
gerät dadurch in die Gefahr der Vergewaltigung des Inhalts
und der Grundstimmung der Lieder. Es ist dog-

, matisch befangene Exegese, die den Vf. dazu verleitet
selbst Gebete wie Ps. 73 und lehrhafte Lieder wie Ps.
119 auf auswärtige Feinde zu deuten. Die Beweisgründe
sind denn auch sehr oft zu schwach, um ernst genommen
I zu werden. Hinter Ps. 42/43 soll Kriegsgefahr stehen,
was aus 43,1 goj lo-chasid geschlossen wird; das
könne nur auf volksfremde Gegner gehen. Ps. 42,11
findet sich sinngemäß Ps. 79,10 wieder, und da dieser
Ps. auf äußere Feinde geht, so muß auch in 42,11 die
Frage „Warum sollen die Gegner höhnen dürfen" von
solchen gesprochen sein. Bei Ps. 21 genügen Wendun-
| gen wie ir masor und magor missabib zur Feststellung,
J daß es sich um bedrängende Heiden handelt. Ps. 5 soll
i vor einer Schlacht vorgetragen sein u.a.m. Es liegtz.Z.
über der Interpretation der Psalmen ein Mangel an sachlichem
Verständnis, der sich aus der Überbetonung der
j formal-stilistischen Elemente einerseits und der Neigung,
die Höhe der hier bezeugten Frömmigkeit zu unter-
, schätzen, andererseits erklärt. Der ersteren Gefahr ist
! auch Gunkel nicht ganz entgangen, und B. wandelt bei
: aller Kritik an G. in seinen Bahnen; der anderen hat
Mowinckel mit seiner Theorie der Zauberer die Wege
geebnet.

Mit der grundsätzlichen Ablehnung der Exegese von
B. soll nicht bestritten sein, daß seine Untersuchung
j viele wertvolle Anregungen enthält. Ref. möchte das
I zum Schluß ausdrücklich herausstellen, weil dem schwierigen
Problem, das B. zu lösen versucht hat, auch mit
Untersuchungen gedient ist, deren Ergebnis als wesentlich
negativ anzusprechen ist.
Jena. W. Staerk.

Vannutelli, Primus: Libri synoptici Veteris Testamenti

seu Iibrorum Regum et Chronicorum loci paralleli quos hebraice
graece et latine critice edidit. Tomus secundus. Rom: Pontificio
Instituto Biblico 1934. (S. 337 —701) 4".

Mit dem Erscheinen des zweiten Bandes seiner Syn-
opse zu den Samuel- und Königsbüchern hat Vannutelli
sein mühevolles Werk zum Abschluß gebracht,
über dessen ersten Band ich in der Theologischen Literaturzeitung
Jahrg. 1932 S. 293 kurz berichtet habe.
Er hat dadurch zu Untersuchungen angeregt, die auf
die Entstehung der LXX und auf die Geschichte ihres
Textes neues Licht werfen werden. Doch ist für solche
Untersuchungen die Herstellung eines kritischen Textes
Voraussetzung. Einen solchen aber bietet V. nicht. Er
überläßt es dem Benutzer, sich diesen aus dem Texte
des Codex Vaticanus, den er abdruckt, und aus dem kri-
I tischen Apparate, den er beifügt, selbst herzustellen,
j Ob viele Benutzer der Synopse hierzu imstande sein
j werden? Ich glaube nicht. Ein so guter Kenner des
LXX-Jesaja wie Joseph Ziegler hat, obwohl ihm das
! gesamte Material, das V. bietet, zur Verfügung stand,
j es in seinen „Untersuchungen zur LXX des Buches
Isaias" (= Atl. Abh. von A. Schulz XII 3) vorgezogen
, die Behandlung der Kapitel 36—39, die, wie er
richtig erkannt, infolge des Parallelberichtes in 2. Kön.
j 18—20 ein besonderes Problem bilden, zurückzustellen,
i „weil die Göttinger Septuaginta-Ausgabe als notwendige
, Grundlage noch aussteht".

Göttingen. A. Möhle.

' Schlatter, Prof. D. A.: Die Theologie des Judentums nach
I dem Bericht des Josefus. Gütersloh: C. Bertelsmann 1932.
(VIII, 270 S.) gr. 8°. = Beitr. z. Förderung christl. Theologie. Hrsg.
v. A. Schlatter u. W. Lütgert. 2. Reihe. Sammig. wiss. Monographien.
26. Bd. RM 14—; geb. 16—.

In seinen zahlreichen dem Urchristentum und seinen
Schriften gewidmeten Arbeiten hat Schlatter immer wieder
auf Josephus zurückgegriffen. Im Jahre 1916 ist
dann seine speziell dem jüdischen Geschichtsschreiber
gewidmete Studie erschienen: „Wie sprach Josephus
von Gott?". An sie schließt sich inhaltlich das neue
Buch an. Es stellt in weiterem Rahmen die gesamte
Theologie des Judentums nach dem gleichen Gewährsmann
dar.