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Ausgabe:

1935 Nr. 3

Spalte:

43

Autor/Hrsg.:

Jayaswal, Kasi Prasad

Titel/Untertitel:

Manu and Yajnavalkya 1935

Rezensent:

Wüst, Walther

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43

Theologische Literaturzeitung 1935 Nr. 3.

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in eine gleiche Leidenschule genommen, von geistesverwandten
Propheten geleitet worden wären?"
Der Verfasser schließt seine zuverlässig objektiv abwägende
Untersuchung mit den bemerkenswerten Worten
: „So viel wenigstens zeigt sich mit entscheidender
Sicherheit, daß nicht physiologisch-physische Rassenunterschiede
die religionsgeschichtliche Entwicklung von
ihren Anfängen her entscheidend beeinflußt haben, sondern
daß aus weithin gleichartigen Anfängen durch die
Geschichte die sehr verschiedenartigen religiösen Gebilde
entstanden sind, welche uns vorliegen" (S. 43). Ungemein
wertvoll sind auch die zahlreichen ausführlichen
Anmerkungen, in denen der Versuch gemacht wird, Parallelen
für die dargelegten Gesichtspunkte aus den Berichten
über altdeutsche Art und der nordgermanischen
Dichtung und Sage beizubringen; sie bieten eine solche
Fülle des Stoffs, daß allein schon dadurch der dauernde
Wert dieser Untersuchung gewahrt bleibt und dringend
notwendigen weiteren Studien auf diesem soziologisch-
religionsgeschichtlichen Gebiet zur Grundlage dienen
können.

München. R.F.Merkel.

Jayaswal, K.P.: Manu and Yäjfiavalkya. A comparison and
a contrast: a treatise on the basic of Hindu law. Calcutta: Butterworth
and Co. 1930. (XXIV, 331 S.) gr. 8°. 15 ind. Rupien.
Dies gelehrte, wertvolle Buch ist mir erst jetzt bekannt
geworden durch die Güte des Verfassers, der als
Herausgeber des „Journal of the Bihar and Orissa Research
Society", als Politiker und historisch gerichteter
Wissenschaftler sowie schließlich als Advokat des
High Court (Patna) in Indien einen überaus geachteten
Namen genießt. Es vereinigt 13 Vorträge, die J. auf
Einladung der Universität Calcutta 1917 als sogenannte
„Tagore Law Lectures" gehalten hat, und gehört nur
mittelbar in den Arbeitsbereich der ThLZ. Die Schriftleitung
hat trotzdem meinem Antrag auf kurze Anzeige
dankenswerterweise zugestimmt, weil das Buch Darlegungen
enthält, die Religionswissenschaftler und Theologen
nicht hinter ihm vermuten werden. Ich nenne
kurz das Wichtigste: Vedic rituals (lecture IV); position
of brahmin at law, judgeship and brahmin (lecture IV);
brahmin sovereignty, brahmin and taxation (lecture V);
brahmin and tonsure (lecture IX); oath, ordeals (lecture
VII); acts of god and state (lecture X). Leider hat
der Verfasser auf inzwischen erschienene Veröffentlichungen
von B. Breioer, H. Lose h, J. J. Meyer
nicht mehr Bezug genommen. Ein „Index" (p. 307—31)
erweist sich als sehr verdienstlich.

Solln vor München. Walther W ü s t.

Zwicker, Johannes: Fontes historiae religionis Celticae

collegit. Berlin: W. de Gruyter 1934. (VII, 110 S.) 8°. = Fontes
historiae religionum ex auetoribus Graecis et Latinis collectos ed. C.
Clemen, fasc. V, pars I. RM 7.50.

Dieser erste Teil vereinigt in zeitlicher Reihenfolge
die Quellen von dem alten Periplus an (6. Jhd. v. Chr.)
bis zum Ausgang des 4. Jhds. n. Chr. angeordnet. Durch
diese Anordnung wird natürlich inhaltlich Zusammengehöriges
oft auseinandergerissen, ein Mangel, dem die
Indices am Ende des zweiten Heftes zum Teil abhelfen
werden. Immerhin hätten sich vielleicht schon in oder
unter den Texten hie und da Querverweise anbringen
lassen. Das Material ist erschöpfend und außerordentlich
sorgfältig aus 116 Autoren zusammengetragen. Meist
sind es nur kurze Notizen von wenigen Zeilen. Umfangreichere
Ausführungen geben uns nur verhältnismäßig
wenige Schriftsteller: Polybios, Poseidonios (der von
Z. mit Recht gesondert behandelt wird, S. 14ff.)j Caesar
, Strabo, Diodor, Mela, Lucan (nebst den Scholia
Bernensia), Plinius d. Ä., Phitarch, Lukian, Cassius Dio.
Übersetzt sind diese Haupttexte von mir großenteils in
Bertholets Religionsgeschichtlichem Lesebuch Heft 13.
Aber auch für die zahllosen kleinen Splitter, die Z. auch
aus den entlegensten Quellen hervorgeholt hat, müssen

wir bei der Geringfügigkeit des gesamten überhaupt vorhandenen
Materials dankbar sein.

Bei der Lektüre des Bandes bemerkt man, daß
besonders gewisse Züge der keltischen Religion den Angehörigen
der griechisch-römischen Wert auffielen
und infolgedessen von den verschiedensten Autoren
immer wieder erwähnt werden. Das ist zunächst
die Wildheit der keltischen Kultriten, vor allem
die besonders grausamen Menschenopfer, in lockerer
Verbindung damit auch die Sitte, dem erlegten Feind den
Kopf abzuschlagen. Die Menschenopfer werden schon
von dem Komiker Sopater (um 270 v. Chr.) erwähnt
(S. 6). Die Sitte, den Feinden den Kopf abzuschlagen,
findet auch in den altirischen Quellen ihre Bestätigung.
Mit dieser Kampfeswildheit hängt letztlich auch die
fast übertriebene d<poߣot zusammen, in der die alten Kelten
weder Erdbeben noch brandende Flut fürchteten,
eine Eigenschaft, die verschiedenen alten Philosophen,
voran Aristoteles (S. 2) auffiel. Auf der anderen Seite
fühlten sich die antiken Philosophen durch die Seelenwanderungslehre
der Druiden stark angezogen, die man
natürlich auf Pythagoras zurückführen wollte. In den
einheimischen keltischen Quellen finden sich leider nur
noch ganz schwache Ausstrahlungen dieser Lehre. Weiter
wird von den klassischen Autoren mehrfach der
i Baum- und Wasserkult der Kelten erwähnt, der auch
sowohl in der altkeltischen Literatur wie in den Ergebnissen
der Archäologie reichlich zu belegen ist. In Ver-
I bindung hiermit sei auch die Sitte erwähnt, daß die neu-
i geborenen Kinder, ehe sie vom Vater als echt anerkannt
wurden, durch Untertauchen in den Rhein einer Art von
| Gottesprobe unterzogen wurden, ein Brauch, der von
I einem Gedicht der Anthologia Graeca an (gegen 200
! v. Chr.) bis zu Gregor von Nazianzos und Libanios
(4. Jhd. n. Chr.) von den antiken Autoren wiederholt
j erwähnt wird; und zwar wird er zunächst bald den Ger-
S manen, bald den Kelten zugeschrieben, später nur noch
den Kelten. Man könnte eher geneigt sein, ihn für ur-
i sprünglich germanisch zu halten, da sich in der Wasser-
! taufe der heidnischen Nordgermanen wenigstens eine
entfernte Parallele findet, während mir auf echt kelti-
: schem Boden kein ähnlicher Brauch bekannt ist. Auf-
i fallend erscheint, daß die in den altirischen Schriften
j eine so bedeutende Rolle spielende Gabe und Lehre der
Weissagung in der klassischen Überlieferung sich nur
! schwach widerspiegelt, vor allem bei Solinus (S. 90).

Dagegen taucht der Glaube der Kelten an fernen Inseln
j der Seligen und an Inseln der Frauen auch in der anti-
ken Überlieferung mehrfach auf; vgl. Poseidonios (S.16)
und Plutarch (S. 65; 66). Von altkeltischen Gottheiten
werden nur wenige mit ihrem einheimischen Namen genannt
, vor allem der furchtbare Esus, dem man Menschenopfer
darbrachte, und Epona, die Göttin der Pferde
und überhaupt der Tiere und der Fruchtbarkeit.

Der Begriff „Religion" ist bei der Auswahl der Texte
sehr weit gefaßt worden, indem auch Beschreibung von
Sitten und Gebräuchen der verschiedensten Art mit berücksichtigt
wurden. Nicht in das Gebiet des Kelten-
tums scheinen mir zu gehören das erste Stück von
Varro (S. 28), wo von röimischein vates die Rede
j ist, und die beiden ersten Stücke von Servius (S. 29 f.),
die von Illyriern sprechen.

Wenn noch der Schlußband vorliegt, wird dies Buch
eins der wichtigsten und vor allem auch zuverlässigsten
Nachschlagewerke sein für jeden, der sich mit den reli-
j giösen Vorstellungen der alten Kelten beschäftigt.

I Königsberg Pr. Wolfg. Krause.

I -_-.--

Dobschütz, Ernst von: Die Bibel im Leben der Völker.

Witten: Westdeutscher Lutherverlag, 1934. (VIII, 231 S.u. 16 Abb.
a. 8 Taf.) kl. 8°. kart. RM 2.50.

Reu, M. : Luther's German Bible, An Historical Presentation
together with a Collection of Sources, 14 Plates. Columbus, Ohio:
The Lutheran Book Concern 1934. (XIV, 364 u. 226 S.) 8°. $ 4.00

Das Erscheinen seiner letzten literarischen Gabe hat
! E. v. Dobschütz nicht mehr erlebt. Mit Wehmut greift