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Ausgabe:

1935 Nr. 2

Spalte:

40

Autor/Hrsg.:

Schoell, Jakob

Titel/Untertitel:

Christenglaube 1935

Rezensent:

Knevels, Wilhelm

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1935 Nr. 2.

40

die Seele dieser kleinen Mission. Man möchte wünschen,
daß es möglich wäre, einem solchen Mann ein größeres
Arbeitsfeld zu schaffen, als er es heute hat. Möchte
die bevorstehende Neu-Ordnung des deutschen Missionslebens
die Möglichkeit schaffen, vielleicht durch Vereinigung
von mehreren kleinen Missionen, daß solche besonders
tüchtigen Missionare wirklich ihre großen Gaben
in großem Rahmen auswirken könnten.

Nach all dem, was man so lobend über dies Buch
sagen darf und muß, sei nun aber auch ein kritisches
Wort erlaubt. Der Verfasser vertritt einen ausgesprochenen
Pietismus, einen sympathischen Pietismus, der
weltoffen und nüchtern im Leben steht. Davon zeugt
die prachtvolle Erzählung, wie er sich zweimal durch
gewaltige Ohrfeigen, an unverschämte Orientalen ausgeteilt
, aus einer schweren Lage rettet und damit zugleich
in wörtlichem Sinne fremdes Menschenleben rettet
. Aber warum nun die in so vielen Partien herausr
tretende Sprache Kanaans und die so starke Betonung
des pietistischen Bekehrungsstandpunktes? Ich habe
nichts gegen Bekehrung, sie tut not und ist unerläßlich.
Aber nicht als ein einmaliger Akt, der Sicherheit und
Vorzug gibt. Was für üble Erfahrungen muß man leider
oft genug mit solchen „Bekehrten" machen! Man
wünschte sogern, daß die Mission bei uns Zugang fände
in den weitesten Kreisen. Da stehen diese Dinge wie
eine Mauer entgegen, die fast unübersteigbar ist. Dies
versperrt so vielen, namentlich Gebildeten, den Zugang
zur Mission. Nur ein Beispiel aus dem Buch. Der Verfasser
ist ein so fanatischer Gegner des Tanzens, daß
er Gesellschaften von Deutschen verläßt, wenn getanzt
wird. Ist das wirklich der Weg Christi? Ist denn das
Tanzen eine Sünde? Was für einen Eindruck muß solch

Verhalten auf die Deutschen machen im Ausland? Der
Verfasser hat ja sonst manches mit Recht an den Auslandsdeutschen
auszusetzen. Aber um auf sie einwirken
zu können, schafft solch Verhalten dem Missionar keine
; gute Gelegenheit. Bei solchem Verhalten erscheint der
' Missionar eben doch wieder als ein weltfremder Sonderling
, erscheint auch die Christusbotschaft meiner Meinung
nach in einem schiefen Licht, das ihrer Ausbreitung
nicht dienlich ist. Ich glaube nicht, daß das Tanzen
Sünde, und daß das Zusehen beim Tanzen eine Verleugnung
Christi ist. Hier liegt bei dem sonst so sympathischen
und bedeutenden Manne eine Enge vor, die
wir beklagen müssen, gerade im Interesse seines wertvollen
Wirkens und im Interesse der Sache Christi. Um
mich gegen alles zu sichern, will ich bemerken, daß ich
seit meinem 22. Lebensjahr nicht mehr getanzt habe und
auch nicht mehr tanzen werde. Aber daß Tanzen Sünde
sei, sogar solche Sünde, daß man deshalb die Gesellschaft
verlassen müsse von guten Volksgenossen, das
ist schlechterdings nicht einzusehen.
1 Berlin. Johannes Witte.

Schoell, D. Dr. Jakob: Christenglaube. Unterweisung für Erwachsene
. Heilbronn: E. Salzer 1934. (143 S.) kl. 8°. RM1.80;

geb. 2.60.

Schoell hat eine große Geschicklichkeit, abstrakte Kirchenlehren zu
! „verdeutschen", sowohl für den Christen als auch besonders für den
! religiös Angeregten, der den „Dogmen" fremd gegenübersteht. Schoell
i unterscheidet Wesentliches von Unwesentlichem, „Glaubensüberzeugungen,

die dauern", von „Glaubensformulierungen, die wechseln". Der Stand-
; punkt ist durchweg ein mild liberaler. Die Erkenntnisse der neuen

Theologie und die Erfahrungen der gegenwärtigen Geschichte klingen

zuweilen an, ohne das Gesamtbild zu bestimmen,
i Heidelberg. Wilhelm Knevels.

Aus der Verlagsarbeit des Jahresl934

Bibelwissenschaft

Die Wunderüberlieferung der Synoptiker in
ihrem Verhältnis zur Wortüberlieferung

Von Lic. Otto Pereis, Pastor in Rehfelde

VIII und 108 Seiten — Broschiert RM. 6.-

Die Priesterschrift im Hexateuch

Literarisch untersucht und theologisch gewertet
Von Gerhard v. Rad, Lic. theol. Professor in Jena
IV und 246 Seiten — Broschiert RM. 15.—

Die Verkündigung vom leid. Gottesknecht

Aus Js. 53 in der griechischen Bibel

Von Karl Fr. Euler, Gießen

VII und 148 Seiten - Broschiert RM. 9.—

Die Paulinische Anthropologie

Von Dr. W. Gutbrod. VIII und 255 S. - RM. 12.--

Kirchengeschlchte

Ecciesia Spiritualis

Kirchenidee und Geschichtstheologie der französischen
Reformation — Von Lic. Dr. Ernst Benz, Halle
XII und 431 Seiten — RM. 21. - in Ganzleinen

Die Anthropologie Augustins

Von Dr. Erich Dinkler
XI und 288 Seiten - RM. 18.—
Prädestination, Sünde und Freiheit bei
Gregor von Rimini

Von Lic. theol. Martin Schuler

IX und 195 Seiten — RM. 12.-
Baugeschichte der Abtei Neresheim

Von Dr. phil. Paulus Weißenberger

mit 10b" Abbildungen XI und 268 Seiten - RM. 20.—

Bücher die Beachtung fanden

Kirch!, h. religiöse Gegenwartsfragen

Religiöse Volkskunde

mit zahlreichen u. vielfach noch unveröffentl. Bildern
Von Professor Dr. Max Rumpf, Nürnberg
In künstlerischem Ganzleinenband RM. 12.—

Der lebendige Christus

Die theologische Bedeutung der Auferstehung und
Erhöhung Christi. Von Dr. Ewald Burger, Tübingen.
XVI und 289 Seiten - Broschiert RM. 9.—
Apostolat und Predigtamt

Ein Beitrag zur neutestamentlichen Grundlegung einer
Lehre vom Amt der Kirche

Von Lic. Karl Heinrich Rengstorff, Privatdozent an
der Universität Tübingen. 1934 - 85 S. - RM. 2.70

Ein theologischer Briefwechsel

Von Karl Barth u. Gerhard Kittel. 40 S. - RM. —.75

Die Judenfrage

Von Gerhard Kittel. 3. Aufl. - 134 S. — RM. 1.20
Die Ausgabe enthält auch Kittels Antwort auf Martin
Bubers „Offenen Brief" in den Theologischen Blättern
Das beste Buch über die Judenfrage.

Völkische Reformation

Ein Wegweiser zu christdeutscher Einheit
Von Georg Schneider, Pfarrer in Stuttgart
171 Seiten - RM. 2.80

„Ich aber sage Euch"

Christusworte für unsere Zeit

Ein Beitrag zum geistigen Austausch zwischen neu-
testamentlichem Christentum, nationalsozialistischer
Weltanschauung und Kirche

Von Lic. Dr. Lydia Schmidt. 74 Seiten — RM. 1.50

Verlag von W. Kohlhammer, Stuttgart

Die nächste Nummer der ThLZ ersciieint am 2. Februar 1935.

.v.W.g. — Verantwortlich: Piof. D.W.Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 14; für den Anzeigenteil: C. Kunze, Leipzig.
Verlag der J. C. H i n r! c h s'schen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlsiraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg.