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Ausgabe:

1935 Nr. 26

Spalte:

476-477

Titel/Untertitel:

Briefe und Akten zum Leben Oekolampads. Bd. II: 1527 - 1593 1935

Rezensent:

Wolf, Ernst

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Theologische Literaturzeitung 1935 Nr. 26.

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gen lassen sich so zusammenfassen: (1) Luthers Ein- j Lutherforschung darstellt, braucht nicht noch einmal

zelaussagen sind nur aus ihm selbst heraus, aus seiner ! ausdrücklich hervorgehoben zu werden.
Gesamtintuition zu deuten, und das heißt dann genauer Münster i. w. Fr. w. Schmi dt.

(2) Luthers Denken ist grundsätzlich existenziell und

nicht substanziell, m. a. W seine christologischen Aus- Briefe und Akten zum Leben oekolampads. Zum 400 iähr.

Sagen sind nicht Aussagen Über einen Christus an Sich, Jubiläum der Basler Reformation hrsg. von der theol. Fakultät der

dessen Bedeutsamkeit für mich nachträglich erst er- Univ. Basel. Bearb. von Prof. Dr. theol. Ernst Stähelin, Bd. II:

schlössen wird, sondern Ausdruck aktueller Bezogen- | 1527—1593. Leipzig: M. Heinsius 1934. (XIV, 897 s.) gr- 8°. =

heit des Christus auf die menschliche Existenz in ihrer Quellen u. Forschungen zur Reformationsgeschichte. Bd. XIX.

jeweiligen Situation und nur aus dieser heraus zu inter- RM 65—.

pretieren. Mit dein nunmehr vorliegenden zweiten Band (1527

Der zweite und kürzere Hauptteil (5. Kapitel) bietet | bis l?93) der Briefe und Akten zum Leben Oekolampads

dann die systematische Zusammenfassung und Auswer- I !s* dieses vorzugliche Quellenwerk, dessen ersten Band

tung der Ergebnisse und zwar in einzelnen Thesen, l ich ThLZ. 1928, Sp 371/373 anzeigen konnte, abge-

die Verf. jeweils in kritischer Auseinandersetzung mit , schlössen; zwar erst 1934 und nicht wie geplant, 1931,

der in Breite herangezogenen Lutherforschung entwickelt. ! aber doch noch vor dem ursprunglich zur Voraussetzung

Hier liegt zweifellos das interessanteste Stück der Ar- > <£s Erscheinens gemachten vollständigen Abschluß der

beit vor! 1 Herausgabe des Zwingli-Brietwechsels und der Basier

_ ' _ , . . -i._j.j- w/-j i j ■ Reformationsakten.

Das Ergebnis ist zunächst die Widerlegung der ; Wje de_ ^ Band SQ ent.häM auch die Forlfuh.

These von G. Jacob von dem ausgesprochenen Gegen- ;„ i]nen mnd 580 Nuinmern sehr verschiedenen

satz der vorreformator.schen theologia crucis des jungen ; Um% den Briefwechsel Oekolampads (seit 1527),

und der theologia ab imo des späteren Luther. Verf.
meint vielmehr mit E. Seeberg und mir nur mehr einer
Akzentverschiebung in Luthers Entwicklung das Wort
reden zu sollen. Weit wichtiger aber ist das Folgende:

die Vorreden, Widmungen, Einleitungen, Nachworte u. ä.
zu eigenen und fremden Schriften, Voten und alle auf
Leben und Werk Oekolampads und auf das zeitgenössische
Urteil über ihn bezüglichen Dokumente in zeitlicher

Verf glaubt den Schlüssel zum grundsätzlichen Ver- ; Fol de_ Dokumiente selbsst nicht in der chronologischen
standnis der Christologie Luthers gefunden zu haben in Ab£, de_ Leben_ Oekolampads; daher sind die von
seinem ui produktivem Mißverstehen des mystischen mjr - ß ThLZ 1Q28 § 3^ vermißten Daten über
Exe mplu Inbegriffs kontierten E xe m pl argedan- j die Anfänge aus der ,;wz!en vita von Ca ito erst jetzt
ken, der übrigens auch in der Scholastik (z. B Thomas) | m Nr Q?f m finden Dje Editi0nsgrundsätze sind die
eme bedeutsame wenn dort auch nur spekulative Rolle gl,eichen w|,e in Band

spielt. Die Bedeutung des Exemplargedankens liege nicht _ . .. . . , ... , . „ . . l

nur darin, die Gegenwärtigkeit des vergangenen Jesus ver- I Das reformationsgeKhKhthcbe Allgemeininleresse ist
ständlich zu machen, sondern auch den Sinn des luthe- , an dem vorliegenden Band noch starler als an seinem
rischen „Christus für uns" als unmittelbaren Ausdruck Vorgänger. Nicht nur die z. T schon anderwärts ver-
der Glaubenserfahrung zu verstehen in scharfer Abgren- ; °{^ihc^ Beitrage zur Abendmablskontroverse seit
zung gegen allen Historismus und Dogmatismus. „Der j b21 "l^m 8™?«" Br'^ an Melanchthon von Juli/
Glaubi findet in dem Leben des einmaligen vergangenen August 1529 (Nr. 680), sondern auch die Matena-

Christus in Menschwerdung, Kreuz und Erhöhung exem- I b?a zu™ 11Verha"ni? Oekolampads zu W. Capito, Cry-
plarisch die Heilswirksamkeit Gottes und die Heils- I naus Halter und besonders zu M. Butter, dem Oeko-
wirklichkeit des Menschen vertreten und vermag infolge amPad s/ch in fortschreitender Distanzierung von Zw.ng-
dieser exemplarischen Einheit den geschichtlichen Jesus h "ahert. ~ der s^.r rei.c.he_.Brlcfwf "ut .Zwln?"
mit der ewig gegenwärtigen Gotteswirklichkeit und selbs* wrrd planmäßig mit Rucksicht auf die Ausgabe
Heilswirklichklit !u identifizieren." ™ Zwi'igli-Bnefwecnsel nur in Regesten geboten -,

_ . , , . . . . , ..... . die Briefe und Voten zur Auseinandersetzung mit den

Es ist hier nicht entfernt möglich, ein nur aus ge- Taufern und mit Servet (Nn 765. 8Q6) und zu Oeko-
nauer Lexture zu gewinnendes Bild von dem Fleiß des | iampads Bemühungen um die Waldenser (Nr. 787.788),
Verf seiner Kenntnis der Literatur und der. Reife seines | um dje Reformation in Ulm (z. B. Nr. 922), um das
Urteils zu geben Zum Ganzen mochte ich hier nur ; ki.rchiiche Verhältnis zwischen Basel und Bern, alles das
bemerken, daß ich Thimmes Intuition des Exemplarge- 1 wird mit Dank für die mustergültige Edition vertieft
danken« ganz ausgezeichnet finde als Schlüssel zum Ver- | ausgewertet werden können. Besondere Aufmerksamkeit
standnis der Chris ologie Luthers daß mir dagegen die vei.di,ent Oekolampads Ideal der Gemeinde-Kirche, das
konkrete Entwickelung dieses Gedankens weniger ge- 1 dazu führt innerhalb des Staatskirchentums der Schweischickt
erscheint. Sie gibt nach meinem Eindruck keine | zer Reformation mit Hilfe der Einrichtung der Kirchenrestlos
eindeutige Stellungnahme zu der m. E. für Luther zucht und der für ihre Handhabung erforderlichen Orga-
ganz entscheidenden Frage die ich einmal bewußt j ne der Kirch,e ein(e gewisse Autonomie zu verschaffen
schroff so formulieren darf: hat Luther sein neues Ver- , (vgl bes Nr 750 925a) E. S t ä h e 1 i n hat in seiner
standnis der mstitia Dei in Christus (nachträglich) hin- ; Gedächtn,isrede (Das Reformationswerk Oekolampads.
einprojiciert - Christus als (dann natürlich kontmgen- | Berrl Gotthelf-Vlg., 1932, 29 S.) kurz darauf hingewie-
tes) Symbol oder Ideogramm der mstitia Dei - oder sen wie bedeutsam diese in Basel selbst nur teilweise
aber ist nicht vielmehr umgekehrt dies reformatorische ; verwirklichten Bestrebungen am Anfang einer Linie ste-
Verstandnis der mstitia Dei we se n s notwe n d ig ge- , h€n, die über Ulm und Straßburg nach Genf führt, zu
bunden an das Glaubensverstandnis des Christus? 1 den Ordonnances ecclesiastiques.
Daß nicht nur die größere oder kleinere Geschicklichkeit I »„., KT . . , , ... ^ , , . ~.

der Darstellung, sondern eine letzte systematische Un- , M ^9o7^ Joho °ast DveJtntt Oekolampad finden

klarheit des Verf. Schuld trägt an meiner Ausstellung, ; f *das. Le^? ,des, Ba,|ler Reformators unmittelbar be-
hat mir der ursprüngliche Schluß der Arbeit gezeigt < trf*™d™ äS^flft rE£"i ZwlS.che" ^ 9^ Ulfnon
den der Verf. auf meinen Rat hin dann einfach fallen sten Nachndtten über Oekolampads Tod und Nr. 1029
gelassen hat a einer akademischen Rede des Amandus Polanus auf

B ' Oekolampad, 1593, mit der der Band schließt, zugleich

Zum Schluß möchte ich noch darauf verweisen, daß also mit dem durch Polanus geschehenen Hinweis auf
der Verf. das, wie er S. 167 selbst bemerkt, seiner Kon- Bezas Urteil über Oekolampad: y.nr &loyjv theologus, in-
zeption sehr nahe Buch von Vogel sang über den an- teressieren besonders die Mitteilungen über Oekolampads
gefochtenen Christus bei Luther nicht mehr mit berück- Frau, Wibrandis Rosenblatt. Nach Oekolampads Tod
sichtigen konnte. Daß seine Arbeit einen gerade unter hat sie bekanntlich Capito und nach dem Pestjahr 1541,
theologischem Gesichtspunkt erfreulichen Beitrag zur | das in die Straßburger Reformatorenfamilien so unerbitt-