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Ausgabe: | 1935 Nr. 24 |
Spalte: | 446 |
Autor/Hrsg.: | Hofmeister, Philipp |
Titel/Untertitel: | Der Katholizismus in Frankreich 1935 |
Rezensent: | Piper, Otto A. |
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Theologische Literaturzeitung 1935 Nr. 24.
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nur in Michael „Altenburgs heldischer Weise gesungen"
werden. —
K. stellt als erster wohl die Hypothese — mehr ist
es absolut nicht — auf, daß Jacob Fabricius der Dichter
des bekannten Liedes sei. Er wird aber trotz aller Umständlichkeit
diesem Manne weder theologisch noch biographisch
gerecht. Die theologische Betrachtung muß
ausgehen von seinen „35 Fragen" (1631) und seiner
»gründlichen Widerlegung" (1634), sowie von der durch
Fabricius betriebenen Neuordnung des Kirchen wesens
in Franken und in der Rheinpfalz 1631 und 1632. Zum
Biographischen geben die zeitgenössischen Berichte und
Chroniken doch mehr Stoff und Farbe als K. annimmt.
Das Beispiel Nördlingen hat Referent (Gustav Adolf,
deutsche Bilder und Stätten, 1932 S. 14 f.), aber eben nur
als Beispiel bereits herangezogen. Ebenso hat Referent
in seiner kleinen Schrift „Lützen" (1932) S. 12 und
S. 16 des Hofpredigers gedacht und auch unter Nr. 35
S. 31 das bekannte Bild des Mannes gebracht. —
Ganz unerfindlich ist, warum K. den von Johs. Paul,
Gustav Adolf Bd. III (1932) S. 143 erwähnten Bericht
des Hofpredigers über den Tag von Lützen, neuerdings
von Hermann Brulin veröffentlicht, nicht einfach als gegeben
und einwandfrei überliefert hinnimmt sondern auch
hier Probleme sucht, wo wirklich keine sind. — S. 44 unterscheidet
K. zwischen einem Prediger Johs. Müller an
St. Petri in Hamburg und einem gleichzeitigen Senior
Johannes Müller in Hamburg: das ist doch wohl ein
und dieselbe Person: der frühere Wittenberger Professor,
nachmalige Pastor an St. Michaelis in Lüneburg, war
seit 1626 Hauptpastor an St. Petri in Hamburg und
schließlich (1648) Senior Ministerii, der Gegner Johann
Balthasar Schupps, des Hauptpastors von St. Jacobi.
Das alles steht — mit der Tatsache der Predigt vor
Gustav Adolf in Spandau 1631 — einwandfrei gedruckt
bei Schröder: Lexikon hamburgischer Schriftsteller
5 (1870) 417. f. S. 45 ist ausführlich von den
Beziehungen Gustav Adolfs zur Universität Wittenberg
die Rede, weit mehr als das für dies Thema nötig wäre
— warum gedenkt K. mit keinem Worte des Sohnes des
Königs, der damals in W. studierte? — Eine Universität
Halle-Wittenberg gab es damals noch nicht, und das
Archiv der Wittenberger Universität ist auch noch heute
als solches in Halle nicht etwa in das Hallenser Archiv
aufgegangen, sondern gesondert aufbewahrt und durch
Walter Friedensburgs ausgezeichnetes Urkundenbuch der
Universität Wittenberg — nicht Halle-Wittenberg —
(1926 27) gut benutzbar. Auf S. 46 kämen zu den beiden
von Georg Arndt zitierten Arbeiten über Gustav
Adolfs Kirchenordnungen noch weitere Arbeiten desselben
Verfassers über denselben Gegenstand in der
„Wartburg" 30: 1931 S. 73—79 und im Jahrbuch „Sachsen
und Anhalt" 4: 1928 S. 65 ff. Solche Kleinigkeiten
würden wir nicht der Erwähnung wert halten, wenn
nicht K. in diesem Buche einen wahren thesaurus universalis
totius mikrologiäe aufgetürmt hätte, an dem freilich
die Familiengeschichte Altenburg den Hauptanteil
hat.
Berlin. Otto Lerche.
Volmer, P. Ansgar: Bischof Konrad Martin. Kevelaer: Butzon
& Bercker 1935. (198 S.) 8°. Kart. RM 2.85; geb. 3.40.
Die Gestalt Konrad Martins, 1856—1875 Bischofs
von Paderborn, zeitweilig des Vorsitzenden des Bonifatiusvereins
, wird heute wieder lebendig: Versuche einer
„Wiedenereinigung im Glauben" machen sich hier und
da bemerkbar und die Schwierigkeiten in der Überwindung
des politischen Charakters des römischen Katholizismus
, wie er sich in Deutschland entwickelt hat, verschwinden
auch nach dem Konkordat von 1933 nicht von
der Tagesordnung. Von evangelischer Seite hat man damals
, nach dem Scheitern Martins — er wurde 1875
abgesetzt und interniert, er entfloh und wurde verbannt
und starb dann im selbsigewählten Exil 1879 —, darauf
hingewiesen, daß eine „Wiedervereinigung im Glauben"
nicht gleichbedeutend sein dürfe und könne mit einer
„Rückkehr" zur römisch-katholischen Kirche. Weiterhin
aber wurde deutlich, daß die Fülle der geistlichen
Vorbehalte, mit denen die römisch-katholische Kirche
dem Staate auf der seiner Entscheidung und seiner Anordnung
allein überlassenen und vorbehaltenen Ebene
begegnete, für den Frieden der konfessionell gespaltenen
Nation allzu groß war. Dieselben Bedenken macht man
mit Recht auch heute der Person Martins und solchen
Plänen gegenüber geltend. Martin ist durchaus keine
Führergestalt, die in die Zukunft weist, und die auf
evangelischer Seite etwa Beachtung und Verständnis verlangen
darf wie Ketteier und Keppler. —
Das vorliegende, in gesucht volkstümlichen, doch banalem
Tone geschriebene Buch sucht Martin als Idealgestalt
eines deutschen katholischen Kämpfers dahin
zustellen und gebt um die Entrüstung und Abweisung,
die Martin damals in weiten Kreisen gefunden hat —
und auch heute noch finden würde —, vorsichtig herum.
Etwa der Bericht über die 22. Versammlung des Evangelischen
Vereins der Gustav Adolf-Stiftung 1867 S. 137
gibt ein wirkliches Stimmungsbild der damaligen Zustände
.
Berlin. Otto Lerche.
Hof meister, Dr. Philipp: Der Katholizismus in Frankreich.
Paderborn: Bonifacius-Druckerei 1933. (163 S.) 8°.
RM 2.70; geb. 3.60.
Zu den verschiedenen Schriften aus neuerer Zeit,
die vom religiösen Leben Frankreichs handeln, bietet
Pater Hofmeisters Buch eine Ergänzung. Er beschreibt
die Organisation und Verbreitung der katholischen Kirche
in Frankreich. Eine große Fülle Material ist von
ihm zusammengetragen worden und in leicht lesbarer
Form dargeboten. Der erste Abschnitt (S. 13—82) handelt
von der Kirche unter Berücksichtigung der rechtlichen
und organisatorischen Fragen, die das Trennungsgesetz
von 1902 und die Annäherungspolitik seit dem
Kriege geschaffen haben. Ein zweiter Abschnitt (S. 83
bis 136) beschreibt die zahlreichen Organisationen und
Bewegungen, die für die Intensivierung des religiösen
Lebens in neuerer Zeit ins Leben gerufen worden sind.
Ein weiterer Abschnitt (S. 137—147) zählt die bekanntesten
katholischen Theologen und Schriftsteller des
neueren Frankreich auf. Der Schlußabschnitt (S. 149 bis
158) ist den besonderen kirchlichen Problemen des Nach-
kriegs-Paris gewidmet. Die statistischen und bibliographischen
Angaben sind, soweit ich es nachprüfen kann,
zuverlässig, wenngleich zuweilen willkürlich ausgewählt.
Eine tiefere Kenntnis französischen Wesens und der
neueren französischen Geistesgeschichte besitzt der Verf.
offenbar nicht. Er ist da ganz abhängig von den Schlagworten
populärer katholischer Propaganda. Besonders
auffällig ist das bei seiner kurzen Skizze der Reformation
und Gegenreformation in Frankreich.
z. Zt. Swansea, Wales. Otto Piper.
Muckermann, Prof. Dr. Hermann: Die Religion und die Gegenwart
. Grundsätzliches über christl. Welt- und Lebensanschauung
im Anschlul! an Kanzelvorträge in der St. Matthias-Kirche zu Berlin.
Essen: Fredebeul & Koenen. kart. RM 3—; geb. 4—.
Die Schrift des bekannten Eugenikers bietet einen
guten Überblick über die katholische Auffassung von
der Welt („Weit" besonders im naturwissenschaftlichen
Sinn gemeint) und die katholischen Richtlinien für die
Führung des Lebens auf dem Hintergrund der gegenwärtigen
Lage und Problematik. Muckennann verbreitet
sich über: „Jahve und der Sinn des Lebens", „Erlösung
aus sittlichem Siechtum", „Christliche Lebensgestaltung"
„Der Erlöser und das Urgesetz der Ehe", „Christliche
Ehe und Priestertum", „Das Kind und seine Erziehung
im Sinn der natürlichen und übernatürlichen Gottesord-
nung", „Eucharistie und Mandat der Liebe". Was geboten
wird, ist dem mit dem Katholizismus Vertrauten
nicht neu. Einen Konflikt zwischen Kirchenlehre und
Wissenschaft gibt es für M. nicht. Z. B. vereine es