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Ausgabe:

1935

Spalte:

433-435

Autor/Hrsg.:

Meisen, Karl

Titel/Untertitel:

Die Sagen vom Wütenden Heer und Wilden Jägern 1935

Rezensent:

Vorwahl, Heinrich

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES, Göttinnen, und Prof. ü. Dr. GEORG WOBBERMIN, Berlin

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER. GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahreheften. Bearbeitetv.Bibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, u.Lic.H. SEESEMANN,

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich KM 22.50

Manuskripte und gelehrte Mitteilungen iind a u b t c h I i e & 1 i ch an Professor D. BAUKR in Gottingen, Düstere Eichenweg 14, tu senden,
Keiensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewähr für Besprechung von unverlangt ^esandlrn Kcscnsions-
exemplaren, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, kann nicht übernommen werden.

Printed in Germany.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1
60. JAHRGANG, Nr. 24_23. NOVEMBER 1935

Spalte1 Spaltej Spalte

Bruno: Das hebräische Epos (Caspari) . . 438 Kitzig: Gustav Adolf, Jacobus Fabricius Popp: Jakob Böhme und Isaac Newton

Bülck: Praktische Theologie (Knevels) . . 448 und Michael Altenburg, die drei Urheber (Buddecke)................ 442

Dannenbauer- Vom Werden des Deut- des Liedes: Verzage nicht, du Häuflein , jjo.jn,

"annenuauer. vom w« klein ' (Lerche) 444 S c h m i d t: Luther und das Buch der Psalmen

sehen Volkes (Hennecke)......... 433j kleln • Büchel............... 444 (Schinjdtj..................442

r> • Tu l.Liuii Lehmann: Die Hymnen des fayiimanavar L . ^

Deissmann u. Wegener. DieAimen- , > , .Schuster: Das Alte Testament heute

bibel des Serai (Jursch).......... 447| ...................(Duensing).................440

uc • . r>., L-othnii^kmus in Frank Meisen: Die Sagen vom wütenden Heer und , .

Hofme.st er: Der Katholizismus in Frank- (Vorwahl).......... 433|Th°mas V°"lqUn: Die Dcutsche

reich (Piper)................ 440 J * > Thomasausgabe (Piper)..........441

v rw d-iimÄ-p ,-n Hpr Mensch M u c k e r in a ii n : Die Religion und die Ge- ... _,.../.

Karrer: Das Religiöse In Oer Mensch- " _rt tKnla~u 44n!Volmer: Bischof Konrad Martin Lerche 445

heit und das Christentum (Witte) .... 4361 genwart (Knevels)............. 44o

Dannen ba u er, H.: Vom Werden des Deutschen Volkes. Indo- Der Glaube an ein grausiges Heer gehört zu den

germanen, Germanen, Deutsche. Tübingen: J. c. B. Mohr 1935. (38 verbreitesten Vorstellungen volkstümlicher Überlieferung,

s) gr. s°. = Philosophie u. Geschichte, H. 54. Ins höchste Altertum reicht er hinauf, und noch bis in

RM1.50; inSubskr. 1.20. die jüngste Vergangenheit finden sich seine Spuren. J.
Dieser auf Wunsch von Zuhörern veröffentlichte Vor- Grimm erblickte im Wilden Jäger den germanischen
trag erhebt nicht den Anspruch, Neuerarbeitetes zu brin- Kriegsgott Wodan (mythologische Schule), W. Schwarte
gen, bietet aber in seiner gedrängten Form das Wesent- sah die Sage aus Eindrücken entstanden, die Sturm und
liehe zur Feststellung der im Untertitel bezeichneten Gewitter in der Urzeit auf das Gemüt des Menschen aus-
Völkergruppen, mit unwiderleglichen Folgerungen na- übten (meteorologische Richtung), Schönwert-Weininger
mentlich aus der Sprachgeschichte. Vorweg ist die große glaubten an einen geschichtlichen Kern, der in den Wan-
indogermanische Gruppe keine theoretische Konstruk- derzügen der Völkerwanderungszeit zu sehen sei, Laist-
tion; ihre Zweige haben sich nach ihren Wanderungen ner wandte auch auf diese Vorstellung seine Theorie
vom' Ursitze, der Gegend etwa nördlich des Kaspischen der Traumerlebnisse an, Höfler endlich sah in dem VorMeeres
, mit verschiedenen Urbevölkerungen vermischt, stellungskomplex Spiegelungen ekstatischer Geheimkul-
einer im Ostseegebiet und dem südlichen Skandinavien te der Germanen. Der Verfasser skizziert in der Einlei-
mit vorgefundenen Megalith-Leuten (Hünengräber), — tung kurz alle diese Theorien, lehnt aber eine absolute
die Germanen, die in westlicher und südlicher Rieh- Entscheidung für die eine oder andere ab, stellt vielmehr
tung vordringend mit dem (romanisierten) keltischen chronologisch die zahlreichen Zeugnisse für die weite
Zweige zusammenflössen, wie sprachliche und rassische Verbreitung des Stoffes zusammen, die bald nur kurz beUnterschiede
zwischen Süden und Norden noch heute richtend, bald großartig ausmalend die Lebendigkeit die-
erkennen lassen. Auswärtige Kultureinflüsse sind im ses Glaubensgutes beweisen. Von Herodot bis zur Mitte
Weltverkehr, später auch durch die Kirche erfolgt (Chri- des vorigen Jahrhunderts hat der so tief verwurzelte
stiar.isierung der Germanen und Germanisierung des üedankenkomplex seine literarischen Niederschläge ge-
Christentums), und Einflüsse des spätrömischen Staates runden, die Meisen mit geradezu vorbildlicher Vollstän-
auf Verfassung und Wirtschaft der germanischen Völker, digkeit gesammelt hat. Vielleicht wäre noch ein Hinderen
Teik Karl d. Gr. zum deutschen Volk zusammen- weis auf Hermes Psychopompos (Vergl. Götze, Neue
schweißte, unbestreitbar. So stehen wir Deutsche, durch Jahrbücher 1924, 58) und die indischen Marut und
fortgesetzten kulturellen und geistigen Austausch mit der Rudras am Platze gewesen, die L. von Schroeder in
umgebenden Welt, als „Tvpen der Mitte" da, „denen ! Parallele mit dem „wilden Heer" stellte, worin ihm
eine Legierung und Harmonisierung auf höherem Niveau allerdings H. Lommel widerspricht,
gemäß ist" (Formulierung auf einem neuerlichen Kon- j Diese quellenmäßige Zusammenstellung ist nicht nur
greß für Psychologie). Da sich bei der Begeisterung als Materialsammlung erfreulich, sondern sie ermöglicht
für das deutsche Volk und die deutsche Vergangenheit 1 erst, die Entstehung des volkstümlichen Sagenstoffes aus
bedauerliche Unklarheiten herausgestellt haben (S. 5) ! der Gemeinschaft volkstümlichen Glaubens heraus zu
und etwa bezüglich des Ursprungs der Gedankengänge ; verfolgen. Neben der Aufhellung der bei dem vorlie-
des deutschen Mystikers Eckhart noch herrschen (vgl. j genden Material sich aufdrängenden Fragen volkstüm-
S. 38), kommt die Möglichkeit der Gewinnung verbreite- licher Glaubensvorstellungen und sagengeschichtlicher
terer Sachkenntnis durch den vorliegenden Vortrag, der | Probleme gilt es jenen Beziehungen nachzugehen, wie
gegen Schluß auch Literaturnachweise bringt, sehr erwünscht
.

Göttingen. E. Hennecke.

sie zwischen volkstümlichen Gemeinschaftsglauben und
volkshaften Brauchtum bestehen, die Meisen in den wilden
Umzügen zu Fastnacht, Polterabend, usf., sieht,
sicher mit Recht, denn schon Bockel bemerkte, daß der
Meisen, Karl: Die Sagen vom wütenden Heer und wilden Umzug des wilden Heeres für die Fruchtbarkeit des
Jäger. Münster i. W.: Aschendorff 1935. (144 S.) 8°. = Volkskund- kommenden Jahres von Bedeutung ist.
liehe Quellen, H. i. RM 2,95. i Die Herausgeber der neuen Reihe haben mit Recht

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J:rO ÜB.