Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1935 Nr. 23

Spalte:

425

Autor/Hrsg.:

Meier, Fritz

Titel/Untertitel:

Der Kampf um die Erneuerung des christlichen Glaubens 1935

Rezensent:

Siegmund-Schulze, Friedrich

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

425

Theologische Literaturzeitung 1935 Nr. 23.

426

gern" sich hineinstellt in die öffentliche politische Ordnung
(Q5). Es sollte alle, die heute noch gegeneinander
stehen, endlich zusammenführen, wenn über uns gesagt
wird „daß die Bewegung und der Staat uns zur Beschämung
ein tieferes Bewußtsein um die schicksalhafte
Bedeutung eines echten Volkskirchentums gehabt haben
als viele der Theologen und Kirchenchristen" (96).

Dieses wertvolle Buch kann besonders auch dem
Ausland für die eigenen Zusammenhänge von Christentum
und Volkstum beste Dienste leisten. Denn das
Christentum in der Welt muß endlich erkennen, daß
Gottes Handeln mit einem Volk auch seine tiefe
Bedeutung für die anderen Völker hat. Uns ist der Glaube
an die Heilsgeschichte Gottes in der Gegenwart notwendig
. Es kann für Christen der Welt deshalb nur
die eine Losung geben: Nicht gegen, sondern m i t dem
nationalsozialistischen Deutschland.
Leipzig. H. E. Ei senh uth.

Meier, Dr. med. Fritz: Der Kampf um die Erneuerung des
christlichen Glaubens. Dresden: C. L. Ungelenk 1934. (102 S.)
8". = Kirche im Angriff. Brennende Fragen d. Gegenwart, H. 3.

RM 1.50.

Der Verfasser ist Theologe und Mediziner zugleich.
Das eine gibt ihm die Gründlichkeit der geisteswissenschaftlichen
Orientierung, das andere die Fähigkeit, seine
Gedanken so auszusprechen, daß sie auch der Nicht-
theologe versteht. Er schaut die gewaltige Dramatik des
gegenwärtigen Geisteskampfes unter der Perspektive:
Luthergeist oder Aufklärergeist. Für die Einstellung der
Aufklärung hält er vor allem die Anthropologie der
Menschenvergötzung charakteristisch. Plato ist dabei
allerdings zu rationalistisch gedeutet (Tugend nicht Wissen
, sondern Gewißheit!). Seine Grundthese führt der
Verfasser in fünf Kapiteln durch. Er stellt zunächst
die beiden Gegenspieler vor (Aufklärung und Christentum
) und wendet sich dann der Bestreitung des Christentums
durch rassisch-völkische Religiosität zu, die er
als Verbindung eines romantischen Gefühlsrausches mit
rationalistischem Gedankengut charakterisiert. In einem
weiteren Kapitel wird der christliche Kampf mit dem
politischen verglichen und gegen ihn abgegrenzt. Der
Schlußabschnitt bringt einen warmen Appell unter dem
Thema: Christentum im Angriff.

Die Schrift Meiers bietet positives Christentum in
einer weltoffenen Art, in einer Weise vor allem, durch die
das begeisterte Ja zu Adolf Hitler und seinem Werk
ebenso hindurchzittert wie die Ehrlichkeit und Wahrheitsliebe
des Verfassers. Liberalismen und Kompromisse
liegen ihm fern, ebenso aber auch die Einengung
des Gesichtskreises. Dem Fachmann bietet er wenig
Neues — das will er indessen auch gar nicht — aber
interessante Überblicke und Ausblicke, aber in den Händen
der deutschen Volksgenossen, die nicht vom Fach
sind, wird das Büchlein viel Freude, Beruhigung und
Stärkung schaffen können. Darum sei es für eine weite
Verbreitung besonders warm empfohlen.
Leipzig. Fr. Schulze.

Schreiner, Prof. D. Dr. Helmuth : Ehre und Glaube. Völkischer
Menschenglaube im Angriff der Christenbotschaft. Berlin: Wichern-
Verlag. 1934. (120 S.) 8°. RM 2.50.

Das Buch ist ein aus glühendem Herzen geschriebenes
Bekenntnis des Christusglaubens in Abwehr des
neuen deutschen Heidentums. Es ist ein erbauliches
Buch und kann daher den Christen zur Stärkung ihres
Glaubens dienen. Wenn es aber gedacht sein sollte
als Angriff auf den völkischen Menschenglauben, wie
der Untertitel sagt, und es etwa deutsche Heiden in
ihrer Position erschüttern und für Christus gewinnen
will, dann muß man urteilen: Diesen Zweck wird es
kaum erfüllen. Denn es ist eben „Zeugnis" und Glaubensbekenntnis
und als solches prächtig. Aber ein Angriff
muß die Position des Gegners anders angehen.
Das geht nur durch haarscharfe, wissenschaftliche Widerlegung
. So Gutes Schreiner daher auch in dem besten
Abschnitt seines Buches (Vom Heiligtum der Ehre)
gegen Rosenberg sagt, gerade diese „erbauliche" Art,
wie er es sagt, nimmt auch diesen Darlegungen ihre
Stoßkraft. So hat dies Buch schon seinen Wert. Aber
den, den der Untertitel ihm beilegt, hat es nicht.
Berlin. Johannes Witte.

Pfennigsdorf, Oskar: Luthers Katechismus für die deutsche
Gegenwart. Eine deutsche Christenlehre im dritten Reich. Schwerin
: F. Bahn 1935. (176 S.)8°. RM3.80; geb. 4.80.
In berechtigter Freude an den Errungenschaften des
dritten Reiches und im Bewußtsein der in dieser Stunde
der Kirche gestellten Aufgabe einer „deutsch-evangelischen
Vertiefung" der nationalsozialistischen Weltanschauung
bietet Pfennigsdorf Laien und Lehrern eine
„deutsche Christenlehre im dritten Reich" im Anschluß
l an Luthers Katechismus. Er redet praktisch und verständlich
,, um die christlichen Gedanken gegenwartsnahe
zu machen. Immer wieder unterstreicht er, wie
sehr Hitlers Werk nicht nur politisch geholfen, sondern
der christlichen Verkündigung Bahn gebrochen hat;
ja manchmal scheint der Vf. mit einer Art prästabilier-
ter Harmonie zwischen Christentum und Nationalsozialismus
zu rechnen. In der Einordnung des Stoffes ver-
| fährt er oft willkürlich. So redet er von der Kamerad-
, schaftsehe beim 4. und 6. Gebot und von der Jugenderziehung
des Staates beim 5. Gebot. Der Lutherkate-
chismus ist hier wie ein Schrank betrachtet, dessen
Schubladen man beliebig ausfüllt. Und zu kurz kommt
darüber ein Kerngedanke, den Luthers Katechismus in
seinem organischen Aufbau zum heutigen Volksleben
darbietet, nämlich daß zu dem Dienst an der Volksgemeinschaft
(4.—10. Gebot), den wir als Dienst Gottes
treiben müssen (1.—3. Gebot), die Kraft z. T. aus Gottes
Schöpfergaben (1. Art.: ihm zu dienen schuldig bin),
völlig aber aus der Erlösung kommt (2. Art.: auf daß
ich ihm diene). Überschriftsfragen für einzelne Abschnitte
sind gelegentlich ungeschickt formuliert, so wenn
eine Ausführung, daß Gott, wie er in der deutschen Geschichte
, vor allem in Luther und Hitler, erlebt sei, uns
als der Wohltäter entgegengetreten sei, der uns an sich
binde, überschrieben ist: Woher nehmen wir die Kraft.
Gott über alle Dinge zu fürchten, lieben und vertrauen?,
oder wenn über die Darlegung, daß der Schöpfergott
auch die einzelnen Völker und somit auch unser deutsches
Volk geschaffen hat, die Frage gestellt ist: An was
für einen Gott glaube ich als deutscher Christ? Unklarheiten
liegen mehrfach vor, wenn die Innere Mission
als Barmherzigkeit an den Elenden und Kranken definiert
ist, wenn die Geschichte vom barmherzigen Samariter
als Beispiel für Jesu Gesirrnungsethik verwendet
wird, obwohl sie nur Taten darstellt, und wenn im Anschluß
an Luthers Erklärungen zum 9. und 10. Gebot
nur vom Urgrund der Sünde und dem Gewissen geredet
ist.

Oöttingen. J. Meyer.

Leese, Prof. Lic. Dr. Kurt: Das Problem des „Arteigenen" in
der Religion. Ein Beitrag zur Auseinandersetzung mit der deutschen
Glaubensbewegung. Tübingen: J.C.B. Mohr 1935. (VII, 50
S.) gr. 8°. RM 2 .

Das Bändchen ist Albert Schweitzer zum 60. Geburtstag
gewidmet. Es gliedert sich in drei Abschnitte:
1) Die „Einzigartigkeit" der Religionen, 2) Das „Arteigene
" in der Religion, 3) Christentum und Deutschtum
. Diese Abschnitte bergen weniger ein an einem roten
Faden aufgereihtes Ganzes als vielmehr eine Fülle anregender
Behandlungen wichtiger Gegenwartsfragen. So
ist zum Beispiel die Abgrenzung von Rasse (Vererbung
von Anlagen) und Volk (Erwerbung und Tradierung von
Eigenschaften und Gütern) sehr klar, ebenso aber auch
die daraus gezogene Schlußfolgerung, daß Rassen als
solche keine Religion haben, sondern nur Völker (S. 14).
Darum ist die Rasse zwar mitbestimmend für Religion