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Ausgabe:

1935

Spalte:

393-394

Autor/Hrsg.:

Dörries, Hermann

Titel/Untertitel:

Germanische Religion und Sachsenbekehrung 1935

Rezensent:

Witte, Johannes

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, beide in Göttingen

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Hibliopraphiechem Beiblatt in Vierteljahrsheften. Bearbeitetv.Bibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, u.Lic.H. SEESEMANN, Göttingen

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und gelehrte Mitteilungen lind b a ■ i c h I i e 11 i ch an Professor D. BAUER in Güttingen, Düstere Eichenweg 14. zu senden,
Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewähr für Besprechung oder Rücksendung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, kann nicht übernommen werden.

Printed in Germany.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BÜCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1
60. JAHRGANG, Nr. 22 26. OKTOBER 1935

Spalte

Brunn er: Natur und Gnade (Traub) . . 408
Bulgakoff: Social teaching in modern

Russian Orthodox Theology (Schümer) . 403
Diringer: Le iscrizioni anticoebraiche

palestinesi (Hartmann) ..........394

Erdmann: Die Vorgeschichten des Lukas-

und Matthäus-Evangeliums (Fridrichsen) 398

Spalte

Köberle: Wort, Sakrament und Kirche
(Jelke) ...................406

Lei pol dt: Gegenwartsfragen In der neu-
tcstamentlichen Wissenschaft (Michel) . . 396

Mathews: Ein Christ auf den Straßen
der Welt (Merkel).............407

Pfeiffer: Existenzphilosophie (Kesseler) . 405

Spalte

Rademacher: Religion und Bildung

(Kesseler)..................404

Recherches de Science Religieuse (Koch) . . 402
Schleuder: Gennanische Religion (Witte) 393
Sigge: Das Johannesevangelium und die

Synoptiker (Büchsei)............401

Weber: Gottesdienst und evangelische Verkündigung
(Meyer) ............406

Sohlender,J.H. -vonKienle.R.: Germanische Religion.

Religion und Leben der Germanen. Mit 12 Bildtafeln. 5., im Atiftr.
d Reichsstelle z. Förderung d. dtsch. Schrifttums Überarb. Aufl. Berlin
: Karl Voegels 1934. (281 S.) 8°. geb. RM 3.75.

Im Jahre 1928 ist die Verfasserin dieses guten
Buches gestorben. Dali jetzt ihr Werk von der Reichsstelle
zur Förderung des deutschen Schrifttums neu
herausgegeben worden ist, beweist den Wert dieses Buches
. Es gibt ja heute genug rührige Federn, die nur
zu schnell bei der Hand sind, über die Religion der Germanen
zu schreiben. Zunächst sei an der neuen Ausgabe
hervorgehoben, daß sie ein sehr gutes Verzeichnis der |
Literatur gibt und 12 schöne Bildtafeln. Aber wichtiger j
natürlich ist es, daß der Inhalt des Buches selbst gut
ist Und er ist gut. In allgemein verständlicher Sprache
und in sehr anziehender Schilderung kommen die ein- |
zelnen Gebiete der Religion der Germanen zur Darstel-
hing: 1. Der Seelenglaube. 2. Die Naturverehrung.
3. Die Götter (sehr eingehend). 4. Die Vorstellungen
von der Weltschöpfung und dem Weltende. 5. Die germanischen
Opfer- und Festzeiten. Volksfeste in christlicher
Zeit. Was man vermißt, ist ein Abschnitt über die
Sittlichkeit, die ja auch mit der Religion der Germanen
wie mit jeder Religion unlöslich verbunden ist. Was in
den 5 Kapiteln gesagt wird, ist ausgezeichnet. Es fehlt
jeder Versuch, die Religion der Germanen zu idealisieren
oder umzudeuten, was heute leider vielfach so be- !
liebt ist. So wird auch alles das rückhaltlos objektiv
geschildert, was an dieser Religion primitiv ist, z. B.
der Hexenglaube. Widerspruch möchte ich aber doch
gegen einige Punkte erheben. Es wird (S. 206) gesagt,
das Christentum habe zuerst einen erbitterten Kampf unter
Einsatz aller kirchlichen und staatlichen Mittel ge- j
gen die altgermanischen Feste geführt. Es sei aber nicht
gehingen, sie auszurotten. Daraufhin habe man sie zu
kirchlichen Festen gemacht. So ist es tatsächlich nicht
gewesen. Um an ein bekanntes Ereignis zu erinnern.
Papst Gregor I. hat, ehe von Kampf die Rede sein konn- ,
te, an die Missionare in England geschrieben, die alten
Heiligtümer und Feste sollten fortbestehen. Auf Island
wurde es von der Kirche erlaubt, daß die christlichen
Isländer weiter heimlich opfern, weiter Pferdefleisch, I
das Opferfleisch essen durften. Es wird (S. 17) gesagt,
die Nordgermanen seien von germanischen Missionaren
christianisiert worden. Darum seien bei ihnen ;
die Sagas usw. erhalten geblieben. Das klingt so, als
seien wir, die Südgermanen, nicht von germanischen '
Missionaren christianisiert worden. Aber die vielen an-

393

U:B. ; ÜB.

gelsächsischen Missionare, die bei uns missioniert haben,
waren doch auch Germanen. Und Ludwig der Fromme,
der die von Karl dem Großen gesammelten Heldenlieder
zerstörte, war auch ein Germane! So einfach liegen
die Dinge eben nicht. Aber es sind nur wenige
Kleinigkeiten, die an dem Buch auszusetzen sind. Das
Buch als Ganzes gehört zu den besten Werken über die
Religion der Germanien, die es gibt.
Berlin. Johannes Witte.

Diringer, David: Le iscrizioni anticoebraiche palestinesi.

Firenze: F. le Monnier 1934. (xxxi, 361 S. u. 30 Taf.) gr. 8°. =
Pubblicazioni della R. Universitä degli studi di Firenze. Facoltä di
letteie e filos. iii Ser. Vol. ii. L. 80—.

Ein Corpus der althebräischen palästinensischen Inschriften
ist, zumal so lange der entsprechende Band
des Corpus Inscriptionum Semiticarum auf sich warten
läßt, zweifellos ein Desiderat. Das Buch von Diringer
füllt die Lücke in durchaus erfreulicher Weise aus. Den
Umfang grenzt Diringer so ab, daß er die Denkmäler
der ersten Hälfte des ersten vorchristlichen Jahrtausends
aufnimmt, wobei die untere Grenze nicht zu streng genommen
sein soll, aber jedenfalls die Zeit des späteren
Judentums ausgeschlossen bleibt. Zwar sind nicht ganz
wenige Denkmäler außerhalb Palästinas gefunden, manche
in beträchtlicher Entfernung; aber Vf. nimmt auch
bei diesen im Wesentlichen an, daß sie in Palästina entstanden
sind, sofern sie deutlich die Sprache des alten
Palästina aufweisen. Im Grunde ist die Abgrenzung
wohl so zu verstellen, daß die Arbeit die Denkmäler einschließt
, die israelitischen Ursprungs sind, so daß die
moabitische Mesa-Inschrift ausgeschlossen bleibt, während
andererseits die Aufnahme des wahrscheinlich am-
monitischen Siegels des Adoniphelet, als der vielleicht
einzigen ammonitischen Inschrift, ausdrücklich entschuldigt
wird (S. 253). Daß auch bei manchen anderen
Denkmälern die israelitische Herkunft nicht über jeden
Zweifel erhaben ist, hebt Diringer selbst hervor. Referent
empfindet diese Zweifel da und dort wohl noch
stärker, doch erkennt er Diringer's Grundsatz, lieber
alle die Stücke aufzunehmen, bei denen israelitischer
Ursprung vertreten wurde, durchaus als berechtigt an.

Der Verfasser behandelt den Stoff in sieben Hauptabschnitten
: 1) Tafel von Gezer; 2) Ostraka; 3) Inschriften
der Gegend von Siloah (vor allem Tunnel-Inschrift
); 4) Krugstempel; 5) Siegel; 6) Gewichte und
Maße; 7) Miscellanea (Steinmetzzeichen und vereinzelte
sonstige Aufschriften). Das Material ist, wie bekannt,

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