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Ausgabe:

1935

Spalte:

391

Autor/Hrsg.:

Clemen, Carl

Titel/Untertitel:

Grundriß der Religionsphilosophie 1935

Rezensent:

Merkel, Franz Rudolf

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Seite 1

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391 Theologische Literaturzeitung: 1935 Nr. 21. 392

Vollendung entgegen zu führen. Was er uns bisher ge- ' NOeseh. Valentin: Die Geschichte der Schweizer Mission in

schenkt hat, verdient schon den ehrenden Dank der S,udaf"ka ™n, lh.r9e" *nme*l ^nrfl.0e^wa,?w Ä°nrich'kT'""

,v,. , A in ,. , , , .____ dererverlag 1933. (2d9 S. in. 64 Abb.) 8. RM4.50: geb. 6 — .

Wissenschaft und aller für die letzten Fragen des Lebens Ein W€rtvolier Beitrag zur Geschichte der Mission

interessierten. j iiegt n;er VOT) namentlich deshalb weil die Schweizer

Hal,e- O. Heinzelmann. | Mission in Südafrika und ihre Arbeitsgebiete bei uns bis-

; her weniger bekannt sind. Der Verfasser beschreibt auf

Clemen, Prof. D. Dr. Carl: Grundriß der Religionsphilosophie. ' Grund des ihm zur Verfügung stehenden Materials sehr

Bonn: L. Röhrscheid 1934. (Iii, 175 S.) gr. 8°. RM 6.50 j ausführlich die Anfänge der waadtländischcn Freikirche

Der Gedanke, eine Religionsphilosophie auf reli- auf dem Missionsgebiet in Südafrika, sowie die mancherlei

gionsphänomenologischer Grundlage zu schreiben, lag I Schwierigkeiten und Hemmungen der Entfaltung bei den

nach der unvollendet gebliebenen Studie von Paul Gloatz ; verschiedenen südafrikanischen Stämmen im Gebiet von

.Spekulative Theologie in Verbindung mit der Religions- | Transvaal und Portugiesisch - Mozainbique. Besonders

geschichte', I. Bd. (1883) nahe und wenn der Ver- ausführlich verbreitet er sich über den Bantustamm der

fasser ein so gründlicher Kenner der Religionsge- 1 Thonga unter Benützung des einzigartigen Werks von

schichte ist wie der Bonner Altmeister Carl Cle- I dem Missionar dieser Gesellschaft D. Henri A. Junod

men, dann darf auch dieser Versuch allseitiger Be- | ,The Life of a South African Tribe' (2. Aufl. 1927);

achturag sicher sein. Nach dem üblichen EinteilungSr | neben diesem zweibändigen Werk veröffentlichte der-

schema: , Wesen' — ,Ursprung' — .Wahrheit der Reli- 1 selbe Verfasser aus seiner Arbeit Lieder und Erzählungen

gion' werden die einschlägigen Probleme zusammenge- ! der Ba-Ronga (.Chants et Gontes des Ba-Ronga'; ,Nou-

faßt, während die ,Einleitung' eine Art Dachdefinition ! veaux Contes Ronga') und faßte die Ergebnisse seiner

der Religion als „Glaube an übernatürliche Mächte" und eindringlichen Studien in der allgemeinverständlich ge-

das diesem Glauben „entsprechende Verhalten" zu ge- haltenen Schrift: .Zidji. Etüde de moeurs indigenes sud-

ben versucht; freilich soll dabei nicht nur die Theologie, africaines' (deutsch Sidschi, Lpzg., 1911) zusammen. Über

sondern auch die Mythologie sowie die Magie nicht zur den Stamm der Ba-Ronga besitzen wir von H. A. Junod

Religion gerechnet werden, was kaum allgemeine Zu- auch eine Monographie ,Les Ba-Ronga' nebst wichtigen

Stimmung finden dürfte. Auf Grund seiner eingehenden linguistischen Darstellungen. Die Vereinigung der Frei-

Untersuchung über die ,Urgeschichtliche Religion. Die kirchen der welschen Schweiz in der Waadt kam auch

Religion der Stein-, Bronze- und Eisenzeit' (1932) be- der Mission zu gut, da ihr die .Mission des eglises

ginnt der Verfasser seine Darstellung mit einer Analyse , libres de la Suisse romande' angeschlossen wurde und

der urgeschichtlich^primitiven Religion, in der „als über- , sie die Unterstützung der unabhängigen Freikirchen von

natürliche Mächte zuerst die Toten betrachtet wurden, Genf und Neuenburg fand. Auch zu der französischen

später gewisse Teile der Natur, neben denen aber auch Mission (Fr. Coillard am Sambesi) trat sie verschiedent-

andere solche Mächte" (Fetische, Quellen, Flüsse, Erde, lieh in Beziehung. So sehr sich V. Nüesch bemüht hat,

Himmelskörper, Bäume, Tiere) angenommen werden, alles Wissenswerte beizubringen, es wäre doch auch eine

„dann Geister, einzelne Menschen schon bei Lebzeiten Biographie H. A. Junods sowie eine sorgfältigere und

und ebenfalls wieder nach ihrem Tode, während unter j ausführlichere Angabe der literarischen Arbeiten der

den eigentlichen Gottheiten einzelne als die höheren:, i Missionare erwünscht gewesen. Die Ausstattung des

höchsten und schließlich einzigen angesehen wurden. Buchs in Druck und Abbildung ist ganz vorzüglich.

Namentlich auf die älteren übernatürlichen Mächte wur- | München. R.F.Merkel,
den auch einige Grundsätze der Magie angewandt und

durch den Kultus ein Einfluß auszuüben versucht; an
die Stelle jenes tritt je länger je mehr das sittliche Verhalten
, an das die Liebe und Gnade der Gottheit doch

L'Houet, A.: Psychologie des Bauerntums. 3., neub. n. ergänzte
Aufl. Tübingen: J. C. B. Mohr 1935. (VIII, 368 S.) gr. 8°.

RM 3 — ; geb. 4.80

Aus nunmehr 41 Jahren Amtszeit als Pfarrer unter

schließlich nicht gebunden bleibt" (S 99) In dem Ab- Bauer„ entstanden darf das vorliegende Buch den Anschnitt
über ,den Ursprung der Religion; werden die | spruch darauf erheben, die Gemeindekunde für Bauern-
einzelnen Theorien (soziologische, illusionistische, posi- j gemeinden zu sein. Ein starker optimistischer Zug weht
tivistische Erfahrungstheorie) mit reichen Belegen vor- ! wieder durch die 3. Aufl. deren Vorwort denn auch mit
gefuhrt, woran sich die Kapitel über ,die religiöse An- einem „Endlich" beginnt im Hinblick auf die Ereignisse
läge' und ,die religiösen Intuitionen' schließen, in denen des iahres 1933. jn sieben Abschnitte wird der um-
vielleicht die psychologischen Momente hätten ausführ- fan.greiche Stoff gegliedert (Umwelt, Natur, Religion,
hcher berücksichtigt werden können. In kurzen Zügen < Moral, Vergleiche, Unterschiede, Ausblick). Bei alter
berichtet der Vf. sodann über die tlieologisch-philosophi- | Gelegenheit des Inhalts gibt angenehme, oft originelle
sehen Beweise für,die Wahrheit der Religion' (Schrift-und i Sprachform dem Buch fast etwas Feuilleton istisches. Das
Traditionsbeweis, Seins-Metaphysik), beschreibt die Leh- ist bei einem Buch aus dem Leben und für das Amts-
re ,des Pragmatismus' und ,der Wertphilosophie', die ^ben kein Tadel sondern ein Vorzug. Im Einzelnen wird
»phänomenologische' Richtung in ihrer Bedeutung für j man Di,eses ,oder jenes anders sehen als der Verfasser,
die Existenzialanalyse sowie das von Heim und Barth ; der in erster Linie niedersächsisches Bauerntum im Auge
vertretene ,Konkordanzpostulat'. Über die Fülle der Pro- i hat aber das Typische ist gut herausgearbeitet. Freilich
bleme, die sich um die Themen .Naturwissenschaft und i eine solche Definition von der Theologie, wie sie S. 202
Gottesglaube', ,Gesehichtsphilosophie und Gottesglaube' [ m estn ist: „Theologie ist eine Sammlung all des
und .persönliche Erfahrung und Gottesglaube' gruppie- I menschlichen Räsonnements. das jedesmal die Menschren
orientieren die letzten Abschnitte und schließen mit j n€it angestellt hat, wenn in ihrer Mitte einmal wahre
einer apologetischen Begründung .der Überlegenheit des Religion entstand . . . darüber ist dann jedesmal eine
Christentums' unter Hinweis auf Troeltsch und Wobber- J Last Von Wissenschaft entstanden", sollte einem Theo-
mm. Da die Schrift wohl als Abriß zu Vorlesungen ur- j logen selbst dann nicht aus der Feder fließen, wenn
sprunglich gedacht war, so erklaren sich daraus auch die er eine Psychologie des Bauerntums zu schreiben unterlauf
igen Vor- und Ruckverweise (wie z. B. S. 34 f.), njmmt. Doch das soll nicht hindern, die große Förde-
die nicht immer gleich auffindbar sind. Dem unermud- ! rung anzuerkennen, welche die Praktische Theologie
liehen Verfasser gebührt Dank für diese reife Gabe aus , für das Gebiet der Volks- und Kirchenkunde durch dies
jahrzehntelanger mühevoller Arbeit! | w€rk erfahren hat.
München. R.F.Merkel. I Wittenberge. Wilhelm Sch olz.

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 26. Oktober 1935.

I. v. W. g. — Verantwortlich: Prof. D. W. Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 14.
Verlag der J. C. H i n r i ch s'schen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg.